Grundlagen des Galicischen

Für jemanden der bereits Spanisch oder Portugiesisch spricht, wird das Erlernen dieser schönen Sprache, die über 100 Wörter für „Regen“ kennt, nicht besonders schwer sein. Allerdings braucht man keine Spanisch- oder Portugiesischkenntnisse, um sich die Grundlagen der galicischen Sprache anzueignen.

Zu aller erst sollte man sich natürlich mit der Aussprache vertraut machen. Für deutsche Muttersprachler kann es zu Schwierigkeiten bei bestimmten Lauten kommen (wie z.B. das gerollte r), aber es ist alles nur Übungssache. Die meisten Laute des Galicischen gibt es auch im Deutschen, jedoch sollte man darauf achten, insbesondere die Konsonanten /b,p,d,t/ „weicher“ auszusprechen (ohne Aspiration). Besonders wichtig im Galicischen ist die richtige Aussprache der offenen und geschlossenen Vokale (e und o), denn neben der Tatsache, dass diese Unterscheidung bedeutungsunterscheidend sein kann (z.B. come [kɔme̝] – ‘er isst’ ≠ come [kome̝] – ‘iss!’), macht sie auch den Klang des Galicischen aus. Vokale sind im Galicischen immer kurz, d.h. man sollte also vor allem bei e, i und o darauf achten, sie nicht so lang wie im Deutschen auszusprechen. Dies gilt allerdings für nahezu alle romanischen Sprachen: Da das Deutsche in betonter Position nur ein langes /e, i, o/ kennt (z.B. ‘eben’ [ˈeːbm̩], ‘ihr’ [ɐ̯] oder ‘Ofen’ [ˈoːfn̩]), muss man sich im Deutschen die Länge dieser Vokale in unbetonter Position angucken, um die richtige Aussprache zu lernen (daher habe ich auch in den Beispielen nur solche Wörter angegeben). Jetzt folgen die Tabelle mit den galicischen Lauten und der Aussprache der einzelnen Buchstaben mit ihrer deutschen Entsprechung (falls es sie gibt) und einigen Beispielen. Auf eine Transkription ins Deutsche werde ich hier aber verzichten (damit meine ich Sachen wie „oxalá“ klingt wie „oschalá“):

In der betonten Silbe können /a, e, ɛ, i, o, ɔ, u/ vorkommen; ob ein <e> oder <o> offen oder geschlossen ausgesprochen wird, kann man aber leider meistens nicht an der Schrift erkennen. Allerdings gibt es ein paar Regeln, die zwar nicht alle Möglichkeiten umfassen, aber immerhin einen Rahmen bieten, um zu wissen, wann welcher Vokal nun offen oder geschlossen ausgesprochen werden muss. So werden <e> und <o> als /ɛ/ und /ɔ/ realisiert, wenn sie vom lateinische æ, ĕ oder ŏ abstammen: pŏrtam > porta [ˈpɔr.ta̝] – ‘Tür’, fĕrrum > ferro [ˈfɛ.ro̝] – ‘Eisen’. Im Spanischen wurden diese Laute zu den Diphthongen <ie> und <ue>, d.h. wenn man Spanisch kann, kann man die meisten dieser Diphthonge einfach ersetzen: puerta = porta; hierro = ferro; siempre = sempre; suerte = sorte. Außerdem werden sie offen ausgesprochen, wenn ein Substantiv auf -el, -ol/-eis, -ois; auf betonten Vokal (z.B. mit Akzent: pé, avó); auf -encio/-encia/-enza; auf -elo/-ela; -ola; -ocho, -ocha/ -ote, -ota oder -oz endet. Bei Verben ist es komplizierter. Am besten man sucht das entsprechende Verb hier, klickt auf „Conxugar“ und guckt sich die Aussprache der gesuchten Formen an (die offene Aussprache wird dort extra angegeben). <E> und <o> werden dagegen geschlossen ausgesprochen, wenn das Wort auf -és/-esa; -edo; -eza; -ello/-ella; -oso; -ón/-ona; -or; -oño; -eo oder -ollo endet. Natürlich sind das aber nur grobe Richtlinien.

In der Tabelle wird dem einen oder anderen zudem aufgefallen sein, dass die unbetonten Vokale am Wortende etwas anders aussehen. Das liegt daran, dass unbetonte Vokale am Wortende dazu tendieren, „neutralisiert“ zu werden. Das Zeichen unter dem /a, e, o/ bedeutet, dass sie angehoben werden. Das heißt, ein unbetontes /a/ am Wortende klingt eher wie [ɐ] (wie er in „oder“ [ˈo.dɐ]), ein unbetontes /e/ am Wortende klingt eher wie [ɪ] (wie kurzes i in „bitte“ [ˈbɪ.tə]) und ein unbetontes /o/ am Wortende klingt eher wie [ʊ] (wie kurzes u in „Butter“ [ˈbʊ.tɐ]). In der traditionellen galicischen Phonologie werden diese Laute als [a̝], [e̝] und [o̝] transkribiert, wahrscheinlich um sich vom Portugiesischen zu unterscheiden. Allerdings kann man [ˈfɛ.ro̝] genauso gut als [ˈfɛ.rʊ] transkribieren, und das machen auch die meisten internationalen Sprachwissenschaftler (auch ich werde sie von nun an so transkribieren).

Hier die häufigsten Diphthonge (es gibt allerdings noch mehr):

Wie man sieht, ist es etwas schwierig eine tatsächliche Entsprechung im Deutschen zu finden. Trotzdem sollte die korrekte Aussprache für niemanden ein Problem darstellen, denn die einzelnen Laute kennen wir im Deutschen; das einzige, was man nun machen muss, ist sie nacheinander auszusprechen.

Und jetzt die Konsonanten:

Wie in den anderen romanischen Sprachen der Iberischen Halbinseln – aber auch im Okzitanischen Südfrankreichs – werden /b, d, g/ zwischen Vokalen und hinter den meisten Konsonanten zu [β, ð, ɣ] lenisiert. Das ändert aber nichts an der Bedeutung oder Verständlichkeit eines Wortes. Das ll sollte immer als [ʎ] realisiert werden, allerdings hört man auch immer öfter [ʝ], was auf den Einfluss des Spanischen zurückzuführen ist. Charakteristisch für das Galicische ist der Laut [ŋ]. Das heißt nicht, dass es ihn in anderen Sprachen nicht gibt (z.B. span. tengo [ˈteŋ.go]; dt. singen [ˈzɪŋ.ən]), jedoch ist seine Häufigkeit und Verteilung innerhalb der Wörter im Galicischen einzigartig. Er kann entweder am Silbenende (z.B. inmune [iŋˈmu.nɪ] – ‘immun’; banco [ˈbaŋ.kʊ] – ‘Bank’), am Wortende (fast immer; z.B. ben [ˈbɛŋ] – ‘gut’; alguén [alˈɣɛŋ] – ‘jemand’) oder eben als Digraph <nh> vorkommen (z.B. algunha [alˈɣuŋ.ɐ] – ‘irgendeine’; ningunha [niŋˈguŋ.ɐ] – ‘keine’). Jeder, der diesen Laut nicht richtig ausspricht, wird sofort als Nicht-Muttersprachler entlarvt. Außerdem bewirkt dieser Laut, dass der vorige Vokal nasaliert wird, was aber normalerweise nicht in der Lautschrift wiedergegeben wird: unha [ˈũŋ.ɐ], fun [ˈfũŋ] – ‘ich ging’, nazón [naˈθõŋ] – ‘Nation’. Für gewöhnlich werden alle Vokale, die vor oder hinter einem nasalen Konsonanten (/n, m, ɲ, ŋ/) stehen, mehr oder weniger stark nasaliert; allerdings wird das in der Lautschrift nicht wiedergegeben, da es nicht bedeutungsunterscheidend ist (z.B. xoaniña [ʃwãˈnĩ.ɲɐ̃] – ‘Marienkäfer’, antes [ˈãn.tɪs] – ‘bevor/ vorher’, cama [ˈkã.mɐ̃] – ‘Bett’).

Generell kann man sagen, dass oft dort, wo im Spanischen und Portugiesischen ein <ge, gi> oder <j> steht, im Galicischen ein <x> steht. Das hat historische Gründe, die ich im Beitrag über das Galicische erklärt habe (hier). In diesen Fällen wird es immer als [ʃ] („sch“) realisiert (z.B. coxo – ‘hinkend’, anxo – ‘Engel’, xogo – ‘Spiel’, xente – ‘Leute’, xirafa – ‘Giraffe’, xeografía – ‘Geografie’, etc.; Vergleich: span. cojo/ pt. coxo, span. ángel/ pt. anjo, span./pt. gente, span. juego/ pt. jogo, span./pt. girafa, span. geografía/ pt. geografia). Auch in den Ortsbezeichnungen wird das <x> immer wie „sch“ ausgesprochen (z.B. Sanxenxo, Laxe, Xinzo, Rianxo, Muxía, Arteixo, Boqueixón, etc.). Ausnahmen stellen die Wörter lateinischen oder griechischen Ursprungs dar, die erst später ins Galicische entlehnt wurden (sogenannte Cultismos – Buchwörter), und bei denen die Aussprache des <x> dann [ks] ist: exame [ɛˈksa.mɪ] – ‘Test, Prüfung’; próximo [ˈpɾɔ.ksi.mʊ] – ‘nächster’; exterior [eks.tɛˈɾjoɾ] – ‘äußerlich’. Andererseits gibt es Wörter, die im Spanischen <j> haben, im Galicischen/ Portugiesischen aber ein ll(bzw. -lh- im Portugiesischen), wie z.B. muller (span. mujer – ‘Frau’), coello (span. conejo – ‘Kaninchen’), allo (span. ajo – Knoblauch) oder ollo (span. ojo – ‘Auge’).

Auch wenn ich hier nur die Standardsprache beschreibe, die man vor allem in den Medien hört, möchte ich noch kurz auf zwei dialektale Variationen eingehen, die ziemlich wichtig sind. Diese Variationen betreffen die Aussprache von <g> und <za, ce, ci, zo, zu>, die im Standard ja [g] und [θ] ist.

Im grünen Teil kommt die Gheada vor. Im Türkisen nicht.

Das erste Phänomen heißt Gheada und beschreibt die Aussprache von [g] als [ɦ], [h], [ħ] oder [x]. Das [h] entspricht dem deutschen h, das [x] dem spanischen j (achLaut). Für [ħ] und [ɦ] gibt es im Deutschen keine Entsprechung: [ħ] ist der Laut, den man macht, wenn man eine Brille anhaucht, [ɦ] entspricht der britischen Aussprache des h in behind [bɪˈɦaɪ̯nd]. Wichtig ist aber nur zu wissen, dass das <g> auch als [h] oder [x] realisiert werden kann: gato [ˈha.tʊ]/ [ˈxa.tʊ] – ‘Katze’; grande [ˈhɾan.dɪ]/ [ˈxɾan.dɪ] – ‘groß’; galego [haˈle.hʊ]/ [xaˈle.xʊ] – ‘galicisch’. Wäre es eine Randerscheinung, würde ich es hier nicht erwähnen. Aber die Gheada kommt in der gesamten Westhälfte Galiciens vor, auch in den größten Städten der Region wie Santiago, Vigo, A Coruña oder Pontevedra. Es ist eine legitime Variante von <g> und wird daher nicht in der Schriftsprache wiedergegeben. Allerdings kann man den Laut als <gh> schreiben, wenn man explizit auf diese Aussprache hinweisen will (ghato, ghrande, ghalegho).

Seseo Explosivo in den dunklen Teilen. Seseo Implosivo im helleren lilafarbenen Teil; und im restlichen Galicien kein Seseo

Das andere Phänomen ist der Seseo. Dieses Phänomen kennt man auch im Spanischen und es beschreibt die Aussprache von [θ] als [s]. Kommt diese Aussprache überall im Wort vor, nennt man es Seseo Explosivo. Es ist nicht ganz so verbreitet wie die Gheada, es beschränkt sich hauptsächlich auf die Westküste Galiciens. Allerdings gibt es noch den Seseo Implosivo, d.h. dass nur ein [θ] am Wortende als [s] realisiert wird (z.B. dez [ˈdɛs] statt [ˈdɛθ] – zehn; paz [ˈpas] statt [ˈpaθ] – Frieden). Der Seseo Implosivo ist weiter verbreitet und umfasst fast die ganze Provinz A Coruña (einschließlich Santiago und A Coruña) sowie den Westen der Provinz Pontevedra. Der Seseo darf aber in keiner seiner Varianten schriftlich dargestellt werden, und kommt in den Medien auch als gesprochene Varietät sehr selten vor, obwohl es wahrscheinlich die ursprünglichste, konservativste Aussprache des Galicischen ist (das [θ] tauchte wohl erst ab dem 16. Jhd. auf).

Die nächste Besonderheit muss man sich nicht merken, da sie eigentlich nur in der gesprochenen Sprache vorkommt und heutzutage fast ausschließlich bei der älteren Landbevölkerung zu finden ist. Allerdings gibt es viele Lieder, wo es als Stilmittel benutzt wird, weshalb es nützlich sein kann, zu wissen was es ist. Ich spreche vom epithetischen <e>, das meist an Infinitive und Substantive gehängt wird. Im offiziellen Gebrauch gilt diesen angehängte e, wo es eigentlich nicht hingehört, als Vulgarismus, also als stark umgangssprachlich. In der Lyrik und in der traditionellen Musik wird es aber sehr oft benutzt, um so die Betonung der Wörter zu verändern und auf die vorletzte Silbe zu verlagern. Dargestellt wird es entweder durch das einfache Anhängen des <e> an das Wort oder durch einen zusätzlichen Bindestrich. Wird das <e> an ein Wort gehängt, das auf n endet, wird das <n> zu <nh>, um die Aussprache als [ŋ] beizubehalten: mar > mare (Meer), comer > comere (essen), corazón > corazonhe (Herz); Xoán > Xoanhe (Johannes); traballar > traballar-e (arbeiten), eu > eu-e (Ich), etc. Manchmal kann auch ein <i> angehängt werden: mamá > mamai (Mama); papá > papai (Papa); verdade > verdá > verdai (Wahrheit; hier gab es zuvor eine Apokope, d.h. einen Wegfall der Endung de). Hier z.B. eine Strophe vom Gedicht „Roxiña cal sol dourado“ (aus Cantares Gallegos) von Rosalía de Castro, einer der wichtigsten galicischen Dichterinnen des 19. Jhds.:

Tiñan as cores do mare
os seus olliños dormentes;
máis doces, máis transparentes;
naide os poidera encontrare,
naide velos, sin amare,
o corasón sin falsía
que por antre eles se vía.
Sie hatten die Farbe des Meeres
ihre kleinen schlafenden Augen;
süßer, transparenter;
niemand konnte sie finden,
niemand sie sehen, ohne das treue
Herz zu lieben,
das man zwischen ihnen sah.

Die Sprachmelodie des Galicischen unterscheidet sich stark von der des Spanischen und ähnelt der der nordportugiesischen Dialekte. Spricht ein Galicier Spanisch, erkennt jeder sofort, dass er Galicier ist. Man sagt oft, dass sie beim Sprechen singen. Bei Aussagesätzen geht die Tonhöhe immer hoch und runter. Da eine ausführliche Erklärung hier aber fehl am Platz ist, möchte ich nur kurz zwei Beispiele zeigen. Einmal einen einfachen Aussagesatz und einmal eine Frage. Es ist charakteristisch für das Galicische, dass die Melodie bei einer Frage zuerst hochgeht und dann immer weiter sinkt. Im Vergleich zum Spanischen oder Deutschen sieht das dann so aus:


Der Teil der Aussprache ist hiermit abgeschlossen. Die Grammatik des Galicischen entspricht eigentlich der des Portugiesischen, was halt daran liegt, dass das Portugiesische ja aus dem mittelalterlichen Galicisch entstanden ist. Allerdings haben sich die galicischen Dialekte auf der einen und der anderen Seite der Grenze unterschiedlich entwickelt. Das Portugiesische übernahm ab dem 13. Jhd. Teile der okzitanischen Orthographie (z.B. <lh> statt <ll> oder  <nh> statt <ñ>), ersetzte die mittelalterlichen Endungen -om/-on/-õ/-an durch -ão (z.B. coraçom/coraçon/coraçõ > coração – ‘Herz’; nom/non > não – ‘nein’; can > cão – ‘Hund’) und behielt einige Laute (besonders die stimmhaften Frikative und Nasalvokale) bei, die im Galicischen verschwanden. Außerdem etablierten sich die südportugiesischen Dialekte, die stark vom Mozarabischen geprägt waren, als Standardsprache, was dazu geführt hat, dass die nördlichen Dialekte, die mit den südgalicischen Dialekten fast identisch sind, marginalisiert wurden. Auf das Kastilische übertragen ist es so, als wären die andalusischen Dialekte zur spanischen Standardsprache geworden. Für jemanden aus Burgos (Nordkastilien) kann es schwierig sein, jemanden aus Cádiz (Südandalusien) zu verstehen, so wie es für einen Hessen schwierig sein kann, einen Franken oder Bayern zu verstehen (ohne dabei auf das Standarddeutsche zurückzugreifen). Auch ein Bayer, der zwar Bairisch und Standarddeutsch spricht, hat große Schwierigkeiten, einen Luxemburger zu verstehen, der nur „Lëtzebuergesch“ spricht und schreibt, obwohl das Luxemburgische, rein linguistisch gesehen, ein westmitteldeutscher Dialekt ist (eng verwandt mit den anderen moselfränkischen Dialekten in Trier, Teilen der Eifel, des Hunsrücks und des Westerwalds, etc.; vom Bairischen ist es allerdings weit genug entfernt, um die Verständlichkeit zu erschweren und durch eine eigene offizielle Rechtschreibung ist es auch von der standarddeutschen Rechtschreibung getrennt, was es politisch zu einer Sprache macht; Beispiel: “fir Grouss a Kleng” – für Groß und Klein).

Diese unterschiedliche Entwicklung ist auch der Grund, weshalb man heute das Portugiesische und das Galicische als zwei Einzelsprachen des galicischportugiesischen Zweigs betrachtet. Allerdings gibt es sowohl in Portugal als auch in Galicien verschiedene Bewegungen, die die Einheit der Sprache verteidigen. Die Anhänger des Reintegracionismo (Wiedereingliederungsbewegung; sehen das Portugiesische und Galicische als zwei Varietäten derselben Sprache an, des Galicisch-Portugiesischen) benutzen eine andere Rechtschreibung (also nicht die der Real Academia Galega, kurz RAG). Diese Rechtschreibung ist der portugiesischen bzw. der galicisch-portugiesischen des Mittelalters sehr viel ähnlicher (z.B. bem statt ben – ‘gut’; coraçom statt corazón; naçom statt nación/nazón; umha statt unha; tenho statt teño – ‘ich habe’; julho statt xullo – ‘Juli’; opiniom statt opinión – ‘Meinung’; versom statt versión – ‘Version’). Die Lusisten gehen einen Schritt weiter und schreiben einfach direkt in der portugiesischen Orthographie (bem, nação, uma, tenho, julho, opinião, versão).

Beide Bewegungen verurteilen die aktuelle Rechtschreibung der RAG, weil sie sich zu stark am Spanischen und nicht an den Ursprüngen der Sprache orientiert. Jedoch sind diese Schreibweisen nicht offiziell und man wird sie in den öffentlichen Medien, etc., sehr selten zu sehen bekommen (die der RAG ist eigentlich de iure auch nicht offiziell, de facto wird sie aber überall im öffentlichen Raum benutzt und in den Schulen gelehrt). Allerdings gibt es viele Vereine, Studentenvereinigungen, vereinzelte Professoren an den Unis und Institutionen, die die reintegrierte Rechtschreibung benutzen (wie z.B. die Associaçom Galega da Língua – kurz AGAL – oder die Academia Galega da Língua Portuguesa, kurz AGLP). Letztere ist zudem Mitglied (als beratender Beobachter, zusammen mit dem „Ministerium für galicische Kultur“ Consello da Cultura Galega) der „Gemeinschaft Portugiesischsprachiger Länder“ (Comunidade dos Países de Língua Portuguesa). Außerdem ist das Internet voll von Blogs, Portalen, etc., die die reintegrierte Rechtschreibung verwenden, weshalb ich zumindest kurz darauf hinweisen wollte, dass es auch Galicier gibt, die anders schreiben.

Innerhalb des Reintegracionismo ist man nun dazu übergegangen, das „Galego Internacional“ zu schreiben, mit einer Rechtschreibung, die sowohl die mittelalterlichen Endungen und galicischen Eigenheiten erlaubt, als auch die portugiesischen Formen (erlaubt ist dann z.B. nom/ não, cam/ cão, versom/ versão, eu dixem/ eu disse, eu comim/ eu comi, etc.). Ihr Ziel ist es – in Angesicht der Tatsache, dass die reintegrierte Rechtschreibung in der Bevölkerung immer noch in der Minderheit ist und mit keinerlei Subventionen von Seiten der Xunta (der Regionalregierung Galiciens) rechnen kann – zu erreichen, dass man in Galicien ein duales Orthographie-System einführt, damit sowohl die Rechtschreibung der RAG als auch die reintegrierte als offizielle Rechtschreibungen des Galicischen akzeptiert werden (ähnlich wie in Norwegen, wo das Norwegische zwei schriftliche Standardvarietäten hat: das Bokmål, das auf dem Dänischen basiert, und das Nynorsk, das auf westlichen Dialekten basiert; z.B. Bokmål/Dänisch ‘Jeg kommer fra Norge’ und Nynorsk ‘Eg kjem frå Noreg’ = “Ich komme aus Norwegen”).

Erwähnenswert ist auch, dass das Galicische eine semioffizielle Amtssprache der EU ist; zwar nicht als eigene Sprache, aber als mündliche Varietät des Portugiesischen. Das bedeutet z.B. dass galicische Abgeordnete im EUParlament Galicisch sprechen dürfen (allerdings nur sprechen, nicht schreiben;  um es schreiben zu dürfen, müssten sie auf die portugiesische Rechtschreibung zurückgreifen) und diese Reden dann von portugiesischen Dolmetschern übersetzt werden. Dieses Recht wurde schon von einigen in Anspruch genommen. In bestimmten Organen der EU ist Galicisch seit 2005 auch als Verkehrssprache anerkannt (z.B. in der Ministerkonferenz, in der Europäischen Kommission oder im Europäischen Ausschuss der Regionen) und darf dort sowohl mündlich als auch schriftlich (in der Norm der RAG) verwendet werden.


Veña ho, agora imos ao conto! Los, jetzt gehen wir ans Eingemachte!

Die Artikel des Galicischen sind:

Generell kann man sagen, dass o, os/ a, as die häufigste Formen der Artikel sind. Die Allomorphe lo, los/ la, las sind nur obligatorisch nach der Präposition por (wegen, am, für, durch, etc.) und nach dem Fragepartikel u (wo): Vai polo carreiro (Er geht auf dem Pfad); Vai pola estrada (Er geht auf der Straße); Paseamos pola cidade (Wir spazieren durch die Stadt); Ulo libro? (Wo ist das Buch?); Ula cadeira? (Wo ist der Stuhl?). Allerdings kann und sollte man, wenn man den Empfehlungen der RAG (Real Academia Galega) folgt, diese Form des Artikels auch in anderen Kontexten verwenden. Optional, aber explizit empfohlen, ist es hinter den Adverben mais (Synonym von „e“: und), todos/ todas (alle), tras (hinter), ambos/ambas (beide) und nach Verbformen, die auf r oder s enden. Wenn der Artikel dann angehängt wird, fällt das r und s weg: ti mailo mozo (du und der Junge); ti maila moza (du und das Mädchen); tódolos mozos (alle Jungs); tódalas mozas (alle Mädchen); tralo monte (hinter dem Berg); ámbolos mozos (beide Jungs); ámbalas mozas (beide Mädchen); comer o polbo > come-lo polbo (den Kraken essen); comes o polbo > cóme-lo polbo (du isst den Kraken); Viches o mozo? > Víche-lo mozo? (Hast du den Jungen gesehen?); Víche-las mozas? (Hast du die Mädchen gesehen?), etc. Wie man sieht, wird der Artikel bei Verben und bei u mit einem Bindestrich angehängt, in den anderen Fällen nicht. Das macht man, um ihn im Schriftbild von den Objektpronomen der 3. Pers. Sg. zu unterscheiden, die ohne Bindestrich angehängt werden und die wir uns später angucken.

Die Artikel können zudem mit den Präpositionen a, con, de und en kontrahieren (dt.: zu + dem = zum; an + dem = am):

Beispiele: Vou ao mercado (Ich gehe zum Markt), Vou á praia (Ich gehe zum Strand), Vou á praia co meu pai (Ich gehe mit meinem Vater zum Strand), Vou á praia coa miña nai (Ich gehe mit meiner Mutter zum Strand), Ela sae da cociña (Sie geht aus der Küche raus), Ela sae do cuarto (Sie geht aus dem Zimmer raus), Estou na praia (Ich bin am Strand); Estou no parque (Ich bin im Park).

Auch die unbestimmten Artikel können mit de, con und en kontrahieren:

Beispiele: Ti es dun pobo pequeno (Du bist aus einem kleinen Dorf), O coche é dunha muller (Das Auto ist von einer Frau), El come cun garfo (Er isst mit einer Gabel), Vou á praia cuns amigos (Ich gehe mit ein paar Freunden zum Strand), Vou á praia cunhas amigas (Ich gehe mit ein paar Freundinnen zum Strand), Vivo nun pobo pequeno (Ich leben in einem kleinen Dorf), Moro nunha casa grande (Ich wohne in einem großen Haus).

Die Personalpronomen des Galicischen entsprechen im Großen und Ganzen den Portugiesischen:

Wie im europäischen Portugiesischen und Spanischen müssen die Subjektpronomen aber nicht erwähnt werden. Sie dienen eher zur Verstärkung der Aussage. Auch zur Verstärkung dienen die Präpositionalpronomen (stehen nach Präposition). Da diese jedoch größtenteils mit den Subjektpronomen identisch sind, habe ich sie hier nicht extra aufgezählt. Die einzige Ausnahme ist die 1. Pers. Sg: statt „a eu“ sagt man a min (mir), de min (von mir), para min (für mich). Die 3. Pers. Sg. + Pl. kontrahiert zudem mit de und en:

Möchte man die Personalpronomen allerdings mit der Präposition „con“ (mit) verbinden, dann sehen die Pronomen so aus: comigo (mit mir), contigo (mit dir), con el/ela (mit ihm/ihr), connosco (mit uns), convosco (mit euch) und con eles/elas (mit ihnen).

Die Possessiva funktionieren wie gewohnt, allerdings kann der Artikel kontrahieren oder an das vorherige Wort angehängt werden (siehe oben). Bei Familienmitgliedern muss kein Artikel benutzt werden. Beispiele: Estou na casa dela (Ich bin in ihrem Haus); Falan mal de min (Sie sprechen schlecht über mich); Falan mal de ti (Sie sprechen schlecht über dich); Queres vir comigo? (Möchtest du mit mir kommen?); Miña nai quer falar contigo (Meine Mutter will mit dir sprechen); Vés comer connosco? (Kommst/Gehst du mit uns essen?; Vou ao cine coa miña moza (Ich gehe mit meiner Freundin ins Kino); Ves o meu can? > Velo meu can? (Siehst du meinen Hund?); Imos visitar a túa avoa > Imos visitala túa avoa (Wir werden deine Großmutter besuchen); Penso nela (Ich denke an sie). Außerdem benutzt man oft statt o seu/ a súa die Formen del/ dela, um Verwechslungen zu vermeiden. Wenn man z.B. sagt: „O seu can atouza moito“ kann es entweder „Sein/ihr Hund bellt viel“ oder „Ihr Hund bellt viel“ (förmliche Anrede) bedeuten. Um dies zu vermeiden, sagt man stattdessen „O can del/ dela atouza moito“ (Der Hund von ihm/ von ihr bellt viel), und wenn man jemanden siezt, dann sagt man „O seu can atouza moito“. Um über einen exklusiven Besitz oder eine naturgegebene Eigenschaft zu sprechen, benutzt man oft „de + Possessivpronomen“: Antón mora en casa de seu (Anton wohnt in seinem Haus; das Haus gehört ihm); É bo de seu (Er ist von Natur aus gut); A lingua de noso (Unsere Sprache; exklusiver Besitz).

Hier die Tabelle der Objektpronomen des Galicischen:

Die Objektpronomen sind etwas komplizierter. Wie im europäischen Portugiesisch – und anders als im Spanischen – werden die Objektpronomen im Galicischen auch an konjugierte Verben angehängt. Die wichtigste Regel, die man sich merken muss, ist, dass ein Objektpronomen NIE am Satzanfang stehen darf. Während man also im Spanischen z.B. Me lavo/ te lavas/ se lava (Ich wasche mich/ du wäscht dich/ er wäscht sich) sagt, sagt man im Galicischen Lávome/ lávaste/ lávase.

Wie man sieht, hat die 3. Pers. der Akkusativpronomen drei Formen pro Geschlecht:

Lo/ los/ la/ las wird an ein Verb gehängt, das auf r oder s endet (egal, ob es sich dabei um die Endung des Verbs oder eines angehängten Pronomens handelt: coller (nehmen) > collelo/collela/collelos/collelas (ihn/sie/sie nehmen); colles (du nimmst) > cóllelo/cóllela/cóllelos/cóllelas (du nimmst ihn/sie/sie); El dános o pan (Er gibt uns das Brot) > El dánolo (Er gibt es uns).

No/ nos/ na/ nas wird an ein Verb angehängt, wenn es auf Diphthong endet: fai + o (er macht + es) > faino (er macht es); dei + o (ich gab + es) > deino (ich gab es); comeu + a (er aß + sie) > comeuna (er aß sie [z.b. die Banane]); deixou + os (er ließ + sie [mask. Pl.]) > deixounos (er ließ sie).

O/ os/ a/ as wird dann in allen anderen Fällen angehängt, wie z.B. an konjugierte Verben, die auf Vokal oder Konsonanten enden, die nicht r bzw. s sind: collo (ich nehme) > cólloo/cólloa (ich nehme ihn/es/sie); collín (ich nahm) > collino (ich nahm ihn/es); fan (sie machen) > fano/fana (sie machen ihn/es/sie). Bei den Wörtern, die auf n enden und an die ein Pronomen angehängt wird, ändert sich aber die Aussprache des n; statt wie vorher [ŋ] ausgesprochen zu werden, wird es wie ein normales [n] ausgesprochen: collín [koˈʎĩŋ], aber collino [koˈʎĩnʊ]; fan [ˈfãŋ], aber fano [ˈfãnʊ]. Warum das so ist, ist noch nicht endgültig geklärt, aber das wahrscheinlichste ist, dass ursprünglich no/nos/na/nas angehängt wurde (so auch im mittelalterlichen Galicisch belegt), wobei das erste n dann [ŋ] ausgesprochen wurde und das zweite wie [n], und dass dann mit der Zeit das [ŋ] verschwunden ist: fan + no > fanno [ˈfãŋ.nʊ] > fano [ˈfãnʊ]. Mir erscheint das als die schlüssigste Erklärung, denn man muss nur über die Landesgrenze schauen, um zu sehen, dass das Portugiesische bis heute no/nos/na/nas nach Nasallaut beibehalten hat: viram + o (sie sahen + ihn/es) > viramno [ˈvi.ɾɐ̃w̃.nʊ] (sie sahen ihn); viram + a (sie sahen + sie) > viramna [ˈvi.ɾɐ̃w̃.nɐ] (sie sahen sie); tem + os (er hat + sie [mask. Pl.]) > temnos [ˈtɐ̃j̃.nʊs] (er hat sie). In konservativen galicischen Dialekten kann man immer noch die ursprüngliche Aussprache hören: vironno [ˈbi.ɾõŋ.nʊ] (sie sahen ihn); vironna [ˈbi.ɾõŋ.nɐ] (sie sahen sie) oder tennos [ˈtɛ̃ŋ.nʊs] (er hat sie). In der Standardsprache sind aber nur die Formen virono, virona und tenos erlaubt.

Ich weiß nicht, ob das jemandem schon aufgefallen ist, aber das Galicische hat zudem noch ein zusätzliches Dativobjekt beibehalten, dass es im Portugiesischen nicht mehr gibt: das che (dir). Während das Spanische und das Portugiesische nur noch zwischen lo/la bzw. o/a (ihn/sie) und le bzw. lhe (ihm/ihr) unterscheiden, unterscheidet das Galicische neben o/a und lle (ihn/sie und ihm/ihr) noch zusätzlich zwischen te und che (dich und dir): Véxoo (Ich sehe ihn); Doulle o pan (Ich gebe ihm/ihr das Brot); Véxote (Ich sehe dich); Douche o pan (Ich gebe dir das Brot). Die Unterscheidung der 2. Pers. Sg. finden man in den romanischen Sprachen nur noch im Rumänischen (dort te/ îți).

Außerdem können die Akkusativ- und Dativpronomen natürlich auch kombiniert auftauchen:

Beispiele: Díxomo (Er hat es mir gesagt); Díxocho? (Hat er es dir gesagt?); Deu o pan ao neno (Er hat dem Jungen das Brot gegeben) > Deullo (Er hat es ihm gegeben); Deu o pan aos nenos (Er hat den Jungen das Brot gegeben) > Déullelo (Er hat es ihnen gegeben); Deu a ameixa a nós (Er hat uns die Pflaume gegeben) > Déunola (Er hat sie uns gegeben), etc.

Wichtig: Die Regel, dass die Pronomen an das konjugierte Verb angehängt werden, gilt nur für positive Aussagesätze, Hauptsätze und nach bestimmten Konjunktionen und Adverbien (z.B. pero, mais, onte, hoxe, mañá, daquela, entón, despois, etc.). Bei Negation, Fragesätzen (mit Fragepronomen eingeleitet) und in Nebensätzen, die mit que (dass), aínda que (obwohl), porque (weil) eingeleitet werden; nach xa (schon), se (wenn, Konditional), enseguida/ deseguida (gleich, sofort), sempre (immer), non (nicht), si (doch, ja), xamais/nunca (nie), talvez/quizáis (vielleicht), ben/mal (gut/schlecht), ninguén/alguén (niemand/jemand), algo (etwas), (nur), tamén (auch) und ein paar weiteren Adverbien, muss das Pronomen vor das Verb gesetzt werden:

Ein paar Beispiele: Di que te viu (Er sagt, dass er dich gesehen hat); Non te vexo (Ich sehe dich nicht); Xa cho dixo? (Hat er es dir schon gesagt?); Aínda non mo dixo (Er hat es mir noch nicht gesagt); Agora si o vin (Jetzt/Diesmal habe ich ihn gesehen); Se llo dis, terás problemas (Wenn du es ihm sagst, wirst du Probleme haben); Se llelo dis, terás problemas (Wenn du es ihnen sagst, wirst du Probleme haben); Nunca o fixen (Ich habe es nie gemacht); Cando o viches? (Wann hast du ihn gesehen?) aber Víchelo? (Hast du ihn gesehen?); Ninguén a viu (Niemand hat sie gesehen); Ti tamén a viches? (Hast du sie auch gesehen?); Antes comíanse máis castañas (Früher hat man mehr Maronen gegessen); Case me cae o teito enriba (Fast ist mir das Dach auf den Kopf gefallen); A miúdo danche sorpresas (Oft überraschen sie dich); Dicímosllo agora, se non se vai (Wir sagen es ihm jetzt, sonst geht er weg); Se acaso che pregunta, dillo (Falls er dich fragt, sag es ihm); Axiña me vou! (Ich gehe bald!); Despois chámote por teléfono (Nachher rufe ich dich an); Mañá enviareiche unha mensaxe (Morgen schicke ich dir eine Nachricht), Mal raio te parta! (Möge dich ein Blitz treffen!); O demo te leve (Der Teufel soll dich holen!); A min tampouco me responderon (Mir haben sie auch nicht geantwortet); Ninguén me dixo nada (Niemand hat mir was gesagt); Alguén cho contaría (Irgendjemand wird es dir erzählt haben); Nada che teño que dicir (Ich habe dir nichts zu sagen); etc.

Allerdings gibt es auch Adverbien, bei denen man das Pronomen entweder vor oder nach dem Verb einfügen kann. Je nach Position hat der Satz dann aber eine leicht veränderte Aussagen. Zu diesen Adverbien gehören aquí/acó/alá/acolá (hier, da, dort), así (so), logo (bald, später, nachher, fast, dann), agora (jetzt), algún (irgendeiner), outro (anderer) und manchmal non und si. Dabei ist es wichtig, ob nach dem Adverb eine Pause gemacht wird (manchmal mit einem Komma dargestellt, meistens aber nur beim Sprechen), sodass es nicht direkt Einfluss auf die Aussage des Verbs nimmt. Macht man eine Pause, dann werden die Pronomen hinten ans Verb gehängt. Bei non wird das besonders deutlich: Non cho prometo (Ich verspreche es dir nicht; keine Pause, das non verneint die Aussage) — Non, prométocho (Nein, ich verspreche es dir; Pause, das non verneint nicht die Aussage). Weitere Beispiele: Si, vino (Ja, ich habe ihn gesehen); Logo cho dou (Ich gebe es dir sofort/gleich); Logo doucho (Später/Nachher gebe ich es dir); Logo te chamo (Ich rufe dich gleich an); Logo chámote (Ich rufe dich später/nachher/danach an); Agora cóntocho (Jetzt erzähle ich es dir); Agora cho conto (Ich erzähle es dir sofort/ gleich); Aquí o tes (Hier hast du es; wenn man jemanden etwas gibt); Aquí telo todo sobre a Costa da Morte (Hier hast du alles über die Costa de Morte; beim Sprechen kommt eine Pause nach „aquí“); Algún dia contarasmo (Irgendwann wirst du es mir erzählen); Algún che gustará, non é? (Irgendeiner wird dir doch gefallen, oder?).

Auch wenn das Verb im Infinitiv steht (z.B. durch eine Präposition eingeführt), kann das Pronomen vor oder nach dem Verb hinzugefügt werden, ohne allerdings die Satzaussage zu verändern: Para dicirlle iso, cómpre valor / Para lle dicir iso, cómpre valor (Um ihm das zu sagen, braucht man Mut); É unha tolemia non llo dicir/ É unha tolemia non dicirllo (Es ist ein Wahnsinn, es ihm nicht zu sagen). Bei Periphrasen, wie z.B. „ter + que + Infinitiv“ oder „haber + de + Infinitiv“, kann das Pronomen entweder an das Hilfsverb, vor den Infinitiv oder hinter den Infinitiv eingefügt werden: Téñocho que dicir / Teño que cho dicir / Teño que dicircho (Ich muss es dir sagen); Telo que mercar/ Tes que o mercar / Tes que mercalo (Du musst es kaufen); Heite de chamar / Hei de te chamar / Hei de chamarte (Ich werde dich anrufen).

Als wenn das alles nicht schon genug wäre, um uns zu verwirren, gibt es im Galicischen noch ein Phänomen, dass es weder im Portugiesischen noch im Spanischen gibt (und erst recht nicht im Deutschen): das Pronome de Solidariedade (Solidaritätspronomen). Die Formen entsprechen denen der Dativpronomen der 2. und 3. Pers. Sg./Pl.: che/vos und lle/lles. Das Solidaritätspronomen verändert nichts an der Aussage des Satzes und kann auch nicht wirklich übersetzt werden. Seine Funktion ist die, den Angesprochen ins Gespräch einzubinden. In der Umgangssprache ist es ein sehr häufiges Phänomen, allerdings wird es selten in der Schrift wiedergegeben. Chóveche? und Chove? haben dieselben Bedeutung, nämlich „Regnet es?“. Allerdings impliziert chóveche eine engere Bindung zum Gesprächspartner. Weitere Beispiele, wenn man die Person(en) duzt, sind: Estache boa a comida! (Das Essen ist lecker! > Está boa a comida); Évos unha boa cousa (Das ist eine gute Sache!; man spricht mit mehreren Personen; > É unha boa cousa); Hoxe non che sei nada (Heute weiß ich nichts; > hoxe non sei nada); Este neno éche simpático (Dieser Junge ist sympatisch; > este neno é simpático). Wenn man die Person(en) siezt, mit der/denen man spricht, dann sieht es so aus: Estalle boa a comida (Das Essen ist lecker); Élles unha boa cousa (Es ist eine gute Sache); Hoxe non lle sei nada (Heute weiß ich nichts); Este neno élle simpático (Dieser Junge ist sympatisch). Wie man sieht, verändern die Solidaritätspronomen nichts am Satz, der einzige Grund ihrer Existenz ist, eine affektive Verbindung zum Gesprächspartner aufzubauen, Sympathie auszudrücken, etc. Sie können auch getrost weggelassen werden, allerdings benutzen sie alle Galicier, weshalb es hilfreich ist, sich zumindest kurz damit auseinanderzusetzen.

Zudem gibt es noch den Dativo de Interese, den es auch im Spanischen und Portugiesischen gibt. Seine Formen entsprechen den Dativpronomen me/nos, che/vos und lle/lles. Genauso wie die Solidaritätspronomen verändert er die Aussage des Satzes nicht; er dient dazu, die betroffene Person, die von einer Aktion entweder profitiert oder unter ihr leidet, explizit zu erwähnen. Es gibt ihn auch im Deutschen, z.B.: Macht mir dem Lehrer keinen Ärger! Komm mir ja nicht zu spät! Das mir kann genauso gut weggelassen werden, ohne, dass sich an der Satzaussage etwas ändert. Im Galicischen sieht es dann so aus: O neno non me estuda (Der Junge lernt [*mir] nicht); O meu fillo sácame moi boas notas (Mein Sohn hat [*mir] sehr gute Noten); Non lle aprobou o exame (Er hat [*ihm/ihr] die Prüfung nicht bestanden); Cóidateme! (Pass [*mir] auf dich auf!); O neno non nos aprobou o exame (Der Junge hat [*uns] die Prüfung nicht bestanden). Außerdem können die Solidaritätspronomen und der Dativo de Interese kombiniert werden (ohne, dass es was verändert): Este neno come ben (Dieser Junge isst gut) > Este neno cómeche ben (Dieser Junge isst gut; man spricht mit einer vertrauten Person) > Este neno cómeme ben (Dieser Junge isst [*mir] gut; man hat ein Interesse daran, dass er gut isst) > Este neno cómecheme ben (Dieser Junge isst [*mir] gut; man spricht mit einer vertrauten Person und man hat selber ein Interesse daran, dass der Junge gut isst).

Die Fragepronomen des Galicischen sind que (was), cando (wann), como (wie), onde (wo), cal/cales (welcher/welche), quen (wer) und canto/canta/cantos/cantas (wie viel/viele): Cando volves? (Wann kommst du zurück?); Que queres? (Was willst du?); Cal queres? (Welchen willst du?); Onde vas? (Wohin gehst du?); Quen é ela? (Wer ist sie?); Canto custa o coche? (Wie viel kostet das Auto?); Cantos coches tes? (Wie viele Autos hast du?); Como te chamas? (Wie heißt du?). Wie man sieht, werden sich nicht akzentuiert (im Gegensatz zum Spanischen: cómo, qué, cuánto, etc.).

Die Demonstrativpronomen im Galicischen werden in drei Entfernungen unterteilt: hier, da, dort (z.B. der hier, dieser da, jener dort). Neben den männlichen und weiblichen Formen gibt es außerdem noch eine neutrale Form:

Auch die Demonstrativa können, genauso wie die anderen Pronomen, mit de und en kontrahieren, z.B: deste, desta, nisto, nese, diso, daquilo, daquela, etc. Beispiele: Moro nesta casa (Ich wohne in diesem Haus); Mora naquela casa (Er lebt in diesem Haus dort); O que é iso? (Was ist das?); Este rapaz é intelixente (Dieser Junge ist intelligent); Esta rapaza é moi lista (Dieses Mädchen ist sehr schlau); Neste momento estou deitado (In diesem Moment liege ich); Eu non entendo nada diso (Ich verstehe nichts davon).

Die Zahlen sind fast genauso wie im Portugiesischen, nur dass die Aussprache anders ist und die Rechtschreibung natürlich eher ans Spanische erinnert (z.B. wäre once/doce im Portugiesischen onze/doze; dezaseis/dezasete wären dezasseis/dezassete):


Die Substantive im Galicischen können entweder weiblich oder männlich sein. Oft erkennt man das Geschlecht einfach an der Endung: o (männlich) und a (weiblich). Aber nicht immer. Die meisten Wörter, die auf axe, se, or, tude oder ade enden, sind weiblich: a viaxe (die Reise), a bagaxe (das Gepäck), a crise (die Krise), a análise (die Analyse), a cor/color (die Farbe), a dor (der Schmerz), a altitude (die Höhe), a liberdade (die Freiheit) oder a bondade (die Güte). Die meisten Wörter, die auf ate/ete/ote, ume, án oder l/s/n enden, sind männlich: o tomate (die Tomate), o morote (die Erdbeere), o lume (das Feuer), o costume (der Brauch), o pan (das Brot), o irmán (der Brunder), o mel (der Honig), o sal (das Salz), o lapis (der Stift) oder o ladrón (der Dieb). Und es gibt natürlich aus Ausnahmen, wie z.B. a foto (das Foto), o drama (das Drama), o día (der Tag), a radio (das Radio), o traxe (der Anzug), a man (die Hand), etc. Für jemanden, der Spanisch spricht, ist es zudem wichtig zu wissen, dass einige Wörter im Galicischen (wie im Portugiesischen) ein anderes Geschlecht haben als im Spanischen: o leite (die Milch; span. la leche); o nariz (die Nase; span. la nariz); a auga (das Wasser; span. el água), a orixe (der Ursprung; span. el orígen), a ponte (die Brücke; span. el puente); o sangue (das Blut; span. la sangre) oder o sinal (das Zeichen; span. la señal).

Den Plural zu bilden, ist ziemlich einfach. Endet ein Wort (Substantiv oder Adjektiv) auf n, Vokal oder Diphthong, dann hängt man einfach ein s an: o irmán > os irmáns (die Brüder); custume > os costumes (die Bräuche), o avó > os avós (die Großväter), a avoa > as avoas (die Großmütter), etc. Wörter, die auf r oder z enden, bilden den Plural auf es: o mar > os mares (die Meere); a cor > as cores (die Farben); o nariz > os narices (die Nasen). Auch Wörter die auf l enden und einsilbig sind oder nicht auf der letzten Silbe betont werden, bilden den Plural auf es: o túnel > os túneles (die Tunnel); difícil > difíciles (schwierige); fácil > fáciles (einfache), o sol > os soles (die Sonnen).

Allerdings gilt die letzte Regel nur für die Norm der RAG, in der reintegrierten Norm findet man auch túnel > túneis, difícil > difíceis, fácil > fáceis und sol > sois. Während in den 80ern beide Formen erlaubt waren, und die Formen mit eis/is sogar Vorrang hatten, ist die RAG mittlerweile dazu übergegangen, nur die ersten als richtig anzuerkennen.

Wörter, die auf l enden, aber auf der letzten Silbe betont werden, bilden den Plural immer auf is und verlieren das –l: fiel > fieis (treue); o animal > os animais (die Tiere); español > os españois (die Spanier); o papel > os papeis (die Papiere); o xornal > os xornais (die Zeitungen); o candil > os candís (die Öllampen), civil > civís (zivile); o cantil > os cantís (die Klippen).

Bei den Wörtern, die auf án (männlich) bzw. á (weiblich) enden, gibt es zudem regionale Variationen. Der Standard ist z.B. irmán (Bruder) / irmá (Schwester), verán (Sommer), aldeán (Dörfler) / aldeá (Dörflerin), mazá (Apfel), ourensán (jemand aus Ourense; männlich) / ourensá (jemand aus Ourense; weiblich), alemán (Deutscher) / alemá (Deutsche), etc. Der Plural ist dann irmáns/irmás, aldeáns/aldeás, veráns, mazás, ourensáns/ourensás. Die westgalicischen Dialekte unterscheiden allerdings nicht, dort enden sowohl männliche als auch weibliche Substantive auf án: o irmán (Bruder) / a irmán (Schwester), o verán (Sommer), a mazán (Apfel), etc. In den zentral- und ostgalicischen Dialekten findet man stattdessen irmao (Bruder) / irmá (Schwester), o vrao (Sommer), aldeao (Dörfler)/ aldeá (Dörflerin) und z.B. ourensao (jemand aus Ourense; männlich) / ourensá (jemand aus Ourense; weiblich). Je weiter östlich man sich befindet, desto mehr wird man die Unterscheidung ao / á hören.

Das hat historische Gründe: die ursprünglichen mittelalterlichen Endungen ão/ã verloren im Osten die Nasalität, während im Westen die Nasalität durch das Anhängen von [ŋ] beibehalten wurde: irmão [iɾˈmão] (Bruder) > irmao [iɾˈmaʊ̯] / irmán [iɾˈmãŋ] und irmã [iɾˈmã] (Schwester) > irmá [iɾˈma] / irmán [iɾˈmãŋ] (im Portugiesischen wurde die Nasalität der Vokale beibehalten: irmão [iɾˈmɐ̃w̃], irmã [iɾˈmɐ̃]). Der Galicische Standard ist aber, wie gesagt, irmán / irmá (also eine Mischung der Dialekte).

Diesen Unterschied findet man auch in der Pluralbildung von Wörter, die auf -ón oder -an enden. Wie oben schon beschrieben, formt man im Standard den Plural einfach durch das Anhängen von s (wie in den westgalicischen Dialekten): can > cans (Hunde), pan > pans (Brote), pantalón > pantalóns (Hosen), ladrón > ladróns (Diebe). Allerdings fällt das n im Zentralgalicischen weg: can > cas; pan > pas; pantalón > pantalós; ladrón > ladrós. Im Ostgalicischen wird is angehängt und ähnelt so dem Portugiesischen mehr: can > cais; pan > pais; pantalón > pantalois; ladrón > ladrois (pt.: cão > cães; pão > pães; pantalão > pantalões; ladrão > ladrões; mittelalterliches Galicisch-Portugiesisch: can > cães, pan > pães, ladron > ladrões). Da es zulässig ist, diese Plurale in der gesprochenen Sprache zu benutzen, und viele Blogger sie auch in schriftlicher Form benutzen, wollte ich es zumindest erwähnt haben. Falls man irgendwann zufällig darauf stößt und nicht weiß, was das ist :)

Bevor wir mit den Verben weitermachen, möchte ich noch kurz auf die Adjektive eingehen. Es gibt nämlich Adjektive, die zwei Endungen erlauben, und zwar bel oder ble (pt. vel; span. ble): amábel / amable (freundlich, höflich), saudábel / saudable (gesund), terríbel / terrible (schrecklich), variábel / variable (variabel, wechselhaft), und ein langen etc. Der Plural der Formen auf bel ist beis, bei denen auf ble ist er bles: amábeis / amables, saudábeis / saudables, terríbeis / terribles, variábeis / variables. Zu bevorzugen sind die ersten Formen, vor allem, weil sie den ursprünglichen Formen entsprechen und über eine längere schriftliche Tradition verfügen (außerdem sind es auch die Formen des Portugiesischen, wenn auch mit b statt v: amável/amáveis, saudável/saudáveis, terrível/terríveis, variável/variáveis).


Verben

Die Konjugation der galicischen Verben ist – auf den ersten Blick – der spanischen ziemlich ähnlich. Dadurch, dass man in der offiziellen Rechtschreibung auf die spanische Orthographie zurückgegriffen hat (inklusive Akzentsetzung und Weglassen von Bindestrichen zwischen Verb und Pronomen), birgt sie im Standardgalicischen wenig Überraschungen für diejenigen, die schon Spanisch sprechen. So schreibt man im Galicischen „cantaba“ (Imperfecto; ich sang) – exakt wie im Spanischen „cantaba“ – während man im Portugiesischen „cantava“ schreibt; oder «Vou lavarme/ Voume lavar» (‘Ich werde mich waschen’; Spanisch: «Voy a lavarme»; Portugiesisch: «Vou lavarme/ Voume lavar»). Aber es gibt Unterschiede, nicht nur zum Spanischen, sondern auch zum Portugiesischen (allerdings findet man die portugiesischen Formen teilweise im dialektalen Galicisch).

Die regelmäßigen Verben werden in drei Gruppen eingeteilt: 1. Endung auf ar, 2. Endung auf er und 3. Endung auf ir. In den Tabellen wird auffallen, dass ich eine zusätzliche Zeit aufgeführt habe: Neben den Zeiten, die man auch aus den umliegenden Sprachen kennt, wie das Präsens, das Präteritum (Pretérito oder Perfecto genannt), das Imperfekt (Imperfecto oder Copretérito genannt), das Futur, den Konditional (Condicional oder Pospretérito genannt) im Indikativ, und dem Präsens und dem Imperfekt im Subjunktiv, gibt es im Galicischen nämlich noch das Plusquamperfekt (Antepretérito). Das gibt es auch im Spanischen oder Portugiesischen, allerdings nur in einer periphrastischen Form (mit einem Hilfsverb). Im Galicischen hat die synthetische Form (ohne Hilfsverb) bis heute überlebt und ist ziemlich lebendig. Statt span. Yo había oído bzw. pt. Eu tinha/havia ouvido sagt man im Galicischen z.B. Eu ouvira (Ich hatte gehört). Obwohl man im Portugiesischen heutzutage hauptsächlich die periphrastische Form benutzt, findet man besonders in der Literatur und in der Schriftsprache aber auch noch die synthetische Form («Eu ouvira»; mit dem Galicischen identisch).

Allerdings fehlt auch eine Zeit: das „Pretérito Perfecto“, das wir aus dem Spanischen kennen („haber + Partizip“ = deutsches Perfekt „haben + Partizip“, z.B. yo he comido/ ich habe gegessen). Im Galicischen gibt es diese Zeit nicht; wenn man über die Vergangenheit sprechen will, egal ob es vor drei Jahren oder vor drei Minuten war, benutzt man das Präteritum (z.B. eu comín).

Hier die Tabellen für cantar (singen), comer (essen) und partir (brechen, aufbrechen):

Wichtig ist die Aussprache von der 1. und 2. Pers. Pl. im Copretérito, Antepretérito und Condicional: Anders als im Spanischen oder Portugiesischen – wo man diese Formen auf der drittletzten Silbe betont – hat man im Galicischen größtenteils die Betonung auf der vorletzten Silbe beibehalten. Beispiel: cantabamos, cantaramos und cantariamos statt cantábamos/cantávamos, cantáramos/cantáramos und cantaríamos/cantaríamos. Dialektal (besonders im Norden von Lugo und A Coruña und an der Costa da Morte, im Westen der Provinz A Coruña) und in den großen Städten (aufgrund des spanischen Einflusses) hört auch die andere Form (also cantábamos statt cantabamos), aber im Standard sollte man „cantabamos“, etc. sagen.

In den Tabellen der regelmäßigen Verben fehlen zwei Zeiten, die aber bei den regelmäßigen Verben immer gleich gebildet werden und sich nicht voneinander unterscheiden. Deshalb werde ich sie hier nur kurz erklären. Bei den Formen handelt es sich um den konjugierten Infinitiv (Infinitivo conxugado) und um das Futur im Subjunktiv (Futuro de Subxuntivo). Bei den regelmäßigen Verben bildet man diese Formen, indem man folgende Endungen an den Infinitiv hängt: -Ø, -es, -Ø, -mos, -des und -en. So entstehen für die Verben cantar/comer/partir folgende Formen: eu cantar/comer/partir; ti cantares/comeres/partires; el cantar/comer/partir; nós cantarmos/comermos/partirmos; vós cantardes/comerdes/partirdes; eles cantaren/comeren/partiren.

Den konjugierten Infinitiv benutzt man: 1. wenn der Infinitiv ein anderes Subjekt hat, als das Hauptverb; 2. wenn das Subjekt des Infinitivs zwar erwähnt wird, aber der Infinitiv weit weg vom Hauptverb steht und 3. wenn der Infinitiv mit einer Präposition eingeleitet wird:

  • Dille (Hauptverb; 2.Pers. Sg.) que o limpe antes de voltarmos (Infinitiv; 1. Pers .Pl.)Sag ihm, dass er es säubern soll, bevor wir zurückkommen
  • Para falares con el, tes que pedir cita – Um mit ihm zu sprechen, musst du einen Termin machen
  • O rapaz saudou (Hauptverb; 3 Pers. Sg.) aos turistas (Subjekt des Infinitivs; 3. Pers. Pl.) ao pasaren xunto del – Der Junge grüßte die Touristen, als sie an ihm vorbeigingen
  • Convén sairmos antes que se faga de noite – Es ist ratsam, dass wir rausgehen, bevor es Nacht wird
  • É hora de marchardesEs ist Zeit, zu gehen (=dass ihr geht)
  • É hora de marcharmosEs ist Zeit, zu gehen (= dass wir gehen)
  • Víronte ao saíres do bar – Sie sahen dich, als du aus der Bar gegangen bist (ohne den konjugierten Infinitiv wäre es unklar, wer aus der Bar gegangen ist: „du“ oder „sie“; würde man sagen wollen „Sie haben dich gesehen, als sie aus der Bar gegangen sind“ wäre es „Víronte ao saíren do bar“ oder einfach „Víronte ao sair do bar“)

Das Futur im Subjunktiv war bis ins 19. Jhd. sehr lebendig und man findet es in nahezu allen Werken des Rexurdimento (z.B. «Cando volver, se volvo, tod’estará ond’estaba», «Que n’inda vir se sinten, nin se ve cand‘entraren», „Follas novas“, Rosalía de Castro [1880]; «Cando eu pasar desta vida, levádeme á Ponte-Ceso. Se non for na Ponte-Ceso, sepultádeme na Cruña», „A derradeira voluntade“, Eduardo Pondal; oder «Non sei se será verdade, pero se o for, meu amigo, ten conta […]», „Cartas perdidas“ [in “Aires da miña terra”], Manuel Curros Enríquez [1880]). Aufgrund des Einflusses des Spanischen benutzt man es heute in der Umgangssprache kaum noch, aber in der Literatur, im formalen Sprachgebrauch und von offizieller Seite wird es wieder mehr benutzt. Außerdem schreibt ihn die Standardsprache in bestimmten Konstruktionen vor, weshalb sich der Gebrauch wieder zu normalisieren scheint. So benutzt man ihn in Konditionalsätzen, die durch „se“ (wenn) eingeleitet werden und auf etwas hypothetisches in der Zukunft hindeuten, was wahrscheinlich eintreffen wird; in Temporalsätzen, die auf eine Aktion in der Zukunft hindeuten und die durch cando“ (sobald; wenn) eingeleitet werden oder in Ausdrücken, die mit onde“ (wo) eingeleitet werden und auf etwas hindeuten, was noch nicht passiert ist:

  • Se estudares, pasarás – Wenn du lernst, wirst du bestehen
  • Se chegares tarde, non entras – Wenn du zu spät kommst, kommst du nicht rein
  • Cando chegares a casa, chámame! – Sobald du Zuhause angekommen bist, ruf mich an!
  • Chámote cando eu chegar a casa – Ich ruf dich an, wenn ich Zuhause angekommen bin
  • Onde fores, fai como vires – (Sprichwort, das es auch noch im Spanischen gibt „Donde fueres, haz lo que vieres“ – Wo du auch hingehst, tu, was du dort siehst)
  • Se Deus quixerSo Gott will
  • aber auch in feststehenden Redewendungen wie „sexa como for“ (wie dem auch sei) oder „faga o que fixer“ (egal, was er/man tut)

In den letzten Beispielen sieht man das Futur im Subjunktiv von den unregelmäßigen Verben ir/ver/querer/facer. Wie man sieht, formt man das Futur im Subjunktiv bei unregelmäßigen Verben nicht mit dem Infinitiv, sondern mit dem Perfektstamm. Im Folgenden werden wir ein paar Tabellen mit der Konjugation von einigen unregelmäßigen Verben (ir – ‘gehen’; querer – ‘wollen’; ter – ‘haben’; dicir – ‘sagen’; estar – ‘sein’; facer – ‘machen’; poder – ‘können’; saber – ‘wissen’; ser – ‘sein’) sehen, in denen ich dann aber auch die Formen des Futurs im Subjunktiv angeben werde:

Beispiele: Fuches ao concerto (Du bist zum Konzert gegangen); Quen foi? (Wer war’s?); Quero que vaias ao concerto (Ich möchte, dass du zum Konzert gehst); Dixenlle que non podía ir (Ich sagte ihm, dass ich nicht hingehen konnte); Fun á praia e tomei o sol (Ich bin zum Strand gegangen und habe mich gesonnt); Nunca choveu que non escampara (Sprichwort; wörtlich Es hat noch nie geregnet, ohne dass es aufhört = Auch das Übel ist nicht von Dauer); Non creo que poidamos chegar a tempo (Ich glaube nicht, dass wir rechtzeitig ankommen können/werden); Fai o que queiras (Mach was du willst; allerdings früher mit Futur im Subjunktiv, wie folgendes Sprichwort zeigt: «Colle o meu consello e fai o que quixeres» – ‘Nimm meinen Ratschlag und mach, was du willst’); Sabedes onde está María? (Wisst ihr wo Maria ist?); Sabes onde hai unha farmacia? (Weißt du wo es eine Apotheke gibt?); Eu son de Hamburgo. E ti, de onde es? (Ich bin aus Hamburg. Und woher bist du?); Nós somos de Santiago, e vós, sodes de Ourense? (Wir sind aus Santiago, und ihr, seid ihr aus Ourense?); Onde vas? (Wo gehst du hin?); Como vai? (Wie geht’s?); Cando cheguei xa marcharan todos (Als ich ankam, waren schon alle weggegangen); Xoán xa mo dixera (Johannes hatte es mir schon gesagt).

Statt des Futurs (Indikativ) wird oft entweder das Präsens benutzt (wenn es fest steht, dass es passieren wird) oder die Periphraseir + Infinitiv„: Vou chegar máis tarde (Ich werde etwas später kommen); Vas ir á praia con ela? (Wirst du mit ihr zum Strand gehen?); Mañá vou á praia (Morgen gehe ich an den Strand). Eine Pflicht oder Notwendigkeit wird mit der Periphrase „ter + que/de + Infinitiv“ gebildet: Tes que ir a casa! (Du musst nach Hause gehen!); Teño que ir a Vigo (Ich muss nach Vigo fahren); Tedes de falar con ela (Ihr müsst mit ihr sprechen). Es gibt unzählige Periphrasen im Galicischen, aber die charakteristischste ist wohl „dar + Partizip. Sie impliziert, dass eine Aktion noch nicht beendet wurde (bei Negationen) oder schreibt dem Subjekt die Fähigkeit zu, die im Verb enthaltene Aktion, durchführen zu können (bei Affirmationen, eher selten): Traballas tanto pero non dás feito (Du arbeitest so viel, kommst aber nicht voran); Pedín un libro e aínda non dá chegado (Ich habe ein Buch bestellt, und es ist immer noch nicht da); Hoxe non vou dar acabado o traballo (Heute werde ich die Arbeit nicht beenden können). Finalmente, dei acabado o traballo (Endlich habe ich die Arbeit beendet); Deches chegado a tempo? (Bist du rechtzeitig angekommen?). Es gibt noch eine weitere Konstruktion, die Auskunft über die Fähigkeit des Subjekts gibt, nämlich „ser + quen + a/de: Non foi quen a facelo (Er war nicht fähig/Er hat sich nicht getraut, es zu tun); A ver se es quen de pillarme (Mal gucken, ob du fähig bist, mich zu fangen); Non é quen a durmir (Er kann nicht schlafen). Für die Verlaufsform benutzt man entweder „estar + Gerundium“ oder „estar + a + Infinitiv: Estou traballando/ Estou a traballar (Ich arbeite gerade); Estás indo/ Estás a ir ao colexio? (Gehst du gerade zur Schule?); Agora estamos comendo/ estamos a comer, chámote despois (Wir sind gerade am Essen, ich rufe dich danach an).

Da das hier nur ein Einblick in die Grammatik des Galicischen sein soll, wird es unmöglich sein, alle Verben und ihre Konjugation hier darzustellen. Aber hier gibt z.B. ein Online-Wörterbuch Galicisch-Deutsch, wo man nach Verben suchen kann, und hier kann man sich dann die Konjugation von jedem Verb angucken.


Adverbien, Präpositionen und Konjunktionen

Im Galicischen gibt es sehr viele Adverbien. Dadurch, dass es lange Zeit keine normierte Standardsprache gab, haben sich regional ziemlich viele Varianten herausgebildet, von denen einige dann in die Standardsprache aufgenommen wurden. Da es jedoch das Ziel der Sprachpolitik war, das Galicische so weit wie möglich vom Portugiesischen zu entfernen, wurden nicht immer die häufigsten Varianten in den Standard aufgenommen, sondern oft die, die sich am meisten von der portugiesischen Variante unterschieden. Seit einigen Jahren scheint man jedoch von diesem strikten Isolationskurs (die Bewegung, die das Galicische als eine vom Portugiesischen vollkommen verschiedene Sprache betrachtet, wird Isolationismus genannt) abgekommen zu sein und legt den Fokus wieder auf die Gemeinsamkeiten beider Sprachen.

Hier sehen wir die geläufigsten Ortsadverbien:

Dabei sind die Formen acó/aló/acolá auch schon im mittelalterlichen Galicisch-Portugiesisch belegt und gelten im heutigen Portugiesisch entweder als veraltet oder als dialektal (sie entstanden aus der Verbindung des lateinischen accum [hier] + huc/ illuc/ illāc). Die Formen aquí/ aí entstanden durch das Hinzufügen des Pronomens <hīc/ i/ y> («accum hīc» > aquí, «a y/ a hīc» > ), alí dagegen entstand aus «ad illic» (nach dort). Die Formen acá/alá bzw. cá/lá entstanden aus «accum + hāc» (diese Richtung) und «ad + illāc» (in jene Richtung). Es gibt, zumindest theoretisch, kleine Unterschiede in der Bedeutung: Während aquí/aí/alí und acá/alá für Bewegung und Lage benutzt werden, werden acó/aló ausschließlich für Bewegung benutzt. Außerdem sind aquí/alí präziser als acó/aló. Dialektal gibt es Regionen, in denen ausschließlich acó/aló (vor allem im Norden) oder acá/alá (vor allem im Süden) benutzt werden, aber es gibt keine klare Abgrenzung: überall findet man auch Gemeinden, in denen die jeweils andere Form benutzt wird oder beide Formen existieren (meistens überwiegt eine). Heutzutage wird allerdings kaum noch zwischen aquí/aí/alí, acá/alá und acó/aló unterschieden und sie können, zumindest in der Umgangssprache, in jedem Kontext benutzt werden (dabei überwiegt aquí für „hier“, für „da“ und alá/aló für „dort“; „acolá“ wird oft als „am weitesten entfernt“ angesehen).

Beispiele: A vaca está alá (Die Kuh ist dort); Moro nesa casa de alá (Ich wohne in diesem Haus dort); María vive por acolá (Maria wohnt dort irgendwo); Aquí non hai ninguén (Hier ist niemand); Ven acá! (Komm her!). Anders als im Portugiesischen kontrahieren diese Adverbien nicht mit de (daqui, dali, etc.), zumindest nicht in der Schrift; in der gesprochen Sprache kontrahieren sie immer (man hört also daquí, daí, dalí, dalá).

Weitere Lokaladverbien sind:

dentro [ˈden.tɾʊ] ≠ fóra [ˈfɔ.ɾɐ] — drinnen ≠ draußen
cerca, preto [ˈθeɾ.kɐ]  | [ˈpɾɛ.tʊ]  lonxe [ˈloŋ.ʃɪ] — nah ≠ fern
derredor, arredor [a.reˈðoɾ] — umher, herum, rundherum
arriba [aˈri.βɐ]  abaixo [aˈβaj.ʃʊ] — oben, hoch ≠ unten, runter
enriba [enˈri.βɐ] ≠ embaixo [emˈbaj.ʃʊ] — nach oben ≠ nach unten
encima [eŋˈθi.mɐ] ≠ debaixo [deˈβaj.ʃʊ] — auf ≠ unter
adiante [aˈðjan.tɪ] ≠ atrás [aˈtɾas] — vorwärts, voran ≠ rückwärts, zurück
diante [ˈdjan.tɪ] ≠ detrás [deˈtɾas] — vorn, davor ≠ hinten, dahinter

Die gängigsten Temporaladverbien sind:

hoxe [ˈo.ʃɪ] — heute
onte [ˈɔn.tɪ] — gestern
antonte [anˈtɔn.tɪ] — vorgestern
mañá [maˈɲa] (regional auch mañán [mãˈɲãŋ]) — morgen
pasadomañá [pa.sa.ðo.maˈɲa] — übermorgen
outrora, daquela [owˈtɾɔ.ɾɐ] [daˈkɛ.lɐ] — früher, damals
antes [ˈan.tɪs] — bevor, vorher
despois, logo [desˈpojs] [ˈlɔ.ɣʊ] — danach, später
cedo [ˈθe.ðʊ] ≠ tarde [ˈtar.ðɪ] — früh ≠ spät
agora, xa [aˈɣo.ɾɐ] [ˈʃa] — jetzt, sofort, schon
aínda [aˈin.dɐ] — noch
pronto, axiña, de aquí a pouco [ˈpɾon.tʊ] | [aˈʃi.ɲɐ] | [daˈki.aˈpow.kʊ] — bald
enseguida, decontado [eŋ.seˈɣi.ðɐ] [de.konˈta.ðʊ] — gleich
sempre [ˈsɛm.pɾɪ]  nunca [ˈnuŋ.kɐ] — immer ≠ nie
xamais [ʃaˈmajs]— niemals
a miúdo, acotío [a.miˈu.ðʊ] [a.koˈti.ʊ] — oft
ás veces [asˈβɛ.θɪs] — manchmal

Weitere Adverbien sind:

Si [ˈsi] — Ja
Non [ˈnoŋ] — Nein
así [aˈsi] — so
ben [ˈbɛŋ] — gut, richtig
mal [ˈmal] — schlecht, falsch
mellor [meˈʎoɾ] — besser
peor [peˈoɾ] — schlechter, schlimmer
rápido (rapidamente) [ˈra.pi.ðʊ] [ˌra.pi.ðaˈmen.tɪ]— schnell
devagar [de.βaˈɣaɾ] / amodo [aˈmɔ.ðʊ] amodiño / paseniño [pa.seˈni.ɲʊ] — langsam
doado [doˈa.ðʊ] / fácil [ˈfa.θil] — einfach
difícil [diˈfi.θil] — schwierig
secasí [se.kaˈsi] / con todo [kɔŋˈto.ðʊ] — trotzdem
seica [ˈsej.kɐ] / acaso [aˈka.sʊ] — etwa, anscheinend
talvez (+ Subjunktiv) [talˈβeθ] / quizais (+Subjunktiv) [kiˈθajs] — vielleicht
tamén [taˈmɛŋ] — auch
tampouco [tamˈpow.kʊ] — auch nicht
abofé [a.βoˈfɛ] — selbstverständlich, sicherlich
velaquí [be.laˈki] , velaí [be.laˈi] — hier, siehe da; hier ist
abondo [aˈβon.dʊ] — genug, ausreichend
bastante [basˈtan.tɪ] — ziemlich, genügend
case [ˈka.sɪ] — fast
moito [ˈmoj.tʊ] — viel
pouco [ˈpow.kʊ] — wenig
moi [ˈmoj] — sehr
ademais [aðemajs] / amais [amajs] — außerdem

Wichtig zu wissen, ist dass das Galicische die Unterscheidung zwischen moito/moi beibehalten hat (gal.: moitos coches (viele Autos) / moi bonito (sehr schön); pt.: muitos carros / muito bonito). Außerdem muss man anmerken, dass es natürlich auch die „portugiesischen“ Formen in Galicien gibt (z.B. muito statt moito, pior statt peor, perto statt preto, asín statt así, mañán statt mañá, etc.; pt.: muito, pior, perto, assim, [a]manhã), allerdings gelten sie als dialektale Varianten bzw. als Vulgarismen und entsprechen nicht der galicischen Standardsprache (was meiner Meinung nach ein Fehler ist, aber egal).

Wie man oben sieht, gibt es im Galicischen das Wort Si für „Ja“. Aber man benutzt es weniger als im Spanischen oder Deutschen. Wie im Portugiesischen neigt man im Galicischen dazu, Fragen, die eine Ja/Nein-Antwort fordern, mit dem Hauptverb des Fragesatzes zu beantworten: Tes irmáns? – Teño (Hast du Geschwister? – Habe ich); Viches o rapaz? – Vino, si (Hast du den Jungen gesehen? – Ich habe ihn gesehen, ja); Fuches á praia? – Fun (Bist du an den Strand gegangen? – Bin ich); Queres ir á festa connosco? – Quero (Möchtest du mit uns zur Party gehen? – Möchte ich); A cidade é moi bonita, non é? – É! (Die Stadt ist sehr schön, oder? – Ist sie).

Weitere Beispiele: O gato está dentro (Die Katze ist drinnen); O can está fóra (Der Hund ist draußen); Moro aquí cerca (Ich wohne in der Nähe); Onte foi o meu aniversário (Gestern war mein Geburtstag); Hoxe levanteime cedo (Heute bin ich früh aufgestanden); Aínda non chegou (Er ist noch nicht angekommen); Para chegarmos a tempo, temos que saír agora (Um rechtzeitig anzukommen, müssen wir jetzt losgehen); Daquela non existía a televisión (Damals gab es noch kein Fernsehen); Vai chamala logo do xantar (Er wird sie nach dem Mittagessen anrufen); Espera que baixo enseguida! (Warte, ich komme gleich runter!); Vou á praia a miúdo/acotío (Ich gehe oft zum Strand); Seica non o ves? (Siehst du es etwa nicht?); Seica van casar este verán (Wahrscheinlich heiraten sie diesen Sommer); Talvez casen este verán (Vielleicht heiraten sie diesen Sommer); Quizais non o saiba (Vielleicht weiß er es nicht); Ela vive moi lonxe (Sie wohnt sehr weit weg); O libro está encima/enriba da mesa (Das Buch ist auf dem Tisch); O gato está debaixo da mesa (Die Katze ist unter dem Tisch);  O caldo non se fai así (Den Eintopf macht man nicht so); Está ben feito (Es ist gut/richtig gemacht); Está mal feito (Es ist falsch gemacht); Sabes facelo mellor (Du kannst es besser machen); Vai amodiño! (Geh langsam!); Fala máis devagar! (Sprich langsamer!); Case chegaches tarde (Du bist fast zu spät gekommen); Ulo libro? – Velaquí (Wo ist das Buch? – Hier ist es).

Die wichtigsten Präpositionen im Galicischen sind:

a — nach, zu, etc. (Richtung; kontrahiert mit Artikeln)
até [aˈtɛ] / ata [ˈa.tɐ] — bis, sogar, selbst, bis zu
deica [ˈdej.kɐ] — von jetzt…bis, von hier…nach
con [ˈkɔŋ]— mit (kontrahiert mit Artikeln)
sen [ˈsɛŋ] — ohne
de [ˈde] — von, aus, etc. (Besitz, Herkunft; kontrahiert mit Artikeln)
desde [ˈdes.ðɪ] / dende [ˈden.dɪ] — seit, von dort
en [ˈeŋ] — in (kontrahiert mit Artikeln)
excepto [eksˈθɛp.tʊ] / agás [aˈɣas] — außer
malia [ˈma.ljɐ] — trotz
para [ˈpa.ɾɐ] [ˈpɾa] [pa] — für, nach
senón [seˈnoŋ] — ansonsten, sondern, außer
onda [ˈon.dɐ] — zu (räumlich)
após [aˈpos] — nach (zeitlich)
á beira de [aːˈβej.ɾɐ.ðɪ] / ao lado de [ɔˈla.ðʊ.ðɪ]— an der Seite von, neben
alén de [aˈlɛŋ.ðɪ]— außerdem, hinter (räumlich)

Beispiele: Vou a Santiago (Ich gehe/fahre nach Santiago); Estou en Galiza (Ich bin in Galicien); Vou para Santiago (Ich fahre nach Santiago); Vou onda ti (Ich gehe zu dir); Vas onda María (Du gehst zu Maria); Alén dos montes está o mar (Hinter den Bergen ist das Meer); Vou esperar até mañá (Ich werde bis morgen warten); Sabíao até eu! (Sogar ich wusste es!); Falei con ela (Ich habe mit ihr gesprochen); Falei coa túa irmá (Ich habe mit deiner Schwester gesprochen); Vou á cama (Ich gehe ins Bett); Tes que quedar en casa (Du musst Zuhause bleiben); Vou facelo malia o que penses (Ich werde es tun, egal was du denkst); Imos á praia malia o mal tempo (Wir gehen an den Strand, trotz des schlechten Wetters); O libro é dela (Das Buch gehört ihr); Ides sen min? (Geht ihr ohne mich?); Imos todos agás ti (Wir gehen alle hin, außer du); Está á beira do lume (Er steht neben dem Feuer); Senta á súa beira (Setz dich an seine Seite); Vou á escola desde o ano pasado (Ich gehe seit letztem Jahr zur Schule); Desde cando? (Seit wann?).

Die gängigsten galicischen Konjunktionen sind:

e [ˈɛ] (regional vor Vokal auch [j]) — und
mais [ˈmajs] — und (kann mit Artikeln kontrahieren: mailo, maila); aber (kontrahiert nicht)
nin [ˈniŋ] / nen [ˈnɛŋ] — weder, nicht eimal
ou [ˈow] — oder
aínda que [aˈin.dɐ ˈke] / mesmo que [ˈmɛs.mʊ ˈke] — obwohl
pero [ˈpɛ.ɾʊ] / mais  — aber
porén [poˈɾɛŋ] / no entanto [nʊ.enˈtan.tʊ] — dennoch, trotzdem
ora ben [ˈɔ.ɾɐ ˈβɛŋ] / agora ben [aˈɣɔ.ɾɐ ˈβɛŋ]  — allerdings
por iso [pʊɾˈi.sʊ] — deshalb
pois [ˈpojs] — also
porque [ˈpoɾ.kɪ] / xa que [ˈʃa ˈke]— weil, da
se [ˈsɪ] — wenn, falls

Beispiele: Ti e eu (Du und ich); Ti mais eu (Du und ich); Ti maila túa irmá ides á praia (Du und deine Schwester geht zum Strand); Se rematas cedo, imos ao cine (Wenn du früh fertig bist, gehen wir ins Kino); Vamos ao cine ou ao parque? (Gehen wir ins Kino oder in den Park?); Non quero ir nen ao cine nen ao parque (Ich möchte weder ins Kino noch in den Park); Gústame moito viaxar, pero non teño cartos (Ich liebe reisen, aber ich hab kein Geld); Foise deitar porque estaba cansado (Er legte sich hin, weil er müde war); Está caendo unha bátega, porén, vou saír a correr (Es regnet wie aus Kübeln, trotzdem werde ich rausgehen um zu joggen); Xián está doente, porén/no entanto, segue con ánimos (Julian ist krank, dennoch gibt er nicht auf); Quen foi? – Fun eu, ora ben, non o fixen a propósito (Wer ist das gewesen? – Ich war’s, allerdings habe ich es nicht absichtlich gemacht); Estou moi canso, por iso, non poderei ir convosco (Ich bin sehr müde, deswegen werde ich nicht mit euch gehen können); Pois xa o pensara! (Also dass ich hatte ich mir schon gedacht!).

Vergleichssätze bestehen immer aus zwei Teilen: Im ersten Teil steht ein Adverb, das bestimmt, ob es sich um einen Komparativ oder Positiv handelt (máis, menos / tan); und im zweiten Teil stehen dann die Vergleichswörter (ca/ que/ do que oder coma/ como). Anders als das Deutsche, kennen romanische Sprachen keine synthetischen Steigerungsformen — also im selben Wort — bei Adjektiven/Adverbien (z.B. schnell/schneller oder klein/kleiner). Stattdessen wird einfach ein Adverb davor gesetzt, im Falle des Galicischen ist das máis (mehr) und menos (weniger): máis rápido (schneller; wörtlich mehr schnell), menos rápido (weniger schnell; selten, da man dann eher „máis devagar“ [Adverb] bzw. „máis lento“ [Adjektiv] – ‘langsamer’ sagen würde). Es gibt aber ein paar Ausnahmen, die auch in synthetischer Form vorkommen können, aber nicht müssen (z.B. bo > mellor = gut > besser; malo/ mao > peor = schlecht > schlechter; grande > maior = groß > größer; pequeno > menor = klein > kleiner).

Um jetzt einen komparativen Satz zu konstruieren fehlt noch das Vergleichswort, das entweder ca, que oder do que sein kann (bedeutet alles „als“):

  • ca ist obligatorisch, wenn danach ein Personalpronomen steht (z.B. min, ti, etc.). Wichtig: hier min statt eu (ich). Beispiele: El é máis alto ca min (Er ist größer als ich); Ela é máis intelixente ca ti (Sie ist schlauer als du); Nós somos máis traballadores ca vós (Wir sind fleißiger als ihr); Ten menos cartos ca ela (Er hat weniger Geld als sie).
  • Steht nach dem Vergleichswort ein Substantiv oder Satz, kann man entweder que oder ca schreiben: Gústanme máis as mazás que as/cás bananas (Ich mag lieber Äpfel als Bananen); Chego antes á Coruña que/ca a Vigo (Ich komme vorher in A Coruña an als in Vigo); Estudia máis a rapaza que o/có rapaz (Das Mädchen lernt mehr als der Junge). Wichtig! Ca kontrahiert mit mit dem folgendem Artikel: ca + o = ; ca + a = ; ca + os = cós; ca + as = cás. Im Schriftbild muss man darauf achten, sie zu akzentuieren, um sie nicht mit co/ca/cos (co = Kontraktion von con + o ‘mit dem’; ca = siehe oben; cos = Kontraktion von con + os ‘mit den’ [Pl.]) zu verwechseln: Falo co meu pai (Ich spreche mit meinem Vater) ≠ Falo mellor co neno aquel  (Ich spreche besser mit diesem Jungen da) ≠ Falo mellor neno aquel (Ich spreche besser als dieser Junge da). In der gesprochenen Sprache unterscheiden sich die Formen auch: co (con + o) wird [kʊ] ausgesprochen, (ca + o) dagegen [kɔ] (mit offenem /o/). Etwas schwieriger ist es bei der Unterscheidung von coa (con + a), ca (als) und (ca + a): coa wird im Großteil Galiciens wie [ka] ausgesprochen (regional auch als [kʊɐ]), ca wird [kɐ] ausgesprochen und hat ein langes /a/ [kaː].
  • do que ist obligatorisch, wenn danach ein Verb steht: Come máis do que bebe (Er isst mehr als er trinkt); Xiao é máis simpático do que pensas (Julian ist sympathischer als du glaubst); A torta saiulle menos doce do que quería (Die Torte ist weniger süß geworden als sie wollte).

Wenn man den Positiv benutzen möchte (Vergleich, bei dem beide Personen/Sachen gleich sind) benutzt man im ersten Teil des Satzes u.a. tan“ (so) oder tanto“ (so viel) und im zweiten dann coma“ oder como“ (wie). Tan/tanto + coma/como heißt dann „so…wie bzw. so viel…wie“. Steht im ersten Teil kein Adverb, kann man den Satz mit „als wenn/ob + Konjunktiv) übersetzen:

  • coma ist obligatorisch, wenn danach ein Personalpronomen oder Substantiv steht. Außerdem sollte man coma benutzen, wenn der nachstehende Teil ein Konditionalsatz (eingeleitet mit se) oder Temporalsatz ist (eingeleitet mit cando). Allerdings ist es nicht obligatorisch, in diesen Fällen kann man genauso gut como benutzen. Beispiel: Ela é tan alta coma ti (Sie ist so groß wie du); Sabe tanto coma María (Er weiß so viel wie Maria); Temos tantos cans coma os nosos viciños (Wir haben so viele Hunde wie unsere Nachbarn); Non buscamos ninguén coma el (Wir suchen niemanden wie ihn); Fixo coma/como se non soubese de nada (Er tat so, als ob er von nichts wüsste); Fai coma/como se non a coñecese (Er tut so, als wenn er sie nicht kennt); Fíxeno coma/como cando mo explicaron (Ich hab es genauso gemacht, wie als sie es mir erklärten); Foi coma/como cando nos vimos por primeira vez (Es war wie als wir uns zum ersten Mal sahen).
  • como benutzt man, wenn danach ein Prädikat steht (mit Verb): Berrei tan alto como puiden (Ich schrie so laut wie ich konnte); Non choveu tanto como dixeran na tele (Es hat nicht so viel geregnet wie sie im Fernsehen gesagt hatten); É así como cho conto (Es ist genau so, wie ich es dir erzähle).

Vokabular

Das Galicische hat einen sehr reichen Wortschatz. Die meisten Wörter findet man auch im Portugiesischen, manchmal allerdings leicht verändert, da das Galicische an vielen Stellen sehr viel konservativer ist als das Portugiesische. Viele Wörter, die im Galicischen zur Alltagssprache gehören, gelten in Portugal als archaische Formen (veraltet) oder als dialektal (und das ist in Portugal sehr negativ behaftet). Das betrifft vor allem Wörter, die in der portugiesischen Standardsprache den Diphtong oi aufweisen, im Standardgalicischen und im nördlichen Portugiesisch aber ou und andersrum (z.B. pt. dois/ gl. dous – ‘zwei’; loiro/louro – ‘blond’; coisa/cousa – ‘Sache’ oder pt. vassoura/ gl. vasoira – ‘Besen’; matadouro/matadoiro – ‘Schlachthof’; couro/coiro – ‘Leder’; tesoura/tesoira – ‘Schere’). Anzumerken ist aber, dass diese Wörter auf beiden Seiten der Grenze mit oi oder ou vorkommen. Eigentlich kann jedes Wort mit oi oder ou im Standard, regional auch mit dem jeweils anderen Diphthong auftreten (z.B. ouro/ oiro – ‘Gold’; touro/ toiro – ‘Stier’; louza, louça/ loiza, loiça – ‘Geschirr’; und selbst noite/ noute – ‘Nacht’, etc.).

Außerdem hat das Portugiesische im 16./17. Jahrhundert eine Relatinisierung durchlebt (d.h. es wurden erneut lateinische Wörter in die Sprache eingeführt), was zum Verlust des Diphthongs oibzw. uiin bestimmten Wörtern führte. Das lateinische ct und ltwurden im Galicisch-Portugiesischen zu oi oder ui (z.B. multus > muito/moito). So wurden auch Wörter wie fructu (Frucht), luctare (kämpfen) oder auscoltare (zuhören) zu fruito/ froito, luitar/ loitar und escuitar/ escoitar. Im Portugiesischen wurden diese Wörter aber in den genannten Jahrhunderten erneut in ihrer ursprünglichen Form eingeführt und verloren mit der Zeit das c bzw. l, sodass man heute im Standard-Portugiesischen fruto/lutar/escutar sagt und schreibt, während die Wörter im Standard-Galicischen froito/loitar/escoitar geschrieben werden (mit regionaler Variation, so hört man an der Küste auch fruito/luitar/escuitar). In ländlichen Gegenden Portugals, vor allem im Norden, sind allerdings Formen wie fruito/escuitar erhalten geblieben.

Auf der anderen Seite ist der heutige Wortschatz des Galicischen von Kastilianismen (spanischen Lehnwörtern) durchzogen, was auf den großen Druck zurückzuführen ist, den das Kastilische in den letzten Jahrhunderten auf das Galicische ausgeübt hat. Allerdings hat auch das Portugiesische Kastilianismen aufgenommen, die z.B. das Galicische nicht übernommen hat (u.a. castelhano statt ursprünglich castelán bzw. castelão – ‘kastilisch’; menino statt meniño bzw. meninho – ‘Kind’; frente statt fronte – ‘Front’; penha statt pena – ‘Felsen’; repolho statt repolo – ‘Weißkohl’; fiambre statt friame – ‘Kochschinken’, etc.).


Kurz ein paar Gedanken zur Sprachpolitik und zum Standardisierungsprozess

Der Einfluss des Spanischen ist so stark, dass viele Galicier heute kaum noch zwischen kastilischen und galicischen Wörtern unterscheiden können. Die Komplexe, die Galicier wegen ihrer Sprache hatten und teilweise noch haben, haben dazu geführt, dass viele nicht mehr ein kastilisiertes Galicisch sprechen, sondern ein galicisiertes Spanisch. Das passiert vor allem in den großen Städten, wie Vigo, Pontevedra und A Coruña. Dort ist die Ablehnung zum Portugiesischen auch am Größten. Warum das so ist, hat viele Gründe. Klar ist nur, dass vielen Leuten in Galicien zwar sehr wohl bewusst ist, dass ihre Sprache und die der Nordportugiesen nahezu identisch ist, aber die Sprachpolitik der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen eine Annäherung ans Portugiesische sehr kritisch sehen. Je weniger jemand über das Portugiesische weiß, desto größer wird die Ablehnung. Oft werden kleine Abweichungen aufgebauscht, um die Eigenständigkeit des Galicischen zu betonen: So sagt man z.B. in Goián, an der Grenze zu Portugal, zwar i-ela statt ela, i-alma statt alma (Seele) oder niato statt neto (Enkel), aber auch tudo, muito, cuando (pt. quando), paseio (pt. passeio), neñún (pt. nenhum), fome oder te, wie die Portugiesen auf der anderen Seite des Miño; jedoch im Gegensatz zum Standardgalicischen todo, moito, cando, paseo, ningún, fame und che. Und trotzdem ist man in Goián davon überzeugt, eine andere Sprache als ihre Nachbarn zu sprechen.

Es ist nicht zu leugnen, dass das Standardgalicische und das Standardportugiesische viele Unterschiede aufweisen; allerdings zu behaupten, dass es vollkommen verschiedene Sprachen sind, zeugt einfach nur von einer enormen Ignoranz (und leider wissen viele einfach viel zu wenig über ihre Sprache und die ihrer Nachbarn). Es gibt Regionen in Galicien (besonders an der Costa da Morte, aber auch im Süden, wie A Guarda und Salvaterra do Miño, Dörfer in der Nähe von Vigo, O Morrazo oder der Baixa Limia), wo niemand mit Sicherheit sagen könnte, ob das nun Galicisch oder Portugiesisch ist. Höchstens am Wortschatz und der Aussprache von [ʒ] als [ʃ] könnte man Unterschiede ausmachen, in der Baixa Limia noch nicht einmal das, da man dort u.a. die Unterscheidung zwischen [ʒ] und [ʃ] beibehalten hat (im Standard-Galicischen gibt es nur [ʃ]).


Der Dialekt in der Baixa Limia und den angrenzenden portugiesischen Gemeinden Castro Laboreiro und Soajo (im Nationalpark Peneda-Gerês/ Serra do Xurés) ist ein und derselbe: auf beiden Seiten der unsichtbaren Grenze hat man die mittelalterliche Unterscheidung der Sibilanten beibehalten; d.h. man unterscheidet dort noch zwischen [ʒ] und [ʃ] (<ge, gi/ j> und <x> geschrieben), zwischen [s] und [z] (<ce, ci/ ç> und <z> geschrieben) und zwischen [s̺] und [z̺] (<ss> und <s> geschrieben). In einigen Dörfern der Baixa Limia verschwanden [s] und [z] (sonst im Galicischen zu [θ] zusammengefallen) und wurden stattdessen zu [s̟] und [z̟] (ähnlich [θ] und [ð] in Englisch «thing» [ˈθɪŋ] und «the» [ˈðə]; nur dass die Zungenspitze nicht zwischen den Zähnen ist, sondern hinter den unteren Schneidezähnen; der Einfachheit halber transkribiere ich sie hier als [θ] und [ð]). So werden Wörter wie viciño/vizinho (RAG-Schreibweise/Portugiesische Schreibweise) und doce/doze dort entweder wie [biˈzi.ɲu]/ [ˈdo.zɪ] oder wie [biˈði.ɲu]/ [ˈdo.ðɪ] ausgesprochen. Wörter wie chourizo/chouriço oder pazo/paço werden dagegen entweder [t͡ʃowˈɾi.su]/ [ˈpa.su] oder [t͡ʃowˈɾi.θu]/ [ˈpa.θu] ausgesprochen.  Wörter wie «cousa» werden dort mit [z̺] ausgesprochen [ˈkow.z̺ɐ], weshalb auch Wörter wie cocer/cozer (kochen) und coser (nähen) unterschiedlich klingen: cozer [kuˈzeɾ]/ [kuˈðeɾ] und coser [kuˈz̺eɾ] (Standard-Galicisch: cocer [koˈθeɾ]/ coser [koˈs̺eɾ]; Standard-Portugiesisch: cozer [kuˈzeɾ] / coser [kuˈzeɾ]). Zwar scheinen sich die Sprecher in der Baixa Limia ihrer sprachlichen Eigenheiten sehr wohl bewusst zu sein und sind stolz darauf, aber besonders durch den Einfluss des Standard-Galicischen gehen langsam viele dieser Eigenheiten verloren. So hört man von ihnen immer wieder, dass es „in richtigem Galicisch“ «xente», also [ˈʃẽn.tɪ], heißt, und nicht [ˈʒẽn.tɪ] wie sie es sagen. Selbst ihre Orte nennen viele nicht mehr so, wie sie sie immer genannt haben, weil die Ortsschilder auf Standard-Galicisch sind. Ein Beispiel dafür ist der Ort Guxinde, den man im Ort selbst eigentlich [guˈʒĩn.dɪ] ausspricht. Dadurch, dass er offiziell aber mit <x> geschrieben wird, sagen immer mehr Leute [guˈʃĩn.dɪ], weil sie denken, dass sie falsch sprechen: „dort steht <x>, also sollte man “sch” sagen“. Hier möchte ich zwei Dokus erwähnen, damit man sich einmal den Dialekt in der Baixa Limia und in den Ortschaften im portugiesischen Castro Laboreiro anhören kann. Die erste (hier) handelt vom Zusammenleben in Olelas (Baixa Limia, Galicien) und Várzea (Soajo, Portugal), bis in den 90ern ein Stausee errichtet wurde, der die Dörfer trennte (1km Luftlinie voneinander entfernt, jetzt sind es knapp 29km, da man den See umfahren muss). Die zweite (hier) handelt von der Legende der Santa Companha, einer Toten- und Geisterprozession, die der Legende nach den Tod einer nahe stehenden Person ankündigt (aufgenommen in Orten wie Bico, Vido, Eiras und Vila, allesamt in der Gemeinde Castro Laboreiro). Es gibt keinen Unterschied.


Ich selbst — und ich spreche beide Sprachen — habe in Galicien Menschen kennengelernt, bei denen ich zuerst dachte, dass sie Portugiesen seien. Nicht nur wegen der Aussprache (z.B. [s] statt [θ], Unterscheidung von zwei s-Lauten, sehr geschlossene Aussprache und extreme Neutralisierung bis hin zum Wegfall von unbetonten Vokalen, teilweise Realisierung des s am Wortende als [ʃ]), sondern auch wegen der Sprachmelodie (kann man sich z.B. hier anhören oder hier ein paar Schüler in Mazaricos; zum Vergleich hier das Standardgalicische im Fernsehen). Erst nach längerem Zuhören konnte ich dann bestimmte Satzstrukturen/Wörter und die Gheada ausmachen, die es zwar im Galicischen gibt, aber nicht im Portugiesischen.

Die Tatsache, dass es Unterschiede in der Aussprache oder der Morphologie gibt, sagt noch nichts darüber aus, ob es sich um unterschiedliche Sprachen handelt oder nicht. Vor allem, weil der Begriff „Sprache“ politisch bestimmt wird; es ist kein rein sprachwissenschaftlicher Begriff (so gilt eben das Luxemburgische in der Sprachwissenschaft z.B. als moselfränkischer Dialekt des Deutschen, aber da es in Luxemburg Nationalsprache ist und eine eigene Rechtschreibung hat, gilt es als Sprache). Der argentinische Satz „¿Tenés frutillas?“ hat erstmal mit dem spanischen „¿Tienes fresas?“ (Hast du Erdbeeren?) eher wenig zu tun, und trotzdem zweifelt niemand an der Tatsache, dass die argentinischen Dialekte zum Spanischen gehören. Auch der Fakt, dass frutilla in Argentinien [fɾutiʃa] („frutischa“) ausgesprochen wird und in Spanien und anderen Ländern [fɾutiʎa] („frutilja“) oder [fɾutiʝa] („frutija“), ändert nichts daran, dass es Spanisch ist. Auch zwischen dem Englischen der USA und Englands gibt es Unterschiede, die sogar schriftlich wiedergegeben werden dürfen. Genauso verhält es sich zwischen dem brasilianischen und dem europäischen Portugiesisch: die Tatsache, dass man in Brasilien <-de, di> und <-te, ti> größtenteils palatalisiert (z.B. cidade [si.ˈda.d͡ʒi], diad͡ʒi.ɐ] / quente [ˈkẽ.t͡ʃi], tiat͡ʃi.ɐ] statt der europäischen [si.ˈða.ðɨ], [ˈdi.ɐ] / [ˈkẽ.tɨ], [ˈti.ɐ]), hauptsächlich «você» statt «tu» benutzt («você tem» = ‘du hast/ Sie haben’, statt «tu tens»); das <r-, rr> größtenteils wie [h] oder [x] ausspricht und nicht wie [ʀ] oder [r]; in der gesprochenen Sprache die Pronomen normalerweise nicht ans Verb hängt (also z.B. «Eu te amo» statt «Eu amote») und größtenteils auf die klitischen Pronomen der 3. Person verzichtet (z.B. «Eu vi ela» = ‘Ich habe sie gesehen’, statt «Eu via»), hat bisher nur wenige dazu bewegt, zu behaupten, dass das brasilianische und das europäische Portugiesisch zwei unterschiedliche Sprachen sind. Tatsächlich sind sich die meisten Sprachwissenschaftler einig, dass sich das brasilianische Portugiesisch mehr vom europäischen Portugiesisch unterscheidet als das Galicische und das Portugiesische.

Die Reintegration des Galicischen in das portugiesische Sprachsystem ist aber sehr schwierig. Das Portugiesische wurde zur Hoch- und Nationalsprache, das Galicische nicht. Die wenigsten Portugiesen würden akzeptieren, dass die Sprache, die sie sprechen, eigentlich Galicisch ist; und kaum ein Galicier wird akzeptieren, dass er Portugiesisch spricht. Zu tief sitzen auf beiden Seiten des Miño der Groll und die Vorurteile, die entstanden, als sich Portugal im 12. Jhd. vom Königreich Galicien (damals Teil der Krone von León) loslöste und unabhängig wurde. Auch als Portugal 1640 den 28 Jahre dauernden Restaurationskrieg (Guerra da Restauração) begann, um sich erneut die Unabhängigkeit von Spanien zu erkämpfen, klafften neue Wunden zwischen Galiciern und Portugiesen auf. Der Krieg war grausam und zeichnete sich hauptsächlich dadurch aus, dass die Heere auf beiden Seiten der Grenze Dörfer plünderten und niederbrannten. In Galicien kommt hinzu, dass die konservative PP seit Jahrzehnten die Angst schürt, dass Portugal Galicien annektieren will, oder dass diejenigen, die die reintegrierte Rechtschreibung verteidigen in Wirklichkeit nur Teil Portugals sein wollen. Galicien ist eine der historischen Nationen Spaniens und eigenartigerweise hat die PP, die ansonsten gegen jede Art von „regionalen Eigenheiten“ ist, in Galicien dieses Gefühl für sich genutzt: die Galicier sind ein eigenes Volk, mit einer eigenen Sprache, also darf sie weder dem Portugiesischen noch dem Spanischen zu nah sein.

Während in Portugal jedoch Literatur auf Portugiesisch entstand (mit einer Rechtschreibung, die der der mittelalterlichen galicischen Sprache ziemlich treu blieb, von <-ão>, <lh> und <nh> mal abgesehen), entstand in Galicien zwischen dem 16. und 18. Jhd. fast nichts auf Galicisch. Zuvor hatte die kastilische Krone das Königreich Galicien „gebändigt und kastriert“ (A Doma e Castración de Galiza): Als Strafe dafür, bei Erbfolgekriegen die späteren Verlierer unterstützt zu haben, wurde der galicische Adel durch einen kastilischen Adel ersetzt, hohe Ämter wurden nur noch an Kastilier vergeben, die diese dann an ihre Kinder und Enkel vererbten. Außerdem brachte man kastilische Richter, Lehrer, Schreiber und Priester nach Galicien. Es war verboten, die Messe auf Galicisch zu halten, in der Verwaltung und in der Schulbildung durfte nur noch Kastilisch gesprochen werden. Durch die Ankunft der Kastilier, die besonders in den Städten sesshaft wurden, stieg die Zahl derjenigen, die kein Galicisch sprechen konnten und die auch überhaupt kein Interesse daran hatten, es zu sprechen. Es begannen die „dunklen Jahrhunderte“ (Séculos Escuros), in denen das Spanische das Galicische aus der Öffentlichkeit verdrängte und in die Wohnzimmer und aufs Land zurückdrängte.

Das Galicische veränderte sich, es verlor die Unterscheidung zwischen [ʃ] und [ʒ], in manchen Dialekten erschien der Laut [θ], die Nasalvokale verschwanden. Ob das wegen des Spanischen passierte (was wahrscheinlich ist), oder ob das eine sprachinterne Entwicklung war, ist nicht wirklich geklärt und ist eigentlich auch nicht wichtig. Fakt ist einfach, dass die Schriftsteller, die im 19. Jhd. entschieden, wieder auf Galicisch zu schreiben (Rexurdimento – Wiedergeburt), keine schriftlichen Zeugnisse hatten, an denen sie sich orientieren konnten, um das Galicische zu schreiben. Da mittlerweile <j, gi, ge, x> wie [ʃ] klangen, entschieden sie, alles mit <x> zu schreiben, und für den Rest bedienten sie sich der spanischen Orthographie, schließlich war es die einzige, die sie kannten.

Bei der Standardisierung der Schriftsprache im 20. Jhd. orientierte sich die RAG hauptsächlich an ebendieser Literatur des 19. Jhd und vernachlässigte die ursprüngliche Schreibweise. Das war Teil der Sprachpolitik der regierenden Alianza Popular/PP, die seit dem Ende der Diktatur darauf erpicht ist, die Sprachlandschaft in Spanien in immer kleinere Sprachen zu zerstückeln, um so das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Regionen und Völkern zu zerstören. In Galicien beharrt man auf der Eigenständigkeit des Galicischen, das ja dem Spanischen eh näher sei als dem Portugiesischen; in Asturien erklärte man das Eonaviegu zur eigenen Sprache (eigentlich ein ostgalicischer Dialekt); in Navarra stärkt man die Abneigung gegenüber dem Baskenland und verhindert Versuche der sprachlichen Normalisierung; in Valencia ist man fundamentaler Bestandteil der Blaverisme-Bewegung, die jegliche Zugehörigkeit des Valencianischen zur Katalanischen Sprache leugnet und bekämpft (in den 70ern/80ern sogar mit Gewalt und Bombenattentaten); auf den Balearen unterstützt man die anti-katalanische Bewegung rund um die „Acadèmi de sa Llengo Baléà“ (kat. Acadèmia de sa/la Llengua Balear), die bestreitet, dass das Balearische mit dem Katalanischen verwandt ist; und in Aragonien leugnet man die Existenz des Katalanischen im Grenzgebiet zu Katalonien (man änderte sogar den Namen der dortigen Sprache von Català zu LAPAO), und auch die Existenz der Aragonesischen Sprache in Oberaragonien (die man LAPAPYP nannte), denn es seien alles nur Mundarten, die miteinander nichts zu tun hätten. Es ist also nichts Neues.

Da man aber nun einmal nicht leugnen konnte, dass der Großteil der Bevölkerung Galiciens kaum Spanisch sprach (selbst 1992 hatten 63% der Bevölkerung ausschließlich das Galicische als Muttersprache und knapp 70% sprachen im Alltag hauptsächlich Galicisch; nur 11% sprachen im Alltag ausschließlich Spanisch), wollte man versuchen, das Galicische an das Spanische anzugleichen und vom Portugiesischen zu entfernen. Oberflächlich engagierte man sich für den Erhalt des Galicischen, aber auf der anderen Seite fachte man den Sprachkonflikt immer wieder an, indem man z.B. den dreisprachigen Unterricht einführte (Spanisch/ Englisch/ Galicisch) oder für die „Zweisprachigkeit“ warb (und gleichzeitig das angebliche Aufoktroyieren des Galicischen anprangerte), die aber nichts anderes zur Folge haben sollte, als das Galicische aus der Öffentlichkeit zu verdrängen. Generell hat das Werben für „Zweisprachigkeit“ in Gebieten, in denen eine minorisierte Sprache gesprochen wird, immer zum Ziel, dass die Bevölkerung die dominante Staatssprache übernimmt. Eine echte Zweisprachigkeit der Gesellschaft ist dabei nie das Ziel: das Ziel ist es, dass die, die eh im Alltag immer Spanisch sprechen, nie Galicisch sprechen müssen; während Galicisch-Sprecher immer häufiger Spanisch sprechen müssen, um im Alltag zurecht zu kommen. Methoden dafür sind u.a. die Zweisprachigkeit (also, der Gebrauch des Spanischen) als positiv und „respektvoll“ darzustellen, Minderwertigkeitskomplexe bei den Sprechern zu verstärken („eure Sprache ist ein Hindernis“, „eure Sprache eignet sich nicht für die Bildung“, „eure Sprache ist eine Bauernsprache“, „ihr sprecht eure Sprache nicht richtig“, „ihr seid Hinterwäldler“, etc.) und sie davon zu überzeugen, dass es für ihre Kinder besser wäre, mit Spanisch aufzuwachsen. Ein Ergebnis dieser Politik ist, dass immer weniger Eltern das Galicische an ihre Kinder weitergeben: sprachen z.B. im Jahr 2003 noch 50% der Eltern (im Alter von 16 – 49 Jahren) mit ihren Kindern ausschließlich/ überwiegend Galicisch (33% nur Spanisch), sind es 2018 nur noch 40% (43% nur Spanisch). Eine weitere beliebte Methode ist es, die Sprache zum Politikum zu machen: je mehr Polemik und öffentliche Debatten um die Sprache provoziert werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass die, die eh schon Vorurteile haben, diese zementieren, und dass die, die bisher nie über ihre Muttersprache nachgedacht hatten, versuchen, die „positiv besetzte/ unmarkierte“ Sprache (= Spanisch) zu benutzen, um keine Probleme zu bekommen.

Auch die meisten Politiker gaben kein gutes Beispiel ab: In den seltensten Fällen waren sie Muttersprachler, sprachen – und sprechen immer noch – Castrapo (galicisch-spanische Mischsprache) mit zudem kastilischer Aussprache und Sprachmelodie. Das verstärkte die Minderwertigkeitskomplexe derjenigen, die tatsächlich Galicisch sprachen. «Wenn das, was die da im Fernsehen sprechen, Galicisch ist, dann spreche ich nicht richtig». So entstehen so eigenartige Situationen, wie z.B. dass nur 58% der über 65-Jährigen glauben, sehr gut Galicisch sprechen zu können, obwohl 80% von ihnen angeben, dass sie mit ihren Eltern immer nur Galicisch gesprochen haben. Es gab lange Zeit kein galicisches Selbstverständnis bzw. Nationalbewusstsein, wie es z.B. in Katalonien existierte. Viele in den ländlichen Regionen mussten sich nie Gedanken darüber machen, welcher Nation sie angehörten: ihr Leben war auch Galicisch, Kontakt zu Leuten von Außerhalb hatten sie kaum; niemand stellte ihre Identität in Frage. So ging das jahrhundertelang. Bis ins 20. Jhd. Doch zog dann jemand vom Land in die größeren Städte, wechselte er zum Spanischen (oder eben zum Castrapo). Denn in Städten wie Vigo, Pontevedra und A Coruña, wo die kastilische Ober- und Beamtenschicht lebte, galt das Galicische bis vor wenigen Jahren als verpönte Bauernsprache. Heute sieht man es dort als Folklore an. Etwas Schützenswertes, ja, aber das höchstens dafür zu gebrauchen ist, um betrunken eine Rianxeira zu singen. Die Hauptstadt Santiago de Compostela stellt hier ganz klar eine Ausnahme dar; dort sprechen immer noch 44% der Bevölkerung im Alltag hauptsächlich Galicisch; nur 22% sprechen nie Galicisch im Alltag. In A Coruña dagegen sprechen es nur noch ca. 20% überwiegend im Alltag (5% ausschließlich; 49% sprechen ausschließlich Spanisch im Alltag), obwohl 76% der Einwohner gut/ sehr gut Galicisch sprechen können.

Diese spanisch-nationalistische Politik der galicischen PP, die in Galicien subtiler war als z.B. in Katalonien oder dem Baskenland und natürlich sehr viel subtiler als die Sprachverbote und Repression der faschistischen Franco-Diktatur, hatte leider Erfolg. Die Generationen, die vor der Diktatur geboren wurden (also vor 1940) waren zu über 82% einsprachige Galicisch-Muttersprachler. Nur 10% waren Spanisch-Muttersprachler (ca. 8% waren zweisprachig). Bei denjenigen, die während der zweiten Hälfte der Diktatur geboren wurden (ca. 1960 – 1975) sank der Anteil der einsprachigen Galicisch-Muttersprachler bereits auf ca. 60% (ca. 20% einsprachig Spanisch). 1992, also ca. 14 Jahre nach der Wiedereinführung der Demokratie, hatten immer noch ca. 63% der Galicier ausschließlich das Galicische als Muttersprache (26% nur Spanisch). 2003 stellten die einsprachigen Galicisch-Muttersprachler zwar immer noch die Bevölkerungsmehrheit dar, aber mit einem Anteil von 54% war schon ein sehr starker Rückgang zu verzeichnen (der Anteil von Spanisch-Muttersprachlern stieg auf 29%).  Heute sind nur noch 42% der Galicier einsprachige Galicisch-Muttersprachler; 32% sind Spanisch-Muttersprachler und 24% haben Spanisch und Galicisch als Muttersprachen. Anmerkung: Wenn ich hier von „einsprachig“ spreche, meine ich, dass diese Menschen nur eine Sprache Zuhause gelernt haben: heutzutage sprechen alle Galicisch-Muttersprachler auch Spanisch (zumeist auf muttersprachlichem Niveau) und die meisten Spanisch-Muttersprachler beherrschen auch das Galicische (wenn auch oft nicht auf muttersprachlichem Niveau). 88% der Einwohner Galiciens können Galicisch gut/ sehr gut sprechen (auch, wenn der Anteil derjenigen, die es sehr gut sprechen können, in den letzten Jahren gesunken ist: von 68% im Jahr 2003 auf 58% im Jahr 2018). Hier ein paar Graphiken, um den Rückgang des Galicischen als Muttersprache und Alltagssprache zu veranschaulichen.

Die Situation ist mehr als dramatisch, besonders, wenn man sich die Daten für die junge Bevölkerung anguckt: waren z.B. 2003 ca. 32% der unter 14-Jährigen einsprachige Galicisch-Muttersprachler, sind es 2018 nur noch 19%; 29% sind zweisprachig, 49% sind mittlerweile einsprachige Spanisch-Muttersprachler. Anders als z.B. in Katalonien oder dem Baskenland, wo der prozentuale Anteil an Muttersprachlern der eigenen Sprachen an der Gesamtbevölkerung hauptsächlich dadurch zurückgeht, weil seit den 1950ern sehr viele Spanisch-Muttersprachler eingewandert sind, was dazu führt, dass sich die Proportionen verschieben, liegt der Rückgang in Galicien eher daran, dass Galicisch-Muttersprachler tatsächlich ihre Sprache wechseln (z.B. sprechen wie gesagt viele galicischsprachige Eltern mit ihren Kindern Spanisch, weil sie denken, dass sie so mehr Chancen haben). So sprechen z.B. nur 73% der Eltern, die mit ihren Eltern nur Galicisch gesprochen haben, mit ihren Kindern nur Galicisch; bei den Eltern, bei denen Zuhause hauptsächlich Galicisch gesprochen wurde, überwiegt das Spanische in über 54% der Fälle in der eigenen Kindererziehung.

Allerdings ist die Situation des Galicischen auch sehr stark vom Umfeld abhängig: in den ländlichen Regionen ist es ohne Zweifel die Hauptsprache der Bevölkerung (mit Regionen, in denen es die Alltagssprache von über 90% der Bevölkerung ist). In den großen Städten (besonders Vigo und A Coruña; in diesen beiden Städten leben über 20% der Bevölkerung Galiciens) ist es nur noch die Haupt-Alltagssprache von 16 – 20%.

lingua habitual comarcas

Mit der Standardisierung in den 80er Jahren entstanden außerdem komische Wörter wie beirarrúa (wörtlich „Straßenufer/Straßenseite“ – ‘Bürgersteig’), beiravía (Seitenstreifen), etc., um „pure“ galicische Wörter zu haben, die sich sowohl vom Spanischen als auch vom Portugiesischen unterschieden. Bei beirarrúa ist dies besonders offensichtlich: im Portugiesischen heißt „Bürgersteig“ calçada, also hätte man im Galicischen einfach calzada nehmen können (da man auch nicht das spanische acera nehmen wollte, das viele benutzten). Da man aber calzada bereits mit der spanischen Bedeutung versehen hatte (Straße/ Fahrbahn), ging das nicht. So entstand dann beirarrúa (beira – Seite + rúa – Straße).

Die Sprache wurden von der Politik instrumentalisiert; die rechts-konservativen Kräfte verteidigen ein kastilisiertes, isoliertes Galicisch und werfen den linken regionalistischen Kräfte (sowohl nationalistisch als auch separatistisch) — die ein reintegriertes, portugiesischeres Galicisch verteidigten, um die Sprache vor dem Aussterben zu bewahren — vor, Landesverräter zu sein, die das Galicische an die Portugiesen „verkaufen“ wollten. Dabei hat der Einsatz für die reintegrierte Schreibweise nur zum Ziel, den Galiciern einen Kulturraum zugänglich zu machen, ohne vom Spanischen abhängig zu sein: durch den Zugang zu Filmen, Serien und sonstigen Kultur- und Medieninhalten auf Portugiesisch (ob nun original oder untertitelt/ synchronisiert) könnte man den rieisigen Einfluss, den das Spanische in diesen Bereichen hat, etwas eindämmen. Galicische Kinder und Jugendliche sehen halt spanische Filme und Serien, Youtuber, Influencer, etc., weil es auf Galicisch sehr wenig Produktion gibt (was vor allem wirtschaftliche Gründe hat). Dadurch ändern sich natürlich auch ihre Sprachgewohnheiten. Die Gefahr für das Überleben der Sprache geht halt vom Spanischen aus, nicht vom Portugiesischen. Schon Ricardo Carvalho Calero, einer der wichtigsten galicischen Sprachwissenschaftler, sagte: O galego ou é galego-português ou é galego-castelhano (Das Galicische ist entweder Galicisch-Portugiesisch oder Galicisch-Kastilisch).

Schließlich gibt es dann noch die Galicier, die kein Galicisch sprechen, aber der festen Überzeugung sind, dass die RAG und die Politik versuchen, das Galicische vom Spanischen zu entfernen. Leute, die das „wahre“ Galicische „verteidigen“ indem sie Spanisch sprechen, und trotzdem der Meinung sind, dass Wörter wie servizo, porén, grazas, lámpada, parabéns, crise, ficar, alugar (statt der Spanischen – und oft benutzten – servicio, no obstante, gracias, lámpara, felicidades, crisis, quedarse, alquilar) nur ausgedacht sind und dass niemand in Galicien so spricht. Nur weil ihre Oma auch immer gracias gesagt hat und nicht grazas. Dabei ist es ihnen egal, dass es sehr wohl viele Menschen gibt, die genau diese „ausgedachten“ Wörter benutzen (genauso wie es die Menschen in den letzten Jahrhunderten getan haben) und dass diese Wörter seit Jahrhunderten schriftlich belegt sind. Es sind dieselben Menschen, die z.B. conexo sagen (direkte Entlehnung von span. conejo) statt coello (Kaninchen), zanxar (span. zanjar) statt parar/atallar/resolver, parexa (span. pareja) statt parella (Paar), lentexa (span. lenteja) statt lentella (Linse), tixeira (span. tijera) statt tesoira (Schere), etc.

Die sprachliche Situation in Galicien ist – wie man sieht – ziemlich kompliziert. Trotz aller Probleme, freut sich jeder Galicier darüber, wenn man ein paar Wörter Galicisch kann. Wirklich jeder. Egal wie Spanisch oder Portugiesisch es sich anhören mag. Der Sprachkonflikt soll also auf gar keinen Fall ein Hindernis sein, um diese wunderschöne Sprache zu lernen. In Galicien kann es nur von Vorteil sein, sie zu sprechen; es öffnet einem fast jede Tür. Ich selbst bin in Galicien wie ein König behandelt worden, nur weil ich mit den Leuten Galicisch sprach. Andere Menschen, die ich kennengelernt habe und die es entweder auf Spanisch oder Englisch versucht haben, beschrieben die Galicier oft als kalt und distanziert. Und mir war das einfach schleierhaft: Natürlich sind Galicier keine Andalusier, aber ich bin selten so gut behandelt worden wie dort.

Auch wenn ich persönlich die reintegrierte Rechtschreibung bevorzugen würde (es geht hierbei immer nur um die Rechtschreibung, nicht um die Aussprache!), gebe ich hier nur die offizielle Rechtschreibung der RAG wieder, schließlich ist es die, die man in der Schule lernt, in den Medien sieht, etc. Dort, wo die RAG allerdings mehrere Optionen zulässt, werde ich immer den ursprünglichen Formen den Vorzug geben.


Jetzt geht es mit dem Vokabular weiter :) Zu aller erst gucken wir uns die Begrüßungen und Verabschiedungen an:

In der folgenden Tabelle sehen wir die Wochentage und die Monate. Bei den Wochentagen sind die häufigen (und standardsprachlichen) fett geschrieben (luns, etc.). Früher kannte man diese Formen nur in Ostgalicien, der Rest des Landes benutzte Segunda (feira), corta (feira), quinta (feira), etc.  Doch diese Formen — die den portugiesischen entsprechen — verschwanden größtenteils vor 70 Jahren. Es gibt noch Regionen, wo sie benutzt werden, und vor allem ältere Menschen (70+) erinnern sich daran, dass ihre Eltern und Großeltern sie noch benutzten, aber alle erzählen dasselbe: Als sie in die Schule kamen, wurde ihnen von den Lehrern verboten, diese Formen zu benutzen. Und so hört man sie heute leider kaum noch. Die Jahreszeiten sind: primavera (Frühling), verán (Sommer), outono (Herbst) und inverno (Winter).

Bei den Körperteilen gibt es oft mehrere Formen, die auch im Standard erlaubt sind. Ich habe hier aber nur die häufigsten aufgezählt, und diejenigen, die die größte literarische Tradition haben (z.B. gibt es für „Kinn“ folgende Wörter: queixo [entspricht dem Portugiesischen], barbadela, barba, barbarote, barbela, papo und queixelo). Hier sieht man gleich auch eine der Schwierigkeiten der offiziellen Rechtschreibung: die Wörter für Käse und Kinn werden gleich geschrieben queixo/queixo (pt: queijo/queixo). Regional sagt man statt beizo auch lábios, statt cabeza auch testa, statt ombro auch ombreiro, statt man auch mao oder mau und statt xeonllo auch xoello.

Hier eine Liste der wichtigsten Obst- und Gemüsesorten (froitas e hortalizas):

Auch hier gibt es regional eine große Variation. Für Erdbeeren findet man z.B. neben morote und amorodo noch morodo, (a)morogo und morango (wie im Portugiesischen); für Kürbis findet man neben cabaza auch abóbora (pt.: abóbora), cabaxa oder pucho de turco. Beispiele: Tedes amorodos? (Habt ihr Erdbeeren?); Temos, cantos queres? (Ja, haben wir, wie viele möchtest du?); Dáme 1kg, por favor (Gib mir 1kg, bitte); Non me gustan as berinxelas/ Non gosto de berinxelas (Ich mag keine Auberginen); Os grelos son típicos de Galiza (Rübstiele sind typisch für Galicien); En decembro vai moito frío (Im Dezember ist es sehr kalt); En agosto adoita ir sol (Im August scheint normalerweise die Sonne). Bei den letzten beiden Beispielen sieht man, wie man Wetterphänomene beschreibt. Anders als im Spanischen, wo man sie mit dem Verb hacer (machen) beschreibt (z.B. hace frío/hace calor – ‘es ist kalt/es ist warm’), benutzt man im Galicischen das Verb ir. Dazu gibt es auch ein galicischen Sprichwort: O frío non se fai que xa vén feito (Die Kälte macht man nicht, sie kommt schon gemacht). Das Verb adoitar  (+ Infinitiv) im letzten Beispiel ist ein Synonym von acostumar und bedeutet, dass etwas normalerweise passiert, etwas üblich ist, etc. (span.: soler/acostumbrar; pt.: costumar).

Um sich auf Galicisch zu bedanken kann man „Grazas“ (Danke), „Moitas grazas“ (Vielen Dank), oder den weit verbreiteten Ausdruck „Graciñas“ verwenden (Diminutiv von grazas). Man hört aber auch oft das spanische Gracias.  „Por favor“ (kurz: porfa) benutzt man, wie oben schon gesehen, um um etwas zu bitten. Um sich zu entschuldigen kann man entweder „Perdón“ (Entschuldigung), „Perdoa“ (Entschuldige), „Perdoe“ (Entschuldigen Sie), „Desculpa“ oder „Síntoo“ (Es tut mir leid) sagen.

Das Galicische kennt viele Namen für die unterschiedlichen Tageszeiten, besonders für die Dämmerung; einer Tageszeit, die sehr wichtig in der galicischen Kultur war und ist. So ist z.B. das Wort luscofusco ein Wort, das es so in keiner anderen Sprache gibt. Es ist aus dem Ausdruck „entre lusco e fusco“ entstanden, was soviel bedeutet wie „zwischen dem Abendlicht (lusco – ‘das Licht, das zum Abend hin immer schwächer wird’) und der Dunkelheit (fusco – ‘dunkel, fast schwarz’)“. Hier eine Liste mit den gängigsten Tageszeiten:

Hier eine Liste mit ein paar Haushaltsobjekten und Orten, die man vielleicht bei einem Galicien-Besuch aufsuchen möchte:

Die Uhrzeit birgt keine Überraschung für diejenigen, die Spanisch oder Portugiesisch sprechen. Um nach der Uhrzeit zu fragen, sagt man: „Que hora é?“ (Wie spät ist es?), „Tes hora?“ (Hast du die Uhrzeit?) oder „Poderías dicirme a hora?“ (Könntest du mir die Uhrzeit sagen?). Die Antwort ist meist „Son as…“ (Es ist…), außer wenn es ein Uhr ist, dann steht es im Singular: É a unha. Wenn man explizit erwähnen möchte, von welcher Tageszeit man spricht, fügt man ein „da noite“ (nachts), „da tarde“ (nachmittags), „da madrugada“ (früh morgens) oder „da mañá“ (morgens) hinzu: A unha da noite (Ein Uhr nachts), As catro da tarde (Vier Uhr nachmittags), As catro da madrugada (Vier Uhr in der Früh/nachts), As sete da mañá (Sieben Uhr morgens).

03:00 Son as tres (en punto) — Es ist (punkt) drei Uhr
03:05 Son as tres e cinco — Es ist fünf nach drei
03:10 Son as tres e dez — Es ist zehn nach drei
03:15 Son as tres e cuarto (oder e quince) — Es ist Viertel nach vier (oder 15 nach vier)
03.30 Son as tres e meia — Es ist halb vier
03:40 Son as catro menos vinte — Es ist zwanzig vor vier
(auch: Faltan vinte para as catro)
03:45 Son as catro menos cuarto — Es ist Viertel vor vier
03:55 Son as catro menos cinco — Es ist fünf vor vier
(auch: Faltan cinco para as catro)
01:00 É a unha — Es ist ein Uhr
01:30 É a unha e meia — Es ist halb zwei

Wichtige Verben (unregelmäßige Formen in Klammern, wenn der Rest regelmäßig ist):

falar — sprechen
escoitar — zuhören
ouvir (eu ouzo) — hören
dicir (unregelmäßig) — sagen
comer — essen
beber — trinken
tomar — nehmen/trinken
coller — nehmen
tocar — anfassen
andar — gehen
durmir (ti dormes, el dorme, eles dormen)— schlafen
vir (unregelmäßig) — kommen
ver (eu vexo) — sehen
pór (unregelmäßig) — legen/stellen
traballar — arbeiten
erguerse (eu érgome) — aufstehen/sich erheben
lavar — waschen
acordar — aufwachen/ aufwecken
lembrar(se)/ recordar — (sich) erinnern
esquecer (eu esquezo) — vergessen
achegar(se) — (sich) nähern
afastar(se) — (sich) entfernen
viaxar — reisen
voar — fliegen
escribir / (escreber) —  schreiben
ler — lesen
crer — glauben
pensar — denken
mercar / comprar — kaufen, einkaufen
vender — verkaufen
alugar / arrendar — mieten, vermieten
fechar / pechar — schließen
abrir — öffnen
chover — regnen
orballar/chuviñar/chuviscar — nieseln
romper / crebar/ quebrar —  brechen/zerbrechen
estragar / danar — kaputtgehen, kaputtmachen, vernichten, zerstören
arranxar / reparar — reparieren, in Ordnung bringen
doer (eu doio) —  schmerzen
entrar — reingehen
saír — rausgehen

Wie man sieht, sind die meisten Verben regelmäßig und ihre Konjugation sollte kein Problem darstellen. Zur Not kann man immer auf den Link gehen, den ich weiter oben angegeben habe, um sich die vollständige Konjugation anzugucken. Für das Verb „nieseln“ habe ich jetzt nur drei Optionen angegeben, aber es gibt regional dutzende Synonyme (der Nieselregen gehört halt zur galicischen Idiosynkrasie), darunter: baballar, babuñar, babuxar, barbañar, barbuñar, barbuzar, barrallar, barrufar, barruñar, brecar, froallar, lapiñar, marmallar, marmañar, patiñar, poallar oder zarzallar. Je nachdem, ob der Regen dann schwächer oder stärker wird, zu Schnee, Nebel oder Graupel wird, gibt es regional über 100 Wörter für den Niederschlag.

Um den Teil des Vokabulars langsam zu beenden, hier ein kleine Liste der schönsten galicischen Wörter:

xeitoso,-a, / louzán,-a — begabt, reizend, schön / hübsch, schön
orballo —  Nieselregen
meiga —  Hexe
meigallo / feitizo —  Fluch / Zauber
feiticeiro —  bezaubernd,verzaubernd
acougo —  Ruhe, Frieden
aloumiño —  Zärtlichkeit
enxebre —  typisch galicisch
morriña / saudade —  tiefe, zerreißende Sehnsucht nach der Heimat/Familie, etc.
brincadeira —  Spaß
larpeirada —  Süßigkeit
ledicia —  Freude
refulxir —  glänzen
agarimo —  Zuneigung
esmorga / troula —  Vergnügen, Gelage
berce —  Wiege
golfiño —  Delfin
xoaniña —  Marienkäfer
andoriña —  Schwalbe
bolboreta —  Schmetterling
vagalume —  Glühwürmchen
fervenza/ cachoeira — Wasserfall
bágoa —  Träne
biquiño — Küsschen
luar —  Mondschein
brétema —  Nebel
riquiño — sympatisch, lustig, niedlich, etc. (aber auch „nett“ in seiner negativen Bedeutung oder „hässlich“, wenn man politisch korrekt sein möchte)
panxoliña —  Weihnachtslied
lóstrego —  Blitz
miñaxoia —  naiv, unschuldig,  (als Ausruf auch „Du Ärmster“)
axóuxere —  Glockenstab
xaxún —  Fasten
raíña —  Königin

Und zum Schluss noch ein paar Schimpfwörter und galicische Ausdrücke, die man oft benutzt:

Carallo — das wohl bekannteste galicische Wort; wörtl. Penis = Ausruf, der Ärger, Überraschung oder Schmerz ausdrückt (es hat aber noch sehr viel mehr Bedeutungen)
Carallo! —  Verdammt! Scheiße!
Vai ó carallo! —  Scher dich zum Teufel!
Manda carallo!drückt Überraschung aus: Oha! Echt?!
Que carallo? — Was zur Hölle?
Bueno, carallo, bueno —  ironische Antwort auf etwas, was man nicht glaubt
Chove de carallo! —  Er regnet wie aus Kübeln!
Non me toques o carallo! —  Nerv mich nicht!
É un home de carallo! —  Er ist ein großartiger Mann!
Parvo,-a / babeco,-a / imbécil / paiolo,-a —  Dumm
Pailán —  Ignorant, Flegel, Bauerntrampel
Garatuxeiro / Loamiñeiro —  Schleimer
Mexeriqueiro  —  Jammerlappen
Barallocas  —  Schwindler, Schnacker
Caguiñas / Cagán / Cagainas —  Feigling, Schisser
Lareta —  Großmaul
Porco —  Schwein
Baleigán / Preguiceiro / Lacazán / Loubán —  Faulpelz, Sesselfurzer
Rexoubón —  Klatschmaul
louco,-a / tolo,-a  —  verrückt, Spinner
non tal  —  auf gar keinen Fall
E logo? —  E logo que queres? (Und, was möchtest du?); Non o puiden facer – E logo? (Ich konnte es nicht tun. – Warum?); E logo? (Wie geht’s?); Non che gusta a rapaza? – E logo! (Magst du das Mädchen nicht? – Doch, natürlich!)
Quen mo dera! —  Schön wär’s!
Malo será! —  Es wird schon werden! Wird schon schief gehen!
Vaiche boa! —  Das ist lange her! aber auch Das ist Quatsch/ Unsinn/ Schwachsinn!
Onde vai! —  Das ist schon sehr lange her!
Mexan por nós e temos que dicir que chove — Sie (die da oben) pinkeln auf uns drauf und wir müssen sagen, dass es regnet
facer as beiras —  flirten
Éche o que hai —  Da kann man nichts machen; Es ist, wie es ist (sehr typisch)
und natürlich Non creo nas meigas, mais habelas, hainas — Ich glaube nicht an Hexen, aber geben tut es sie (typisch galicische Unschlüssigkeit)


Das Galicische im Kontakt mit dem Spanischen

Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, hat das Spanische einen sehr großen Einfluss auf das Galicische gehabt, und hat ihn immer noch. Für Leute, die kein Spanisch sprechen, wird es einfach sein, keine Kastilianismen ins Galicische einzubauen. Diejenigen, die aber vielleicht schon etwas Spanisch sprechen, sollten gut darauf achten, bestimmte Fehler nicht zu machen. In Galicien gibt es leider sehr viele Menschen, besonders in den Städten, die kaum darauf achten, wie sie sprechen und das führt dazu, dass die Sprache ihre Eigenheiten verliert und immer mehr zu einem spanischen Dialekt wird (die „Mischsprache“ zwischen Galicisch und Spanisch wird Castrapo genannt).

Der Einfluss des Spanischen kann in allen Sprachebenen vorkommen, jedoch ist er im Wortschatz am größten. Bei der Aussprache sollte man immer darauf achten, den Laut [ʃ] immer richtig (als „sch“) zu realisieren, nie als [s̺] (spanisches „s“). Außerdem sollte man die Diphthonge immer als Diphthonge realisieren und nie als Monophthonge (outro = [ˈow.tɾʊ] nicht [ˈo.tɾʊ]). Wichtig ist natürlich auch die richtige Aussprache der offenen und geschlossenen Vokale. Es ist schwierig, ja. Vor allem, weil man am Schriftbild nicht erkennen kann, ob ein <e> oder <o> nun offen oder geschlossen ausgesprochen wird. Aber man kann es lernen. Besonders hilfreich für die richtige Aussprache ist das Wörterbuch der RAG (hier) oder DiGalego (hier), wo man nach Verben suchen kann und sich die Konjugation inklusive der richtigen Aussprache angucken kann (auf der Seite „DiGalego“ wird die offene Aussprache von <e> und <o> durch Großbuchstaben dargestellt); und natürlich auch das „Dicionario de pronuncia da lingua galega“ (hier), wo man einfach ein Wort eingeben kann und sehen kann, wie es ausgesprochen wird (sowohl auf der letzten Seite, als auch auf der Seite der RAG kann man sich die Aussprache auch anhören). Außerdem ist die richtige Aussprache von [ŋ] unglaublich wichtig, man sollte also unbedingt darauf achten, es immer richtig auszusprechen und die vorausgehenden Vokale leicht zu nasalieren (z.B. ben = [bɛ̃ŋ]).

Auf semantischer Ebene (Wortbedeutung) gibt es eher wenige Interferenzen. Es gibt allerdings ein paar falsche Freunde, die zwar eine ähnliche Entsprechung im Spanischen habe, im Galicischen jedoch eine andere Bedeutung haben. So kann es sein, dass sie manchmal falsch benutzt werden: grado (nur als de bo grado = ‘freiwillig, gerne’) ≠ grao (Grad, Rang, etc.; span. ‘grado’); almorzar (frühstücken) ≠ xantar (Mittag essen; span. ‘almorzar’); axuntamento (Verbindung) ≠ concello (Rathaus; span. ‘ayuntamiento’); roxo (rostbraun/goldblond) ≠ vermello (rot; span. ‘rojo’); rubio/roibo (rothaarig) ≠ louro (blond; span. ‘rubio’); soño (Traum) ≠ sono (Schlaf, Müdigkeit; span. ‘sueño’ = Traum/Schlaf).

Auf morphosyntaktischer Ebene jedoch gibt es einige Interferenzen. Bei Substantiven wird oft das falsche Geschlecht verwendet, da es im Galicischen und Spanischen Unterschiede geben kann (z.B. falsch: a leite – richtig: o leite; falsch: a nariz – richtig: o nariz; falsch: o análise – richtig: a análise, etc.). Außerdem tendieren viele dazu, bestimmte Funktionen, die die Pronomen inne haben, nicht zu benutzen, da es sie im Spanischen nicht gibt. Dazu gehört z.B. die Tatsache, dass „el“ auch zum Verstärken einer Frage genutzt werden kann: E el é certo que foi a Áustria? (Stimmt es, dass er nach Österreich gegangen ist?); El é verdade que fuches a pé? (Stimmt es, dass du zu Fuß gegangen bist?). Auch die Tatsache, dass das Galicische theoretisch zwischen nós/vós (wir/ihr; allgemein, inklusiv) und nosoutros,-as/vosoutros,-as (auch wir/ihr; aber nur eine bestimmte Gruppe, exklusiv) unterscheidet, wird oft nicht beachtet. Beispiel: «Profe, nós teriamos que ir hoxe, pero nosoutros prefirimos ir mañá» („Lehrer, wir [die Schüler und der Lehrer] müssten heute dahingehen, aber wir [die Schüler, ohne den Lehrer] ziehen es vor, morgen zu gehen“). Allerdings ist diese Unterscheidung kaum mehr vorhanden und dort, wo sie noch vorhanden ist, variiert der Sinn auch stark (mal bedeutet nosoutros „du und ich“, mal „wir“ aus diesem Dorf/dieses Berufes [z.B. „wir, die Fischer“ oder „wir, die aus Boiro“], mal wird nosoutros nur für den Nominativ benutzt und nós nach Präpositionen, etc.). Wo man die Unterscheidung wohl noch beibehalten hat, ist Westgalicien (vor allem an den Küsten von A Coruña und Pontevedra), aber im Allgemeinen benutzt man entweder ausschließlich nós/vós oder nosoutros/vosoutros für „wir/ihr“ (eigentlich überall nós/vós; nur im Norden Lugos, dem äußersten Nordosten von A Coruña und in West-Asturien sagt man ausschließlich nosoutros/vosoutros).

Wichtig ist zudem, immer gut zwischen te und che zu unterscheiden (z.B. vinte – ‘ich sah dich’; deiche – ‘ich gab dir’). Außerdem muss man darauf achten, dass viele Verben, die im Spanischen reflexiv bzw. pronominal sind, im Galicischen dies nicht sind. Dazu gehören z.B. caer (fallen), subir (hoch gehen, aufsteigen), baixar (runter gehen, absteigen), morrer (sterben), comer (essen), casar (heiraten), quedar (bleiben), crer (glauben), merecer (etw. verdienen), etc.: Caeu da bici (‘Er fiel vom Fahrrad’; span. „se cayó…“); Subin ao barco (‘Ich bin aufs Boot gegangen’); Morreu a avoa (‘Die Großmutter ist gestorben’; span. „se murió la abuela“); Casaron o ano pasado (‘Sie heirateten letztes Jahr’; span. „se casaron…“), etc.

Aber wie ich schon gesagt habe, findet man die meisten Interferenzen im Vokabular. Das ist nicht nur ein Problem von Spanischsprechern, die Galicisch lernen wollen, sondern auch von vielen Galiciern, die sogar das Galicische als Muttersprache haben. Hier werde ich aber nur eine kleine Liste von den Wörtern zeigen, die falsch benutzt werden, da es schon ziemlich viele sind. Um euch nicht zu verwirren, wird das erste Wort das richtige sein und das zweite, die spanische Entsprechung (bzw. die „galiciesierte“ Form), die im Galicischen vermieden werden sollte:

abellón — abexorro (span. abejorro; Hummel)
anaco —  rato/ trozo (Augenblick, Weile/ Stück)
antollo —  antoxo (span. antojo; Appetit, Gelüst)
arquivo  —  archivo (Archiv, Datei)
arranxar, amañar —  arreglar (reparieren, aufräumen, ordnen)
azúcre —  azúcar (Zucker)
arrepiante —  escalofriante (gruselig)
aparcadoiro  — aparcamiento/párking (Parkplatz)
afastado — lexano (span. lejano; entfernt)
atrasoretraso (Verspätung)
baleaballena (Wal)
baleirar  — vaciar (leeren)
billagrifo (Wasserhahn, Hahn)
(un) chisco  —  (una) pizca (ein Bisschen)
chiscar —  guiñar (zwinkern)
caixa de correo  —  buzón (Briefkasten)
charramangueiro —  hortera (geschmacklos)
curruncho, recunchorincón (Ecke, Winkel)
cinseiro/cinceiro  — cenicero (Aschenbecher)
cota —  cuota, cupo (Quote, Kontingent)
corredor — pasillo (Flur, Gang)
ao chou  — al tuntún (auf gut Glück, ziel- und planlos)
desenvolvementodesarrollo (Entwicklung)
dúbida —  duda (Zweifel)
encher  —  llenar (füllen, befüllen)
estragar  —  estropear (kaputt gehen, beschädigen)
esmolalimosna (Almose)
esnaquizar/escachizar —  destrozar (zerstören)
enquisaencuesta (Umfrage)
esquíoardilla (Eichhörnchen)
facho  —  antorcha (Fackel)
gaiola  —  xaula (span. jaula; Käfig)
gravatacorbata (Krawatte)
lentes  —  gafas (Brille)
lousa  —  pizarra (Schiefer, -tafel)
leira  —  finca (Finca, Gutshaus)
lámpada —  bombilla, lámpara (Glühbirne, Lampe)
lontra  —  nutria (Fischotter)
lonxelexos (span. lejos; weit/fern)
mágoa — lástima (Mitleid, Bedauern; allerdings existiert das Wort auch im Portugiesischen)
materia — asignatura (Schulfach)
mergullarsumergirse, bucear (tauchen, eintauchen)
mesturar  —  mezclar (mischen)
noxo  — asco (Ekel)
novo/mozo — xove (span. joven;xove“ ist auch richtig, aber nicht empfohlen; jung, Jugendlicher)
onda —  ola (Welle)
ollada/ollar —  vistazo/mirada (Blick)
po  —  polvo (Staub)
poeirapolvareda (Staubwolke)
polbo —  pulpo (Krake)
pobo  —  pueblo (Dorf, Volk)
posuírposeer (besitzen)
procura  — búsqueda (Suche)
pegañoso/pegañento — pegajoso (klebrig)
pota  —  olla (Topf)
peitearpeinar (kämmen)
rato —  ratón (Maus)
rir —  rirse (span. reírse; lachen)
rifa  —  bronca (Zoff, Rüge, Streit)
saúde —  salud (Gesundheit)
tolo —  pirado (verrückt)
toro/torada  — rodaxa (span. rodaja; Scheibe [Brot, Wurst, etc.])
touciñopanceta, tocino (Speck, Bacon)
verme / miñocagusano / lombriz (Wurm/ Regenwurm)
xarope  —  jarabe (Hustensaft)
xadrez  —  ajedrez (Schach)
xanela/ fiestra/ ventá —  ventana (Fenster)
zorra —  trineo (Schlitten)
zume  — savia/ zumo (Pflanzensaft/ Saft)


Wichtige Wörterbücher sind das Dicionario da Real Academia Galega (ca. 60.000 Einträge), DiGalego (inklusive Konjugationen und Grammatik) und das Dicionário Estraviz (über 136.000 Einträge). Das Estraviz gilt als das vollständigste galicische Wörterbuch, ist aber in portugiesischer Rechtschreibung geschrieben (es erlaubt allerdings auch die Suche in der Orthographie der RAG und der reintegrierten der AGAL). Außerdem gibt es online noch das zweisprachige (Englisch-Galicisch) Wörterbuch der Universität Vigo (hier), oder Glosbe (hier), wo man sowohl vom Deutschen als auch von anderen Sprachen ins Galicische übersetzen kann (allerdings nicht sehr genau). Auf dieser Seite gibt es unzählige Links zu verschiedenen Wörterbüchern, Apps, etc. (in der offiziellen Rechtschreibung der RAG). Wer sich dagegen für die reintegrierte (nicht portugiesische) Rechtschreibung der AGAL interessiert, kann sich z.B. mit dem Manual de Iniciaçom à Língua Galega oder dem Consultório Lingüístico (von der AGAL) beschäftigen. Hier kann man sich zudem die portugiesische Rechtschreibung für das Galicische angucken, wie es z.B. die Academia Galega da Língua Portuguesa verteidigt.

Hier ein paar Online-Kurse:

Um Sprachen zu lernen, muss man sie hören, lesen und vor allem sprechen. Da ich bei letzterem kaum behilflich sein kann (außer man wohnt in Hamburg), möchte ich hier ein paar Online-Medien vorstellen, die auf Galicisch veröffentlichen: Nós Diario (einzige Zeitung, die ausschließlich auf Galicisch veröffentlicht),Galicia Confidencial, Diário Liberdade (antikapitalistisch; in reintegriertem Galicisch geschrieben), Galicia Hoxe, Praza Pública, Galiza Livre (links/ pro-Unabhängigkeit; in reintegriertem Galicisch) und O Salto (Regionalausgabe von El Salto). Außerdem gibt es noch Seiten, die sich hauptsächlich der Sprache widmen, wie z.B. Portal Galego da Língua (der AGAL zugehörig).  Hier kann man zudem die TVG (den galicischsprachigen Sender Galiciens) online sehen. Das bekannteste Programm von TVG ist Luar, ein Programm, das Interpreten traditioneller galicischer Musik und internationale Künstler mit Humor mischt und seit 1992 die höchsten Einschaltquoten hat. Auch die Serien von TVG haben immer sehr viel Erfolg gehabt (und haben ihn noch). Zu den beliebtesten Serien der 90er und 2000er gehörten Pratos Combinados (Sitcom), Mareas Vivas (spielt an der Costa da Morte; es war das Sprungbrett des preisgekrönten Schauspielers Luis Tosar und die erste Serie, in der die Menschen mit Gheada und Seseo sprachen) und Padre Casares. Aktuellere Serien sind z.B. O final do camiño (historisch, spielt im 11. Jhd. zu Zeiten des Baus der Kathedrale von Santiago) oder Matalobos (Krimi/Drama, es geht um mit Drogen handelnde Familien an der galicischen Küste). Wer lieber Filme guckt, der kann sich z.B. Entre Bateas (2002; geht um den Drogenschmuggel), Mar adentro (gewann 2004 den Oskar als bester nicht englischsprachiger Film; zwar auf Spanisch, aber es gibt ihn auch auf Galicisch), A esmorga (2014), Vilamor (2012), Pradolongo (2008), A praia dos afogados (2015) oder Dhogs (2017) anschauen.

Natürlich ist es auch hilfreich, galicischsprachige Musik zu hören. Besonders viel Auswahl haben natürlich diejenigen, die Folk, keltische Musik oder Volksmusik mögen. Als Volksmusik (Música popular galega) gilt das traditionelle Liedgut Galiciens, das ziemlich groß ist. Bekannte Lieder, die jeder Galicier kennt und im Schlaf (oder halt betrunken) mitsingen kann, sind z.B. A Rianxeira (dieses Lied kennt eigentlich jeder in Spanien), A Carolina, Pousa Pousa, Apagha o candil, Na beira do mar, Pídechas o corpo, Arrastráche-lo cu polas pallas, Vaite lavar porcona oder Se chove (manche mit mehr oder weniger anzüglichen Texten).

So lautet der Refrain von „Vaite lavar porcona“ «Vaite lavar porcona, vaite lavar, se non che chega o río, tírache ao mar» (‘Geh dich waschen, du Sau, geh dich waschen. Wenn dir der Fluss nicht genug ist, dann spring ins Meer’); die zweite Strophe von „Pousa Pousa“ «Murmuraban as miñas veciñas que eu andaba co crego nas viñas. Iso é verdade, eu non o nego, que eu andiven ás loitas co crego» (‘Meine Nachbarinnen munkelten, dass ich mit dem Priester im Weingarten war. Das stimmt, ich leugne nicht, dass ich mit dem Priester gerangelt habe’) und der Refrain von „Arrastráche-lo cu polas pallas“ lautet «Arrastráche-lo cu polas pallas, e fixéche-la cama no chan, e molláche-la berberechiña que a tiñas sequiña do vrán» (‘Du zogst deinen Hintern über das Heu und machtest dein Bett auf dem Boden, und du befeuchtetest deine Muschel/Vulva, die schon seit dem Sommer trocken war’).

Die bekanntesten FolkBands sind Fuxan os Ventos (z.B. mit O meu amor é mariñeiro oder Cantiga de Berce), Luar na Lubre (z.B. mit Memoria da Noite, Romeiro ao lonxeTu Gitana oder Chove en Santiago), Os Cempés (z.B. mit Sara Sariña; viele Wörter mit epithetischem „e“: saronhe, corazonhe, nacer-e, Ferrole, ver-e) oder Quempallou (mit Coa lingua de fora; auch mit vielen epithetischen „e“s: deu-e, razonhe, corazonhe, tamén-e, eu-e, etc.). Neben den Folk-Bands gibt es auch noch einige, die eher traditionelle galicische Musik machen. Dazu gehören u.a. Leilía (z.B. mit O Verde-gaio oder Corren os Amores), A Quenlla (z.B. mit Penélope), A Roda (z.B. O gato und A raíz do toxo verde) oder Treixadura (mit Muiñeira do Santo Amaro). Andere traditionelle Lieder sind z.B. Pandeiretada de Outes (von Fuxan os ventos; epithetische e: arañonhe, non-e, tocare, bailare, negare, dare) oder Alalá das Mariñas (Alalás gelten als ältester galicischer Musikstil; so sollen sie schon vor über 1000 Jahren entstanden sein). Jemand, der in den letzten Jahren sehr viel dafür getan hat, das traditionelle Liedgut Galiciens wieder in die breite Öffentlichkeit zu bringen, ist Xabier Díaz in Zusammenarbeit mit der Gruppe Adufeiras de Salitre (z.B. mit O baile de Noró – unglaublich gut gemacht – oder Xota Delira).

Wer eher Rock mag, könnte sich Astarot (z.B. Sementeira oder A Santiago vou), Raiba (z.B. Fartos oder Ás prazas) oder Ruxe-Ruxe (z.B. Rock do País oder Buratos) anhören. Wenn man lieber Ska, Punk, Oi! etc. hört, der könnte sich Dakidarría (z.B. Terra oder Mil berros), Skandalo-GZ (z.B. Abrindo camiño) oder Keltoi! (z.B. Bos e Xenerosos) anhören. Es gibt auch Hip-Hop auf Galicisch, wie z.B. von der Band Ezetaerre (mit A herdanza do vento oder Non é verán de Estrella Damm). Man muss aber dazu sagen, dass eigentlich fast jede Musikrichtung immer eine leichte Folk-Note hat, egal ob es sich nun um Rock, Ska oder reinen Folk handelt. Außerdem gibt es viele Musiker, die bekannte Gedichte von Dichtern des Rexurdimentos (19. Jhd.) und des 20. Jhd. vertonen. Zu diesen Lieder gehören z.B. Lela (von Castelao; gesungen von Maria do Ceo), Adiós Ríos, Adiós Fontes (von Rosalía de Castro; gesungen von Lucía Pérez, die Spanien 2011 beim ESC vertrat) oder Quen poidera namorala (von Álvaro Cunqueiro, einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jhd.; gesungen von Pradolongo).

Zum Ende wollte ich noch kurz eine der wichtigsten Songwriterinnen Galiciens der letzten Jahre erwähnen: Sés (Maria Xosé Silvar). Sie ist nicht nur Lehrerin und studierte Sprachwissenschaftlerin des Galicischen und Sozialanthropologin, sondern hat sich auch in Tanz und galicischer Musik ausbilden lassen. Zudem ist sie sozial und politisch stark engagiert, was man nicht zuletzt auch in ihren Liedern zu sehen bekommt (z.B. das Album Opoñerse á extinción – ‘Sich dem Aussterben widersetzen’, in dem sie u.a. den starken Rückgang des Galicischen beklagt, oder das Album Rabia ao silencio – ‘Wut auf das Schweigen’, in dem sie Protest- und Revolutionslieder aus Lateinamerika, Portugal und Galicien neuinterpretiert). Ihre bekanntesten Lieder sind Como eu canto, Co xenio destrozado, Tempestades de sal, Labgregha Berghantiñana (eine Version von ‘Guantanamera’; mit starker Gheada) und natürlich Milonga de aquí.


Ben xente, ich hoffe ich konnte euch diese schöne Sprache etwas näher bringen und wer weiß, euch etwas dazu motivieren, sie wirklich zu lernen! Bei Fragen zur Sprache etc., schreibt mir gerne! Bis dahin, até loguiño :)

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Ein Gedanke zu “Grundlagen des Galicischen

  1. Hallo Jens,
    ein großes Dankeschön für den wirklich sehr ausführlichen :) Galicisch-Artikel. Da ich begonnen habe, Galicisch zu lernen, waren besonders Deine Ausführungen zur Abgrenzung Galicisch/Kastilisch sehr hilfreich.
    Saludos, Frank

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