Euskera – das Baskische

Das Baskische, offiziell auf Baskisch auch Euskara genannt, ist ein Mysterium. Es gilt als eine der schwierigsten Sprachen der Welt, keiner weiß, woher es kommt und bis heute konnte keine Verwandtschaft zu irgendeiner anderen Sprache dieser Welt nachgewiesen werden. Viele Mythen und Vorurteile ranken sich um das Baskische. Es sei unmöglich,

es zu lernen; es sei eine Sprache, die so dermaßen dialektal zerfallen sei, dass sich nicht einmal die Basken untereinander verstehen würden, wenn sie nicht auf die „künstlich erschaffene“ Standardsprache zugreifen würden. Es sei die Sprache der ETA und des baskischen Nationalismus, der linken „Izquierda Abertzale“ (Esker Abertzalea; patriotische, separatistische Linke) oder des gewalttätigen Straßenkampfs Kale Borroka (Baskisch für ‘Straßenkampf’). Einige dieser Vorurteile sind verschwunden, andere haben bis heute überlebt. So stand im Wörterbuch der RAE (Real Academia Española; Königliche Spanische Sprachakademie) noch bis zum Jahr 2016 unter „vascuence“ (baskisch): «algo que está tan confuso y oscuro que no se puede entender» (etwas, was so wirr und dunkel/undurchsichtig ist, dass man es nicht verstehen kann).

Doch was stimmt davon wirklich? Was genau ist die baskische Sprache? Meine Antwort: ein Schatz. Ein einzigartiger Schatz auf europäischem Boden. Ja, es stimmt: Das Baskische ist eine isolierte Sprache, d.h. sie ist mit keiner uns heute bekannten Sprachen verwandt. In Europa ist sie damit einzigartig; alle anderen Sprachen Europas gehören entweder zu den indoeuropäischen (z.B. Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch, Serbisch, Griechisch, Gälisch oder Albanisch), den uralischen (z.B. Finnisch, Estnisch, Samisch in Lappland oder Ungarisch), den nordkaukasischen (z.B. Tscherkessisch, Abchasisch oder Tschetschenisch), den afroasiatischen (Maltesisch) oder zu den Turksprachen (z.B. Türkisch, Aserbaidschanisch oder Krim-Tartarisch). Sie ist die einzige vor-indoeuropäische Sprache Westeuropas, die bis heute überlebt hat, und ist somit eine der ältesten autochthonen Sprachen des Kontinents, wenn nicht sogar die älteste. Und doch ist es eine Sprache, die sich der Moderne ebenso gut angepasst hat, wie die Sprachen, die sie umgeben.

Das Baskische, das im Standardbaskischen Euskara, regional aber auch Euskera, Euskala, Eskuera, Eskuara, Eskera, Eskara, Eskoara, Euskiera, Auskera, Oskara, Uskera, Uskaa, Üskara oder Üska genannt wird, wird im Baskenland (Euskal Herria = “Land des Baskischen”) gesprochen, dessen Gebiet sich auf zwei Staaten verteilt: Frankreich und Spanien. Im äußersten Südwesten Frankreichs, im Departement Pyrénées Atlantiques, befindet sich das französische Baskenland, das auf Baskisch auch Iparralde genannt wird (ipar – ‘Norden’ + alde – ‘Region’: Nordregion). Es besteht aus den drei historischen baskischen Provinzen Lapurdi (frz.: Labourd), Nafarroa Beherea/ Baxenabarre (frz.: Basse-Navarre – ‘Nieder-Navarra) und Zuberoa/ Xiberua (frz.: Soule), stellt allerdings keine zusammenhängende Selbstverwaltungseinheit dar.

Stattdessen wurden die historischen Provinzen aufgelöst und zusammen mit dem benachbarten gaskognisch-sprachigen Béarn zum Department Pyrénées Atlantiques vereint. Seit 1789 fordern die Basken im Iparralde ihre historischen Rechte zurück und ein eigenes Department, doch diese Forderungen wurden in Paris immer ignoriert. Bis sich im Jahr 1996 ca. 60% der nordbaskischen Gemeinden für die Einrichtung eines eigenen Departments aussprachen. Im selben Jahr kam bei einer Umfrage raus, dass rund 70% der Einwohner Iparraldes ein eigenes Department befürworten. Das schlug in Paris ein wie ein Blitz, hatte man doch bis zu diesem Zeitpunkt angenommen, dass das Streben nach mehr Selbstverwaltung eine Forderung „wildgewordener Nationalisten, verträumter Unternehmer und verrückter Künstler“ sei. Erst seit Anfang 2017 bilden die Gemeinden des französischen Baskenlands einen zusammenhängenden Gemeindeverband (Communauté d’Agglomération du Pays Basque/ Euskal Hirigune Elkargoa). Dies bedeutet, dass sie nun bestimmte Bereiche selbst verwalten, wie z.B. den Tourismus, die Müllabfuhr, die öffentlichen Verkehrsmittel oder öffentliche Bauverträge. Es ist das erste Mal seit über 200 Jahren, dass das französische Baskenland jetzt wieder als Verwaltungseinheit auf den Landkarten Frankreichs auftaucht. Vom eigenen Department bzw. politischer Autonomie ist man allerdings immer noch sehr weit entfernt.

Die Gebiete in Spanien werden Hegoalde genannt (hego – Süden + alde – Region: Südregion) und verteilen sich auf zwei Autonome Gemeinschaften: die Autonome Gemeinschaft Baskenland (Euskal Autonomia Erkidegoa/ Comunidad Autónoma del País Vasco, auch kurz Euskadi genannt) und die Foralgemeinschaft Navarra (bask.: Nafarroa bzw. im gesamtbaskischen Kontext Nafarroa Garaia – ‘Ober-Navarra). Euskadi ist wiederum in drei Provinzen gegliedert: Bizkaia (span.: Vizcaya), Gipuzkoa (span.: Guipúzcoa) und Araba (span.: Álava). Somit hätten wir die sieben historischen baskischen Provinzen zusammen: Bizkaia, Gipuzkoa, Araba, Nafarroa Garaia, Nafarroa Beherea, Lapurdi und Zuberoa.

Die sieben historischen Territorien des Baskenlandes

Gesprochen wird die Sprache von ca. 1 Mio. Menschen, über 1,5 Mio. Menschen verstehen sie. Die meisten Sprecher leben in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (ca. 890.000); in Navarra (ca. 70.000) und im französischen Baskenland (ca. 51.000) sind es weniger. Aber darauf gehe ich später näher ein. Wichtig wäre noch zu wissen, dass sich Baskisch-Sprecher selbst als euskaldun (Singular) oder euskaldunak (Pl.) bezeichnen, was so viel heißt wie „Besitzer des Baskischen“. Die Sprecher anderer Sprachen nennen sie erdaldunak, was wörtlich übersetzt „Besitzer der Fremdsprache“ bedeutet. Jedoch ist euskaldun auch das Wort für „Baske“, d.h. um Baske zu sein, muss man Baskisch sprechen. Das Baskische kennt kein Wort für Basken, die kein Baskisch sprechen. Die Basken definierten sich also über ihre Sprache, weniger über den Geburtsort. Sabino Arana versuchte Ende des 19. Jhd. euskotarrak für „ethnische Basken“ (egal welche Sprache sie sprechen) einzuführen, doch die Bezeichnung setzte sich nicht durch. Ein anderes Wort, was manchmal benutzt wird, ist euskal herritar (Bewohner des Baskenlands), aber auch der hat eher einen begrenzten Gebrauch. Heute werden für Basken, egal welche Sprache sie sprechen, normalerweise die Begriffe euskaldunak (was eigentlich nicht richtig ist, da das Wort ja impliziert, dass man Baskisch spricht), euskal herritarrak und die Umschreibung Euskal Herriko (aus dem Baskenland; z.B. Euskal Herrikoa naiz – ‘ich bin aus dem Baskenland’) benutzt. Andererseits hat der Fokus auf die Sprache die Integration, oder zumindest die Möglichkeit der Integration, der spanischen Einwanderer enorm vereinfacht, denn es reichte meist aus, Baskisch zu lernen und zu beherrschen, um in der Gesellschaft voll und ganz akzeptiert zu werden.

Die Entwicklung des Baskischen, von damals bis heute: Die Sprache im geschichtlichen Kontext

Viel weiß man nicht über die Entstehung der baskischen Sprache, denn das erste Buch auf Baskisch erschien erst im Jahr 1545. Aber es gibt viele lateinische Inschriften, die eindeutig baskische Personennamen und Gottheiten darstellen. Der ersten Sprachwissenschaftler, der sich mit der Untersuchung des Urbaskischen (Aitzineuskara/ Proto-Euskera) beschäftigte, war Koldo Mitxelena (Fonética histórica vasca, 1961). Da er keine andere Sprache zum Vergleich hatte, rekonstruierte er das Proto-Baskische mithilfe der internen Rekonstruktion, d.h. er verglich Varianten eines Wortes in den modernen baskischen Dialekten und die Veränderungen, die lateinische Lehnwörter durchlebt hatten. So rekonstruierte er das Proto-Baskische, wie es wohl zwischen dem 5. Jhd. vor und dem Jahr 1 nach Chr. gesprochen wurde (also vor der Ankunft der Römer und der lateinischen Sprache). Alle später gefundenen Inschriften in Aquitanien (Südwestfrankreich) bestätigen seine Theorie. In letzter Zeit hat es Versuche gegeben, das Pre-Proto-Euskera — die Vorform des Proto-Euskera, wie es noch vor der Ankunft der Kelten gesprochen wurde (also vor dem Jahr 900 v. Chr.) — zu rekonstruieren, aber zu welchen Schlüssen die Sprachwissenschaftler, darunter Joseba Lakarra Andrinua, gekommen sind, weiß ich nicht.


Herkunftstheorien

Es gibt viele Hypothesen über die Herkunft des Baskischen. Doch bis heute gibt es keine, die auch nur ansatzweise international anerkannt ist bzw. von wenigstens großen Teilen der Sprachwissenschaftler verteidigt wird. Oft wird eine Verwandtschaft zum Iberischen vermutet, da es Wörter gibt, die sich ähneln (z.B. iber. ban, bin, irur, laur, borste/ bask. bat, bi, hiru, lau, bost – ‘eins, zwei, drei, vier, fünf’; iber. ili/ bask. hiri – ‘Stadt’). Auch manche Teile der Morphologie und Phonetik scheinen zumindest Ähnlichkeiten aufzuweisen. Zum Verständnis der iberischen Inschriften konnte das Baskische allerdings nicht beitragen, sodass die Ähnlichkeiten wohl einfach auf den Sprachkontakt zurückzuführen sind (Sprachbund, ähnlich wie beim Balkansprachbund, wo genetisch nicht näher verwandte Sprachen, wie Albanisch, Rumänisch, Griechisch und Bulgarisch auffällig viele strukturelle Gemeinsamkeiten haben). Diese Hypothese ist aber immer noch die, die meisten Anhänger hat. Von manchen Linguisten wird die Hypothese vertreten, dass es sich beim Baskischen um das Überbleibsel einer alteuropäischen Sprache handelt, die überall in Westeuropa gesprochen wurde, bevor die Indoeuropäischen Sprachen ca. 2.500 v. Chr. nach Europa kamen. Als Beweis führen sie an, dass sich überall in West- und Mitteleuropa Gewässer- und Flurnamen finden lassen, die auf die baskischen Wörter für Wasser, Fluss, Tal, etc., zurückzuführen sind (z.B. bask. aran – ‘Tal’: Arno, Ahrntal, Ahrensburg, Arendal, Aranea; bask. ur/aur – ‘Wasser’: Urach, Aurach; bask. ibar – ‘Tal’: Eberbach). Damit läge der Ursprung der Sprache wohl in der letzten Eiszeit (ca. 20.000 Jahren). Andere Sprachwissenschaftler haben versucht, eine Verbindung zu den Berbersprachen Nordafrikas oder verschiedenen Niger-Kongo-Sprachen herzustellen. Allerdings gelten diese Hypothesen als fragwürdig, da nur einzelne Wörter Ähnlichkeiten aufweisen, was aber bei weitem nicht reicht, um eine Verwandtschaft auch nur zur vermuten. Wiederum andere glauben, dass das Baskische mit den kaukasischen Sprachen verwandt ist. Aber auch diese Hypothese gilt heute meist als überholt, da bei den wissenschaftlichen Arbeiten dazu viele Fehler und Ungenauigkeiten auftauchten. Am Ende muss man zum Schluss von R. P. G. Rijk kommen: „Trotz all der Tinte, die auf seine genetische Verwandtschaft in den letzten hundert Jahren verwendet wurde, ist die Sache immer noch unklar“. 


Das Aquitanische — nach dessen Sprechern auch die heutige Region Aquitanien in Südwestfrankreich benannt ist — gilt heute als Altbaskisch (Euskera Arcaico), d.h. als eine frühe Form der modernen baskischen Sprache. Anhand der überlieferten aquitanischen Wörter konnte schnell die Verwandschaft zum heutigen Baskischen bestätigt werden (z. B. aquit. andere > bask. andre – ‘Frau’; atta > aita – ‘Vater’; bihox > bihotz – ‘Herz’; cison > gizon – ‘Mann’; corri > gorri – ‘rot’; nescato > neskato – ‘Mädchen’; sembe > seme – ‘Sohn’; umbe > ume – ‘Kind’; –cco > –ko – Genitiv-Suffix; –tar > –tar – Einwohnerbezeichnung). Es wurde wohl bis zum 3. Jhd. n. Chr. gesprochen. Doch das Gebiet, in dem es gesprochen wurde, war sehr viel größer als das heutige Sprachgebiet. Im 1. Jhd. n. Chr. zog es sich von Aquitanien im Norden (wahrscheinlich einschließlich Bordeaux) bis nach Nord-Aragonien und La Rioja im Süden, und vom Osten Kantabriens im Westen (einschließlich Teilen der Provinz Burgos) bis nach Westkatalonien im Osten (bis Andorra).

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Alt-Baskischen.

Als das Gebiet von den Römern unterworfen wurde, lebten hier schon die Aquitanier (nördlich der Pyrenäen), die Vasconen (Navarra) und andere baskische Stämme, die sich schon in den vorherigen Jahrhunderten den Kelten entgegengesetzt hatten. Zwar wurden die Gebiete Teil des Römischen Reichs, die Romanisierung und die Latinisierung der einheimischen Bevölkerung verlief aber sehr viel langsamer als an anderen Orten der Iberischen Halbinsel. Am stärksten romanisiert wurden die südlichen Regionen von Navarra, La Rioja und Álava, also die Regionen am Ebro (wo wahrscheinlich auch keltiberische Völker lebten, die schnell romanisiert wurden). Zum Glück für das Baskische ging das Römische Reich im 5. Jhd. unter, denn viel länger hätte die Sprache wohl nicht überlebt. Tatsächlich sind das Baskische und das Walisische die einzigen vor-römischen Sprachen, die die römische Herrschaft überlebt haben. Nach den Römern kamen die Westgoten. Doch auch sie wurden von den Basken nicht als Herrscher akzeptiert. Immer wieder kam es zu Aufständen gegen die Fremdherrschaft. Anfang des 7. Jhds. wurde von den Franken das Herzogtum Waskonia gegründet. Dieses war anfangs abhängig vom Fränkischen Reich, machte sich jedoch bereits im 8. Jhd.unabhängig. Im Jahr 714 n. Chr. kamen dann die Mauren, die zwar das Gebiet teilweise unterwarfen, aber relativ schnell das Interesse verloren. Man geht davon aus, dass sie bereits im Jahr 732 das Gebiet wieder verlassen haben.

Im Jahr 760 begann ein 10 Jahre dauernder, brutaler Krieg des fränkischen Königs Pippin des Jüngeren gegen den rebellischen Herzog von Waskonia (Lope II.). Auch wenn das Herzogtum daraufhin wieder in das Fränkische Reich eingegliedert wurde, kam es nicht zur Ruhe. Bereits ein paar Jahre später, im Jahr 778, kam es bei Orreaga/Roncesvalles zur berühmten Schlacht von Roncesvalles. Karl der Große, König der Franken, war mit seinem Heer auf der Iberischen Halbinsel (um seinem Verbündeten Sulayman ben al-Arabí, Stadthalter von Zaragoza, zu helfen) und zerstörte auf dem Rückzug Pamplona. Als das Heer dann den engen Bergpass bei Roncesvalles überqueren musste, griffen die Basken an. Die gesamte Nachhut des Heeres kam dabei ums Leben, darunter auch der Graf Roland (dem dann hunderte Jahre später das Rolandslied gewidmet wurde).

Am Ende machte sich ein Teil von Waskonia als Königreich Pamplona im Jahr 824 unabhängig, mit Íñigo Arista (bask. Eneko Aritza) als seinem ersten König. Dieses Königreich, das sich am Anfang auf den Norden von Navarra und Gipuzkoa beschränkte, expandierte in den folgenden Jahrhunderten, bis es eines der einflussreichsten Königreiche der Iberischen Halbinsel war. Im Jahr 1035 — dem Jahr seiner größten Ausdehnung — waren Kantabrien, Teile Kastiliens (die Grafschaft Kastilien), Bizkaia, Gipuzkoa, Álava, La Rioja, fast ganz Navarra (außer der äußerste Südosten) und der Norden von Aragonien (Grafschaften Aragón und Ribagorza) Teil des Königreichs.

Das Königreich Pamplona/Navarra Anfang des 11. Jhds.

Die Sprache des Königreichs war das Baskische, auch wenn Latein die einzige Schriftsprache war. Ab dem 11. Jhd. wurde teilweise aber auch auf Okzitanisch/Provenzalisch geschrieben; nicht nur, weil es damals eine sehr hoch angesehene Sprache war, sondern auch, weil die navarresischen Könige viele okzitanische Siedler ins Königreich holten. Diese okzitanischen Einwanderer siedelten in Orten entlang des Jakobswegs, wo sie Handel treiben sollten, und erhielten viele Privilegien. In der Hauptstadt Pamplona/ Iruña — die zu der Zeit aus drei voneinander unabhängigen Gemeinden bestand, die sich untereinander bekriegten (La Navarrería/ Nabarreria, El Burgo de San Cernin/ San Zerningo Burgua und la Población de San Nicolás/ San Nikolasko Hiria) — bestand die Bevölkerung im 11./12. Jhd. zu bis zu 40% aus Okzitaniern (allerdings ungleich verteilt: so lebten in der Navarrería, wie der Name schon andeutet, ausschließlich Navarresen/Basken und im Burgo de San Cernin hauptsächliche Okzitanier und Franken). Auch wenn das Lateinische Schriftsprache war, erschienen in den meisten Dokumenten, egal ob juristisch, politisch oder wirtschaftlich, baskische Wörter, und auch die Delegationen des Königs sprachen Baskisch, wenn sie ins Ausland reisten, um zu verhandeln.

Doch schon im 11. Jhd. war in den Randgebieten des Königreichs ein starker Rückgang des Baskischen zu verzeichnen. In La Rioja und im Süden Navarras (am Ebro-Ufer) war eine romanische Sprache entstanden: das Navarro-Aragonesische, das besonders in Aragonien, Südnavarra und La Rioja von immer mehr Menschen gesprochen wurde. Im Spätmittelalter verdrängte das Navarro-Aragonesische das Lateinische als Schriftsprache und wurde auch in der städtischen Oberschicht immer präsenter. Zwar hat es noch lange Zeit baskischsprachige Gemeinden in Aragonien, La Rioja etc. gegeben (z.B. Ojacastro in La Rioja, wo die Bevölkerung noch im 13. Jhd. ausschließlich baskischsprachig war; oder der Nordwesten Aragoniens, die Jacetania, wo noch bis ins 17. Jhd. Baskisch gesprochen wurde), aber die Sprache wurde immer stärker von den neu entstandenen romanischen Sprachen verdrängt. Dazu beigetragen hat auch, dass das Baskische in diesen Regionen zunehmend als unnütze Bauernsprache abgestempelt wurde; nicht nur von einer gewissen städtischen, meist ausländischen, Oberschicht, sondern auch von Seiten Kastiliens. Die Scham, eine Sprache zu sprechen, die von Auswärtigen und Reichen nur ausgelacht und beleidigt wurde, bewirkte (neben anderen Faktoren), dass viele an der Grenze zu Kastilien anfingen, Kastilisch oder Navarro-Aragonesisch zu sprechen. Hier ein Beispiel dieser Missachtung aus dem wichtigsten Pilgerführer des 12. Jhd. (im Jakobsbuch, dem Codix Calixtinus): „Wenn du Navarresen sprechen hörst, dann glaubst du, ein Rudel Hunde bellen zu hören, da sie eine absolut barbarische Sprache sprechen“. 

Als die Grafschaft Kastilien im Jahr 1065 unabhängig wurde — und so das Königreich Kastilien entstand — wurde in den Gebieten des kastilischen Königreichs der Einfluss des Kastilischen (Spanischen) stärker. Das ist wichtig zu wissen, weil die Grafschaft Bizkaia (Señorío de Vizcaya/ Bizkaiko Jaurerria) z.B. schon relativ früh mit Kastilien bzw. dem Königreich von León verbunden war (ab 1076). Allerdings beschränkte sich diese Verbindung erstmal auf Vasallentum; Bizkaia unterstand nicht dem kastilischen König. Zwischenzeitlich war Bizkaia sogar wieder Teil des Königreichs von Navarra (1124 – 1206), wurde dann aber 1334 von Kastilien erobert: der kastilische König Alfonso XI. besetzte das Land und zwang das Parlament in Gernika, ihn als Grafen von Bizkaia anzuerkennen. Seit Ende des 14. Jhd. ist die Grafschaft Bizkaia an die kastilische Krone gebunden, jedoch nur, wenn der jeweilige König den Gesetzen Bizkaias (Fueros) die Treue schwor. Tat er das nicht, musste man ihm nicht gehorchen. Auch die Grafschaft Álava war sehr früh mit dem Königreich León und der Grafschaft Kastilien verbunden (ab dem 9. Jhd.), allerdings waren die alavesischen Grafen bis ins 13. Jhd. immer wieder Vasallen verschiedener Königreiche (Asturien, León, Kastilien und Pamplona). Im Jahr 1200 eroberte Kastilien dann Álava und die Grafschaft Durangaldea / Duranguesado. Im selben Jahr wurde auch noch Gipuzkoa von Kastilien erobert. Allerdings behielten alle baskischen Grafschaften ihre weitreichende Autonomie bei: jede Provinz hatte eigene Gesetze (die Fueros/ Foruak, die die Macht des Königs einschränkten, und die Provinzen z.B. vom Militärdienst befreiten oder ihnen erlaubten, ihre Steuern selbst einzutreiben und zu verwalten), eigene Parlamente (die Batzar Nagusiak/ Juntas Generales), eigene Regierungen (Diputazioak) und es gab sogar Zollgrenzen zu Kastilien (erst im 19. Jhd. verloren sie diese Sonderstellung).

Die Bevölkerung von Bizkaia, Gipuzkoa und Álava war, trotz der Eingliederung in Kastilien, noch mehrere Jahrhunderte lang ausschließlich baskischsprachig. Auch Teile der Landbevölkerung in den nordöstlichen Gebieten des Königreichs von Kastilien (vor allem der Osten von Burgos, La Rioja und das südlichen Álava; dort wo das Kastilische entstanden war) war noch lange Zeit baskischsprachig; hier allerdings oft in einer Situation von Zweisprachigkeit Baskisch-Romanisch (Kastilisch in Kastilien bzw. Navarro-Aragonesisch/ Kastilisch in La Rioja). Diese Tatsache erklärt auch den großen Einfluss, den das Baskische auf die Phonologie des Kastilische gehabt hat. So gehen viele Sprachwissenschaftler davon aus, dass das Spanische sein reduziertes Vokalsystem (nur fünf Vokale, statt den ursprünglichen zehn des Lateinischen), den Verlust des lateinischen „F“s im Anlaut (f > h; z.B. lat. fillius > span. hijo, ‘Sohn’; lat. folia > span. hoja, ‘Blatt’; lat. facere > span. hacer, ‘machen’) oder das typisch spanische „s“ (das apikoalveolare [s̺], das sich leicht gepfiffen anhört und vielen Deutschen als „sch“ vorkommt) dem Einfluss des Baskischen zuzuschreiben ist (das Baskische hat auch nur fünf Vokale, kannte ursprünglich kein [f] und hat eben diesen s-Laut). Der Einfluss auf den Wortschatz war allerdings sehr viel geringer; die RAE erkennt nur 95 Wörter baskischen Ursprungs im Spanischen an. Darunter sind z.B. aquelarre (Hexensabbat; von akelarre – „Platz des Ziegenbocks“), chabola (Bruchbude; von txabola), chatarra (Alteisen, Schrott; von txatar – ‘schlecht, kaputt, altes Eisen’), cencerro (Kuhglocke; von zinzerri/ zintzarri – ‘Glocke’), izquierda (links; von ezker), chirimiri/ sirimiri (Nieselregen; von zirimiri/ xirimiri), pizca (ein bisschen; von pixka/ piska – ‘eine kleine Menge’), mochila (Rucksack; von mochil – ‚Botenjunge‘ und dieses wiederum von motxil, der Diminutiv von motil/mutil – ‘Junge’), zurrar (schlagen; von zurra – ‘Prügel, Strafe’) oder zulo (Versteck; von zulo – ‘Loch’).

Im Königreich von Navarra selbst, das erst im Jahr 1515 von Kastilien erobert, unterworfen und in die kastilische Krone eingegliedert wurde, wurde das Baskische bis ins 17. Jhd. in ca. 80% des Gebiets gesprochen. Lubián, der Vikar von Sangüesa/ Zangoza und Lumbier/ Irunberri, sagte noch im 16. Jhd., dass es kein einzigen Dorf in Navarra gibt, in dem nicht Baskisch gesprochen wird. Im Süden allerdings wie gesagt nicht mehr als einzige Sprache (laut einem Dokument des Bistums Pamplona aus dem Jahr 1587 waren in dem Jahr 451 der navarresischen Gemeinden baskischsprachig und 58 spanischsprachig/zweisprachig). Doch auch diese Daten bedeuten nicht, dass alle in den „romanisierten“ Gebieten Spanisch sprachen. Selbst in Orten wie Olite, Tafalla und sogar Tudela, von denen immer gesagt wird, dass das Baskische dort schon im 13. Jhd. (für Tudela wird meist sogar das 6. Jhd. angegeben) verschwunden war, gab es bis ins 17. Jhd. noch monolinguale Baskischsprecher. Immer wieder forderten die lokalen Vikare oder Pfarrer, dass baskischsprachige oder zumindest zweisprachige Priester in ihre Gemeinden versetzt werden, damit auch die Baskischsprecher (normalerweise „Basken“/ vascongados genannt) ihre Beichte ablegen können. In Tudela sagte z.B. ein Landwirt bei einer Gerichtsverhandlung im Jahr 1535 aus, dass der dortige Tierarzt „kein Baskisch spricht, weil er aus Kastilien ist“ und dass „er deswegen immer einen Dolmetscher braucht“; allerdings „wäre es besser, wenn er die Sprache lernt, um diejenigen empfangen zu können, die ihn aufsuchen“.

Das Spanische/Kastilische hatte das Navarro-Aragonesische mittlerweile verdrängt. Als Amtssprache Kastiliens — als größtes und einflussreichstes Königreich der Iberischen Halbinsel, das zudem zum größten Imperium der westlichen Welt herangewachsen war — und Literatursprache wurde es von immer mehr Intellektuellen und Adligen in den Städten Navarras und der baskischen Provinzen gesprochen (besonders von denen, die Kontakt zum Hof und zum Militär hatten). Auch in den baskischen Gebieten, die an das kastilische Sprachgebiet grenzten, setzte sich das Spanische im 16. Jhd. immer weiter durch. Aus dem Süden Álavas (Rioja Alavesa und Añana) und dem äußersten Westen Bizkaias (Encartaciones) war das Baskische bereits wohl im 14./15. Jhd. verschwunden. Der Rest Bizkaias, der Norden Álavas und ganz Gipuzkoa waren dagegen ausschließlich baskischsprachig, ein paar Dörfer an der französischen Grenze mal ausgenommen, in denen gaskognischsprachige Siedler lebten (z.B. Pasaia und Hondarrabia). Nördlich der Pyrenäen, im Iparralde, sah die Situation etwas anders aus.

Verbreitung des Baskischen vom 1. Jhd. bis heute im Gebiet des Baskenlands

Lapurdi, Nieder-Navarra und Zuberoa waren im frühen Mittelalter erstmal Teil des Herzogtums Gaskogne (aus dem Herzogtum Waskonia entstanden), das sich aber mit der Zeit auflöste. Nieder-Navarra gehörte zwischen 1191 und 1527 zum Königreich Navarra/Pamplona. Da Kastilien diese Region aber nicht erobern konnte, lebte das Königreich Navarra ab 1527 parallel in Nieder-Navarra bis zum Jahr 1620 weiter, als es schlussendlich in die französische Krone integriert wurde (da der navarresische König Enric III. von Navarra zum König Frankreichs — als Henri IV. / Heinrich IV. — gekrönt wurde). Allerdings konnte das nieder-navarresische Parlament (Nafarroako Parlamentua) seine Selbständigkeit noch lange beibehalten. Bis zur Französischen Revolution im Jahr 1789 beharrte Nieder-Navarra auf seine Unabhängigkeit von Frankreich (tatsächlich nahmen die nieder-navarresischen Volksvertreter weder an den Generalständen von 1789 noch an der ersten französischen Nationalversammlung 1790 teil, „weil es nichts mit ihnen zu tun hatte, da sie nicht zum Königreich Frankreich gehörten“). Die französischen Könige trugen deshalb auch den Titel „König von Frankreich und Navarra“.

Es gab also nach 1527 zwei Königreiche von Navarra: das eine innerhalb der Krone Kastiliens (der spanische König war gleichzeitig auch König von Navarra; erst 1841 wurde es als spanische Provinz vollständig in den spanischen Staat integriert; behielt allerdings einige Fueros bei) und das andere als Teil Frankreichs (verlor 1789 endgültig jegliche Selbständigkeit).

Lapurdi dagegen war eine Vizegrafschaft des Herzogtums Gaskogne und war nur im 11./12. Jhd. Teil des Königreichs Navarra. Zwischen 1152 und 1450 stand Lapurdi als Teil des Großherzogtums Aquitanien unter angevinischer/ englischer Herrschaft. Die nördliche Küstenstadt Bayonne/Baiona, die größte Stadt Lapurdis, war größtenteils gaskognischsprachig. Noch heute sprechen dort etwa 20% der Bevölkerung Gaskognisch und nur 8% Baskisch. Die Hauptstadt der Provinz Lapurdi war lange Zeit Ustaritze, im Innenland, auch als die Provinz im 15. Jhd. in die französische Krone eingegliedert wurde. Die Autonomie Lapurdis basierte auf den Foruak (eigene Gesetze), der Steuerhoheit und dem eigenen Parlament (Lapurtarren Biltzarra; von dem sowohl der Adel als auch der Klerus ausgeschlossen waren). Mit der Französischen Revolution kam auch für Lapurdi das Ende der Selbstverwaltung.

Zuberoa war anfangs auch Teil des Königreichs von Pamplona und später Teil des unter englischer Herrschaft stehenden Aquitanien. Wegen der unmittelbaren geografischen und politischen Nähe zum Béarn, war das Gaskognische dort Schriftsprache, auch die Gesetze wurden auf Gaskognisch verfasst. Das erklärt den großen Einfluss, den das bearnesische Gaskognisch (ein okzitanischer Dialekt) auf den dortigen Dialekt gehabt hat. Doch die Bevölkerung Zuberoas sprach immer Baskisch, Gaskognisch sprach man höchstens als Zweitsprache (die Oberschicht) oder in den Grenzgebieten. Im 15. Jhd. wurde es dann Teil Frankreichs, konnte sich seinen Status als historische Provinz, mit den damit verbundenen Privilegien (eigenes Parlament – dem Silvet – Gesetze, Steuerhoheit, etc.), allerdings bis zur Französischen Revolution erhalten.

Generell war die Französische Revolution der Wendepunkt für alle nationalen/ ethnischen Minderheiten Frankreichs: jegliche Sonderrechte wurden ihnen entzogen, ihre Sprachen verboten und verfolgt, und ihre Territorien neu gegliedert (verwaltungstechnisch aufgelöst), damit es nicht zu separatistischen Bewegungen kam. Historisch und kulturell gewachsenen Regionen wurden so gut es ging aufgelöst. Besonders in Zuberoa kam es daraufhin zu regelmäßigen Aufständen, die brutal niedergeschlagen wurden. Das Baskische wurde verboten und in Lapurdi wurden tausende Basken aus ihren Häusern vertrieben und deportiert. In Paris war man der Ansicht, dass „der Fanatismus Baskisch spricht“.

Doch trotz der Verbote, der Verfolgung und des Spotts, denen Baskisch-Sprecher auf der einen und auf der anderen Seite der Pyrenäen ausgesetzt waren, hielt sich das Baskische. Es waren das 19. und 20. Jhd., die die schlimmsten Folgen für die Sprache hatten. Durch die Industrialisierung im spanischen Baskenland im 19. Jhd. kam es u.a. zu großen Migrationsbewegungen. Zum einen kam es zur Landflucht; die Menschen zogen vom Land in die Städte, um Arbeit zu finden (hauptsächlich Bilbao und Bayonne). Zum anderen kamen Menschen aus anderen Regionen Spaniens, da hier durch die schnelle Industrialisierung viele Arbeitsplätze entstanden waren. Im Iparralde kam es dagegen zunächst zu großen Auswanderungswellen; ab dem 20. Jhd. Jhd. kamen dann aber unzählige französische Rentner und Langzeittouristen, die sich vor allem in Lapurdi niederließen. Während der Belle Époque (Ende 19./Anfang 20. Jhd.) entdeckte die pariser Oberschicht die Küste Lapurdis und begann, dort ihre Zweitwohnsitze zu bauen. Dieser neue Tourismus hatte zur Folge, dass große Teile der nordbaskischen Bevölkerung mit dem Französischen in Kontakt kam. Noch heute ist die nordbaskische Küste — mit der touristischen Bezeichnung Côte Basque — ein beliebtes Tourismusziel (besonders Biarritz, Baiona, Hendaia, etc.). Einige Orte verdoppelten ihre Bevölkerung in wenigen Jahrzehnten (z.B. Donibane Lohizune/ Saint-Jean-de-Luz von ca. 6.000 im Jahr 1921 auf über 12.000 im Jahr 1962; Bidart von 2.200 im Jahr 1962 auf über 6.000 im Jahr 2010; Angelu/Anglet von ca. 11.000 im Jahr 1950 auf über 33.000 im Jahr 1990); die Bevölkerung der gesamten Provinz Lapurdi wuchs von ca. 120.000 im Jahr 1954 auf über 230.000 im Jahr 2008. Es gibt Orte, in denen über 40% der Häuser Zweitwohnsitze oder Touristenunterkünfte sind (z.B. Donibane Lohizune/ Saint-Jean-de-Luz, 44%; Bidart, 48% oder Getaria/Guéthary, 47%). Heute sind über 40% der Bevölkerung des französischen Baskenland nicht dort geboren.

So kam es, dass das Baskische in den letzten beiden Jahrhunderten am meisten Sprecher verlor. Sobald jemand vom Land in die Stadt zog, fing er an, Spanisch bzw. Französisch zu sprechen, denn das Baskische galt mittlerweile als Bauernsprache; als Sprache der ungebildeten Leute; als Kommunikationshindernis. Je weiter entfernt ein Dorf von der Stadt war, je abgelegener und bergiger die Region, desto besser konnte das Baskische als Alltagssprache überleben.

Im 19. Jhd. hatte das gesamte Baskenland etwa 900.000 Einwohner, mindestens die Hälfte davon waren monolinguale Baskisch-Sprecher (der Rest war meist zweisprachig). Im französischen Baskenland, zum Beispiel, hatten 1815 noch über 85% der Einwohner (ca. 110.000 Menschen) das Baskische als einzige Muttersprache. Man könnte denken, dass heute, wo das gesamte Baskenland ca. 3 Mio. Einwohner hat, alle Basken entweder nur Spanisch bzw. Französisch sprechen oder eben zweisprachig sind. Doch dem ist nicht so. Es gibt noch ca. 23.000 monolinguale Baskisch-Sprecher, die weder Spanisch noch Französisch sprechen können. Es sind wenige, nicht mal 1% der Bevölkerung, aber dass es überhaupt noch welche gibt, grenzt an ein Wunder.

Die offizielle Minorisierung/ Ausgrenzung/ Verfolgung des Baskischen in Spanien begann vor allem im 18. Jhd., als die französischen Bourbonen an die Macht kamen (im Jahr 1700 bestieg Felipe V., Enkel des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. den kastilischen Thron). Spanien sollte uniform sein, es sollte kastilisch sein. Kastilisch wurde die einzige Sprache in der Verwaltung und in den Schulen; den Kindern wurde unter Androhung von Strafen verboten, Baskisch in den Schulen zu sprechen. Den Menschen wurde gesagt, dass ihre Sprache nicht dafür gemacht war, Wissen zu vermitteln. Allerdings hatte dieses Verbot vorerst keine direkte Auswirkung auf die Mehrheit der Bevölkerung, schließlich hatte bis weit ins 19. Jhd. hinein nur die kleine städtische Oberschicht Zugang zum Schulsystem. Die Land- und ärmere Stadtbevölkerung sprach weiterhin ausschließlich Baskisch; in den Städten setzte sich jedoch mit der Zeit die Zweisprachigkeit durch, die durch die nun spanischsprachige Oberschicht und die meist spanischsprachige (einsprachige) Einwanderung bedingt und vorangetrieben wurde.

Die Niederlage der Carlisten in den Carlisten-Kriegen des 19. Jhd. — bei denen die erzkonservativen Carlisten zwar für eine absolutistische Monarchie in Spanien kämpften, aber den Regionen den Erhalt der historischen Sonderrechte und kulturelle und sprachliche Eigenständigkeit versprachen — hatte in Navarra eine Art kollektiven „Selbstmord“ zur Folge. Große Teile der Bevölkerung, die die Carlisten unterstützt hatten, waren nach der Niederlage so frustriert, dass sie die Sprache der Sieger, das Spanische, widerstandslos übernahmen. Zehntausende andere verließen das Baskenland in Richtung Lateinamerika.

Sprechen Sie richtig. Seien Sie Patriot – seien Sie kein Barbar. Es ist Ihre Pflicht als Kavalier, unsere offizielle Sprache zu sprechen, das Kastilische. Das ist patriotisch. Es lebe Spanien, die Diziplin und unsere cervantinische Sprache (die Sprache von Miguel de Cervantes)

Im 20. Jhd. kamen dann die Diktaturen von Primo de Rivera (1921 – 1930) und Francisco Franco (1939 – 1975). Während beider Diktaturen waren alle Regionalsprachen verboten, ihre Sprecher wurden verfolgt. Allerdings war die Franco-Diktatur um einiges extremer. In der Öffentlichkeit und in den Schulen war es verboten, Baskisch zu sprechen, und wer es tat und angezeigt wurde, musste mit hohen Strafen rechnen. Direkt nach dem Sieg der Faschisten, kam es in vielen Städten des Baskenlands zu öffentlichen Bücherverbrennungen, bei denen baskischsprachige und „separatistische“ Bücher verbrannt wurden. Grabsteine, die baskische Grabinschriften hatten, mussten entfernt und durch spanischsprachige ersetzt werden; Kinder, die in der Schule Baskisch sprachen, wurden von den Lehrern geschlagen und selbst die Messe musste auf Spanisch gefeiert werden (außer, wenn die Mehrheit der Gemeinde kein Spanisch sprach, dann durften 10 Minuten auf Baskisch gepredigt werden). Auch baskische Vornamen wurden verboten, da sie als „separatistisch“ galten. Dabei war es nicht nur verboten, baskische Vornamen im Melderegister einzutragen; selbst, wenn man auf der Straße mit einem baskischen Vornamen angesprochen wurde, konnte man zu einer hohen Geldstrafe verdonnert werden. Erst in de 1960er Jahren wurden die Verbote gelockert. Einzelne Ikastolas (baskischsprachige Privatschulen) wurden wiedereröffnet, die Euskaltzaindia (baskische Sprachakademie) konnte ihre Arbeit wieder langsam aufnehmen und einen allgemein gültigen schriftlichen Standard erarbeiten (das Euskara batua).

Doch die Situation im post-diktatorischen spanischen Baskenland war nicht mehr dieselbe. 53% der Bevölkerung waren mittlerweile nicht im Baskenland geboren, sprachen also auch kein Baskisch. Manche Städte — vor allem in Bizkaia, wo sich die Industrie angesiedelt hatte — hatten zwischen 1950 und 1970 ihre Einwohnerzahl durch die Einwanderung verdoppelt, verdreifacht oder vervierfacht: darunter Barakaldo (1950: 41.000 Einwohner, 1970: 110.000), Ermua (1950: 1.600 Einwohner, 1970: 15.000), Basauri (1950: 11.600 Einwohner, 1970: 42.000), Portugalete (1950: 11.700 Einwohner, 1970: 46.000), Vitoria-Gasteiz (1950: 52.000 Einwohner, 1970: ca. 140.000) oder Santurtzi (1950: 10.200 Einwohner, 1970: 46.000). Und selbst die Einheimischen sprachen weniger Baskisch als vor der Diktatur; die Angst vor Repressalien hatte Früchte getragen. Sprachen in der zweiten Hälfte des 19. Jhds. noch 96% der Bevölkerung von Gipuzkoa und 81% der Einwohner Bizkaias Baskisch, so waren es im Jahr 1981 nur noch 40% in Gipuzkoa und ca. 15% in Bizkaia. Hier ist es allerdings wichtig, sich auch die Bevölkerungsentwicklung anzugucken, da der niedrigere Anteil an Baskischsprechern natürlich auch damit zusammenhängt, dass so viele Spanisch-Sprecher eingewandert waren: Bizkaia hatte im Jahr 1900 z.B. nur knapp 300.000 Einwohner; im Jahr 1980 waren es 1,2 Mio. Demnach gab es um 1900 etwa 240.000 Baskischsprecher (81% der Bevölkerung) in Bizkaia, im Jahr 1980 waren es ca. 180.000 (15% der Bevölkerung). Die Zahl der Baskisch-Sprecher ist demnach zwar drastisch zurückgegangen (-25%), aber der niedrige prozentuale Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt vor allem am extremen Bevölkerungszuwachs von Außerhalb. Aus den großen Städten wie Pamplona/ Iruña, Vitoria-Gasteiz, Barakaldo und Bilbao (allesamt Industriestädte) war das Baskische fast vollkommen verschwunden (1981 höchstens 5% Muttersprachler). Aber auch in Donostia/ San Sebastián, der baskischsten Stadt, betrug der Anteil der baskischen Muttersprachler 1981 „nur“ noch 21%.

Doch das Ende der Franco-Diktatur brachte viele neue Errungenschaften mit sich. Gipuzkoa, Bizkaia und Araba/Álava erlangten ihre Autonomie zurück und schlossen sich in der Baskischen Autonomen Gemeinschaft (Euskadi) zusammen. Auch Navarra wurde wieder als Foralgemeinschaft anerkannt und erlangte die Selbstverwaltung zurück (Navarra und die drei baskischen Provinzen haben heute den höchsten Grad an Selbstverwaltung in Spanien). Das Baskische wurde zur Amtssprache von Euskadi und im mehrheitlich baskischsprachigen Norden Navarras. Es wurde nicht nur zum Pflichtfach in den Schulen, sondern, je nach Schulmodell, auch zur Unterrichtssprache. Außerdem kam das Baskische auch in die Medien, sowohl ins Fernsehen/ Radio als auch in die Printmedien (hier allerdings eher langsam, schließlich konnten die meisten Baskisch-Sprecher ihre Muttersprache nicht schreiben bzw. lesen, da sie es nicht in der Schule lernen durften).


Schriftliche Zeugnisse und Literatur

Was die schriftlichen Zeugnisse des Baskischen in der Geschichte angeht, muss man sagen, dass sie anfangs ziemlich spärlich waren. Aus Aquitanien und dem südlichen Baskenland sind zwar hunderte baskische Inschriften aus der Zeit des 1. – 3. Jhd. n. Chr. überliefert, aber keine zusammenhängenden Texte. Das Baskische war den Großteil seiner Geschichte ausschließlich eine gesprochene Sprache. Die ersten Zeilen auf Baskisch erscheinen im 10. Jhd. in den Glosas Emilianenses im Kloster von San Millán de la Cogolla (heute in La Rioja), direkt neben den ersten Zeilen in navarro-aragonesischer bzw. spanischer Sprache: Jçioqui dugu (heute eher Izioki dugu geschrieben; ‘Wir freuen uns/ Es begeistert uns’) und Guec ajutu eç dugu (heute eher Guek aiutu ez dugu = ‘Es ist uns nicht genug’). In den folgenden Jahrhunderten erscheinen immer wieder Randnotizen auf Baskisch, persönliche Manuskripte, Karten oder kleine Wörterlisten in Reiseführern (besonders in denen, die sich an die Pilger des Jakobswegs richten). Auch in juristischen Werken oder Gerichtsprotokollen erscheinen immer wieder baskische Wörter. Im Jahr 1537 schrieb der erste Bischof von Mexico, der aus Bizkaia stammende Juan de Zumárraga, seiner Familie einen langen Brief auf Baskisch und Spanisch. Dieser Brief ist das bedeutendste Zeugnis der mittelalterlichen/frühneuzeitlichen baskischen Sprache vor der Veröffentlichung der ersten Bücher. Das erste Buch auf Baskisch wurde kurz darauf, im Jahr 1545, gedruckt: die Gedichtsammlung Linguæ Vasconum Primitiæ von Bernart Etxepare (aus dem noch unabhängigen Nieder-Navarra). Am Ende des Bands schreibt er:

«Berce gendec vstà çuten
Ecin scriba çayteyen
Oray dute phorogátu
Enganatu cirela.
Heuscara,
ialgui adi mundura.»
„Andere Leute glaubten,
dass man dich nicht schreiben konnte.
Jetzt haben sie bewiesen,
dass sie getäuscht wurden.
Euskera,
geh hinaus in die Welt.“

Neben Etxepare, zählt man auch Lazarraga (aus Álava) und Leizarraga (aus Lapurdi) zu den „drei klassischen Schriftstellern“ in baskischer Sprache des 16. Jhds. Der Grundpfeiler dieser Literatur war die Reformationsbewegung, die mit der Konvertierung der Königin Johanna III. von Navarra (auch Jeanne d’Albret genannt) zum Calvinismus, nun auch Nieder-Navarra erreicht hatte (zu dem Zeitpunkt noch unabhängig von Frankreich). Leizarraga übersetzte z.B. unter anderem das Neue Testament ins Baskische (1571). Überhaupt ist die baskische Literatur der frühen Neuzeit sehr religiös geprägt, was zwar in starkem Kontrast zur späten Christianisierung der Basken steht, aber auch nur so erklärt werden kann. Große Teile der in den Bergen lebenden Basken wurden wahrscheinlich erst im 13. Jhd. oder später christianisiert. Die Kirche versuchte, die Bevölkerung in ihrer Muttersprache anzusprechen. Tatsächlich unterschied man in der mittlerlalterlichen baskischen Gesellschaft noch zwischen den Christen und den Jentilleak („Heiden“). Letztere glaubten noch an die alte baskische Religion und führten auch die jungsteinzeitalterlichen Beisetzungsrieten in Form von Cromlechs (harrespilak), Menhire (zutarriak/ iruinarrikoak) und Dolmen (trikuharriak) fort. Es gibt einige dieser Megalithbauten, deren Erbauung aufs Mittelalter datiert wird: z. B. einer in der Nähe von Lohitzüne-Oihergi (Zuberoa) auf ca. 950, der Steinkreis Sohandi bei Eiheralarre (Nieder-Navarra) auf ca. 1150 oder der Steinkreis von Gaztalamendi (Araba/Álava) auf ca. 1440. Die „heidnischen“ Basken, die in den Bergen lebten, dienten den Menschen als Grundlage für verschiedene Figuren der baskischen Mythologie (z.B. die Jentilak, Riesen mit übermenschlichen Kräften, die u. a. große Steine warfen und so die Dolmen, etc. errichteten).

Doch natürlich waren nicht alle Autoren des 16. Jhd. Geistliche oder hatten religiöse Ziele; das Werk von Lazarraga z.B. besteht größtenteils aus Gedichten und Prosa, die nichts mit Religion zu tun haben.

Das 17. Jhd. ist vor allem von der katholischen Gegenreformation geprägt. Im französischen Baskenland formiert sich eine Gruppe von Geistlichen, die zum Ziel hatten, den Basken den katholischen Glauben wieder näher zu bringen. Und dieses Mal in ihrer Muttersprache. Diese Gruppe/ Bewegung nennt man heute auch „Schule von Sara“ (Sarako Eskola). Es entstand die erste quasi-standardisierte baskische Schriftsprache, die auf dem Küsten-Dialekt von Lapurdi — dem Lapurtera — basierte (die meisten Autoren dieser Zeit stammten von der Küste Lapurdis, aus der Gegend zwischen Sara, Donibane Lohizune/ Saint-Jean-de-Luz und Ziburu/ Ciboure). Bekannte Schriftsteller dieser Schule waren Joanes Etxeberri Ziburukoa, Piarres d’Etxeberry (veröffentlichte 1677 mit seiner Übersetzung Liburu hau da jxasoco nabigacionecoa – ursprünglich ein auf Französisch geschriebenes Seefahrtshandbuch des französischen Basken Martin Hoyarzabal aus dem Jahr 1579 – eines der ersten nicht-religiösen Prosa-Werke auf Baskisch), Materre und natürlich Axular (eigentlich Pedro Agerre Azpilkueta), der allerdings aus Urdazubi/Urdax in Navarra stammte. Axular gilt heute als der „baskische Cervantes“, denn sein Werk Guero (heute Gero geschrieben; 1643 veröffentlicht) etablierte die Prosa in der baskischen Literatur. Das Sprichwort, mit dem er sich in dem Buch auseinandersetzt ist: Gero dioenak bego dio (Wer „später“ sagt, sagt eigentlich „lass es bleiben“). Nicht zu dieser Schule gehörte Arnaud Oihenart, ursprünglich aus Maule/Mauléon (Zuberoa). Ihm verdanken wir die erste kritische Auseinandersetzung mit der baskischen Literatur (1665), verschiedene Gedichte, Historiographien (z.B. über die illegale Eroberung Navarras durch Kastilien oder die Herkunft der Basken) und ein ausgedehntes Regelwerk, in dem er festlegt, wie seiner Meinung nach die baskischsprachige Poesie aussehen müsste.

Im 18. Jhd. entstanden die literarischen Dialekte von Gipuzkoa und Bizkaia (Gipuzkera und Bizkaiera genannt). Lapurdi als Zentrum der baskischsprachigen Literatur verlor an Bedeutung, da vor allem auch die Wirtschaft vor Ort immer schwächer wurde (Ende der Seefahrt und des Walfangs). Dem Jesuiten Manuel Larramendi (eigentlich Manuel de Garagorri Itaztxe; aus Andoain, Gipuzkoa) verdanken wir u.a. die wichtigste Grammatik des Baskischen seiner Zeit (El Imposible vencido, 1729) und das dreisprachige Wörterbuch Diccionario trilingüe del Castellano, Bascuence y Latín (1745). Weitere Autoren, die allerdings größtenteils religiöse Arbeiten veröffentlichten, waren Sebastián Mendiburu (aus Oiartzun, Gipuzkoa), Agustín Kardaberaz (aus Hernani, Gipuzkoa) und Pedro Barrutia Basagoitia (dieser schrieb aber Theaterstücke; aus Aramaio, Álava).

Die zweite Hälfte des 19. Jhds. war geprägt von der Romantik, sprachwissenschaftlichen und anthropologischen Arbeiten. Aber eben auch von Auswanderung. Aufgrund der Carlistenkriege im spanischen Baskenland und der Kriegsdienstverweigerung der französischen Basken (sie stellten nur 1% der Bevölkerung Frankreichs, aber über 50% der Kriegsdienstverweigerer) verließen zehntausende Basken im 19. Jhd. das Land und ließen sich in Amerika (vor allem Argentinien, Chile, Kolumbien, Uruguay und dem Westen der USA) nieder. Zwischen 1832 und 1907 sollen allein über 100.000 Basken aus dem französischen Baskenland ausgewandert sein (bei einer Bevölkerung von 120.000 – 160.000 Menschen). Im Jahr 1877, nach dem Ende des 3. Carlisten-Kriegs, verließen über 40.000 Navarresen das Land (fast 14% der gesamten Bevölkerung).

Es ist jedoch auch eine Zeit, in der alle vier literarischen Dialekte des Baskischen gepflegt werden, wobei die südbaskischen Dialekte aber klar überwiegen (vor allem weil im französischen Baskenland das Baskische nach der Französischen Revolution verfolgt wurde). So ist eines der wichtigsten Werke dieser Zeit, der Roman Peru Abarca (1802 geschrieben, aber erst 1881 veröffentlicht) von Joan Antonio Mogel Urkitza, in Bizkaiera geschrieben. Andere Autoren, die sich des Bizkaiera bedienten, waren z.B. Pedro Añibarro Ugalde und Evaristo Bustintza Lasuen (unter dem Pseudonym Kirikiño). In Gipuzkera entstanden viel Poesie (besonders die traditionellen Bertsoak), Fabeln, Historiographien, Grammatiken und andere linguistische Arbeiten. Bekannte Autoren waren Frantzisko Ignazio Lardizabal Urretabizkaia, Bizenta Mogel Elgezabal, Joan Ignazio Iztueta Etxeberria und Indalezio Bizkarrondo Ureña (auch Bilintx genannt). Zu den Autoren von französischer Seite gehörten u.a. Agosti Xaho Lagarde, Jean Hiriart-Urruti und die Cousins Jean Batista Elizanburu und Mitxel Elizanburu, die in Lapurtera schrieben; Emmanuel Intxauspe, der auf Zuberera/ Suletinisch schrieb; und Jean Batista Artxu (aus Altzürükü, Zuberoa) und der Navarrese Frantzisko Laphitz Arriada (aus Arizkun, Navarra), die auf Nieder-Navarresisch schrieben.


Sabino Arana

All diese Autoren waren zudem wichtig für die Entstehung des politischen baskischen Nationalismus, als dessen Vater Sabino Arana Goiri gilt (in seinem nationalistischen Bestreben, alles „spanische“ zu verbannen, nannte er sich selbst Arana ta Goiri’tar Sabin). Obwohl er schon mit 38 Jahren starb, hinterließ er bis zu seinem Tod im Jahr 1903 33 Gedichtsbände, 14 politische und literarische Werke und über 600 Artikel. Arana stammte aus einer carlistischen Familie, die während des zweiten Carlisten-Kriegs ins französische Exil fliehen musste, und kam mit der Zeit du dem Schluss, dass das Baskenland unabhängig sein müsse, um als eigene Kulturnation überleben zu können (besonders im Hinblick darauf, dass Euskadi und Navarra nach der Niederlage der Carlisten ihre Sonderrechte/ Fueros verloren hatten). Er änderte das Motto der baskischen Carlisten («Jaungoikoa eta foruak» – ‘Gott und Sonderrechte’) um in «Jaungoikua eta Lagi zarra» (‘Gott und das alte Recht’ — die Fueros, die Sonderrechte, waren an Spanien gebunden, das „alte Recht“ implizierte eine Loslösung von Spanien und eine Rückkehr zu der Zeit, als die baskischen Provinzen nicht von Kastilien regiert wurden). Im Jahr 1895 gründete er dann die Baskische Nationalistische Partei (Eusko Alderdi Jeltzalea – Partido Nacionalista Vasco, EAJ-PNV) und wurde für Bizkaia in den spanischen Kongress gewählt. Der baskische Nationalismus traf in Spanien auf sehr viel Widerstand: als z.B. im Jahr 1899 in Mundaka (Bizkaia) der erste nationalistische Bürgermeister gewählt wurde, annullierte die Zentralregierung die Wahl und setzte die verfassungsrechtlichen Garantien in Bizkaia aus. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Angriffen und Anschlägen auf baskische Kulturhäuser, Zeitungen und Partei-Zentralen. Im Jahr 1902 wurde Arana wegen Rebellion inhaftiert, weil er dem US-amerikanischen Präsidenten Roosevelt ein Telegramm geschickt hatte, in dem er ihn dazu beglückwünschte, Kuba zur Unabhängigkeit verholfen zu haben und ihm sagte, dass er sich dasselbe für das Baskenland wünscht. Bei den spanischen Abgeordneten war er so verhasst, dass z.B. der Kongress-Präsident zu Aranas Entlassungsgesuch (er war schwer an Morbus Addison erkrankt) sagte: „Es wäre schöner, wenn er im Gefängnis stirbt; außerdem ist die Ruhe Spaniens bestimmt ein Menschenleben wert“. Ein paar Monate später wurde er freigesprochen, kam frei und starb kurz darauf im Alter von 38 Jahren. Sein Geburtshaus — das Sabin Etxea — wurde 1932 zur Parteizentrale des EAJ-PNV und zum Sitz des Euzkal Buru Batzar (Parteivorstand des EAJ-PNV), doch im Jahr 1937 beschlagnahmte es die faschistische Falange (nachdem Bilbao von den Faschisten erobert worden war), verwandelte es zuerst in einen eigenen Parteisitz und ließ das Gebäude dann in den 60ern abreißen. Das Gelände stand daraufhin Jahrzehnte lang leer und wurde dann 1979 vom EAJ-PNV erworben, der dort seine neue Parteizentrale bauen ließ.

Sabino Arana war und ist eine polemische Figur, allerdings hat er eine unglaublich wichtige Rolle für das Baskenland gespielt. In seinem Bestreben, dem Baskenland eine unabhängige politische Struktur zu geben, kreierte er sehr viele Neologismen — immer bestrebt, alle Lehnwörter lateinischen, spanischen oder französischen Ursprungs zu verbannen — die es so noch nicht auf Baskisch gab. Die meisten dieser Neologismen haben sich nie durchgesetzt und sind in Vergessenheit geraten, aber einige haben bis heute überlebt und sind Teil der Alltagssprache (besonders in den Bereichen Politik und Grammatik/Bildung). Dazu gehören z.B. jaurlaritza (Regierung; heute nur in „Eusko Jaurlaritza“ – ‘Baskische Regierung’; in anderen Kontexten eher das lateinische Lehnwort gobernu), lehendakari (Präsident), aldundi (Provinzregierung; vorher eher diputazio; von ‘ahal dun’ – “der die Macht hat” + ‘-di’ – Ortssuffix), Euzkadi/ Euskadi (heute noch die Bezeichnung für die Autonome Gemeinschaft Baskenland), aberri (Vaterland; davon abgeleitet abertzale – “Patriot”), aske (frei; von askatu – “befreien/sich los machen“; vorher und dialektal libre; davon abgeleitet askatasun – “Freiheit”), ikastola (baskischsprachige Privatschule), hizki (Buchstabe; hitz + –ki – „Stückchen eines Wortes“), idatzi (schreiben; früher eher izkiriautu / eskiribatu, von lat. scribere), aditz (Verb), etc. Sabino Arana entwarf auch die heutige Nationalflagge des Baskenlands, die Ikurriña (auch ein Neologismus), und er schrieb den Text der baskische Nationalhymne (die Eusko Abendaren Ereserkia).

Außerdem übersetzte er die Heiligen-Namen ins Baskische: wer seinen Kindern damals christliche Namen geben wollte (die Mehrheit, schließlich war der Katholizismus Staatsreligion und die Mehrheit der Basken war sehr katholisch), gab ihnen die spanischen. Viele Anhänger der EAJ-PNV fingen ab Ende des 19. Jhd. an, ihren Kindern nun die baskische Entsprechung als Namen zu geben. Ab Anfang des 20. Jhd. erlangten diese Formen sehr große Beliebtheit unter den Basken. Zu diesen Namen gehören heute so verbreitete Namen wie Koldo/ Koldobika (Luis), Ander (Andrés), Andoni (Antonio), Gorka (Jorge; traditionell eher Jurgi), Imanol (Manuel), Iñaki (Ignacio; traditionell eher Inazio), Jokin (Joaquín), Jon (Juan), Julen (Julián), Josu (Jesús), Josune (Jesusa), Kepa (Pedro; traditionell eher Peru), Lander (Leandro), Miren (María), Nekane (Dolores) oder Zuriñe (Blanca). Auch diese Namen wurden während der Diktatur verboten, sogar ausdrücklich („es sind Namen wie Iñaki, Kepa, Koldobika und andere verboten, die zweifellos eine separatistische Bedeutung haben“).


Die Zeit zwischen 1876 bis 1936 wird Eusko Pizkundea (baskische Renaissance) genannt, eine kulturelle und politische Bewegung, die zum Ziel hatte, die baskische Literatur und Kultur aufzuwerten. Zentrum dieser Bewegung war Donostia/ San Sebastián. Die wichtigsten Vertreter waren Resurrección María de Azkue Aberasturi (u.a. die Grammatik Euskal Izkindea, das Wörterbuch Baskisch-Spanisch-Französisch Euskara-Gaztelania-Frantsesa Hiztegia, das Werk zur baskischen Morphologie Euskal Morfologia und einige Romane und Liederbücher), José María Agirre Egaña (besser bekannt als Xabier Lizardi; der Symbolismus und die Naturschilderung in seinem Werk Bihotz-begietan gilt bis heute als unübertroffen), Nicolás Ormaetxea (besser bekannt als Orixe; sein Gedicht Euskaldunak – ‘Die Basken’ besteht aus über 12.000 Versen) und Txomin Agirre Badiola (schrieb vor allem historische Romane, wie z.B. Auñemendiko lorea – ‘Die Blume der Pyrenäen’ im Jahr 1898). Aber nicht alle Basken schrieben auf Baskisch: so schrieb Miguel de Unamuno, einer der wichtigsten Philosophen, Schriftsteller und Denker im Spanien des 20. Jhd., eigentlich immer auf Spanisch. Zwar sprach er fließend Baskisch, aber für ihn war es wohl einfach lukrativer, sich des Spanischen zu bedienen. Er war provokant, schlecht einschätzbar und konnte an einem Tag eine Sache sagen, und am nächsten genau das Gegenteil. Manche seiner Kommentare zum Baskischen (z.B. „man solle es begraben, denn es passe nicht in die Moderne“) wurden ihm im Baskenland ziemlich übel genommen. Jedoch verteidigte ihn selbst Sabino Arana, Vater des baskischen Nationalismus, da er ihn kannte und wusste, dass er solche Sachen nur sagte, um in Madrid besser anzukommen.

Mit der 2. Spanischen Republik (1931 – 1936/39) erlangten die historischen Nationalitäten Spaniens ihre Autonomie zurück. Im Jahr 1931 wurde ein baskisch-navarresisches Autonomiestatut ausgearbeitet, das Gipuzkoa, Bizkaia, Álava und Navarra vereinen sollte. Doch aufgrund politischer Zerwürfnisse konnte es nicht umgesetzt werden (fast 90% der navarresischen Gemeinden hatten für das Statut gestimmt, doch Madrid ließ es nicht zu, da es nicht verfassungskonform war). Nachdem es überarbeitet worden war und strittige Themen an die neue spanische Verfassung angepasst wurden (z.B. dass das neue föderale Bundesland per Gesetz katholisch sein sollte, obwohl die Spanische Republik laizistisch war), wurden die Gemeinden 1932 erneut befragt: in Gipuzkoa, Álava und Bizkaia stimmte die große Mehrheit dafür (93%), doch in Navarra hatte der Carlismus gegen das Statut geworben (weil es zu „heidnisch“ war), weshalb in Navarra nur 39% der Gemeinden für das Statut stimmten. Daher erarbeiteten Gipuzkoa, Bizkaia und Álava ihr eigenes Autonomiestatut (1933), über das dann 1933 per Referendum abgestimmt wurde: 96% stimmten für das Statut, bei einer Wahlbeteiligung von über 93%. Allerdings fiel die Wahlbeteiligung und die Zustimmung in Álava sehr viel geringer aus (79% dafür, bei einer Wahlbeteiligung von 58%, was insgesamt nur 46% Zustimmung bedeutete) — weil der Carlismus gegen das Statut warb und das Referendum boykottierte — weshalb sich die, mittlerweile rechte, Zentralregierung weigerte, das Statut zu verabschieden. Erst mit der neuen linken Zentralregierung ab 1936 konnte es dann verabschiedet werden und die drei baskischen Provinzen vereinten sich in der Autonomen Region Baskenland. Mit diesem Statut wurde das Baskische u.a. zur kooffiziellen Amtssprache. Allerdings kam dieses Statut nur in Bizkaia und kurze Zeit in Gipuzkoa zur Anwendung, denn als es in Kraft trat, hatten die Faschisten und das Militär schon geputscht, der Bürgerkrieg hatte begonnen und Álava war sofort in die Hände der Putschisten gefallen (da hier, genauso wie in Navarra, der erzkonservative Carlismus, der maßgeblich am Putsch beteiligt war, sehr viel Rückhalt hatte).

Der spanische Bürgerkrieg (1936-39) und die darauffolgende Diktatur von Franco setzte der baskischsprachigen Literatur ein abruptes Ende. Zwar schrieben manche Autoren aus dem Exil weiter (z.B. Telesforo Monzón aus Mexiko oder Salvador Mitxelena aus Guatemala), aber in Spanien selbst war das Baskische auf allen Ebenen des öffentlichen Lebens verboten. Während des Kriegs und der Nachkriegszeit wurden ca. 50.000 Basken getötet (bekannt ist vor allem der deutsche Luftangriff auf Gernika — dem Symbol der baskischen Freiheiten — bei dem über 300 Zivilisten getötet und 70% der Gebäude zerstört wurden); tausende Basken flohen erst ins französische Baskenland (1939 etwa 150.000 baskische Flüchtlinge) und oft von dort aus weiter nach Lateinamerika. Doch die Repression war nicht überall gleich: Während Bizkaia und Gipuzkoa als „Verräter“ bestraft wurden, da sie den Militärputsch nicht unterstützt hatten, durften Navarra und Álava manche ihrer Sonderrechte behalten, als Dank dafür, sich dem Putsch nicht entgegengestellt zu haben (und ihn größtenteils aktiv unterstützt zu haben). Trotzdem wurden auch dort die baskische Sprache und alles, was zur baskischen Kultur gehört (z.B. die Musik, Feste, Instrumente wie der Txistu, Trachten, etc.) verboten. In Gipuzkoa und Bizkaia durfte kein Zweifel aufgekommen, wer den Krieg gewonnen hatte. Dass es nicht mehr Tote gab, lag vor allem daran, dass die Grenze zu Frankreich nah war und viele republiktreue Basken rechtzeitig fliehen konnten. Allerdings äußerste sich die Repression auf viele Weisen: „Säuberung“ der Verwaltung und des Lehrkörpers; Zwangsversetzungen von Priester (anders als in anderen Regionen Spaniens, hatten sich große Teile des baskischen Klerus nicht hinter Franco gestellt, weshalb er sie als „rot und separatistisch“ bezeichnete; über 700 baskische Priester, fast 40% des baskischen Klerus, erlitten Repressalien); Geschäfts- und Wohnungsenteignungen von Republikanern/EAJ-PNV-Mitgliedern; Gefängnis und Folter für Oppositionelle, etc. Die Erniedrigung der Verlierer war, da man sie nicht alle töten konnte, ihr größtes Ziel. So sagte z.B. der Falangist Ernesto Giménez Caballero: „Baskonien, Euskadi, das Baskenland; sie wissen, dass wir sie nicht mit freundlichen Wahlen wiedererlangt haben: sie wissen, dass wir sie mannhaft mit Reiter-Stiefeln und einer Peitsche in der Hand erobert haben“. Oder der neue franquistische Bürgermeister Bilbaos, José María de Areilza: „Bizkaia ist nun wieder Spanien, schlicht und einfach aufgrund einer militärischen Eroberung. Und ob es Gewinner und Verlierer gegeben hat!“.

Zwar gab es in Álava und in Navarra keinen Krieg, weil große Teile der Bevölkerung den Putsch unterstützten (wie schon gesagt, die Bevölkerung war sehr katholisch und „fuerista“, also dem Carlismus verbunden), das heißt aber nicht, dass dort keine Gräueltaten passierten. Direkt nach dem Putsch patrouillierten die carlistischen Requetés und Falangisten durch jedes Dorf und erschossen republiktreue Bürgermeister, Stadträte, Lehrer und Gewerkschaftsmitglieder. In Navarra kamen bei diesen selektiven Ermordungen über 3.000 Menschen ums Leben (so wurden z.B. 80% der sozialistischen Bürgermeister und 75% der sozialistischen Stadträte erschossen; oder z.B. der baskisch-nationalistische Bürgermeister von Estella-Lizarra), in Álava ca. 400 (2% der Bevölkerung).

Erst Ende der 50er Jahren lockerte Franco die Gesetze etwas: So durfte im Jahr 1957 in Bilbao die erste Ikastola wiedereröffnet werden, im Jahr 1961 die zweite. Ab diesem Zeitpunkt dürfen auch wieder einzelne Bücher auf Baskisch veröffentlicht werden (meistens Folklore oder übersetzte Klassiker; alles was nur ansatzweise politisch war, wurde zensiert).

Ab diesem Zeitpunkt wächst auch wieder die antifaschistische Opposition im Baskenland: es gibt immer wieder Streiks, Demonstrationen, etc., die allesamt brutal niedergeschlagen werden. Von den insgesamt 11 Ausnahmezuständen, die Franco zwischen 1956 und 1975 ausrief, waren 6 auf das Baskenland begrenzt, 2 sogar nur auf Gipuzkoa. Während der Ausnahmezustände kam es zu willkürlichen Hausdurchsuchungen, Massenverhaftungen, Erschießungen, Folter, Verbannung, Flüchtlingen und hohen Haftstrafen, die entweder von Kriegsgerichten oder dem TOP, dem Gericht für öffentliche Ordnung, ausgesprochen wurden. Es ist auch in dieser Zeit — als immer mehr ihrer Mitglieder verhaftet und gefoltert wurden — in der sich eine geheime Studentenorganisation (EKIN), die sich eigentlich der Kulturarbeit und dem heimlichen Baskisch-Unterricht widmete, und die Jugendorganisation des exilierten EAJ-PNV (EGI) zusammentaten und die ETA gründeten, um gegen die faschistische Diktatur zu kämpfen und die Unabhängigkeit des Baskenlands zu erlangen (1958).

Auch die im Jahr 1918 gegründete Euskaltzaindia, die Baskische Sprachakademie, nahm nun langsam ihre Arbeit wieder auf und stellte im Jahr 1968 den ersten Vorschlag für das Euskara batua (geeintes Baskisch), einen gemeinsamen Schrift- und Sprachstandard, vor.

Das Batua, wie es auch kurz genannt wird, wurde hauptsächlich vom – bis heute wichtigsten – baskischen Linguisten Koldo Mitxelena und von Luis Villasante Kortabitarte erarbeitet (teilweise in Zusammenarbeit mit verschiedenen Schriftstellern wie Jon Mirande Ayphasorho oder Txillardegi) und basiert größtenteils auf den zentralen Dialekten des Baskischen (Gipuzkoa und Navarra), hat aber auch Einflüsse aus dem klassischen Lapurtera des 17. Jhds. Der Grund hierfür war zum einen, dass sich der Dialekt von Gipuzkoa im Dialektkontinuum in der Mitte befindet, d.h. das Bindeglied zwischen den westlichen und östlichen Dialekten darstellt. Zum anderen ist Gipuzkoa die Provinz des Baskenlandes, in der das Baskische noch am lebendigsten ist und die meisten Sprecher hat.

Es hagelte viel Kritik. Vor allem aus dem Umfeld des Linguisten Federico Krutwig, der ein eiserner Verfechter des klassischen Lapurtera als standardisierte Schriftsprache war. Das neue Batua sei eine ausgedachte Sprache, die bewirken würde, dass das „authentische“ Baskisch – also die Dialekte – ausstürbe. Dem wurde jedoch entgegnet, dass das Batua ja die Dialekte nicht ersetzen, sondern komplementieren soll. Das Überleben der Dialekte sei schließlich durch die Verdrängung durch das Spanische bzw. Französische gefährdet, und nicht durch eine gemeinsame baskische Schriftsprache. Die Kritiker, die behaupten, dass es sich um eine künstliche Sprache handelt, versteh ich persönlich nicht. Was sind denn das heutige Standard-Deutsche, das Standard-Hebräische oder das Standard-Finnische wenn nicht künstlich erschaffene Sprachen?!

Nehmen wir z.B. das Standard-Deutsche, das wir im Norden fast alle sprechen und das wir eigentlich in allen Medien lesen und hören. Es geht auf das Neuhochdeutsche von Martin Luther zurück: Er mischte willkürlich den Wortschatz von mittel- und oberdeutschen Mundarten (hauptsächlich aus dem Osten) und orientierte sich bei der Schreibweise und Grammatik an der Meißner bzw. Sächsischen Kanzleisprache. Heraus kam ein Schriftdeutsch, das niemand als Muttersprache sprach, aber das viele Deutsche verstehen konnten. Außer natürlich die Norddeutschen, deren Muttersprache das Niederdeutsche war, das bei der Standardisierung nicht beachtet wurde. Die Norddeutschen lernten das Schriftdeutsch der neuen Bibel wie eine Fremdsprache und ihre Aussprache war eben deshalb besonders „sauber“ („dialektfrei“). Diese auf der niederdeutschen Phonetik beruhende Aussprache wurde als schön empfunden und zur Standard-Aussprache. So kommt es, dass das heutige Standard-Deutsch — das oft auch fälschlicherweise Hochdeutsch genannt wird — eine Sprache ist, die auf dem Wortschatz mittel- und oberdeutschen Ursprungs, der Grammatik des Ostmitteldeutschen und der Aussprache des Niederdeutschen basiert.

Auch die Kritik derjenigen, die ihre eigenen Dialekte nicht ausreichend repräsentiert sehen (hauptsächlich die aus Bizkaia und Zuberoa) kann ich nur bedingt nachvollziehen. Die meisten Standardsprachen basieren halt auf dem meist gesprochenen oder prestigereichsten Dialekt. So ist das beim Standard-Spanischen in Spanien (basiert auf dem Kastilischen Nordspaniens), dem Standard-Italienischen (basiert auf dem Dialekt der Toscana), dem Standard-Französischen (basiert auf dem Pariser Dialekt), etc. Und im Gegensatz zu anderen Standardsprachen, ist das Batua relativ offen (z.B. darf in Zuberoa zü/gü statt zu/gu geschrieben werden – ‘du, Sie/ wir’; oder in Bizkaia dot/ dozu/ dau/ dogu/ dozue/ dabe statt des Standards dut/ duzu/ du/ dugu/ duzue/ dute – ‘ich habe es/ du hast es/ er, sie hat es/ wir haben es/ ihr habt es/ sie haben es’).

Dank der Standardisierung der Sprache konnte das Baskische nach dem Ende der Diktatur in den öffentlichen Alltag zurückkehren und sich an die Herausforderungen anpassen, die die Moderne mit sich bringt (z.B. TV, Print- und Onlinemedien, Internet, Soziale Netzwerke, etc., in unseren westlichen Gesellschaften muss eine Sprache geschrieben werden können, um überleben zu können). Es entstehen jährlich ca. 1.500 Bücher in baskischer Sprache, es wird an allen Schulen von Euskadi gelehrt und immer mehr Menschen sprechen es, auch wenn es nicht ihre Muttersprache ist. Aber zur aktuellen Situation komme ich später.

Sprachliche Eigenschaften

Das Baskische weist einige Eigenschaften auf, die Sprechern der umliegenden Sprachen völlig fremd sind. So ist es z.B. eine agglutinierende Sprache, d.h. grammatische Informationen werden durch das Einfügen von Affixen deutlich gemacht. Zu den agglutinierenden Sprachen Europas gehören z.B. das Ungarische, das Finnische und das Türkische. Die Nominalphrase „in meinen Häusern“ wäre z.B. im Türkischen “evlerimde”, im Finnischen „(minun) taloissani“ und im Ungarischen “házaimban”:

Türkisch: evlerimde = ev (Haus) + ler (Plural) + im (mein) + de (in)

Finnisch: (minun) taloissani = [minun] (meinen) talo (Haus) + i (Plural) + ssa (in) + ni (mein)

Ungarisch: házaimban = ház (Haus) + a-i-m (meine; -am- mein; i Plural) + ban (in).

Im Baskischen wäre es «nire etxeetan»:

nire (mein) + etxe (Haus) + etan (Suffix für „in“, aber Plural).

Das Suffix etan bedeutet zwar ‘in’, verwandelt das Nomen aber in Plural (etxeetan = ‘in den Häusern’). Würde man stattdessen ‘in meinem Haus’ sagen wollen, wäre es «nire etxean» (an = ‘in’, aber Singular).

Das Baskische gilt im Allgemeinen auch als SOV-Sprache (Subjekt – Objekt – Verb), was in großem Gegensatz zum Deutschen (meist als V2-Sprache mit Verb-Letzt-Stellung klassifiziert, d.h. die finite Verbform kommt meist an 2. Stelle, die infinite Verbform am Satzende), dem Englischen (SVO-Sprache) oder dem Spanischen (SVO-Sprache) steht. Allerdings können in allen Sprachen verschiedene Konstellationen auftreten, je nachdem um was für einen Satz es sich handelt (Hauptsatz, Nebensatz, etc.) oder welches Element hervorgehoben werden soll. Hier zwei Beispiele (das finite Verb in schwarz, das infinite Verb/Partizip in blau, das Objekt in grün).

  • Ich gehe nach Hause(SVO)
  • I go home. (SVO)
  • (Yo) voy a casa. (SVO)
  • (Ni) etxera noa. (SOV)
  • Ich bin nach Hause gegangen. (SVO, Verb-Letzt-Stellung)
  • I have gone home. (SVO)
  • (Yo) he ido a casa. (SVO)
  • (Ni) etxera joan naiz. (SOV)

Im Baskischen gibt es zudem kein grammatikalisches Geschlecht (Deutsch hat drei, Spanisch zwei, Englisch keins). Den Unterschied zwischen männlich und weiblich macht man, indem man verschiedene Worte verwendet (ähnlich wie im Deutschen: Bruder/ Schwester; Spanisch dagegen hermano/hermana). Im Baskischen gibt es z.B. vier verschiedene Wörter für Bruder/Schwester, je nachdem ob es nun der Bruder/die Schwester eines Jungen oder eines Mädchens ist: anaia (Bruder eines Jungen), arreba (Schwester eines Jungen), neba (Bruder eines Mädchens) und ahizpa (Schwester eines Mädchens). Allerdings unterscheidet das Baskische zwischen belebten (Personen/Personennamen/Tiere) und unbelebten Nomen (alles andere, inkl. Pflanzen), die dann auch leicht unterschiedliche Suffixe annehmen (besonders bei den Ort-Suffixen).

Außerdem ist das Baskische eine Ergativ-Sprache, wie es auch das Georgische oder Kurmancî-Kurdisch sind. Hier wird es etwas schwieriger. Die meisten indoeuropäischen Sprachen sind Akkusativ-Sprachen. Das bedeutet, dass sie für das Subjekt von transitiven Verben (verlangen ein direktes Objekt) und intransitiven Verben (brauchen kein zusätzliches Objekt) dieselbe grammatikalische Markierung verwenden, nämlich den Nominativ. Das Objekt (auch Patients genannt) der transitiven Verben steht dann in einem anderen Fall, nämlich im Akkusativ. Beispiel:

Der Junge ist gekommen. (intransitiv)
Der Junge sieht den Mann. (transitiv)
Johannes kommt. (intransitiv)
Johannes bringt den Wein. (transitiv)
El chico ha venido. (intransitiv)
El chico ve al hombre. (transitiv)
Juan viene. (intransitiv)
Juan trae el vino. (transitiv)

Subjekt (im Nominativ): blau; Objekt/Patients (im Akkusativ): grün

Anders sieht es bei Ergativ-Sprachen aus: Hier stehen das Subjekt eines intransitiven Verbs und das Objekt eines transitiven Verbs im selben Fall, nämlich im Absolutiv. Das Subjekt des transitiven Verbs (auch Agens genannt) steht stattdessen im Ergativ. Der Absolutiv wird im Baskischen durch die Suffixe a (Sg.)/ ak (Pl.) markiert (die gleichzeitig als Artikel fungieren) oder bleibt ohne Markierung (bei Eigennamen und unbestimmten Wörtern). Der Ergativ hat die Endungen ak (Sg.)/ ek (Pl.) und (e)k bei Eigennamen bzw. unbestimmten Wörtern. Hier die Beispiele von oben auf Baskisch.

Mutila etorri da (intransitiv):
mutil (Junge) + a (Absolutiv Sg.; der) – etorri da (gekommen ist)

Mutilak gizona ikusten du (transitiv):
mutil (Junge) + ak (Ergativ Sg.; der) – gizon (Mann) + a (Absolutiv Sg.; den) – ikusten du (sieht [ihn])

Jon dator (intransitiv):
Jon (Eigenname, Absolutiv ohne Markierung) – dator (kommt)

Jonek ardoa dakar (transitiv):
Jon + ek (Ergativ bei Eigennamen) – ardo (Wein) + a (Absolutiv Sg; den) – dakar (bringt [ihn])

Subjekt/ Patiens (im Absolutiv): blau, das Objekt/Patiens ist unterstrichen; Agens (im Ergativ): rot

Das Baskische hat 16 Fälle (das Deutsche hat 4), die in Form von Suffixen an das Nomen bzw. ans letzte Element eines Nominal-Syntagmas (zusammenhängende Elemente; z.B. Nomen + Adjektiv) angehängt werden. Neben Singular und Plural kennt das Baskische zusätzlich den Numerus Mugagabe (indefinit/ unbestimmt) und Eigennamen. Außerdem unterscheidet es, wie oben schon gesagt, zwischen belebten und unbelebten Substantiven, die dann auch leicht unterschiedliche Suffixe annehmen können. Das mag ziemlich verwirrend wirken, aber es ist alles ziemlich logisch und birgt keine bösen Überraschungen (Ausnahmen). Zum Beispiel (Suffixe für unbelebte Eigennamen, die auf Vokal enden):

Hanburgo – Hamburg (Absolutiv)
Hanburgok – Hamburg (Ergativ)
Hanburgori – für Hamburg (Dativ)
Hanburgon – in Hamburg (Inessiv)
Hanburgora – nach Hamburg (Adlativ)
Hanburgotik – durch Hamburg (Ablativ)
Hanburgoko – von/aus Hamburg (lokaler Genitiv)
Hanburgoren – Hamburgs (possessiver Genitiv)
Hanburgoraino – bis nach Hamburg (Terminativ)
Hanburgorantz – in Richtung Hamburg (Direktiv)
Hanburgorengatik – wegen Hamburg (Kausativ)
Hanburgorekin – zusammen mit Hamburg (Komitativ)
Hanburgorentzat – zugunsten von Hamburg (Benefaktiv)

Teilweise verändern sich die Suffixe, je nachdem ob das Nomen belebt oder unbelebt ist. So ist die Endung des Adlativ Singular für belebte Nomen –(r)engana und nicht –ra wie bei den unbelebten: Nire amarengana joan naiz (Ich bin zu meiner Mutter gegangen) / Etxera joan naiz (Ich bin nach Hause gegangen). Wer sich dafür interessiert, kann sich gerne hier die Tabelle mit allen Suffixen angucken.

Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass das Suffix nicht an jedes Element eines Nominal-Syntagmas angehängt wird:

Im Satz «Die Blume ist schön», ist „die Blume“ das Nominal-Syntagma (Determinant/ Artikel + Nomen). Auf Baskisch hieße der Satz «Lorea ederra da»: lore (Blume) + a (Absolutiv Sg.; die) + ederra (schön) + da (ist). Im Satz «Die rote Blume ist schön» ist „die rote Blume“ das Nominal-Syntagma. Im Baskischen heißt der Satz «Lore gorria ederra da»: lore (Blume) + gorri (rot) + a (die) + ederra da (schön ist). Wie man sieht, verschiebt sich die Absolutiv-Endung a auf das letzte Element des Nominal-Syntagmas. Zusätzlich kann das Syntagma noch ein Komplement enthalten, das das Nomen noch näher beschreibt. Dieses steht dann vor dem Substantiv. Dann wäre der Satz z.B. «Lorategiko lore gorria ederra da»: lorategi (Garten) + ko (von/ aus) + lore (Blume) + gorri (rot) + a (die) + ederra da (schön ist). ⇒ Die rote Blume vom (aus dem) Garten ist schön.

Baskische Substantive und Adjektive sind per se unbestimmt. Das Wort etxe kann z.B. zum einen „Haus“ bedeuten, aber auch „Häuser“, je nachdem, ob ein Suffix angehängt wird oder Determinanten, Pronomen oder Quantifizierer seine Anzahl bestimmen. Beispiel:

Etxea (das Haus, Singular wegen a) / Etxeak (die Häuser, Plural wegen ak)
Etxe hau (dieses Haus; Sg. wegen hau) / Etxe hauek (diese Häuser; Pl. wegen hauek)
Etxe bat (ein Haus; Sg. wegen bat) / Etxe batzuk (einige Häuser; Pl. wegen batzuk)
Hiru etxe (drei Häuser; Plural wegen hiru – ‘drei’)

Das mag alles sehr verwirrend wirken, aber wie schon gesagt, es gibt  keine Ausnahmen. Jedes Suffix hat eine feste Bedeutung und ändert sich nie. Natürlich muss man sehr viel auswendig lernen und sich auf eine Sprache einlassen, die ganz anders funktioniert, als die, die wir kennen. Aber das ist ja eigentlich bei jeder Sprache so, die man neu lernt. Fairerweise muss ich aber auch dazu sagen, dass die baskische Grammatik sehr (sehr, sehr, sehr) viel umfangreicher ist, als das, was ich hier beschreiben kann, zumal ich selber ja kein Baskisch spreche und nur das wiedergeben kann, was ich in den Phasen, wo ich mich intensiver dem Lernen der Sprache gewidmet habe, gelernt und verstanden habe. Denn – und das mag jetzt komisch klingen – das, was ich bisher beschrieben habe, ist bei weitem das Einfachste in der baskischen Sprache. Das baskische Verb ist ein Universum für sich. Es ist berüchtigt für seinen Formenreichtum und komplizierte Konjugation, die dialektal – anders als die Deklinationen – auch sehr unterschiedlich sein kann. Sprachwissenschaftler des 18. Jhds. zählten knapp 31.000 Formen eines einzigen Verbs. Wie das kommt, erkläre ich gleich.

Das Verb

Anders als die finiten Verben in den uns bekannten Sprachen, markiert das Baskische nicht nur die Person des Subjekts im Verb (z.B. Ich lebe, du lebst, er lebt/ yo vivo, tú vives, él vive), sondern zusätzlich noch die Person (das Argument) des direkten und des indirekten Objekts (falls vorhanden), und manchmal sogar noch das Geschlecht des Gesprächspartners. 

Das Baskische unterscheidet zwischen Verben, die einfach bzw. synthetisch konjugiert werden können (direkt vom Verb aus; im Deutschen z.B. ich lebe), und Verben, die nur zusammengesetzt bzw. periphrastisch konjugiert werden können (nur mithilfe von Hilfsverben; im Deutschen am ehesten vergleichbar mit Verbalperiphrasen wie „pflegen etwas zu tun“ [= gewöhnlich etwas tun] oder der periphrastischen Konjugation, wie „ich habe gelebt“). Es gibt allerdings sehr wenig Verben, die synthetisch konjugiert werden können. Dazu gehören z.B. etorri (kommen), jakin (wissen), ibili ([umher]gehen), joan (gehen), egon (sein: Zustand; bleiben; existieren), esan (sagen) und die Hilfsverben izan/ ukan (sein/haben). Dazu muss man sagen, dass das Baskische keinen Infinitiv kennt, d.h. die Formen, die wir hier sehen sind meist die Partizip-Perfekt-Formen (also eine infinite Verbform). Etorri heißt dementsprechend eigentlich nicht „kommen“, sondern „gekommen“. Der Wortstamm von etorri ist –tor-, durch das Anhängen des Präfixes e– und des Suffixes –i wird es dann zum Partizip Perfekt. Aus diesem Grundstamm werden alle andere finiten und infiniten Stämme abgeleitet: Der finite Präsensstamm ist –ator-, der finite Nicht-Präsens-Stamm ist –e(n)tor-, die infiniten Stämme (brauchen ein Hilfsverb) sind etorri (Perfektstamm), etorriko (Futurstamm), etortzen (verbalisiertes Nomen; Imperfektstamm) und etor– (Kurz-Stamm; meist für Aorist). Bei Verben baskischen Ursprungs endet der Perfektstamm meist auf i oder n (z.B. etorri, ibili, esan, joan), bei Lehnwörtern oder Derivaten auf tu / du (z.B. hartu, garbitu, kendu, kantatu). Der Futurstamm wird gebildet, indem ko bzw. go (nach <n>) an den Perfektstamm gehängt wird (z.B. etorriko, ibiliko, esango, joango, hartuko). Den Imperfektstamm bildet man, indem man die Endungen des Perfektstamms durch tzen bzw. ten ersetzt (z.B. etortzen, ibiltzen, esaten, joaten, hartzen). Diese Stämme sind wichtig, da für die unterschiedlichen Zeiten und Aspekte auch unterschiedliche Stämme benutzt werden.

Bei der synthetischen Konjugation von intransitiven Verben gibt es Präfixe, die sich auf die Person des Subjekts (n-, d-, g-, etc.) beziehen, oder aber den Modus angeben (z.B. Konjunktiv/ hypothetisch; ba). Außerdem gibt es Suffixe, die entweder die Vergangenheit anzeigen (en) und Infixe, die für den Plural benutzt werden müssen (z). Hier eine Tabelle zum Vergleichen:

Die verschiedenen Farben sollen es verständlicher machen: Der Wortstamm ist grün (-ator– im Präsens und –e(n)tor– für Nicht-Präsens), die Aspekt-Markierungen sind blau (-en im Präteritum/beendet, ba– im Hypothetikum/nicht realisiert), in rot sieht man die Plural-Markierung des Subjekts (in diesem Fall z) und die Präfixe für die Person des Subjekts ist fett (schwarz) geschrieben. Dies stellt aber nur einen sehr kleinen Teil der Verben dar. Erstens, weil etorri ein Verb ist, das finite Verbformen besitzt (es gibt höchstens 20 davon in der baskischen Sprachen, und wirklich benutzt werden weniger als 10). Zweitens, weil es ein intransitives Verb ist, d.h. es gibt keine Ergativ-Markierung und keine Objekt-Markierung. Drittens, weil es viele weitere Tempora gibt, die nicht mit den finiten Verbformen, sondern mit den infiniten Formen und Hilfsverben gebildet werden (z.B. Verlaufsformen, habituelles Präsens/habituelle Vergangenheit, Perfekt, Imperfekt, Plusquamperfekt, Futur, Konditional, etc.). Die unterschiedlichen Zeiten und Aspekte sehen dann für etorri so aus (nur ein paar Beispiele und nur in der 1. Pers. Sg.):

  • nator (ich komme)
  • etortzen naiz (ich komme normalerweise; habitueller Präsens)
  • etorri naiz (ich bin gekommen; Perfekt)
  • nentorren (ich kam; Präteritum)
  • etortzen nintzen (ich kam normalerweise; habituelles Präteritum)
  • etorri nintzen (ich kam/ war gekommen; Plusquamperfekt)
  • etorriko naiz (ich werde kommen; Futur)
  • etorriko nintzen (ich käme/ würde kommen; Konditional)
  • etorriko nintzatekeen/ selten nentorkeen (ich wäre gekommen; Konditional Vergangenheit)
  • etorriko banintz / selten banentor (wenn ich käme/ kommen würde; Hypothetisch)
  • etor ninteke (ich könnte kommen; Potentiell)

Hier noch eine Tabelle mit den Präsensformen für drei weitere intransitive Verben, die synthetisch konjugiert werden (können):

*Erklärung zum Wortstamm von „egon“: Wie man sieht, ändert sich der Stamm (ago) bei den Pluralformen. Das liegt daran, dass das gdes Stammes weggefallen ist und so ein Diphthong entstanden ist, z.B. *gagode > gaode > gaude; *zagode > zaode > zaude.

Beispielsätze: Donostian nago (Ich bin in San Sebastián); Etxean zaude (Du bist Zuhause); Etxe zuri bat dago (Es gibt ein weißes Haus); Etxe zuriak daude (Es gibt weiße Häuser); Ni hemen nago (Ich bin hier); Zuek hemen zaudete (Ihr seid hier); Kalean gabiltza (Wir gehen/sind auf der Straße); Mendietan nabil (Ich gehe/wander in den Bergen); Gorka eta Ainhoa basoan dabiltza (Gorka und Ainhoa gehen/spazieren im Wald); Ni hondartzara noa (Ich gehe zum Strand); Gorka zinemara doa (Gorka geht ins Kino); Zu eskolara zoaz (Du gehst zur Schule); Haiek tabernara doaz (Sie gehen zur Bar).

In der folgenden Tabelle stelle ich die synthetische Präsenskonjugation von zwei transitiven Verben vor; also Verben, die ein Objekt benötigen. In diesem Fall werden sie in den Fällen Nor-Nork konjugiert. Nor ist bei intransitiven Verben der Nominativ (antwortet auf die Frage „wer oder was?), doch bei transitiven Verben ist es der „Akkusativ“ bzw. das direkte Objekt („wen oder was?“). Da transitive Verben den Ergativ benötigen, haben wir den Fall Nork (Ergativ, in diesem Fall das Subjekt; „wer oder was?“). Das Verb „jakin“ (wissen, kennen [im Sinne von etwas kennen/können]) kann als Objekt nur die 3. Person (sowohl Singular als auch Plural) haben, weshalb es nur zwei Spalten hat. Das Verb *ukan (Hilfsverb; haben) kann als direktes Objekt alle Personen haben, allerdings habe ich hier nur vier Beispiele genommen (als Subjekt jeweils alle Personen, als Objekt nur die 3. Pers. Sg. und Pl., die 2. Pers. Sg. und die 1. Pers. Sg.). Der Wortstamm ist grün, das Objekt-Präfix ist fett (schwarz), die Subjekt-Suffixe blau und die Plural-Infixe des Objekts sind rot.

Beispielsätze (Subjekt: blau; Objekt: lila; Plural-Markierung: rot; Verbstamm: grün): Ez dakit (Ich weiß es nicht); Nik euskaraz ongi dakit (Ich weiß/kann gut Baskisch [sprechen]); Ez dakit asko euskaraz (Ich weiß/kann nicht gut Baskisch [sprechen]); Nork daki hori? (Wer weiß das?); Zuk hizkuntza bat dakizu (Du weißt/kennst/kannst eine Sprache); Zuek lau hizkuntza dakizkizue (Ihr wisst/kennt/könnt vier Sprachen); Futbolarien izenak dakizkit (Ich weiß die Namen der Fußballspieler); Txakurra ikusi dut (Ich habe den Hund gesehen); Zer du Martinek? (Was hat Martin?); Jonek etxean ditu argazkiak (Jon hat die Fotos Zuhause); Hark gustu ona du (Er/sie hat [einen] guten Geschmack); Jonek lehengusina bat du (Jon hat eine Cousine); Zuek oroimen ona duzue (Ihr habt [ein] gutes Gedächtnis); Guk bi txakur ditugu (Wir haben zwei Hunde); Haiek hiru txakur dituzte (Sie haben drei Hunde); Haiek txakur bat dute (Sie haben einen Hund); Zuk etxe polita duzu (Du hast ein schönes Haus); Maite zaitut (Ich habe dich lieb/ Ich liebe dich); Maite zaitugu (Wir haben dich lieb); Ikusi zaitu (Er/sie hat dich gesehen); Zuek panpina bat duzue (Ihr habt eine Puppe); Ikusten nau (Er/sie sieht mich); Maite nauzu? (Hast du mich lieb?), etc. Wie man sieht, muss das Subjektpronomen nicht erwähnt werden, da das Verb alle Informationen zum Subjekt enthält (Nik ikusi zaitut > Ikusi zaitut = Ich habe dich gesehen).

Vielleicht ist es dem einen oder anderen aufgefallen, aber „zu“ (sowohl als Subjekt als auch als Objekt) wird im Plural konjugiert. Das hat historische Gründe: Bis ins Mittelalter stand „zu“ für die 2. Person Plural (ihr), und „hi“ stand für „du“. Durch den Einfluss der romanischen Sprachen wurde „zu“ aber immer häufiger für „du“ benutzt, doch die Konjugation blieb gleich (siehe z.B. Französisch „vous“, mittelalterliches und argentinisches Spanisch „vos“ oder aber auch Englisch „you“ statt früher „thou“). Als Ausgleich, um die nun entstandene Lücke für „ihr“ zu schließen, entstand die Form „zuek“. Dies ist der Grund, weshalb „zu“ noch heute in den Tabellen bei „gu“ (wir) und „haiek“ (sie, Pl.) steht und ähnlich konjugiert wird (z.B. nimmt es die gleiche Pluralendung/ Plural-Infixe an: zu zaude / gu gaude, zu zoaz / gu goaz, zu zabiltza / gu gabiltza; nik zaitut / nik ditut (ich habe dich/ ich habe sie, etc.). Zur Benutzung von „hi“, das ich hier überall weggelassen habe, komme ich später nochmal zurück.

Die periphrastische Konjugation der infiniten Verben sieht ähnlich aus, nur dass sie aus zwei Verben besteht. Auf der einen Seite das infinite Verb, das in den vier oben genannten Stämmen erscheinen kann (Perfekt, Futur, Imperfekt, Kurz-Stamm). Für etorri waren das etorri, etorriko, etortzen und etor. Für Verben, die lateinischen, spanischen und gaskognischen Ursprungs bzw. Neologismen (neue Wortschöpfungen) sind, oder von Substantiven abgeleitet wurden — und die generell immer infinit sind — lauten die Endungen der Stämme –tu/-du, –ko/-go, –ten/-tzen und der Kurz-Stamm. Zum Beispiel afaldu (zu Abend essen; von afari – Abendessen): afaldu, afalduko, afaltzen und afal; oder kantatu (singen; vom Latein cantare): kantatu, kantatuko, kantatzen und kanta. Auf der anderen Seite steht das vollständig konjugierte Hilfsverb (bei intransitiven Verbe meistens izan, bei transitiven Verben meistens ukan). Der erste Teil der Periphrase, das infinite Verb, beinhaltet die Bedeutung und den Aspekt des Verbs, der zweite Teil – das Hilfsverb – beinhaltet die Informationen über die Person, die Objekte, den Tempus und den Modus.

Das Hilfsverb an sich hat meistens keine wirkliche Übersetzung, erst das infinite Verb gibt der Periphrase einen Sinn: dit bedeutet z.B. „er/sie Verb es mir“. Erst durch das Hinzufügen von beispielsweise eman (geben) oder esan (sagen) ergibt es Sinn: eman dit (er/sie hat es mir gegeben) / ematen dit (er/sie gibt es mir) oder esan dit (er hat es mir gesagt). Ein ganzer Satz wäre: Jonek liburua eman dit (Johannes hat mir das Buch gegeben). Wie schon gesagt, enthält das Hilfsverb die Information über die Person (das Baskische hat 7 Personen) und die Objekte: Nor (Subjekt eines intransitiven Verbs bzw. direktes Objekt eines transitiven Verbs), Nork (Subjekt/Agens eines transitiven Verbs im Ergativ) und Nori (Dativ-Objekt/ indirektes Objekt) genannt. Es kann folgende Kombinationen geben: Nor, Nor-Nori, Nor-Nork und Nor-Nori-Nork. Das ergibt 21 Formen des Hilfsverbs, die miteinander kombiniert werden können.  Allein im Präsens.

Hier ein paar Tabellen, um die Bildung der Hilfsverben (izan bei intransitiven Verben und *edun/*ukan bei transitiven Verben) im Indikativ Präsens nachvollziehen zu können. Sie sind so zu verstehen: wenn man z.B. das Hilfsverb für Nor-Nori (wer/was? und wem?) braucht, muss man gucken, welche Personen man braucht und muss die entsprechenden Formen kombinieren. Im Satz „Mir gefällt Mikel“ brauchen wir die 3. Person Sg. für Nor (wer oder was gefällt mir? Mikel) und die 1. Person. Sg. für Nori (wem gefällt Mikel? mir): zai (3. Pers. Sg., Nor) + t (1. Pers. Sg., Nori): (Niri) Mikel gustatzen zait. Wäre der Satz aber z.B. „Uns gefallen die Häuser“, wo wir also die 3. Pers. Pl. für Nor un die 1. Pers. Pl. für Nori brauchen, wäre es zai + zki (Pluralmarker für Nor) + gu: (Guri) etxeak gustatzen zaizkigu.

Wenn jemand das Thema mag, dann kann er sich gerne hier die Konjugationstabelle von izan in allen Zeiten, Modi, etc. angucken. Allerdings ist übersichtlich etwas anderes. Oft wird gesagt, dass ein übersichtliches Modell für das baskische Hilfsverb, dreidimensional sein müsste.

Ich möchte nur noch kurz etwas zum Pronomen hi sagen, das wir in der Tabelle sehen. Es bedeutet „Du“, allerdings gibt es auch das Pronomen „zu“ für „Du“. Ursprünglich benutzte man zu — wie oben schon gesagt — für die 2. Person Plural, später, um die Menschen zu siezen (deswegen sind die Verbformen im Plural), allerdings hat es sich mit der Zeit so verändert, dass es heute die normale/neutrale Form des Duzens ist. Für alle, die die Sprache lernen wollen, ist es so viel einfacher, denn das hika/hikano/hitano (duzen mit „hi“) ist ziemlich kompliziert. Je nachdem, ob man nämlich mit einer männlichen oder weiblichen Person spricht, nimmt es andere Formen an. Und nicht nur die Verben, in denen die angesprochene Person das Subjekt oder Objekt ist, sondern alle Verben, die im Gespräch vorkommen (Allokutiv genannt). Spricht man mit einer Frau, dann sagt man z.B. „Jon naun“ statt des neutralen „Jon naiz“ (Ich bin Jon), spricht man mit einem Mann, sagt man „Jon nauk”. Möchte ich einer Frau sagen „Liburua eman dizut“ (Ich habe dir das Buch gegeben), dann würde ich „Liburua eman dinat“ sagen müssen; zu einem Mann müsste ich dann „Liburua eman diat“ sagen. Aber der Gebrauch des Hika ist ziemlich begrenzt, meistens wird es nur im sehr engen Familien- und Freundeskreis gebraucht. Regional — vor allem in den Dialekten im Osten und im Norden (Nieder-Navarra und Zuberoa) — gibt es zudem noch zusätzlich das Zuketa und Xuketa. Das Zuketa bildet eine Zwischenstufe zwischen dem förmlichen „zu“ und dem intimen/informellen Hika. Das Xuketa ist genauso wie das Zuketa, nur dass das „zu“ in der liebevollen Sprache zusätzlich zu „xu“ palatalisiert wird: Statt des „neutralen“ Satzes „Aita joan da“ (Der Vater/Papa ist gegangen), würde man „Aita joan duzu“ bzw. „Aita joan duxu“ (z.B. in Nieder-Navarra) oder „Aita joan dü“  bzw. „Aita joan dü“ (in Zuberoa) sagen. Derselbe Satz mit Hika wäre „Aita joan duk“ (man spricht mit einer männlichen Person) oder „Aita joan dun“ (man spricht mit einer weiblichen Person). Aber das ist erstmal alles unwichtig :) So, bis hier hin die Grammatik. Auch wenn es teilweise ziemlich ausführlich geworden ist, ist es doch nur ein kleiner Einblick in die Welt der baskischen Grammatik.

Aussprache

Zur Aussprache kann man sagen, dass sie der des Spanischen recht ähnlich ist. Das doppelte <r> wird stark gerollt, es gibt fünf Vokale (/a,e,i,o,u/, in Zuberoa zusätzlich <ü>), und das <s> wird wie im Spanischen ausgesprochen (wegen des baskischen Einflusses auf das Kastilische), nämlich mit der Zungenspitze hinter den oberen Schneidezähnen. Allerdings gibt es auch viele Unterschiede. So wird z.B. auch ein <r> am Wortende stark gerollt (daher wird es auch verdoppelt, wenn ein Suffix angehängt wird: txakur > txakurra – ‘Hund/ der Hund’), und es gibt zwei s-Laute, vier Palatale, drei Affrikate und den stimmlosen postalveolaren Frikativ [ʃ] (<x> geschrieben; deutsches „sch“). Die beiden s-Laute sind [s̺] (<s> geschrieben) und [s̻] (<z> geschrieben). Der zweite Laut ist mit dem deutschen [s] vergleichbar, also lamino-dental realisiert (Zungenspitze liegt eher hinter dem unteren Zahndamm; wie in „essen“).

Die Palatale sind [ɟ] (<dd, -id-> geschrieben; ähnlich dem „di“ in „Studium“), [c] (<tt, -it-> geschrieben; ähnlich „tj“ in „Matjes“), [ɲ] (<in> oder <ñ> geschrieben; wie spanisches <ñ>) und [ʎ] (<il> oder <ll> geschrieben; wie „lj“ oder spanisches <ll>). Die drei Affrikate sind [ʦ̻] (<tz> geschrieben; wie deutsches <z>), [ʦ̺] (<ts> geschrieben; wie „tsch“, aber mit der Zungenspitze hinter den oberen Schneidezähnen) und [ʧ] (<tx> geschrieben; deutsches „tsch“). Die Palatalen [c] und [ɟ] werden hauptsächlich für Kosenamen und Diminutive benutzt: Antton ([anˈcon]; „antjon“) statt Anton [anˈton], lotto [ˈloco] („lotjo“; Schläfchen) statt lo [lo] (Schlaf) oder andderea [anˈɟeɾeˌa] („andjerea“; Puppe) statt anderea [anˈdeɾeˌa] (Frau). Wenn man jetzt auf die folgenden Wörter klickt, kann man sich deren Aussprache mal anhören: su (sua – das Feuer), zu (du), atzo (gestern), atso (alte Frau), txakurra (Hund), andderea (Puppe, Biene) und ttantta (Tröpfchen). Allerdings unterscheiden nicht alle Dialekte zwischen s/z und tx/ts/tz. So wird in Bizkaia z.B. sowohl <s> als auch <z> wie /s/ [s̺] ausgesprochen und <ts> und <tz> fallen zu /tz/ zusammen.

Das <j> wird im Standard-Baskischen meist wie [j]/ [ʝ] realisiert, also wie im Deutschen. Allerdings hört man auch oft [x], also den ach-Laut, da dies die Realisierung in Gipuzkoa ist. Tatsächlich ist das /j/ der Laut mit der größten dialektalen Variation. Er kann regional als [ʝ] (Süd-/West-Bizkaia, Norden Navarras und Süd-Lapurdi), [x] (Gipuzkoa, Ost-Bizkaia und Nordwest-Navarra), [ɟ] (in Teilen von Lapurdi und Nafarroa Beherea), [ʃ] („sch“; im südlichen und östlichen Sprachgebiet Navarras), [ʤ] („dsch“; im Norden Bizkaias) und [ʒ] (französisches „J“; in Zuberoa) ausgesprochen werden.

Das <h> ist im spanischen Baskenland stumm, im französischen Baskenland wird es aber noch gehaucht/aspiriert ausgesprochen ([h] wie im Deutschen; aber auch [ɦ] wie im Holländischen). Charakteristisch ist für das Baskische auch, dass die Buchstaben c, q, v und w nicht vorkommen (höchstens in Lehnwörtern). Außerdem kommt das [f] sehr selten vor. Es kam im Alt-Baskisch überhaupt nicht vor, und selbst heute machen einige muttersprachliche Sprecher einen großen Bogen um diesen Laut. So gibt es regional für Wörter wie afaldu (zu Abend essen) die Varianten apaldu, auhaldu, aihaldu oder abaldu, und selbst Nafarroa (Navarra) wird oft Nabarra, Naharroa oder Naparra genannt (noch heute ist die Bezeichnung für Nafarroa Beherea in Nieder-Navarra selbst eher Baxenabarre oder Benabarra). Alte Lehnwörter aus dem Lateinischen/Romanischen können regional in vielen Varianten vorkommen: so lautet das Standardwort für „Feige“ zwar piku (lat. ficum; altspan. figo, span. higo), aber regional gibt es auch biku, piko/phiko/pikho, fiko/fiku und iko; das Standardwort für „Feier“ lautet zwar besta oder festa (lat. festam), aber regional gibt es auch pesta (neben dem baskischen Wort jai), etc.

Hier eine Tabelle mit den Konsonanten des Baskischen und ihre Aussprache:

Was die Betonung angeht, gibt es noch keine normierte Form für das Standard-Baskische. Die Betonung wird auch nicht graphisch dargestellt (die Akzente in den Beispielen sind nur zur besseren Veranschaulichung). Dialektal kann die Betonung nämlich sehr unterschiedlich ausfallen. So ähnelt die Betonung im Zuberera (also der Dialekt in Zuberoa) eher den umliegenden Akzentsprachen (Okzitanisch, Französisch, Spanisch, aber auch Deutsch): der Wortakzent fällt meist auf die vorletzte Silbe und kann bedeutungsunterscheidend sein, wenn er von dieser Position abweicht (z. B. méndi – ‚Berg‘, mendía – ‚der Berg‘, aber alhába – ‚Tochter‘ und alhabá – ‚die Tochter‘). In den anderen Dialekten des Iparralde fällt der Akzent zwar auch größtenteils auf die vorletzte Silbe, aber er ist nicht mehr bedeutungsunterscheidend. Die Betonung im zentral- und westbaskischen Gebiet (Navarra, Gipuzkoa und Bizkaia) ist sehr viel vielfältiger. Ursprünglich scheint es so gewesen zu sein, dass unflektierte Substantive und flektierte Substantive im Singular auf der letzten Silbe betont wurden, während der Akzent im Plural auf die letzte Silbe des Wortstammes wanderte: egún (Tag), eskú (Hand), gizón (Mann), gizoná (der Mann; Abs. Sg.), gizonák (der Mann; Erg. Sg.), gizonarí (dem Mann), gizónak/gizónek (die Männer; Abs./Erg. Pl.), gizónai (den Männern), etc. Zum scheint es ein Tonakzent gewesen zu sein, kein Druckakzent (also eine Veränderung der Tonhöhe, nicht der Lautstärke). Im Großteil des Gebiets wurde das System allerdings vereinfacht, sodass der Akzent in vielen Gebieten nicht mehr bedeutungsunterscheidend ist. Nur in den Dialekten im Norden Bizkaias wurde dieses System mehr oder weniger beibehalten. In großen Teilen Gipuzkoas und Navarras fällt der Hauptakzent auf die zweite Silbe und es gibt einen Nebenakzent auf der letzten, sowohl im Plural als auch im Singular (gizónà – der Mann; gizónàk – die Männer). Es gibt aber auch Wörter, die den Hauptakzent immer auf der ersten Silbe tragen und Suffixe/Präfixe, die die Betonung „auf sich ziehen“. Im Unterdialekt des Goierri (Gipuzkoa) werden zweisilbige Substantiva im Singular dagegen auf der zweiten, und im Plural auf der ersten Silbe betont (gizóna – der Mann; gízonak – die Männer). Aber es gibt halt sehr viel Variation. Als Beispiel für die Variation können die beiden Gemeinden Azpeitia und Azkoitia dienen. Sie sind nur 4km voneinander entfernt und trotzdem gibt es jeder ein eigenes Betonungssystem:

Azpeitia: alába (Tochter), alába (die Tochter), lagúnek (die Freunde), lagúnei (den Freunden)

Azkoitia: álabà (Tochter), alába (die Tochter), lágunek (die Freunde), lágunei (den Freunden)

Hier ein Beispielsatz aus Hualde (2006), in dem man die Betonung in verschiedenen Dialekten sehen kann (Nord-Bizkaiera, Süd-Bizkaiera und Gipuzkera/andere Unterdialekte des Bizkaiera):

entonacion euskera

Man sieht z. B. dass das Wort „alaba“ im Bizkaiera unmarkiert ist, also keinen eigenen Wortakzent hat, während es z.B. im Gipuzkera sehr wohl betont wird. Was man zudem sieht, ist, dass es im nördlichen Bizkaiera (z.B. in Getxo, Gernika, Bakio, Ondarroa, Lekeitio, Markina, etc.) noch einen Tonakzent gibt, d.h. dass die Betonung nicht durch einen Druckakzent (durch erhöhte Lautstärke, wie im Deutschen, Spanischen, Teilen des Baskischen) realisiert wird, sondern durch die Tonhöhe. Somit werden diese Varietäten auch den Tonakzentsprachen (uneigentliche Tonsprachen/ eng. pitch accent languages) zugeordnet und weisen viele Gemeinsamkeiten mit den Betonungssystemen des Tokioter Japanischen, des Schwedischen/Norwegischen oder Serbokroatischen auf. Generell kann man sagen, dass es in diesen Dialekten unmarkierte und markierte Wörter gibt: die unmarkierten haben auf allen Silben eine gleichstarke Betonung, die markierten haben eine Silbe, die stärker betont wird als der Rest. Im Beispiel oben sieht man, dass z.B. „alaba“ im Bizkaiera unmarkiert ist, während „gaztea“ eine betonte Silbe hat (die letzte oder vorletzte, je nach Dialekt; also [gas.teˈa] oder [gasˈte.a]). Der Unterschied zwischen den südlichen (Beispiel b) und nördlichen Varietäten (Beispiel a) ist, dass in den nördlichen die Tonhöhe ab der zweiten Silbe nach oben geht und direkt nach der betonten Silbe fällt. Das heißt, der Ton geht hoch, auch wenn das Wort keine betonte Silbe hat. Einige Suffixe (besonders Plural-Suffixe) bewirken, dass die vorherige Silbe betont wird, andere Suffixe tragen selbst den Akzent. Man geht davon aus, dass der Tonakzent früher viel weiter verbreitet war (ganz Bizkaia, Großteil von Gipuzkoa, Teile Navarras, etc.), aber heute hat er nur im Norden Bizakais und in einigen navarresischen Gemeinden überlebt (u.a. in Goizueta und Leitza). Allerdings ist auch dieses Betonungssystem eine Welt für sich — mit unterschiedlichen Varianten (so ist es z.B. in Gernika anders als in Ondarroa, und in Markina ist es wieder anders) — und es würde wohl den Rahmen sprengen, wenn ich es hier ausführlich erklären würde. Wer sich dafür interessiert, sollte die Arbeiten von José Ignacio Hualde lesen (er veröffentlicht auch viel auf Englisch, falls man kein Spanisch kann).

Trotz all der dialektalen Variation, gibt es ein paar allgemeine „Richtlinien“ der Euskaltzaindia, um die Wörter im Standard richtig zu betonen. Anders als im Spanischen, wo jedes Wort einen spezifischen Wortakzent hat (die einzigen Wörter, die keinen Wortakzent haben, sind grammatische Wörter, wie Präpositionen oder bestimmte Artikel), der sich auch nicht ändert, orientiert sich die baskische Betonung eher am Syntagma. Normalerweise werden bei mehrsilbigen Wörtern die zweite und die letzte Silbe betont, die zweite dabei stärker als die letzte. Zweisilbige Wörter, die alleine stehen, werden generell auf der letzten Silbe betont. Beispiel: agur (Tschüß), ama (Mutter), ondo (gut) oder mutil (Junge). Es gibt aber auch Ausnahmen, besonders bei Lehnwörter — wie z.B. kale (Straße), bake (Frieden) oder ordu (Stunde) —, einige Wörtern, deren Stamm einsilbig ist — z.B. deitu (anrufen; von dei – Anruf) —, viele Wörter, die einen fallenden Diphthong in der ersten Silbe haben — wie z.B. aurre (Vorgänger), kaiku (Trog), mailu (Hammer) — und ein paar andere Wörter, die einfach auf der ersten Silbe betont werden, wie z.B. barre (Gelächter) oder giltza (Schlüssel). Dreisilbige und mehrsilbige Wörter haben den Hauptakzent auf der zweiten Silbe, den Nebenakzent auf der letzten: mutila (der Junge), laguna (der Freund), unibertsitate (Universität), ikuskizun (Beziehung), etc.. Allerdings gibt es auch hier ein paar Ausnahmen, wie z.B. euskara, aizkora (Axt), liburu (Buch; Lehnwort) oder fabrika (Fabrik; Lehnwort).

In der Lautschrift — siehe Tabelle — wird der Hauptakzent mit einem oben stehenden Strich [ˈ] gekennzeichnet (steht immer vor der betonten Silbe); der Nebenakzent dagegen mit einem unten stehenden Strich [ˌ]. „Mutil“ wird in Lautschrift also [muˈtil] geschrieben, „mutila“ dagegen [muˈtiˌλa].

Aber Wörter stehen selten allein, deshalb muss man sich das Syntagma angucken. Der Satz „Mutil txikia da“ (Der Junge ist klein) wird betont, als wäre es ein Wort: mutíltxikia. Innerhalb eines Syntagmas werden die Wörter behandelt, als wären sie nur eins. Der Satz „Mikelek Mariari esan dio“ (Mikel hat es Maria gesagt), könnte so aufgeteilt werden: milèk + maa + esándiò d.h. die Betonung liegt jeweils auf der zweiten und letzten Silbe (allerdings könnte Mikelek die Betonung auch auf der ersten Silbe haben, da der Name in der unflektierten Form kel ausgesprochen wird). Der Satz „Lore gorria ederra da“ (Die rote Blume ist schön), den wir weiter oben schon gesehen haben, könnte so aufgteilt werden: logorrià + erra. So ändert sich die Betonung eines Wortes auch durch die angehängten Suffixe: ikáslè (Schüler), ikásleà (der Schüler), ikásle horì (dieser Schüler), ikáslearèn (des Schülers), ikáslearì (dem Schüler), etc.

Wortschatz

Zum Wortschatz kann man nur sagen, dass der Druck, den die Indoeuropäischen Sprachen tausende Jahre lang auf das Baskische ausübten, natürlich nicht ganz folgenlos blieb. Auf der einen Seite verkleinerte sich das Sprachgebiet, auf der anderen Seite nahm das Baskische auch viele Wörter aus diesen Sprachen auf. Aus dem Keltischen stammen z.B. die Wörter hartz (*artos; Bär), izokin (*esok; Lachs) und andre (*ainder; Frau). Die meisten Lehnwörter gehen allerdings aufs Lateinische zurück. Dazu zählen z.B.  denbora (lat.: tempora – Zeit), gauza (lat.: causa – Sache), eliza (lat.: ecclesia – Kirche), bake (lat.: pacem – Frieden), liburu (lat.: liberum – Buch), tipula/ kipula (lat.: cepulla – Zwiebel), gaztelu (lat.: castellum – Burg) oder errege (lat.: regem – König). Diese Wörter wurden relativ früh ins Baskische aufgenommen, was man daran sieht, dass sie sich komplett der baskischen Phonetik angepasst haben. Zu den neueren Lehnwörtern aus dem Spanischen oder Gaskognischen gehören z.B. sentimendu (sentimiento/ sentiment; Gefühl), pentsamendu (pensamiento/ pensament; Gedanke), momentu (momento; Moment) oder funtzionatu (funcionar; funktionieren).

Das Baskische hat – im Gegensatz zum Deutschen – wenig Vollverben, also Verben, die in sich die Bedeutung und die Satzaussage (Prädikat) beinhalten. Deswegen weist das Baskische ein unglaubliches Reichtum an zusammengesetzten Verben auf, wie z.B. lo egin (schlafen: lo – ‘Schlaf’ + egin – ‘machen’; z.B. auch „ondo lo egin“ – ‘Schlaf gut’), bizi izan (leben: bizi – ‘Leben’ + izan – ‘Hilfsverb’), nahi izan (wollen: nahi – ‘Wille/Wunsch’ + ‘Hilfsverb’), behar izan (müssen, brauchen: behar – ‘Notwendigkeit/Pflicht’ + ‘Hilfsverb’); maite izan (lieben: maite – ‘geliebt’ + izan – ‘Hilfsverb’), umea egin/ haur egin (ein Kind gebären: ume/haur – ‘Kind’ + egin – ‘machen’; als Vollverb aber auch erditu) oder euria egin/izan (regnen: euri – ‘Regen’ + egin/izan – ‘machen/sein’).

Aber nicht nur Verben entstehen auf diese Weise. Ebenso wie im Deutschen, gibt es unglaublich viele Wörter, die durch Zusammensetzung und Derivation (Ableitung mithilfe von Suffixen), entstanden sind. Ein paar davon sind: umetasun (Kindheit: ume – ‘Kind’ + -tasun – ‘Eigenschaftssuffix’), xumetasun (Einfachheit/Bescheidenheit: xume – ‘klein, einfach, bescheiden’ + –tasun – ‘Eigenschaftssuffix’), sagardo (Apfelwein/Sidre: sagar – ‘Apfel’ + ardo – ‘Wein’), sagardotegi (Apfelwein-Kneipe: sagardo – ‘Apfelwein’ + –tegi – ‘Ortssuffix’), artaburu (Maiskolben: arto – ‘Mais/Hirse’ + buru – ‘Kopf’), arratsalde (Nachmittag: arrats – ‘Abenddämmerung’ + alde – ‘Nähe/ Region/ Teil’), itsasalde (Küste: itsaso – ‘Meer’ + alde – ‘Nähe/Region/Teil’), bertsolari (Versdichter, typisch baskische Tradition der improvisierten gesungen Dichtung: bertso – ‘Vers’ + –lari – ‘Berufs- oder Aussführungssuffix’), pilotari (Pelota-Spieler), muturkari (Boxer: mutur – ‘Schnauze’ + kari – ‘Berufs- oder Aussführungssuffix’), jakinez (Ignoranz: jakin – ‘Wissen’ + ez – ‘nicht’), hobengabetasun (Unschuld: hobe – ‘Schuld/Fehler’ + gabe – ‘ohne/ Suffix für das Fehlen von etwas’ + –tasun – ‘Eigenschaftssuffix’; wörtlich also „Schuldlosigkeit“) oder aita-amak (Eltern: aita – ‘Vater’ + ama – ‘Mutter’). Es können aber auch Wörter wie bertsolari-txapelketa (Bertsolari-Wettbewerb) entstehen: bertsolari – ‘Versdichter’ + txapelketa  (Wettbewerb; wörtlich „Pokalsuche“ = txapel – ‘Hut/ Pokal’ + keta – ‘Suche’).

Ähnlich aufgebaut sind auch die baskischen Nachnamen. Zu den baskischen Nachnamen muss man wissen, dass sie eine der kulturellen Eigenheiten der Basken wiederspiegelt: die Verbundenheit zum Heimathaus. Seit jeher waren die Basken größtenteils Bergbauern und Hirten, die in mehr oder weniger weit voneinander entfernten Höfen (baserriak) lebten. Daher beschreiben die meisten baskischen Nachnamen das Haus, aus dem die Familie stammte (z.B. geografische Lage, Zustand,  Zweck, etc.). Viele Höfe haben Namen, die über Jahrhunderte unverändert blieben; pachtete eine neue Familie den Hof, nahm sie oft den Namen des Hauses an, egal welchen Nachnamen sie vorher hatte. Es gibt Nachnamen baskischen Ursprungs, die in der gesamten spanischsprachigen Welt verbreitet sind und die heute kaum mehr als baskisch wahrgenommen werden. Dazu gehören z.B. García (verbreitetster spanischer Nachname; von garzea — ‘jung’, später dann Gaztea/Gartzia/Garsea), Sánchez (aus dem lateinischen Sanctius — ‘Heiliger’ wurde das baskische Santso, Antso), Ortiz (baskische Form des Namen Fortún/Fortunio/Ortuño), Mendoza (‘kalter Berg’; von mendi — ‘Berg’ + hotza — ‘kalt’), Uribe (untere Stadt: uri — ‘Stadt’ + be — ‘unten’), Salazar (von Salhazahar — ‘altes Haus’) oder Montoya. Aber es gibt auch andere Nachnamen, die sehr verbreitet sind und die von jedem als baskisch erkannt werden, z.B. Etxeberria (mit vielen orthografischen Varianten wie Etchevarry, Echeverría, Chaberri, Etxebarri, etc.; von etxe + berri — ‘neues Haus’), Agirre (span. auch Aguirre geschrieben; ‘Feld, Anhöhe’), Izagirre/ Eizagirre (Ortsbezeichnung, andere Schreibweisen: Izaguirre/Yzaguirre; von eize/aize – ‘Wind’+ agirre = ‘dem Wind ausgesetztes Feld’), Arriaga (harri — ‘Stein’ + aga — ‘Suffix für große Menge’), Bengoetxea (das unterste Haus; been — ‘weit unten’ + go — ‘von’ + extea — ‘das Haus’), Etxegarai (auch Echegaray: oberes Haus; etxe — ‘Haus’ + garai — ‘hoch/oben’/; eine andere Variante ist Garaikoetxea bzw. Goikoetxea mit der selben Bedeutung: garai/ goi — ‘oben’ + ko — ‘von’ + etxea — ‘das Haus’), Etxegoien/ Goienetxe (span. bzw. frz. Schreibweise Echegoyen/ Goyeneche bzw. Etchegoyen/ Goyenetche; etxe – ‘Haus’ + goien – ‘das oberste’), Iturbide (Weg zur Quelle; itur — ‘Quelle’ + bide — ‘Weg’), Larrañaga (larrain — ‘Platz’ + aga — ‘große Menge’), Mendizabal (großer Berg: mendi — ‘Berg’ + zabal — ‘Suffix für Größe/Weiträumigkeit’), Otxotorena („des kleines Wolfes“: otxo — ‘Wolf’ + to — ‘Diminutiv-Suffix’ + rena — ‘Besitz-Suffix’) oder Zubizarreta (Ort der alten Brücke: zubi — ‘Brücke’ + za(ha)r — ‘alt’ + eta – ‘Ort-Suffix’). Ähnlich funktionieren auch die Nachnamen von manchen bekannten Fußballspielern, wie z.B. von Kepa Arrizabalaga (Ort der vielen Steinplatten: arrizabal von harri zabal — ‘großer flacher Stein/ Steinplatte’; + aga — ‘große Menge’) oder César Azpilicueta (Azpilkueta, Dorf in Navarra; und dieser Name wiederum von azpil — ‘Azarole’ + ku — ‘robust’ + eta — ‘Ort’: Ort der robusten Azarolen). Aber es gibt auch längere wie Agirreburualde (agirre — ‘Feld’ + buru — ‘Kopf’ + alde — ‘Region’: Anhöhe eines Gipfels), Agirrelorezuri (agirre + lore — ‘Blume’ + zuri — ‘weiß’: Feld der weißen Blumen), Arriortuaaldekoetxea (arri — ‘Stein’ + ortua — ‘Garten’ + aldeko — ‘von der Region’ + etxea — ‘das Haus’: Das Haus beim steinigen Garten), Landaarroitajauregi (landa — ‘Feld’ + arroita — ‘Dornbüsche’ + jauregi — ‘Schloss’: Schloss am Dornbusch-Feld) oder der längste baskische Nachname, der jemals registriert wurde (1920er Jahre in Uruguay): Iturriberrigorrigoikoerrotaberrikoetxea (was wohl so viel heißen sollte wie „Haus beim neuen oberen roten Brunnen der neuen Mühle“). Weil während der Reconquista viele Orte mit Basken wiederbesiedelt wurden und wegen der großen Auswanderungswellen, haben heute über 4 Mio. Spanier einen baskischen Nachnamen. In Amerika sind es noch mehr, allein in Chile haben fast 20% (ca. 3 Mio. Menschen) der Bevölkerung einen baskischen Nachnamen; in Argentinien sind es über 3 Mio. und im Departament Antioquia (Kolumbien) über 40% der Bevölkerung (2,5 Mio. Menschen), die baskische Vorfahren haben. In den USA sind es zwar nicht so viele – zwischen 50.000 – 100.000, die sich als Basque Americans bezeichnen (und nicht als Spanish oder French Americans) – jedoch gibt es Orte, in denen sich das baskische Erbe sehr gut erhalten hat. Einer dieser Orte ist Boise, die Hauptstadt des Bundesstaates Idaho. Hier im Basque Block mitten in der Innenstadt leben ca. 15.000 Basken, die ihre Kinder zur einzigen Ikastola außerhalb des Baskenlands schicken und immer noch fließend Baskisch sprechen.


Baskische Vornamen

Zu den baskischen Vornamen kann man sagen, dass sie unterschiedliche Ursprünge habe. Es gibt sehr alte Namen, die wohl schon in der Antike benutzt wurden, und die oft keine Entsprechung in anderen Sprachen haben. Männliche Vornamen dieser Art sind z.B. Aber, Aitor, Aratz, Aritz, Arkaitz, Asier (Anfang), Bergoi, Ekain, Eneko, Galder, Ibai (Fluss), Naudin, Oier, Oihan (Wald), Otxando/ Otsando (kleiner Wolf), Unai (Kuhhirte), Unax, Urko, Urtzi, Xabier (von Etxeberri; davon abgeleitet das span. Javier, das frz. und kat. Xavier, das dt. Xaver, etc.) oder Zigor. Weibliche Vornamen sind z.B. Ainara / Enara (Schwalbe), Amagoia, Amaia (das Ende), Auriola, Eider, Ixone, Laxia, Hodei (Wolke), Oihane (Wald), Oloriz oder Zidoni. Allerdings gehen die meisten weiblichen Namen mittelalterlichen Ursprungs auf Marientitel (z.B. Orte der Marienerscheinungen, Namen von Schutzheiligen, etc.) zurück: z.b. Ainhoa, Aitziber, Arantzazu (auch Arantxa/ Arantza), Begoña, Beloke, Ergiña, Estibaliz, Eunate, Idoia, Irantzu, Iratxe, Itziar, Izaskun, Leire, Nagore, Naiara, Olatz, Uxue oder Zumadoia. Ab dem 16. Jhd. verschwanden diese Namen zunehmend, weil die katholische Kirche die Kinder auf christliche Namen taufen wollte. Auf diese Weise erhielten die meisten Basken ab dem 16. Jhd. spanische (bzw. französische im Iparralde) Vornamen: Juan, Jean, Michel/ Miguel, José, María, Francisco, etc. Manche dieser Namen entwickelten mit der Zeit eine baskische Form, wie z.B. Peru/ Pello/ Peio (Pedro), Inazio (Ignacio), Eztebe (Esteban), Laurendo/ Lorentzo (Lorenzo), Anton/ Antton/ Antxon (Antonio), Bizente/ Bixente/ Bixintxo (Vicente), Yoane/ Joan/ Kuan (Juan) oder Frantzisko/ Patxi (Francisco/ Paco) und Mikel/ Mikele/ Mitxel (Miguel/ Michel), etc. Hinzu kommen natürlich die „baskischen Formen“ der Heiligen-Namen, die Sabino Arana entwickelt hatte und die sich heute noch großer Beliebtheit erfreuen (z.B. Jon, Julen, Josu, Joseba, Josune, Karmele, Nekane, Iker, Iñaki, Miren, etc.). Seit dem Ende der Diktatur überwiegen in Euskadi die baskischen Vornamen, so sind generell die 25 häufigsten Vornamen für Neugeborene mehrheitlich baskisch (ca. 15/25 bei den Mädchen, 23/25 bei den Jungs): die Top 10 bei den Mädchen sind im Moment Ane, June, Laia, Irati, Izaro, Nahia, Malen, Lucía, Uxue und Maddi; bei den Jungs Markel, Jon, Julen, Aimar, Ander, Ibai, Oier, Unax, Mikel und Danel. Aber auch in Navarra erscheinen baskische Namen in den Top 10: bei den Mädchen z.B. Irati, Ane, Nahia oder Leire/Leyre, und bei den Jungs Aimar, Ibai, Unai, Julen oder Iker.


Wenn man sich den Wortschatz des Baskischen anguckt, dann eröffnet sich einem eine ganz neue Welt. Die ursprüngliche Bedeutung der Wörter hilft uns zu verstehen, mit welchen Augen die Basken die Welt betrachteten und vielleicht heute noch betrachten. Dazu gehören Wörter wie ortzimuga (Horizont; „Grenze des Himmels“, ortzi – ‘Himmel’ + muga – ‘Grenze’); ortzadar (Regenbogen; „Horn des Himmels“; ortzi – ‘Himmel’ + arda – ‘Horn’); aitona und amona (Großvater und Großvater; „Guter Vater/ gute Mutter“, aita – ‘Vater’/ ama – ‘Mutter’ + ona – ‘gut’), bihotz (Herz; „zwei Klänge“, bi – ‘zwei’ + hots – ‘Klang/Laut’); ekialde (Osten; „bei der Sonne“; eki – ‘Sonne’ + alde – ‘Region/Seite’); erditu (gebären, teilen; „sich entzwei teilen“; erdi – ‘Hälfte/Mitte’); hilerri (Friedhof; „Dorf der Toten“; hil- – ‘Tod’ + herri – ‘Dorf/Land’); ilargi (Mond; „Licht der Toten“, hil- ‘Tod’ + argi – ‘Licht/hell’); maitemindua (Verliebter; „von der Liebe verletzt/getroffen“; maite – ‘Liebe’ + min – ‘Schmerz’); musu-truk (gratis/ umsonst; „im Tausch gegen einen Kuss“; musu – ‘Kuss’ + truk – ‘Tausch’); saguzahar (Fledermaus; „alte Maus“, sagu – ‘Maus’ + zahar – ‘alt’); suhiltzaile (Feuerwehr; „Mörder/Vernichter des Feuers“; su – ‘Feuer’ + hiltzaile – ‘Mörder/Vernichter’); sorgin (Hexe; „Schöpfer/-in“; sor – ‘Geburt/ Quelle’ + gin – ‘der/die macht’); otsail (Februar; „Monat der Wölfe“, otso – ‘Wolf’ + il – ‘Monat’); tripazorri (Magenknurren; „Läuse im Magen“, tripa – ‘Magen’ + zorri – ‘Laus’); odots/ostots (Donner; „Geräusch der Wolken/ des Himmels“, hodei – ‘Wolke’/ ortzi – ‘Himmel’ + hots – ‘Geräusch/Laut’); harreman (Beziehung; „Bekommen und geben“, hartu – ‘bekommen’ + eman – ‘geben’); eztabai(da) (Diskussion; „(Akt) des Nein und Ja“, ez eta bai – ‘Nein und Ja’);  galtzerdiak (Strümpfe; „halbe Hose“, galtz – ‘Hose’ + erdi – ‘halb’), etc.

Ich werde zwar gleich etwas genauer auf die Dialekte des Baskischen eingehen — von denen ja oft gesagt wird, dass sie teilweise so verschiedenen sind, dass man sie als eigene Sprachen bezeichnen könnte — aber da wir gerade beim Thema Wortschatz sind, wollte ich mich noch kurz damit beschäftigen. Ja, es stimmt: besonders bei der Konjugation und bei der Deklination kann es teilweise zu erheblich Unterschieden kommen, und auch der modernere Wortschatz kann teilweise ziemlich unterschiedlich sein (entweder, weil die Dialekte im Norden Wörter aus dem Gaskognischen und dem Französischen entlehnt haben und die Dialekte im Süden aus dem Spanischen, oder aber, weil ein Dialekt z.B. ein Wort baskischen Ursprungs beibehalten hat und andere Dialekte stattdessen auf Lehnwörter zurückgegriffen haben). Aber der Grundwortschatz, die Wörter, die seit jeher das Leben der Basken begleitet und beschrieben haben, sind sehr einheitlich. Das einzige, was es geben kann, ist dass es durch unterschiedliche phonetische Entwicklungen zu Unterschieden in der Aussprache kommt (z.B. Verlust von intervokalischen Konsonanten, verschiedene Vokalen, Einfügen eines Lautes zur Hiatvermeidung, etc.). Hier der Wortschatz mancher Bereiche, die nahezu identisch sind (inkl. verschiedener Aussprachen). In fett die offizielle Rechtsschreibung, meistens habe ich auch die Betonung angegeben (bei manchen Wörtern habe ich sie weggelassen, um nicht jede Möglichkeit aufführen zu müssen; generell werden zweisilbige Wörter in Bizkaia und Zuberoa eher auf der ersten, im Rest des Baskischen auf der letzten Silbe betont, aber auch hier gibt es Variation):

Körper:
  • gorputz (Körper): [gorˈput͡s] (generell), [korˈput͡s] (Teile Gipuzkoas), [ˈkʰor.pit͡s] (Zuberoa)
  • buru (Kopf): [bu.ɾu] (generell), [ˈby.ɾy] / [ˈbyː] (Zuberoa)
  • zimur (Falte): [siˈmur] (generell), [ˈt͡ʃi.mur] (Bizkaia), [t͡ʃy.myr] (Zuberoa)
  • gerri (Taille): [geˈri] (generell), [ˈga.ri] (Bizkaia), [geˈri.ko] (Zuberoa)
  • bihotz (Herz): [biˈot͡s] (fast überall), [biˈjot͡s] (Teile Gipuzkoas und Navarras), [biˈʒot͡s]/ [biˈʃot͡s] (Teile Bizkaias], [biˈhot͡s] (Iparralde)
  • odol (Blut): [oˈðol] (fast überall), [oˈol] (ein paar Gemeinden in Navarra)
  • hezur (Knochen): [eˈsur] (generell), [ˈa.s̺ur] (Bizkaia), [heˈsur] (Iparralde), [ˈhe.syr] (Zuberoa)
  • beso (Arm): [beˈs̺o] (überall)
  • esku (Hand): [es̺ˈku] (überall), [ˈes̺.ky] (Zuberoa)
  • begi (Auge): [be.ɣi] (überall), [be.i] (einzelne Gemeinden)
  • itsu (blind): [iˈt͡s̺u] (generell), [iˈt͡ʃu] (Gipuzkoa), [ˈi.t͡su] (Bizakaia), [ˈy.t͡s̺y] (Zuberoa)
Natur:
  • lore / lili (Blume): [loˈɾe] (generell), [ˈlo.ɾa] (Bizkaia), [ˈli.li] (Nieder-Navarra + Zuberoa)
  • haize (Winde): [ˈaj.se] (generell), [ˈaj.ʃe]/[ˈa.ʃe] (Bizkaia), [ˈhaj.se] (Iparralde)
  • euri (Regen): [ˈew.ɾi] (Bizkaia, Teile Gipuzkoas und Iparralde), [ˈju.ɾi] (Teile Navarras), [ˈu.ɾi] (Teile Navarras + Lapurdi); [eˈβi] (Teile Gipuzkoas und Zuberoa)
  • hotz (Kälte): [ˈot͡s] (größtenteils), [ˈhot͡s] (Iparralde)
  • elur [Schnee): [eˈlur] (größtenteils), [ˈe.ður] (Bizkaia), [elˈhur] (Nieder-Navarra), [elˈhyr] (Zuberoa)
  • mendi (Berg): [men.di] (überall), in Zuberoa „bortu“ [ˈbor.tʰy]
  • harri (Stein): [a.ri] (generell), [ˈha.ri] (Iparralde)
  • baso (Wald): [ba.s̺o] (Gipuzkoa und Bizkaia)
    • oihan (Wald): [ojˈan] (Navarra und Lapurdi), [ojˈhan] (Nieder-Navarra + Zuberoa)
  • lizar (Esche): [liˈsar] (Gipuzkoa/Navarra), [liˈser] (Teile Navarras), [leˈʃar] (Bizkaia + Zuberoa), [ˈlej.sar] (Nieder-Navarra)
  • pago (Buche): [paˈɣo] (generell), [paˈo] (einige Gemeinden), [ˈba.ɣo] (Teile Navarras + Zuberoa)
  • lur (Erde): [ˈlur] (generell), [ˈlyr] (Zuberoa)
  • belar (Gras): [beˈlar] (generell), [ˈbe.ðar] (Bizkaia), [belˈhar] (Nieder-Navarra + Zuberoa)
  • sagar (Apfel): [s̺aˈɣar] (überall), [s̺aˈar] (einige Gemeinden)
  • hur (Haselnuss): [ˈur] (generell), [ˈhur] (Iparralde), [ˈhyr] (Zuberoa)
Tierwelt:
  • suge (Schlange): [s̺uˈβe] (fast überall), [s̺uˈɣe] (Nieder-Navarra/ Teile Navarras), [ˈs̺y.ɣe] (Zuberoa)
  • zapo (Kröte): [saˈpo] (generell), [ˈs̺a.po] (Bizkaia), [aˈpo] (Nord-Navarra + Lapurdi), [aˈpʰo] (Nieder-Navarra + Lapurdi)
  • sator (Maulwurf): [s̺aˈtor] (generell), [s̺aˈtʰor] (Zuberoa)
  • otso (Wolfe): [oˈt͡s̺o] (generell), [ˈo.tzo] (Bizkaia)
  • erbi (Hase): [erˈβi] (überall)
  • txakur/ zakur (Hund): [t͡ʃaˈkur] (Bizkaia + Gipuzkoa), [saˈkur] (Navarra + Lapurdi), [ʃaˈkur]/ [ʃaˈkʰur] (Nieder-Navarra), [t͡ʃaˈkʰyr] (Zuberoa)
  • txori (Vogel): [t͡ʃoˈɾi] (generell), [ʃoˈɾi] (Iparralde), [ˈt͡ʃoj] (Zuberoa)
  • txerri/ zerri (Schwein): [t͡ʃeˈri] (Gipuzkoa + Navarra), [ˈt͡ʃa.ri] (Bizkaia), [seˈri] (Lapurdi + Navarra)
  • ardi (Schaf): [arˈði] (überall)
  • ahuntz (Ziege): [ˈawnt͡s] (generell), [ˈewnt͡s] (West-Bizkaia), [aˈhunt͡s] (Iparralde), [a.hynt͡s] (Zuberoa)
  • behi (Kuh): [ˈbej] (generell), [be.hi] (Iparralde)
  • asto (Esel): [as̺ˈto] (überall)
  • oilo (Huhn): [oˈλo] (generell), [ojˈlo] (Teile des Iparralde)
  • oilar (Hahn): [oˈλar] (generell), [ojˈlar] (Teile des Iparralde)

Hier ein paar Wörter, die sich stärker voneinander unterscheiden, weil sie entweder aus unterschiedlichen Sprachen entlehnt wurden oder weil sie einfach unterschiedlichen Ursprungs sind (in fett die standardsprachlichen Formen):

  • inbidi / bekaizkeria (Neid): inbidi vom lat. invidia (Hegoalde); jelosi/jeloskia vom gask. gelosia (Iparralde); bekaiz(keria)/ bekaitz vom bask. begi – ‘Auge’ + gaitz ‘böse/schlecht’ (Zuberoa + Teile Nieder-Navarras)
  • pastel / pastiza (Kuchen/ Torte): pastel vom span. pastel (Hegoalde); pastiza vom gask. pastís (Lapurdi); biskotx wahrscheinlich von span. bizcocho (Nieder-Navarra + Teile Gipuzkoas); piperropil von bask. piper – ‘Pfeffer’ + obil – ‘Fladen/Brötchen’ (Teile Navarras), gato vom frz. gâteau (Zuberoa)
  • patata / lursagar (Kartoffel): patata von span. patata (Hegoalde); lursagar von bask. lur – ‘Erde’ + sagar – ‘Apfel’ (Iparralde); pumaterra vom gask. poma de tèrra (Zuberoa)
  • tenedore / sardexka (Gabel): tenedor(e) von span. tenedor (Hegoalde); furtxeta vom frz. fourchette (Iparralde); sardexka von baks. sarde – ‘Forke’ + xka – ‘Diminutiv-Suffix’ (einige Gemeinden in Bizkaia)
  • kale / karrika (Straße): kale vom lat. callem (Bizkaia + Gipuzkoa; siehe span. calle); karrika vom protoromanischen carrica („Wagenstraße“; Navarra + Iparralde); arrüa vom gask. arrua (Zuberoa)

Ein weiterer interessanter Aspekt des Baskischen sind die Bezeichnungen der Wochentage und der Jahreszeiten. Basken kannten vor der Christianisierung nur den Mondkalender und eine 3-Tage-Woche, was man noch heute an den Namen für Montag — Mittwoch sieht: Astelehen (Montag; wörtlich „Erster [Tag] der Woche“), Astearte (Dienstag; wörtlich „Mittlerer [Tag] der Woche“) und Asteazken (Mittwoch; wörtlich „Letzter [Tag] der Woche“). Für die restlichen Tage mussten sich die Basken neue Wörter einfallen lassen: Ostegun/ Ortzegun (Donnerstag; „Tag des [Gottes] Ortzi“, vergleichbar mit Thor/Donar = Donnerstag), Ostiral/ Ortziral (Freitag; wörtlich „[Tag] nach dem Tag von Ortzi“), Larunbat (Samstag; wohl etwas wie „Fest der vier Tage“ bzw. „Tag des Halbmonds“) und Igande (Sonntag; wörtlich „[Tag] des Vollmonds“). Das Baskische kannte ursprünglich auch nur zwei Jahreszeiten: Sommer (Uda) und Winder (Negu). Für unsere anderen beiden Jahreszeiten mussten neue Wörter her: Udaberri (Frühling; wörtlich „neuer Sommer“) und Udazken (Herbst; wörtlich „Ende des Sommers“).

Und auch das Zählen gestaltet sich etwas anders als in den indoeuropäischen Sprachen (nur das Französische und Dänische haben Ähnlichkeiten), denn es ist ein klares Vigesimalsystem (Zwanziger-System). Hier die Zahlen von 1 – 20, und andere Beispiele:

1. bat
2. bi
3. hiru
4. lau
5. bost
6. sei
7. zazpi
8. zortzi
9. bederatzi
10. hamar
11. hamaika
12. hamabi
13. hamahiru
14. hamalau
15. hamabost
16. hamasei
17. hamazazpi
18. hemezortzi
19. hemeratzi
20. hogei
21. hogeita bat (20 und 1)
30. hogeita hamar (20 und 10)
31. hogeita hamaika
32. hogeita hamabi
40. berrogei (2 mal 20)
41. berrogeita bat
50. berrogeita hamar (2 mal 20 und 10)
60. hirurgei (3 mal 20)
70. hirurgeita hamar (3 mal 20 und 10)
80. laurogei (4 mal 20)

 

Hier eine Tabelle mit ein paar Begrüßungen, Abschieden und Beispielen, um sich vorzustellen (die Betonung kann von Region zu Region abweichen; hier in der Lautschrift ist der Hauptakzent mit dem oben stehenden Strich <ˈ> gekennzeichnet, der Nebenakzent mit dem unten stehenden Strick <ˌ>):

Und hier noch eine Tabelle mit ein paar Wörtern zu den Themen Familie, Landschaft, Tiere, Getränke und Farben. Wenn zwei Betonungen angegeben sind, dann bezieht sich die zweite meist auf die Variante in Bizkaia.

Euskalkiak – Die Dialekte des Baskischen

Wie weiter oben schon beschrieben, ist das Baskischen mit der Zeit in einige Dialekte zerfallen. Dies geschah wohl im Mittelalter, als zwischen dem französischen und spanischen Baskenland eine politische und administrative Grenze gezogen wurde und vor allem die Randgebiete (Bizkaia und Zuberoa) stärker den umliegenden Sprachen ausgesetzt waren. Zwar wird immer gesagt, dass es dutzende baskische Dialekte gibt, und dass diese zudem nicht gegenseitig verständlich sind, dem ist aber nicht so. Der westlichste (Bizkaiera) und der östlichste Dialekt (Zuberera) weichen am meisten ab, sowohl von den anderen Dialekten als auch vom Euskara Batua. Trotzdem ist es den Sprechern jeden Dialekts möglich, nach einer gewissen Zeit der Gewöhnung, jeden anderen Dialekt zu verstehen.

Der erste, der die baskischen Dialekte klassifizierte, war Louis-Lucien Bonaparte, Neffe von Napoleon Bonaparte, im Jahr 1869. Er teilte die Sprache in acht Dialekte ein: Bizkayisch (Bizkaiera), Gipuzkoanisch (Gipuzkera), Nördliches Ober-Navarresisch (Iparraldeko Goi-Nafarrera), Südliches Ober-Navarresisch (Hegoaldeko Goi-Nafarrera), Laburdinisch (Lapurtera), Westliches Nieder-Navarresisch (Mendebaldeko Behe-Nafarrera), Östliches Nieder-Navarresisch (Ekialdeko Behe-Nafarrera) und Suletinisch (Zuberera/Xiberotar)Zudem erwähnte er 25 Unterdialekte und 50 Varietäten.

Dialekte des Baskischen nach Bonaparte (19. Jhd.)

Im Laufe der Geschichte ist das Baskische aus vielen Regionen, in denen es ursprünglich gesprochen wurde, verschwunden. Zu diesen Dialekten gehört das heute ausgestorbene Alavesische, das bis ins 18. Jhd. in Álava/Araba gesprochen wurde. Das Baskische, das heute noch im äußersten Norden von Álava (in den Bergen von Baranbio und Aramaio) als Muttersprache gesprochen wird, gehört zum Bizkaiera. Zwar sprechen heute wieder viele Menschen in Álava das Baskische als Zweitsprache, aber immer das Euskara Batua. Weitere Dialekte, die leider schon ausgestorben sind, sind das Roncalesische (Erronkariera) und wahrscheinlich auch das Salazaresische (Zaraitzuera), ganz im Nordosten Navarras.

Das Erronkariera des Roncal-Tals (Valle de Roncal/ Erronkaribar) war der östlichste Dialekt in Spanien und hatte schon Anfang des 20. Jhds. wenig Sprecher. Wegen der Abgeschiedenheit des Tals, galt der Dialekt als einer der reinsten und konservativsten des Baskischen. Im Jahr 1876 wurden Navarra und den drei baskischen Provinzen – als Strafe dafür, die Carlisten während der drei Carlisten-Kriege unterstützt zu haben – endgültig ihre Sonderrechte (Fueros) entzogen; die Grenze zu Frankreich – und somit zu ihren baskischsprachigen Nachbarn im Norden – wurde geschlossen. Dies führte zu einer verstärkten, mancherorts massenhaften – spanischsprachigen – Polizeipräsenz an der Grenze, so auch im Roncal-Tal. Im selben Jahr wurden spanischsprachige Lehrer ins Tal versetzt, die den Kindern verboten, Baskisch zu sprechen. Durch den Ausbau der Straßen, die nun immer mehr Dörfer verbanden, kamen viele Menschen aus anderen Regionen Spaniens, um hier in der Forstwirtschaft, im Straßenbau, etc., zu arbeiten. Das Baskische wurde nicht mehr an die Kinder weitergegeben. Man wusste, dass man es in der Hauptstadt Pamplona als Bauernsprache betrachtete, und in ihrer Heimat wurde es immer mehr zum Kommunikationshindernis. So war die Generation, die bis ca. 1880 geboren wurde, die letzte, die das Uskara – wie seine Sprecher es nannten – noch als Muttersprache erlernt hat. Im Jahr 1967 starb mit Ubaldo Hualde (1871 in Izaba geboren) die letzte Person, die den Dialekt noch sprechen UND schreiben konnte; im Jahr 1991 starb dann die letzte Muttersprachlerin, die 1898 in Uztarroze geborene Fidela Bernat Aragüés. Zwar sprechen heutzutage wieder knapp 20% der Bevölkerung des Tals Baskisch, aber es ist entweder das Batua oder ein anderer Dialekt (wenn sie z.B. aus einer anderen baskischsprachigen Region eingewandert sind). Die Lage des Salazaresischen (Zaraitzuera) des benachbarten Salazar-Tals (Zaraitzu) sieht ähnlich aus. Auch hier endete die Weitergabe als Muttersprache Anfang des 20. Jhds (obwohl es noch Leute gab, die kein Spanisch sprechen konnten). Die letzten beiden Sprecher waren im Jahr 2002 der 93 jährige Pedro Zoco aus Otsagabia, und die 86 jährige Mari Cruz Esarte aus Jaurrieta. Heute sprechen knapp 27% der Einwohner Baskisch (Batua) und es werden Kurse angeboten, um den Dialekt wieder zu erlernen.

Heutzutage teilt man das Baskische in nunmehr fünf Dialekte ein, plus einen zusätzlichen, der jedoch — wie gerade beschrieben — vor kurzem ausgestorben ist. Diese Einteilung haben wir dem baskischen Linguisten Koldo Zuazu zu verdanken, der seine Arbeit im Jahr 1998 veröffentlichte:

  • West-Baskisch/  früher Bizkayisch (Mendebalekoa/ Bizakaiera)
    • Westliche Unterdialekte (Sartaldeko Azpieuskalkiak)
      • Mungialdea
      • Txorierri, etc.
    • Östliche Unterdialekte (Sortaldeko Azpieuskalkiak)
      • Durangaldea
      • Debagoiena (in Gipuzkoa), etc.
  • Zentral-Baskisch/ früher Gipuzkoanisch (Erdialdekoa/ Gipuzkera)
    • Westliche Unterdialekte (Sartaldeko Azpieuskalkiak)
      • z.B. Goierrikoa (Dialekt von Goierri)
    • Zentrale Unterdialekte (Erdiguneko Azpieuskalkiak)
      • z.B. Beterrikoa (Dialekt von Beterri)
    • Östliche Unterdialekte (Sortaldeko Azpieuskalkiak)
      • z.B. in Irun oder Hondarrabia
      • z.B. in Basaburua (in Navarra)
  • Navarresisch/ früher Ober-Navarresisch (Nafarrera)
    • Östlicher Unterdialekt (z.B. in Esteribar, Erroibar)
    • Nordwestlicher Unterdialekt (z.B. in Bortziriak)
    • Südwestlicher Unterdialekt (Sakana-Tal)
    • Übergangsdialekte (Tarteko hizkerak): Baztan (Übergang vom Navarresischen zum Navarro-Laburdinischen), Burunda (Übergang zum Zentral- und West-Baskischen) und das Aezkera im Aezkoa-Tal (Übergang zum ausgestorbenen Ost-Navarresischen und zum Navarro-Laburdinischen)
  • Navarro-Laburdinisch (Nafar-Lapurtera)
    • Westliche Unterdialekte (Sartaldekoa)
      • Lapurtera (im Inland von Lapurdi)
        • Kostatarra (Küsten-Dialekt; Übergang zum Gipuzkera)
      • Übergangsdialekt: Ustaritze (Übergang zu den östlichen Unterdialekten)
    • Östliche Unterdialekte (Sortaldekoa)
    • Übergangsdialekt zum Suletinischen in Amiküze (Nafarroa Beherea) und Bardoze (Lapurdi)
  • Suletinisch (Zuberera/ Xiberotarra)
    • Übergang zum Navarro-Laburdinischen im Nordwesten, wie in Domintxaine-Berroeta oder Arüe-Ithorrotze-Olhaibi (derselbe Übergangsdialekt wie in Amiküze)
  • Ost-Navarresisch (Ekialdeko Nafarrera): ausgestorben
    • Salazaresisch (Zaraitzuera)
    • Roncalesisch (Erronkariera)
Unterdialekte des Baskischen

Wie man sieht, gibt es auch in der modernen Einteilung viele Unterdialekte (Azpieuskalkiak), Übergangsdialekte (Tarteko hiztegiak) und Varietäten (hizterak), die ich aber natürlich nicht alle aufgezählt habe. Allerdings sind die Unterschiede nicht besonders groß. Generell kann man sagen, dass sich die zentralen Dialekte — also das Zentral-Baskische und das Navarresische (und, in gewissen Maße, auch das  Navarro-Laburdinische) — ziemlich ähnlich sind und dass die Randdialekte — namentlich das West-Baskische in Bizkaia und das Suletinische in Zuberoa — am meisten abweichen. Zwischen jemandem aus Bizkaia und jemandem aus Zuberoa bestehen zudem die größten Verständigungsschwierigkeiten, weil sich ihre Dialekte am jeweils entgegensetzten Ende des Dialektkontinuums befinden und stärker den umliegenden Sprachen ausgesetzt waren (in Bizkaia dem Spanischen und in Zuberoa dem Gaskognischen). Im Folgenden werde ich die wichtigsten Eigenschaften der Dialekte aufzählen. Die Aufzählung und Beschreibung der Eigenheiten ist aber weitem nicht vollständig.

West-Baskisch

Das West-Baskische (Mendebaleko euskara) — heute bevorzugt man in der Sprachwissenschaft diese Bezeichnung und nicht Bizkaiera, da der Dialekt nicht nur in Bizkaia, sondern auch im Westen von Gipuzkoa (am Oberlauf des Deba / Debagoiena) und im äußersten Norden von Araba/Álava (in Aramaio und Legutio) gesprochen wird — weicht teilweise so stark vom Standard und den anderen Dialekten ab, dass die Euskaltzaindia sogar Rechtschreibregeln für den Dialekt herausgegeben hat (beziehen sich vor allem auf die Morphologie, also die Konjugation und Deklination). So soll das Standard-Baskische nur in den Medien, der Verwaltung und in der Bildung genutzt werden, und in allen anderen Situationen der Dialekt. In informellen Situationen, aber auch in Lokalzeitungen, etc., können daher auch die Unterschiede in der Morphologie schriftlich dargestellt werden.

Aussprache
  • Es wird nicht mehr zwischen [s] und [s̺] (<z> und <s> geschrieben) bzw. [t͡s] und [t͡s̺] (<tz> und <ts> geschrieben) unterschieden; heute werden sie nur [s̺] bzw. [t͡s] ausgesprochen: «zu» (du) und «su» (Feuer) klingen also gleich [u], genauso wie «atzo» (gestern) und «atso» (alte Frau) [a.t͡so].
  • Wird a (Absolutiv-Artikel Singular) an ein Wort gehängt, dass auf a endet, entsteht ea (statt wie im Standard a): z.B. neska + a = neskea (das Mädchen; statt «neska»), gauza + -a = gauzea (die Sache; statt «gauza»). Dieses -ea kann dann regional zusätzliche lautliche Veränderungen erfahren und zu -ia, -ie, -e oder -i werden (z.B. neskia im Osten Bilbaos, im Umland von Lekeitio oder dem Debagoiena, neskie im Durangaldea und im Süden des Busturialdea, neske im Umland von Getxo oder neski in Ondarroa). Allerdings hat dies keine Auswirkungen auf den Plural, der nicht etwa neskeak lautet, sondern neskak, wie im Standard und den restlichen Dialekten. Bei anderen Kasus-Suffixen hat es jedoch sehr wohl Auswirkungen auf die Endungen, z.B. Ergativ Singular (neskeak/ neskiak/ neskik/ neskiek/ neskek; Standard «neskak»), Dativ Singular (z.B. neskeari/ neskiari/ neskieri/ neskeri; Standard «neskari»), Besitz-Genitiv Singular (z.B. neskean/ neskian/ neskien/ nesken, etc.; Standard «neskaren», im Zentral-Baskischen neskan), etc.. Das Phänomen -a + a = -ea zieht sich bis ins südliche Zentral-Baskische (vor allem im Westen des Goierri) und sogar bis ins Burunda-Tal (Navarra), wie man auf der Karte sieht.
euskera a + a -ea
  • Es kommt zur Vokalharmonie, wenn ein Suffix mit <a> an ein Wort gehängt wird, das auf <u> oder <i> endet (aber auch <e> oder <o>). Sie wird allerdings normalerweise nicht schriftlich dargestellt: z.B. burue statt «burua» (der Kopf), harrie statt «harria» (der Stein), lainue statt «lainoa» (der Nebel; nur im Durangaldea und im Norden des Busturialdea; in Ondarroa auch lainu, im Umland von Getxo auch laino; sonst wie im Standard), semie/semia statt «semea» (der Sohn), etc. Es kann sich teilweise auch über die Wortgrenze hinaus auswirken: so gibt es z.B. auch lagun bet statt «lagun bat» (ein Freund), sartu de statt «sartu da» (er ist reingegangen), etc. Allerdings ist der Vokalwechsel kein rein westbaskisches Phänomen: dass ea zu –ia wird findet man auch im Zentral-Baskischen, teilweise im Navarresischen und im Iparralde, dass ia zu –ie und ua zu –ue wird findet man auch im südlichen Zentral-Baskischen (vor allem im Goierri) und in Teilen Navarras.
  • Einige Wörter, die im restlichen Baskischen <i> haben, haben im West-Baskischen <u>: urun (Mehl; sonst «irin), huri (Stadt; sonst «hiri), ule (Haar; sonst «ile), etc.
  • Das /j/ wird im Westen entweder als [ʝ] (vor allem im Südwesten) oder als [ʤ] realisiert (vor allem an der Küste), im Osten (Durangaldea, Großteil von Lea-Artibai, etc.) als [x] (ach-Laut), wie im Zentral-Baskischen. Jedoch breitet sich die Aussprache [ʝ] in die Region aus, die traditionell [ʤ] benutzt hat. In vielen modernen spanischen Lehnwörtern hört man aber auch im Westen [x]. Allerdings gibt es auch [ʒ] (wie das <g> in „Garage“), das vor allem in der Konjugation vorkommt; oft auch in den Regionen, wo bei anderen Wörtern sonst [x] benutzt wird. So wird z.B. das Hilfsverb für Nor-Nori (Absolutiv + Dativ) im West-Baskischen anders gebildet als im Standard (und dem Großteil des Zentral-Baskischen und Navarresischen): statt zaio (er/sie/es ist ihm) benutzt man z.B. jako; statt zait (er/sie/es ist mir) sagt man jat, etc. Das <j> in jako kann entweder [ʒ], [ʝ] oder [x], aber teilweise auch [d] (z.B. im Umland von Getxo), [ʃ] (Oñati, Gipuzkoa) oder [g] (Ondarroa) ausgesprochen werden. Egal, wie es ausgesprochen wird, man schreibt meist jako (und nicht jako, yako, dxako, dako, xako, gako, etc.): Etxea gustatzen jako (Ihm/Ihr gefällt das Haus; im Standard: «Etxea gustatzen zaio»). Wie es zu diesen Formen kam, ist, glaube ich, noch nicht ganz klar, aber eine weitgehend akzeptierte These besagt, dass es wohl eine altbaskische Form *ziako bzw. *zakio gab, und dass das zi am Wortanfang palatalisiert wurde. Das [d] und [g] sind modernere Phänomene. Zako findet man heute noch im Navarro-Laburdinischen und im westlichen Zentral-Baskischen, dakio teilweise im Navarresischen und dako auch vereinzelt in Lapurdi. Hier zwei Karten zum Vergleich: einmal die Varianten von /j/ in Wörtern baskischen Ursprungs (z.B. jan – essen, josi – nähen) und die Varianten von /j/ bei Verbformen wie jako (allerdings habe ich nur die Varianten in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland markiert).
euskera j jan
euskera j jako1
  • Charakteristisch für das West-Baskische — besonders für die Unterdialekte in Gipuzkoa, dem Durangaldea, Lea-Artibai, dem Busturialdea und dem Umland von Bilbao — ist auch, dass bei <i + a/e/o> oft ein Konsonant eingeschoben wird, um den Hiat zu vermeiden. In diesem Dialekt ist es meistens [ʒ]: «biohotz» (Herz) wird meist [biˈʒot͡s] statt [biˈot͡s] ausgesprochen, «euria» (der Regen) meist [ewˈɾi.ʒe] / [ewˈɾi.ʒa] statt [ewˈɾi.a]
  • Im Großteil des Gebiets (ganz Bizkaia und im westbaskischen Gebiet in Álava) werden <z> und <tz> nach [j] zu <x> und <tx> palatalisiert: «haize» [ajˈse] > haxe [a(j).ʃe] (Wind), «aizkora» [ˈajs.koˌɾa] > axkora [a(j)ʃ.ko.ɾa] / [a.ko.ɾa] (Axt), «gaitz» [ˈgajt͡s] > gatx [ˈgat͡ʃ] (schlecht), «haitz» [ˈajt͡s] > hatx [ˈat͡ʃ] (Felsen), etc.
  • Ein relativ modernes Phänomen, das man überall im West-Baskischen findet, ist, dass <iz> zu <ix> palatalisiert wird (da <z> hier ja eh [s̺] und nicht [s] ausgeprochen wird, ist der Weg zu [ʃ] nicht weit): «gizon» (Mann) wird [gi.ʃon] statt [giˈson] ausgesprochen, «bizi» (leben) wird [bi.ʃi] statt [biˈsi] ausgesprochen, etc.
  • In manchen Wörtern wird /e/ vor /r/ zu /a/: «berri» (neu) > [ba.ri], «txerri» (Schwein) > [t͡ʃa.ri], «berdin» (gleich) > [bar.ðin], etc.
  • Die Partizip-Endungen, die aus dem Spanischen oder Lateinischen entlehnt wurden (ado, ido), wurden zu au (bzw. a) und idu statt wie im Standard zu atu / itu: kantau/kanta (singen; statt «kantatu»), pasau/pasa (entlanggehen; statt «pasatu»), aluzinau/aluzina (haluzinieren; statt «aluzinatu»), entretenidu (aufhalten/ unterhalten; statt «entretenitu»), etc.
  • Das spanische Suffix (c)ión wurde als (z)iño entlehnt (im Standard (z)io): konstituziño [kons̺.ti.tu.s̺i.ɲo] statt [kons̺ˈti.tu.siˌo] («konstituzio»; Verfassung), globalizaziño statt «globalizazio» (Globalisierung), erlijiño statt «erlijio» (Religion), etc.
  • Das spanische Suffix miento wurde im Westen — im Mungialdea, dem Umland von Bilbao und Arratia-Nerbioi — als minttu entlehnt, das durch die Palatisierung vom /t/ nach /n/ [ˈmiɲ.cu] ausgesprochen wird (sonst meist als -mentu, bzw. im Standard meist mendu, bei einigen Wörtern auch -mentu): moiminttu [mo.iˈmiɲ.cu] statt «mugimendu» (Bewegung; von span. movimiento), ajuntaminttu [a.ʝun.taˈmiɲ.cu] statt «udaletxe»/ «herriko etxe» (Rathaus; von span. ayuntamiento), aparkaminttu [a.par.kaˈmiɲ.cu] statt «aparkamendu» (Parken/ Parkmöglichkeit; von span. aparcamiento), etc.
Morphologie
  • Statt der Standard-Suffixe (a)rekin („zusammen mit“; Singular) bzw. ekin (Plural) benutzt man (a)gaz (Sg.) bzw. (a)kaz (Pl.). Allerdings ist der Singular weiter verbreitet (ganz Bizkaia) als der Plural (nur im Westen; im Osten benutzt man den Standard-Suffix): z.B. mutilagaz statt mutilarekin (mit dem Jungen), alabeagaz statt alabarekin (mit der Tochter), mutilakaz im Westen bzw. mutilekin im Osten (mit den Jungen), alabakaz im Westen bzw. alabekin im Osten (mit den Töchtern).
  • Der Standard-Suffix rantz (Direktiv: Richtung, aber ohne sich auf das Ziel zu beziehen) basiert auf dem West-Baskischen, die restlichen Dialekte kennen diese Formen nicht (dort meist mit Postpositionen ausgedrückt, wie aldera oder buruz). Allerdings benutzt man im Westen und Zentrum rantza, während man im Osten (in Teile des Durangaldea, in Lea-Artibai und entlang des Deba) runtz benutzt: Bilborantza/Bilboruntz doaz – ‘Sie gehen/fahren in Richtung Bilbao’ (Standard: «Bilborantz doaz»; im Zentral-Baskischen und Navarresischen eher Bilbo aldera doaz, im Iparralde Bilbori buruz doaz oder Bilbora buruz doaz), Ikaslea arbelerantza/arbeleruntz doa – ‘Der Schüler geht in Richtung Tafel’ (Standard: «Ikaslea arbelerantz doa»), etc.
euskera rantza
  • Es gibt verstärkte/emphatische Personalpronomen. In anderen Dialekten gibt es sie teilweise auch, aber sie können stark abweichen: neu (ich selbst; Standard «neu» / «nerau»; in anderen Dialekten neroni, nihaur, etc.), zeu (du selbst; Standard «zeu» / «zerori»), geu (wir selbst; Standard «geu» / «gerok»), etc. Beispiel: «Neuk egingo dot» (Ich selbst werde es machen).
  • Die Verbmorphologie weist sehr viele Eigenheiten auf. So benutzt man statt ari izan für die Verlaufsform im Präsens die Verben egon (bleiben) oder ibili (gehen), im Osten auch jardun (sich beschäftigen), z.B.: Lanean dihardut statt «Lanean ari naiz» — ‘Ich bin am arbeiten’; Ikesten nago/nabil statt «Ikasten ari naiz» – ‘Ich lerne gerade’; Alemana ikesten dago/dabil statt «Alemana ikasten ari da» — ‘Er/ sie lernt gerade Deutsch’, etc.
  • Statt des Hilfsverbs *edun/*ukan benutzt man für Nor-Nori-Nork — also Ergativ/Agens, direktes und indirektes Objekt — den Stamm eutsi. Also z.B. deustazu (in der Schrift; mündlich eher dostezu/dostazu) statt «didazu» (du Verb es mir), deutsat (mündlich dotzet, dotzat, tzat, tzet) statt «diot» (ich Verb es ihm), deutso (mdl. dotzo/ tzo) statt «dio» (er Verb es ihm), etc.: Nik liburua emon deutsat statt «Nik liburua eman diot» (Ich habe ihm/ihr das Buch gegeben); Zuk niri lore bat oparitu deustazu statt «Zuk niri lore bat oparitu didazu» (Du hast mir eine Blume geschenkt); Nik zuri liburua emoten deutsut statt «Nik zuri liburua ematen dizut» (Ich gebe dir das Buch), etc.
  • Interessant ist auch, dass es im West-Baskischen den Pluralsuffix –z gibt, wenn das direkte Objekt im Plural steht, den es so sonst in keinem Dialekt gibt (in den anderen erscheint er meist im Wort). Formen des Hilfsverbs für Nor-Nori-Nork mit Nor im Plural sind z.B. deutsaz/deutsoz statt «dizkio» (er Verb sie ihm; wäre das direkte Objekt im Singular wäre es deutso bzw. sonst «dio»), deutsazuz/deutsozuz statt «dizkiozu» (du Verb sie ihm), deutsaguz/deutsoguz statt «dizkiogu» (wir Verb sie ihm), etc.: Zuk liburuak oparitu deutsozuz statt «Zuk liburuak oparitu dizkiozu» (Du hast ihm die Bücher geschenkt). Bei Nor-Nork erscheint das Suffix auch: dauz statt ditu (er hat sie), doguz statt «ditugu» (wir haben sie), dozuz statt «dituzu» (du hast sie), dozuez statt «dituzue» (ihr habt sie) oder dabez/daurez/deituez/dittuz statt «dituzte» (sie haben sie).
  • In den obigen Beispielen für Nor-Nork sieht man eine weitere Eigenheit des West-Baskischen: der Stammvokal für das Hilfsverb im Präsens für Nor-Nork (mit dem direkten Objekt, Nor, in der 3. Pers.) ist <o> und nicht wie im Standard <u> (also z.B. dot statt dut, dozuz statt dituzu, dozu statt duzu, etc.). Das liegt an der unterschiedlichen Entwicklung, die der ursprüngliche Diphthong in den einzelnen Dialekten erfahren hat. Die altbaskische Form für dut war z.B. *daduda, für duzu war sie *daduzu. Die weitere Entwicklung war dann: *daduda > daut bzw. *daduzu > dauzu. Im WestBaskischen (und teilweise im westlichen Navarresischen) wurde dieses audann zu o: daut > dot, dauzu > dozu. In der 3. Pers. wurde das alte ausogar beibehalten (im West-Baskischen ist die Form im Singular noch heute dau; im Plural wurde daue regional beihalten, wurde aber größtenteils zu dabe). In allen anderen Dialekten wurde -au- erstmal zu eu: daut > deut, dauzu > deuzu. Im ZentralBaskischen wurde -eu- dann zu e(außer in den dritten Personen, dort u): deut > det, deuzu > dezu, aber deu > du. In den restlichen Dialekten (Navarresisch, Navarro-Laburdinisch, etc.) wurde -eu- dagegen zu u-: deut > dut, deuzu > duzu. Im Suletinischen kam es später dann zur Rundung: dut > düt, duzu > düzü.
euskera dut
Wortschatz

Das West-Baskische verfügt über einen sehr reichen eigenen Wortschatz, der teilweise stark von den anderen Dialekten abweichen kann. In manchen Namen der Wochentage sieht man z.B. den Einfluss des Lateinischen: illen (Montag; „Tag des Mondes“; nur noch vereinzelt, z.B. in Lemoiz oder Sondika; ansonsten wie im Standard «astelehen»), martitzen (Dienstag; Spanisch ‘martes’, Lateinisch ‘martis dīēs’; sonst «astearte»), zapatu (Samstag; Spanisch ‘sábado’, Lateinisch ‘sabbatum’; sonst «larunbat») und domeka (Sonntag; Lateinisch ‘dominīcus’, Spanisch ‘domingo’; statt «igande»). Auch die anderen Wochentage sind anders als im restlichen Baskisch: eguazten (Mittwoch; sonst «asteazken»), eguen (Donnerstag; sonst «ostegun») und bariku (Freitag; statt «ostiral»). Aber auch andere Wörter weichen stark vom Standard ab: z.B. bagil (Juni; statt «ekain»), beilegi (gelb; statt «hori»), garagarril (Juli; statt «uztail»), gura izan (wünschen/wollen; statt «nahi izan»), jausi (fallen; statt «erori»), jezarri (sitzen; statt «esari»), oratu (ankommen; statt «heldu»), astiro (langsam; statt «poliki»), berakatz (Knoblauch; statt «baratxuri»), lapiko (Kochtopf; statt «eltze» / «tupina»), jaurti (werfen; statt «bota»), ipini (legen; statt «jarri»), ugaraxo/ugaridxo (Frosch; statt «igel») oder kuriol (Spatz; statt Standard «txolarrea», in anderen Dialekten auch hormatxori, eliza-txori, etxetxori, etc.).

Wer sich den Dialekt mal anhören möchte, kann das hier tun: z.B. in Berriz (hier), in Artea (hier), in Gernika (hier), in Getxo (hier oder hier), in Lekeitio (hier), in Mungia (hier) oder in Bergara/ Gipuzkoa (hier).

Zentral-Baskisch

Das Zentral-Baskische — so genannt, weil es nicht nur in Gipuzkoa, sondern auch im Osten von Navarra gesprochen wird — gilt allgemein als einer der Dialekte, die als Grundlage für die Standardsprache dienten. Trotzdem gibt es einige Abweichungen zur Standardsprache; allerdings weniger im Vokabular, denn der Großteil des Wortschatzes des Batua stammt aus diesem Dialekt.

Aussprache
  • Das wohl charakteristischte Merkmal des Zentral-Baskischen ist die Aussprache von /j/ als [x] bzw. [χ] (ach-Laut). Allerdings ist diese Aussprache heute nicht mehr ausschließlich zentralbaskisch, wie wir bereits gesehen haben: man findet sie auch im östlichen West-Baskischen und teilweise im Navarresischen (besonders im Sakana-Tal, aber auch in den Übergangsdialekten im Leitzaldea, etc.).
euskera x j
  • Es gibt eine starke Tendenz zur Hiatvermeidung (Hiat: Vokalzusammenstoß, Vokale auf beiden Seiten der Silbengrenze; z.B. Ruine — Ru-i-ne). Während man im West-Baskischen allerdings [ʒ] einfügt, fügt man im Zentral-Baskischen [ʝ] ein. Da es sich um ein mündlichen Phänomen handelt, wird es nicht in der Schrift dargestellt: «ogia» (das Brot) wird [oˈɣi.ʝa] statt [oˈɣi.a] ausgesprochen; «txoria» (der Vogel) klingt eher wie [t͡ʃoˈɾi.ʝa] und nicht wie [t͡ʃoˈɾi.a]; «dio» (er/sie Verb es ihm/ihr) wird oft [diˈʝo] statt [diˈo] ausgesprochen, etc. Bei <u + a> kann zudem ein [β] eingeschoben werden: «burua» (der Kopf) wird oft wie [buˈɾu.βa] realisiert und nicht wie [buˈɾu.a].
  • Wie im West-Baskischen und teilweise im Navarresischen, aber im Gegensatz zum Standard und den nördlichen Dialekten, kommt es zur generalisierten Palatalisierung: nicht nur von <in> zu [ɲ] und <il> zu [ʎ], sondern eben auch von <it> zu [c] (die letzte Palatalisierung ist nicht Teil des Standards). Außerdem wird z am Wortanfang oft zu [t͡ʃ]: «baina» [ˈba.ɲa] (aber; in Hegoalde überall und auch im Standard, im Iparralde aber eher [ˈbaj.na]), «mutila» [muˈti.ʎa] (der Junge; in Hegoalde überall und auch im Standard, im Iparralde eher [muˈti.la]); «ditu» [diˈcu] (er/sie Verb es; im Standard [diˈtu]); «gaitu» / gattu [gajˈcu] / [gaˈcu] (er/sie Verb uns; im Standard [gajˈtu]); «zuri» [t͡ʃuˈɾi] statt [suˈɾi] (weiß), etc.
  • Es gibt hier eine stärkere Tendenz /e/ vor /r/ zu /a/ zu senken: «eguberri» > eguarri (Weihnachten), «eguerdi» > eguardi (Mittag), «musker» > muskar (Smaragdeidechse), «piper» > pipar (Paprika), etc.
  • Intervokalisches /ɾ/, /g/ und /d/ können regional und sonst auch beim schnellen Sprechen wegfallen (dies ist allerdings kein rein zentralbaskisches Phänomen; man findet es auch im West-Baskischen, im Navarresischen, etc. und es ist nicht systematisch): «dago» [daˈo] / [ˈdo] statt [daˈɣo] (er ist/ befindet sich), negon [neˈon] (ich war/befand mich; im Standard «nengoen»), «itsasora» [iˈt͡s̺as̺oˌa] neben [iˈt͡s̺as̺oˌɾa] (zum Meer), «erori» [e.ɾoj] / [ˈe.ɾoˌi] neben [e.ɾo.ɾi] (fallen), «orain» [oˈa(j)ɲ] / [oˈajn] statt [oˈɾajn] (jetzt), «egin» [ˈejn] / [ˈejɲ] / [ˈin] statt [eˈɣin] (machen), «egiten du» (er macht) wird regional zu [ˈi.ceˌo] oder [ˈi.ceˌu] statt zu [eˈɣi.tenˌdu], etc.
Morphologie
  • Im Abschnitt zum West-Baskischen haben wir ja schon gesehen, dass das Zentral-Baskische beim Verb *edun in Nor-Nork im Präsens den Stammvokal ehat statt u: det (ich habe es; statt «dut»), dezu (du hast es; statt «duzu»), degu (wir haben es; statt «dugu»), dezue (ihr habt es; statt «duzue»), aber du (er/sie hat es; wie im Standard) bzw. in Teilen des Goierri und einiger Übergangsdialekte in Navarra auch do, und dute (sie haben es; wie im Standard), das größtenteils allerdings wie [duˈe] ausgesprochen wird. Allerdings beschränkt sich diese Eigenschaft auf Gipuzkoa (außer ganz im Norden, im Umland von Oiartzun und Irun), in den zentralbaskischen Varietäten in Navarra findet man meist /u/.
  • Auch in den Pluralformen im Präsens des Hilfsverbs/Kopulaverbs izan (inklusive zara – ‘du bist’, das ja morphologisch wie ein Plural funktioniert) findet man e: zera [seˈa] / [seˈɾa] (du bist; statt «zara»), gera [geˈa] / [geˈɾa] (wir sind; statt «gara»), zerate [seˈa.te] / [se.ɾa.te] (ihr seid; statt «zarete»).
  • Es wird nicht zwischen den Endungen ak (Absolutiv Plural) und ek (Ergativ Plural) unterschieden wird, beide werden als ak realisiert. Die Unterscheidung dieser Fälle wird dann teilweise durch unterschiedliche Betonung deutlich gemacht, z.B. in Azkoitia: alábak – “die Töchter” (Abs. Pl.) ≠ alabák (Erg. Pl.); oder in Orexa oder Aia: alabák (Abs. Pl.) ≠ álabák (Erg. Pl.); oder in Hernani: álabák (Abs. Pl.) ≠ alabák (Erg. Pl.); statt des Standards alabakalabek.
  • Eine zentralbaskische Innovation findet man in der synthetischen Konjugation des Verbs joan (gehen): nijoa (ich gehe; statt «noa»), dijoa (er/sie geht; statt «doa»), dijoaz(te) (sie gehen; statt «doaz»), nijoan (ich ging; statt «nindoan»), etc. Das <oa> des Verbs joan wird im Zentral-Baskischen meist [wa] ausgesprochen.
  • Das Fragepronomen nor (wer?) wurde durch zein ersetzt: Zein etorri da? (Wer ist gekommen?). Zein kennt man auch in den anderen Dialekten, dort bedeutet es aber nur „welcher/ welche“.
Wortschatz

Wie schon gesagt basiert der Großteil des Standardwortschatzes auf dem Zentral-Baskischen. Nichtsdestotrotz gibt es auch Wörter, die vom Standard abweichen. Zu den zentralbaskischen Wörtern, die zwar von den im Standard favorisierten abweichen, aber trotzdem normativ und standardsprachlich sind, gehören z.B. «garragarril» (Juni; im Standard eher «ekain»; im West-Baskischen steht garragarril stattdessen für Juli), «jela» (Eis; im Standard eher «izotz» / «horma»), «aurren(eko)» (erster/erste; im Standard eher «lehen / lehenbiziko»), «eskumuinak» (viele/liebe Grüße; sonst eher «goraintziak»), «hots egin» (rufen/ anrufen; sonst eher «deitu» oder «dei egin»), «isats» (Schwanz; sonst eher «buztan»), «mikatz» (bitter; sonst eher «mingots»), «ilbeltz» (Januar; sonst eher «urtarril») oder «agor» (September; sonst eher «irail»). Es gibt aber auch andere Wörter, die entweder nur phonetische Varianten sind oder wegen anderer Gründe (z.B. zu regional) nicht in die Standardsprache aufgenommen wurden. Darunter z.B. bixki (Zwilling; statt «biki»), ebi (Regen; auch im Suletinischen; statt «euri»), erromako zubi (Regenbogen; statt «ostadar»), txukatu (trocknen; statt «lehortu»), etc.

Hier kann man sich den Dialekt mal anhören: z.B. in Azkoitia (hier), in Zarautz (hier), in Azpeitia (hier), in Beasain (hier), in Hernani (hier), in Irun (hier), in Oiartzun (hier), in Tolosa (hier oder hier), in Zumaia (hier) oder in Leitza/ Navarra (hier).

Navarresisch

Das Navarresische zeichnet sich vor allem durch seine saubere Aussprache der Sibilanten (<z, s, x, tz, ts, tx>) und eine verstärkte Tendenz zur Elision von Lauten aus (sowohl am Wortanfang als auch in der Wortmitte). So wird z.B. «egin» (tun, machen) zu ein/ in, «aurpegi» (Gesicht) zu arpei/aurpei, «edan» (trinken) zu ean/ yan, «jatera» (Essen) zu jatea/ jatia, «pixka bat» (ein bisschen) zu pixkat, «ekarri» (bringen) zu karri, «atera» (rausziehen/abziehen) zu atra oder «gaztanbera» (Frischkäse) zu gaztanbra. Allerdings kann man wenig über allgemeine Eigenschaften sagen, denn hier stimmt das Vorurteil, dass das Baskische von Tal zu Tal anders ist, zumindest teilweise. Die Unterdialekte können von einem Tal zum anderen ziemlich unterschiedlich sein, auch wenn die Unterschiede nie die gegenseitige Verständlichkeit einschränken.

Hier nochmal eine Karte, um einen besseren Überblick über die Varietäten zu haben, die in Navarra gesprochen werden. Wie man sieht, gehören nicht alle Dialekte zum Navarresischen. Im Norden des Baztan (in Zugarramurdi und Urdazubi) und in Luzaide/Valcarlos wird Navarro-Laburdinisch und in Teilen des Leitzaldea (u.a. in Areso, Araitz und Betelu) wird Zentral-Baskisch gesprochen. Im Rest des Leitzaldea, in Larraun, Imotz, Basaburua, etc. wird der zentralbaskisch-navarresische Übergangsdialekt gesprochen, in Baztan wird eine Mundart gesprochen, die als Übergangsdialekt zwischen dem Navarresischen und Navarro-Laburdinischen gilt, und in Burunda (westlicher Teil des Sakana-Tals) wird eine Mundart gesprochen, die einen Übergangsdialekt zwischen dem Navarresischen, Zentral-Baskischen und West-Baskischen darstellt. Die Mundart im Aezkoa-Tal gehört zwar zum Navarresischen (zum östlichen Unterdialekt), weist aber einige Gemeinsamkeiten mit dem Navarro-Laburdinischen und dem ausgestorbenen Ost-Navarresischen (Salazaresisch und Roncalesisch) auf. Wie wir später sehen werden, wird auch außerhalb des heutigen Dialektgebiets Baskisch gesprochen, aber es handelt sich dann meist um Sprecher der Standardsprache (die auch an Kinder weitergegeben und daher als Muttersprache erlernt wird, etc., aber der autochthone Dialekt wird halt nicht mehr gesprochen).

nafarroa euskalkiak
Aussprache
  • Die Aussprache von /j/ variiert stark. Typisch für diesen Dialekt ist die Aussprache als [ʝ], das regional auch zu [ɟ] verstärkt werden kann, aber an der Grenze zu Gipuzkoa wird /j/, wie oben schon gesehen, wie [x] realisiert und im Osten des heutigen Dialektgebiets wird es [ʃ] ausgesprochen (heute wohl nur noch im Aezkoa-Tal; im Salazar-Tal/Zaraitzu, wo viele Standard-Sprecher wieder den Dialekt lernen, kann es sein, dass es wieder benutzt wird; früher auch im Roncal-Tal/Erronkaribar und in den südlichen Varietäten im Umland von Pamplona/Iruña; heute sprechen aber die meisten Baskisch-Sprecher in diesen Regionen die Standardsprache und sagen daher [ʝ]).
navarra j
  • Die meisten navarresischen Unterdialekte haben einen starken Wortakzent, der stärker ausgeprägt ist als in anderen Dialekten. Im Großteil des Navarresischen fällt er meistens auf die vorletzte Silbe: «larunbata» (Sonntag) > launbéta / larunbáta; «alargunak» (die Witwer) > alargúnak; «ollarrekin» (mit den Hähnen) > ollarrékin (z.B. den östlichen Unterdialekten) / ollarrákin (z.B. im zentralen Unterdialekt, in Teilen des zentralbaskisch-navarresischen Übergangsdialekts, etc.). Im Nordwesten (in den Landkreisen Bortziriak/Cinco Villas und Malerreka/Alto Bidasoa) fällt der Akzent allerdings meist auf die zweite Silbe: «larunbata» > la(r)únbata / laúnta; «alargunak» > argunak; «ollarrekin» > ollárrekin (z.B. in Bortziriak) / ollárrakin (in Teilen des Malerreka). Aber das sind natürlich nur allgemeine Tendenzen: es gibt Wörter, die markiert sind (also den Akzent auf einer bestimmten Silbe tragen), Suffixe, die die Betonung auf sich ziehen können, etc. Außerdem gibt es auch lokale Varietäten, besonders an der Grenze zu Gipuzkoa, die eher dem zentralbaskischen Schema folgen: ollárrakìn (z.B. im Sakana-Tal, und einigen Regionen des zentralbaskisch-navarresischen Übergangsdialekts) oder óllarrekìn (z.B. in Larraun).
  • Dieser starke Akzent ist auch der Grund für viele der oben genannten Lautverluste: «ezagutu» (kennen) > ezagútu / egutu > záutu; «abere» (Nutzier) > ábre; «akabatu» (beenden) > akabátu / akábatu > akáatu / akáutu; «etorri» (kommen) > torri. Der starke Akzent scheint auch den Verlust einiger Konsonanten zu begünstigen (dieser Verlust ist allerdings nicht generalisiert und kommt eher auf die Wörter an und kann regional stärker oder schwächer ausgesprägt sein): «plazara» (zum Platz) > plazaa (eher ganz im Westen; sonst plazára); «zara» (du bist) > za / zaá (nur im Westen; sonst zára/ zará); «neska batzuk» (einige Mädchen) > neska atzuk; «odol» (Blut) > oól (nur teilweise im Westen; sonst eher ódol / odól), «Usozaleek egiten dituzte oihu batzuk» (Die Taubenzüchter riefen ein paar Mal) > Usazaliak/ Usazaleek iten zte oihu atzuk, etc.
  • In weiten Teilen (vor allem in den zentralen und östlichen Varietäten und dem Baztan) kommt es nach /i/ und /u/ zur Senkung von /a/ zu /e/, wie in Teilen des Zentral- und West-Baskischen: «ogia» > ogie / obie / obiye (das Brot), «iturriak» > iturriek (die Brücken), «burua» > burue (der Kopf), etc. Aber wie im West-Baskisches betrifft es regional nicht nur Substantiv + Artikel, sondern auch andere Wörter, z.B. «bihar» > biher (morgen), «katu bat» > katu (b)et (eine Katze), «buztan» > buzten (Schwanz), «sukalde» > sukelde (Küche), etc.
    • Im zentralbaskisch-navarresischen Übergangsdialekt gibt es mehr Variation beim Anhängen des Artikels. Neben den Wechseln ia > ie und ua > ue findet man hier auch ia > ii und ua > uu. Und während in weiten Teilen des Navarresischen die Verbindung ea unverändert bleibt oder höchstens zu ia wird, gibt es hier noch zusätzlich ea > ee / ii. Das wirkt sich natürlich auch auf den Plural aus: «katuak» > katuek / katuk (die Katzen), «semeak» > semeak / semiak / semek / semik (die Söhne), «ogiak» > ogiek / ogik (die Brote), etc.

  • Zur automatischen Palatalisierung von <in> zu [ɲ], <il> zu [ʎ] und <it> zu [c] kann man nur sagen, dass es Regionen gibt, in denen sie immer vorkommt und andere, in denen sie nie vorkommt. In den Varietäten im Westen (z. B. im südlichen Teil des nordwestlichen Unterdialekts, im zentralbaskisch-navarresischen Übergangsdialekt und im zentralen Unterdialekt) ist die Palatalisierung sehr häufig: «iturri» > itturi [(i)​ˈcu.ri] (Quelle), «ditu» > (di)ttu [(di)​ˈcu] / [(di)​ˈ​co] (er/sie haben sie), «baina» > [​ˈ​baj.ɲa] / [​ˈ​ba.ɲa] (aber), «oinez» > [o(j).ɲes] (zu Fuß), «ile» > ille [i.ʎe] / [i.ʎa] (Haar), etc. Im Osten (z. B. im Aezkoa-Tal, Erroibar, etc.) dagegen ist sie eher selten oder kommt gar nicht vor: «iturri» [i​ˈ​tu.ri], «ditu» [di​ˈ​tu], «baina» [​ˈ​baj.na], «oinez» [oj.nes], «ile»/ «bilo» [i.le] / [bi.lo], etc. In Baztan gibt es drei Möglichkeiten: im Südwesten kommt es zur automatischen Palatalisierung; im Norden meist nur bei <Vokal + in / il> (z.B. «baina» > baña, «oilo» >ollo ‘Huhn’; aber «ile» > ile, «sorgina» > sorgine ‘Hexe’); und in Zugarramurdi und Urdazubi kommt es nie zur automatischen Palatalisierung (wie sonst auch im Navarro-Laburdinischen). In den Varietäten ohne automatischer Palatalisierung (z.B. im Burunda-Tal, Aezkoa, etc.) wurden teilweise selbst spanische Wörter, die einen Palatallaut enthalten, ohne diesen Laut entlehnt: castaña > gaztina / gazteina (Kastanie; sonst «gaztaina», das selbst in Zuberoa und Teilen Nieder-Navarras mit [ɲ] ausgesprochen wird), caño >kainu (Abflussrohr; in Burunda; im Standard «hodi», dialektal auch kañu), cepillo > zepilu (Klingelbeutel/ Opferkasten; im Standard «atabaka»), etc. Davon zu unterscheiden ist die expressive Palatalisierung, die wir weiter oben schon gesehen haben, und die u.a. für Kosenamen, Diminutive, liebevolle Anrede, etc. benutzt wird. Die findet sich auch dort, wo die automatische Palatalisierung nicht vorkommt (also z.B. «Madalen» > Maddalen, «katua» > kattue ‘das Kätzchen’, «zatoz» > xatto ‘Komm!’, «lo» > llo ‘Schläfchen’, etc.).
  • Wegen des starken Wortakzents gibt es in vielen navarresischen Varietäten die Tendenz, /ia/, /ea, /ua/ oder /ue/ nicht als Hiat, sondern als Diphthong zu realisieren: «semea» > semia [s̺e.me.a] / [s̺e.mi.a] oder eben [s̺e.mja] (der Sohn), «jatera» > jatea > játia >[ˈʝa.tja] (das Essen), «katua» > [ka.tu.e] oder eben [ka.twe] (die Katze), «goseak» > gosiak > [ˈgo.s̺jak] (hungrig), «itsasoa» > itsasua/itsasue > [i.t͡s̺a.s̺u.a]/[i.t͡s̺a.s̺u.e] oder [i.t͡s̺a.s̺wa]/ [i.t͡s̺a.s̺we] (das Meer),«katuek» > [ka.tu.ek] oder eben [ka.twek] (die Katze; Erg. Sg.), etc.
  • Hier noch ein paar regionale und größtenteils eher lokale Eigenheiten:
    • Im Norden (Baztan, Bortziriak, etc.) werden teilweise noch die etymologischen Formen mit einem Frikativ am Wortanfang benutzt, wie im Iparralde, die sonst im spanischen Baskenland größtenteils mit einem Affrikat beginnen: xori statt wie sonst «txori» (Vogel), xistu/ «ziztu» statt «txistu» (Pfiff), «zerri» / xerri statt «txerri» (Schwein), «zakur» / xakur statt «txakur» (Hund), etc.
    • In Baztan und dem südlichen Malerreka haben die Demonstrativpronomen des 1. Entfernungsgrads ein /u/ (wie größtenteils im Iparralde, aber im Gegensatz zu den anderen Dialekten, die /o/ haben): «honek» > hunek (dieser; Erg. Sg.), «honi» > huni / hune(r)i (diesem/dieser; Dat. Sg.), «honen» > hunen (dieses/dieser; Gen. Sg.), etc. Auch ein paar andere Wörter haben /u/, wie im Iparralde, während sie ihm restlichen Sprachgebiet /o/ haben. Darunter z.B. «ongi» > ungi (gut) oder «ontzi» > untzi (Glas / Behälter).
    • In der gesamten Osthälfte (alles östlich von Bortziriak/ Malerreka, beide Regionen inklusive) benutzt man bei manchen Wörtern noch das ursprüngliche rtz, wie im Großteil des Iparralde, das sonst zu stwurde: «bertze» statt «beste» (anderer), «bortz» statt «bost» (fünf), «ortzegun» statt «ostegun» (Donnerstag), «ortzirale» / ortzilere / ortzi(e)la statt «ostiral» (Freitag), etc.
    • Das Aezkera im Aezkoa-Tal hat bei den Demonstrativpronomen ein /g/ im Anlaut, was wohl auf ein früheren /h/ zurückzuführen ist (im Iparralde haben sie noch /h/, in den ausgestorbenen Dialekten des Roncal-Tals und des Salazar-Tals gab es /k/): «hau / hori / hura» > gau / gori / gura (dieser hier / dieser da/ jener). Auch bei ein paar anderen Wörtern findet man /g/: «hemen» > gen (hier), «hor» > gor (da), «han» > gan (dort), «hain» > gain (so), etc.
Morphologie

Es gibt regional viele Eigenheiten, weshalb ich hier nur ein paar aufzähle und nicht ausführlich erkläre.

  • Im Baztan und in den östlichen Varietäten wird zwischen ak (Absolutiv Pl.) und ek (Ergativ Pl.) unterschieden. In den anderen Varietäten sind sie meist zu -ak zusammengefallen (oder aufgrund der Lautwechsel, die wir oben gesehen haben, zu -ek): abalak alabek. Am besten sieht man das allerdings bei Wörtern, die auf Konsonanten enden: oilar (Hahn) > oilarrak oillarrek. Bei Wörtern, die auf Vokal enden, kann es auch im Baztan, etc. zum Zusammenfall kommen: katua (die Katze) wird ja auch im Baztan zu katue, weshalb der Absolutiv Plural dort katuek ist (genauso wie der Ergativ Plural). Regional wird der Unterschied dann aber durch die Betonung gekennzeichnet: ógiek ogiék (statt ogiak ogiek), katuk katúk (statt katuak katuek), etc.
  • Im Großteil des Gebiets (außer dem Nordwesten, Baztan und Burunda) ist der Suffix für den Instrumentalis (womit?) s und nicht wie sonst z: eskus statt «eskuz» (mit der Hand), oines statt «oinez» (zu Fuß), etc.
  • Es gibt eine Tendenz, die 2. Pers. Sg. (hi) mit [ʝ] zu beginnen: «haiz» > yaiz [ʝajs] (du bist), «habil» > yabil [ʝa.βil] (du gehst/ spazierst), «hoa» > yoa [ʝo.a] (du gehst: allerdings auch goa/goaie), «hator» > yator [ʝa.tor] (du kommst), etc.
  • Im Zentrum (Nordwesten, Teile des Baztan, Teile des zentralbaskisch-navarresischen Übergangsdialekts bis nach Esteribar) ist das Plural-Infix für Nor bei Nor-Nori-Nork itund nicht zki: ditio / ttio statt «dizkio» (er/sie Verb sie ihm/ihr), ditit / ttit statt «dizkit» (ich Verb sie ihm/ihr), etc.
  • Der Plural-Infix für die 3. Pers. Pl. für Nori bei Nor-Nori-Nork oder Nor-Nori ist größtenteils otestatt e: diotet statt «diet» (ich Verb es ihnen), zaiote statt «zaie» (es Verb ihnen), zioten statt «zien» (er/sie Verb es ihnen; Präteritum), etc.
  • Im östlichen Unterdialekt und im Sakana-Tal benutzt man für das Hilfsverb in Nor-Nori im Präteritum den Stamm kistatt tzai: «zitzaion» > zakion (es Verb ihm/ihr), «zitzaidan» > zakidan (es Verb mir), etc.
  • Eine weitere Gemeinsamkeit der navarresischen Dialekte mit denen im Iparralde ist, dass das Futur-Suffix bei Verben, die auf n enden, größtenteils en ist und nicht ko / go: joanen naiz statt joango naiz (ich werde gehen; Verb: joan), esanen/ erranen duzu statt esango/ errango duzu (du wirst es sagen; Verb: esan/erran), etc.
Wortschatz

Zum Wortschatz muss man sagen, dass es auch hier einige Variation gibt. Generell kann man sagen, dass die Varietäten der Osthälfte und der Grenze zum Iparralde mehr lexikalische Gemeinsamkeiten mit dem Nieder-Navarresichen und Suletinischen haben, währen die Varietäten im Westen eher zum Zentral- und teilweise zum West-Baskischen tendieren. So sagt man z.B. im Osten und Norden «anitz» / «aunitz» während man im Westen «asko» sagt (viel), im Großteil Navarras «ohatze» während man ganz im Westen «ohe» sagt (Bett), oder im Norden «buruil» (September; Standard «irail»; Zentral-Baskisch «agor»; im Rest Navarras allerdings urri / uraila, sehr lokal auch «irail» oder lastail). Es gibt auch ein paar Wörter, die es nur im Navarresischen gibt: «ugalde» / ugelde (Fluss; sonst «ibai»), «ortots» / «ostots» (Donner; sonst eher «trumoi», im Iparralde auch «ortzantz» oder «ihurtzuri»), «listu» (Spucke; sonst «txistu»), jainkoaren gerriko / jainkoaren paxa (Regenbogen; Standard «ostadar» / «ortzadar»; wörtlich ‘Gürtel/Schärpe Gottes’), «orantz(a)» (Hefe; auch im Standard, neben «legamia» [Zentral-Baskisch / Laburdinisch] und «altxagarri» [Nieder-Navarresisch]), «banabar» (weiße Bohne; Standard «indaba»), atija egin (niesen; Standard «usin/doministiku egin»), bota (fallen; Standard «erori» / «jausi»; «bota» bedeutet sonst ‘abreißen / wegwerfen’), «esperatu» (hoffen; ein Lehnwort; sonst «itxaron»), etc. Bei den Monatsnamen gibt es auch ein paar Eigenheiten: «izotzil» (Januar; nur ganz im Osten und teilweise im Zentrum; im Westen sonst wie im Zentral-Baskischen «ilbeltz», im Rest wie im Standard «urtarril»), garagarzaro (Juni; ganz im Westen wie im Zentral-Baskischen «garagarril», im Zentrum auch wie im Standard «ekain»), «lastail» (Oktober; ganz im Westen; sonst wie im Standard «urri(l)») .

Wer sich den den Dialekt mal anhören möchte, der kann das hier machen: z.B. in Etxarri-Aranatz (hier); hier ein Interview mit dem Sänger Pello Reparaz und dem Pelotari Joseba Ezkurdia aus Arbizu (Sakana-Tal); in Urdiain (Burunda) (hier);in Atetz (zentraler Unterdialekt) (hier); im Baztan-Tal (hier), im Aezkoa-Tal (hier) oder in Etxalar (Bortziriak) (hier).

Navarro-Laburdinisch

Das Navarro-Laburdinische setzt sich aus einigen Unterdialekten zusammen, was es schwierig macht, allgemein gültige Eigenschaften zu beschreiben. Neben in Lapurdi und Nieder-Navarra wird es auch in einigen Grenzregionen in Navarra gesprochen (in Zugarramurdi und Urdazubi/Urdax, und in Luzaide/Valcarlos). Einige grammatikalische Besonderheiten dieses Dialekts wurden zum Standard erhoben (z.B. die konsequente Unterscheidung von ak und ek).

Aussprache
  • Das /j/ wird generell wie im Standard-Baskischen realisiert, also [ʝ] oder manchmal [ɟ].
  • Es findet normalerweise keine automatische Palatalisierung statt, nur wenn man eben einen Diminutiv oder Kosenamen ausdrücken will: «baina» [ˈbaj.na] und nicht [ˈba.ɲa], «oilo» [ojˈlo] und nicht [oˈλo] (Huhn), aber xagu — ‘Mäuschen’ (statt «sagu» – ‘Maus’) oder Maddalen statt Madalen — Name „Madeleine/Magda“ (oft auch Maialen geschrieben, besonders von Leuten, die nicht auf Baskisch alphabetisiert sind).
  • Es gibt einige Vokalwechsel, von denen wir einige schon im nördlichen Navarresischen gesehen haben: «ongi» > ungi (gut), «honek» > hunek (dieser), «zenbait» > «zonbait» (einige), «zenbat» > «zonbat» (welcher) oder «hogei» > «hogoi» (zwanzig).
  • Viele Wörter, die im Süden mit txbeginnen, beginnen hier mit x: xori (Vogel; sonst «txori»), ximino (Affe; sonst «tximino»), etc.
  • Alte romanische Lehnwörter, die auf age endeten, wurde mit der Endung aia entlehnt: visage > «bisaia» (Gesicht; sonst «aurpegi»), lenguage > «lengoaia» (Sprache; sonst «hizkuntza» / «mintzaira»), usage > «usaia» (Brauch; sonst «usadio» / «usantza»), etc. Bei neuen Lehnwörtern wird das französische [ʒ] benutzt: recyclage > rezikla[ʒ]a (Recycling; Standard «birziklatze»).
  • Etwas was die französischen Dialekte von denen in Spanien unterscheidet, ist die Tatsache, dass das <h> noch ausgesprochen wird. Zwar nicht mehr überall (besonders an der Küste eher weniger), aber das [h] ist noch weit verbreitet: «herri» > [he.ri] / [e.ri] (Dorf, Land, Volk), «ehun» > [e.hun] / [e.un] (hundert), etc.
  • Ganz im Osten (und im Suletinischen) gibt es sogar aspirierte Konsonanten (also „hart“ ausgesprochen wie im Deutschen) und Kombinationen wie <lh>, <nh>, <rh>, etc: khausitu [k​ʰaw.s̺i.tu] (statt «kausitu» – ‘finden’), thorratu [t​ʰo.ra.tu] (statt «torratu» – ‘kratzen’), aiphatu [aj.p​ʰa.tu] (statt «aipatu» – ‘nennen’), zakhur [sa.k​ʰur] (statt «zakur/ txakur» – ‘Hund’) oder belhar [bel.har] (statt «belar» – ‘Gras’).
  • Auch hier gibt es die Tendenz, viele Hiate als steigende Diphthonge zu realisieren: «semea» > semia [s̺em.ja] (der Sohn), «idiak» > [i.ðjak] statt [i.ði.ak] (die Ochsen), «idiari» > [i.ðja.ɾi] statt [i.ði.a.ɾi] (dem Ochsen), «justizia» [us̺.ti.sja] statt [us̺.ti.si.a] (Justiz), «gurasoekin» > [bu.ɾa.s̺we.kin] statt [gu.ɾa.s̺o.e.kin] (mit den Eltern), etc.
  • Überall im französischen Baskenland ist die Aussprache von /r/ in den letzten Jahrzehnten sehr stark vom Französischen beeinflusst worden. Zwar haben ältere Sprecher noch das rollende [r] beibehalten, aber besonders jüngere Sprecher realisieren es oft als [ʁ] (wie Deutsches r in „Rad“) oder [χ] (Deutsches ch in „Bach“).
Morphologie
  • Die Standard-Suffixe ra (Adlativ), etatik (Ablativ Plural), aren (possessiver Genitiv)  und ei (Dativ Plural) werden zu rat, etarik, ain (in Nieder-Navarra; in Lapurdi auch aren) und er/eri (eri in Lapurdi, -er in Nieder-Navarra), z.B.: etxerat statt etxera – ‘nach Hause’; etxeetarik statt etxeetatik – ‘von den Häusern (her)’; etxeain statt etxearen – ‘des Hauses/ vom Haus’ und etxeeri/ etxeer statt etxeei – ‘den Häusern’.
  • Der Diminutiv-Suffix ist ño (sonst eher -txo): haur (Kind) > haurño (kleines Kind), begi (Auge) > begiño (Äuglein), etc.
  • Indefinitpronomen, die von Fragepronomen abgeleitet sind, haben ein Infix statt wie sonst ein Präfix: «nor» (wer) > «nehor» / nior (niemand; sonst «inor»), «non» / nun (wo) > «nehun» / ni(h)un (nirgendwo; sonst «inon»), etc.
Wortschatz

Neben phonetischen Varianten von Wörtern, die man auch im Rest des Baskischen findet — wie z.B. «elgar» statt «elkar» (gegenseitig), «ahantzi» statt «ahaztu» (vergessen), «saindu» statt «santu» (heilig), «burasoak» statt «gurasoak» (Eltern), «botoila» statt «botila» (Flasche), «arno» statt «ardo» (Wein) — gibt es auch einige Wörter, die sich von anderen Dialekten unterscheiden. Dazu gehören z.B. «altxagarri» (Hefe; sonst eher «legamia / orantza»), «harrabots» / «azantz» (Lärm; sonst eher «hots / zarata»), «fitsik» (nichts; sonst eher «ezer»), «gako» (Schlüssel; sonst «giltza»), «pitika» / pittika (Zicklein; sonst «antxume»), «urtzintz(a) egin» (niesen; sonst «usin / doministiku egin»), «ortzantz» / «ihurtzuri» (Donner; sonst «trumoi / ortots»), «otto» neben «osaba» / oseba (Onkel; Standard «osaba»), «ikuzi» (waschen; nur sehr lokal, sonst auch «garbitu» wie im Standard oder xuritu), etc.

Wer sich den Dialekt mal anhören möchte, kann das hier tun: z.B. in Itsasu/ Lapurdi (hier), in Hendaia/ Lapurdi (hier), in Hazparne/ Lapurdi (hier), in Baiona/ Lapurdi (hier), in Baigorri/ Nieder-Navarra (hier), in Gamarte/ Nieder-Navarra (hier) oder in Uharte Garazi/ Nieder-Navarra (hier).

Suletinisch

Der Dialekt, der am meisten von allen anderen abweicht, ist das Suletinische, das im Standardbaskischen Zuberera, im Dialekt selbst aber Xiberera/ Xiberotarra oder einfach Üskara genannt wird. Die Basken in Zuberoa lebten lange Zeit ziemlich getrennt vom restlichen Baskenland. Nicht nur, weil Zuberoa schon früh an die gaskognischsprachige Vizegrafschaft Bearn gebunden war und sich daher die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen eher nach Osten richteten, sondern auch, weil die Landschaft eine relative räumliche Trennung begünstigte. So werden Nieder-Navarra und Zuberoa z.B. im Süden durch das Arbaila-Massiv getrennt. Im Nordwesten — im Flachland — dagegen waren die Beziehungen zum nieder-navarresischen Donapaleu sehr eng, was nicht zuletzt zu gegenseitigen sprachlichen Einflüssen geführt hat, weshalb das Baskische, das in diesen nördlichen Grenzgemeinden (Domintxaine-Berroeta, Arüe-Ithorrotze-Olhaibi, Lohitzüne-Oihergi, etc.) gesprochen wird, eher zum niedernavarresisch-suletinischen Übergangsdialekt von Amiküze gezählt wird. Diese Trennung zum restlichen Baskenland war aber, wie gesagt, immer nur relativ: bis ins 19. Jhd. gab intensiven Handel zwischen Navarra und Zuberoa und auch die zwischenmenschlichen Beziehungen zum südlich gelegenen Roncal-Tal, auf der anderen Seite des Pyrenäen-Hauptkamms, waren bis ins 19. Jhd. sehr bedeutend (im 19. Jhd. schloss Spanien nach den Carlisten-Kriegen allerdings die Grenze). Die starke Verbindung zum Bearn und die wichtige Rolle des Gaskognischen als Schriftsprache in Zuberoa sind der Ursprung von vielen suletinischen Eigenheiten. Neben den vielen anderen Besonderheiten, die wir gleich sehen werden, sollte noch eines erwähnt werden: Anders als die anderen Dialekte ist das Suletinische ziemlich einheitlich; es ist heutzutage kaum mehr möglich, verschiedene Unterdialekte auszumachen.

Aussprache
  • Die wohl auffälligste Besonderheit ist der zusätzliche Vokal ü [y] (wie deutsches ü), das wohl auf den Einfluss des Gaskognischen zurückgeht. Fast jedes baskische /u/ wurde zu /y/, außer vor r, rd, rth und manchmal s, da bleibt es meist /u/: «egun» > egün (Tag/ heute), «dugu» > dügü (wir Verb es), «batzuk» > batzük (einige), «katu / gatu» > gathü (Katze), etc.; aber «ur» > hur (Wasser), «gure» > gu(r)e (unser), «urdin» (blau), «urte» > urthe (Jahr) oder «ikusi» > ikhusi (sehen).
  • Zudem kommt es zur Assimilation von i—u > u—u > ü—ü und u—i > u—u > ü—ü: «iturri» > üthürri (Quelle), «inguru» > üngü(r)ü (Umfeld), «ikuzi» > ükhüzi (waschen), «burdina» > bürdüña (Eisen), «hurritz» > (h)ürrütz (Haselnussbaum), etc.
  • Es kommt auch zu verschiedenen Vokalwechseln, vor allem ea / üa > ia, oa > ua und der Diphthong au wird zu ai: «semea» > semia (der Sohn), «burua» > bürüa > büria (der Kopf), «katuak / gatuak» > gathüak > gathiak (die Katzen), «astoa» > astua (der Esel), «gauza» > gaiza (Sache), «gau» > gai (Nacht), etc. Beim Wechsel au > ai gibt es allerdings einige Ausnahmen (vor allem bleibt au vor r, s und ts erhalten: «lau» (vier; früher laur), ausartü (sich trauen), «hautsi» > hautse (brechen/ kaputt machen), etc.
  • /o/ wird oft zu /u/, öfter als im Navarro-Laburdinischen: «honek» > hunek (dieser), «nola» > nula (wie), «zein» > «zoin» > zuñ (welcher), «laborari» > laburari > labuai (Bauer), «ohoin» > uhuñ (Dieb; in Hegoalde eher «lapur»), «nor» > nur (wer), etc.
  • Außerdem gibt es nasale Vokale — vor allem bei älteren Sprechern — die allerdings im Schriftbild nicht dargestellt werden. Generell können Vokale, die vor und hinter einem /m, n/ oder einem nasalen /h/ [h̃] stehen, nasal ausgesprochen werden. Das nasale [h̃] entstand durch den Wegfall eines intervokalischen <n> und ist der Ursprung der alten Nasalvokale, die es wohl bis ins Mittelalter in allen baskischen Dialekten gab. Bis ins 16. Jhd. gab es zumindest auch im West-Baskischen und bis zu seinem Aussterben im 20. Jhd. auch im Roncalesischen diese Nasalvokale: z.B. im Roncalesischen altbask. suni > «suhi» > su [ˈs̺ũ] / [ˈs̺ĩ] – ‘Schwiegersohn’ (Standard: «suhi») oder altbask. ardano > ardao > [ar.ðãw̃] – ‘Wein’ (Standard «ardo», aber im West-Baskischen heute noch ardao [ar.ðaw]). Diese Tatsache sehen die Sprachwissenschaftler als Indiz dafür an, dass die Nasalvokale früher auch in allen anderen Dialekten existierten. Das nasale [h̃] kommt nur im Suletinischen vor, in den anderen Dialekten ist es entweder ein „normales“ [h] (Iparralde) oder es ist ganz verschwunden (Hegoalde). Neben im Umfeld von /m, n/ können Vokale in folgenden Kontexten nasal ausgesprochen werden:
    • nasales [h̃]: «ohore» (Ehre) wird [ũˈh̃ũ.e] ausgesprochen (von lat. honore > onore > ohore); «mihi» (Zunge) wird [mĩ.h̃ĩ] ausgesprochen (von altbask. mini); «ahate» (Ente) wird [ãˈh̃ã.te] ausgesprochen (von lat. anate), etc.
    • Nasalisierung des -u/-ü am Wortende durch Wegfall des altbaskischen <n> und des lateinischen <-m>: ardu (Wein; von altbask. ardano > ardao > «ardo» > ardu) wird [arˈðũ]  ausgesprochen; abentü (Dezember; von lat. adventum) wird [aˈβẽn.t] ausgesprochen.
    • Außerdem gibt es „neue“ nasale Vokale am Wortende in Lehnwörtern aus dem Gaskognischen: fi [ˈfĩ] (Ende; gask. fin), «bedezi» [be.ðeˈzĩ] (Arzt; gask. medecin), «kusi» [kuˈz̺ĩ] (Cousin; gask. cosin), khartu [kʰarˈtũ] (Karton; gask. carton), etc.
  • Charakteristisch für das Suletinische ist die Aussprache von /j/ als [ʒ], wie im Gaskognischen (oder Französischen): «jan» [ˈʒan] (essen), «jakin» [ˈʒa.kin] (wissen), etc.
  • Neben den Sibilanten des Baskischen, gibt es im Suletinischen auch zwei zusätzliche stimmhafte Sibilanten, die vor allem in gaskognischen und französischen Lehnwörtern vorkommen: [z] (deutsches s in „Sonne“) und [z̺] (Gegenstück zu [s̺]). So wird z.B. aizina (von Gaskognisch aysine, aisina – ‘Freizeit’) als [ajˈzi.na], arrazũ (vom Gaskognischen arrason – Verstand) als [aˈɾa.zũ] oder aisa  (frz.: aisé – ‘leicht’) als [ˈaj.a] realisiert.
    • Damit ergibt sich für das Suletinische eine Vielfalt an Lauten, die es so in keinem anderen Dialekt gibt: bis zu 11 Vokale ([a], [e], [i], [o], [u], [y], [ã], [ẽ], [ĩ], [ũ] und [ỹ]) und bis zu 9 Zischlaute ([s] / [z], [s̺] / [z̺], [ʃ] / [ʒ], [t͡s], [t͡s̺] und [t͡ʃ]).
  • Wir haben ja bei anderen Dialekten bereits gesehen, dass das intervokalische /ɾ/ dazu tendiert, zu verstummen. Doch während diese Elision überall sonst eher sporadisch vorkommt und nicht regelmäßig ist, ist die Elision von /ɾ/ im Suletinischen ein regelmäßiger Lautwandel: /ɾ/ in intervokalischer Position ist eigentlich aus allen Wörtern verschwunden, nur in modernen Lehnwörtern gibt es ihn noch (z.B. «turista» > [tuˈɾis̺.ta]). Durch den Wegfall von /ɾ/ kommt es zu vielen langen Vokalen, Diphthongen und Hiate: «haragi» > (h)aagi [ˈ(h)ɣi] / [(h)aˈa.ɣi] (Fleisch), «erori» > eoi [eˈoj] / [iˈoj] (fallen), «azeri» > axei [aʃˈej] (Fuchs), «buru» > bürü > büü [ˈb] (Kopf), «gure» > gue [ˈgu.e] (unser), «txori» > txoi [ˈt͡ʃoj] (Vogel), etc. Es gibt allerdings Orte, wo das /ɾ/ noch besser erhalten ist (z.B. im Nordwesten).
  • Dadurch dass /ɾ/ verschwunden ist, wurde das gerollte /r/ zu /ɾ/ vereinfacht (besonders zwischen Vokalen): «iturri» > üthüri [yˈtʰy.ɾi] statt [i.tu.ri] (Quelle), «herri» > heri [ˈhe.ɾi] (Land, Volk), etc. Vor Konsonanten und am Wortende wurde /r/ öfter beibehalten (zumindest regional und bei älteren Sprechern): «ardo» [arˈðũ] / [aɾˈðũ] (Wein), «haur» [ˈhawr] / [ˈhawɾ] (Kind), «urre» > ürrhe [ˈyr.he] / [ˈyɾ.he] (Gold), etc. Allerdings wird diese Lautveränderung generell nicht in der Schrift wieder gegeben, da man sich an der Standardsprache orientiert. So wird z.B.rü, axeri, erori, üthürri, herri und gure geschrieben, obwohl diese Worte größtenteils [ˈb], [aʃˈej], [iˈoj], [yˈtʰy.ɾi], [ˈhe.ɾi] und [ˈgu.e] ausgesprochen werden.
  • Wie man sieht, ist das Suletinische in manchen Fällen zwar sehr innovativ (das [y], zusätzliche Nasalvokale, Verlust von <r>, zusätzliche Sibilanten aus dem Gaskognischen und Französischen), doch in anderen Fällen ist es sehr viel konservativer als der Rest der Dialekte (z.B. die Beibehaltung der alten Nasalvokale). Zu diesen konservativen Eigenschaften gehören u.a. auch noch:
    • Die Beibehaltung von altbaskischen /k/ und /t/ nach /n, l/ (zumindest bei manchen Wörtern), während sie sonst überall zu /g/ und /d/ wurden: igante statt «igande» (Sonntag), ürrentü statt «urrendu» (beenden), hanko statt «hango» (von dort), honki/ unki statt «ongi» (gut), alte statt «alde» (Region, Seite), etc.
    • Die Beibehaltung von rz, vor allem im Suffix tarzün, das sonst größtenteils zu swurde (z.B. tasun): ürzo statt «uso» (Taube), bakartarzün statt «bakartasun» (Einsamkeit), maitarzün statt «maitasun» (Liebe), etc.
Morphologie
  • Die Unterschiede in der Morphologie sind im Vergleich zur Phonetik nicht ganz so groß. Bei den Suffixen gibt es allerdings ein paar Eigenheiten:
    • Der Dativ Plural wird nicht mit ei, sondern mit er gebildet (wie im östlichen Navarro-Laburdinisch): gizoner statt «gizonei» (den Männern), etc.
    • Eigennamen und Gattungsnamen haben im Ablativ und Allativ unterschiedliche Endungen:
      • Eigennamen erhalten im Ablativ das Suffix rik, Gattungsnamen tik: Altzürükürik jin da (Er/sie ist von/aus Altzürükü gekommen; Standard «Altzürükütik etorri da») und Menditik jin da (Er/sie ist vom Berg gekommen; Standard «Menditik etorri da»).
      • Im Allativ erhalten Eigennamen den Suffix ra(t) und Gattungsnamen den Suffix ala: Barkoxera(t) jun da (Er/sie ist nach Barkoxe gegangen/gefahren; Standard «Barkoxera joan da») und Herriala jun da (Er/sie ist aufs/zum Dorf gefahren/gegangen; Standard «Herrira joan da»).
    • Das Hilfsverb für Nor-Nori-Nork scheint vom Verb *eradun abzustammen, das aber eine komplizierte Entwicklung durchlaufen hat (*eradu> *erau> *erai> erei> ei): deit statt «dit» (er/sie Verb es mir), deistatt «dizu» (er/sie Verb es dir), deitzo statt «dizkio» (er/sie Verb sie ihm/ihr), etc. Also zum Beispiel: Jonek liburua eman deizü statt «Jonek liburua eman dizu» (Jon hat dir das Buch gegeben).
    • Beim letzten Beispiel sieht man eine weitere Besonderheit: der Plural-Infix für Nor bei Nor-Nori und Nor-Nori-Nork ist tzstatt zki: deitzo statt «dizkio» (er/sie Verb sie ihm/ihr), deitzot statt «dizkiot» (ich Verb sie ihm/ihr), zaitzo statt «zaizkio» (sie Verb ihm/ihr), etc. Also zum Beispiel: Jonek liburuak eman deitzü statt «Jonek liburuak eman dizkizu» (Jon hat dir die Bücher gegeben; zu beachten ist, dass -tz- und -z- bei deitzü zusammengefallen sind: deizü + tz= deitzzü = deitzü).
    • Weiter oben haben wir ja bereits das Zuketa gesehen, also die allokutive Anrede mit „zu“ (das anders funktioniert als das Hika oder die neutrale Form mit „zu“). In Zuberoa benutzt man in neutralen Situationen vor allem das Zuketa, die neutrale Form ist eher selten (z.B. bei Reden, etc.): wenn man also mit jemandem spricht und sagen möchte „Maddalen ist gekommen“ würde man eher Maddalen jin düzü statt «Maddalen jin da» sagen (mit Hika, also die familiäre/intime Anrede, wäre es Maddalen jin dük/dün, je nachdem ob man mit einer Frau oder einem Mann spricht).
Wortschatz

Ein anderer Teil des Dialekts, der teilweise stark vom restlichen Baskischen abweichen kann, ist der Wortschatz. Neben Wörtern, die durch die oben beschriebenen phonologischen Veränderungen vom Standard abweichen, aber trotzdem von den meisten Basken problemlos verstanden werden (z.B. ejer statt eder – ‘hübsch’, unki statt ongi – ‘gut’, sükhalte statt sukalde – ‘Küche’, mithil statt mutil – ‘Junge’, aihai statt afari – ‘Abendessen’ oder ürzo statt uso – ‘Taube’), gibt es auch Wörter, die es nur im Suletinischen gibt. Manche dieser Wörter sind alte Lehnwörter aus dem Lateinischen, Gaskognischen oder Französischen, und andere sind suletinisch-baskischen Ursprungs:

  • zu den Lehnwörtern gehören z.B. baranthalla (“Februar”; von lat. parentalia, stammt noch vom römischen Kalender; sonst «otsail»); uñhu (“Zwiebel”; von lat. ūniō oder frz. oignon; sonst «tipula/ kipula»); boronte/ bonte (“Stirn”; von lat. frontis; sonst «kopeta/ bekoki/ belar») oder borthü (“Berg”; von lat. portus; sonst «mendi»), etc.
  • zu den baskischen Wörter, die früher viel verbreiteter waren, heutzutage aber nur noch in Zuberoa benutzt werden, gehören u.a. baratxe (“langsam”; sonst «emeki/ astiro/ poliki»); zi (“Eichel”; sonst «ezkur»); oski (“Schuh”; im Standard «oinetako», dialektal eher zapata) und ediren (“finden”; sonst «aurkitu/ topatu»).
  • Zu den baskischen Wörter suletinischen Ursprungs, die es nur in Zuberoa gibt, gehören z.B. amiñi bat (“ein bisschen”; sonst eher «pixka/apur bat»); bedatse (“Frühling”; sonst «udaberri»); belhagile (“Hexe”; sonst «sorgin»); ühülgü/ dü(rü)nda (“Donner”; sonst «ostots / trumoi»);  neskenegün (“Samstag”; sonst «larunbat»); arramaiatz (“Juni”; sonst im Standard «ekain»); haboro (“mehr”; sonst «gehiago»); heltübada (“vielleicht”; sonst «beharbada»); ühaitz (“Fluss”; sonst «ibai»), argizagi (“Mond”; sonst «ilargi»), ekhi (Sonne; sonst «eguzki»), etc.

Den Dialekt kann man sich hier anhören: z.B. in Larrañe (hier), in Iruri (hier), in Barkoxe (hier), in Urrustoi-Larrabile (hier), in Zalgize-Doneztebe (hier), in Sohüta (hier), in Altzai-Altzabeheti-Zunharreta (hier) oder in Eskiula/ Béarn (hier).

Hier noch ein paar Tabellen, um die Unterschiede zu vergleichen (allerdings nur mit Wörtern, die sich auch tatsächlich unterscheiden):

Die heutige soziolinguistische Situation des Baskischen

Die Situation der baskischen Sprache ist heute von Provinz zu Provinz ziemlich unterschiedlich, sowohl was den offiziellen Status der Sprache angeht als auch seine Sprecherzahl und Verwendung im Alltag. Im spanischen Baskenland (die Autonome Gemeinschaft Baskenland und Navarra) gewinnt die Sprache kontinuierlich an Sprechern, im französischen Baskenland dagegen ist ein starker Rückgang zu beobachten.

Die Situation in Euskadi

Die günstigste Situation finden wir in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (Euskadi) mit den drei Provinzen Gipuzkoa, Bizkaia und Álava. Hier ist das Baskische seit der Einführung des neuen Autonomiestatuts (Landesverfassung) im Jahr 1979 kooffizielle Amtssprache. Es wird in der Verwaltung, in den Medien und in der Schulbildung benutzt. Alles ist zweisprachig ausgeschildert, besonders, weil es in Álava und Bizkaia viele gibt, die kein Baskisch sprechen. Allerdings hat die Einführung des Baskischen als Pflichtfach in der Schule dazu geführt, dass immer mehr Menschen Baskisch sprechen können, obwohl es nicht ihre Muttersprache ist. In Euskadi gibt es heute – nachdem die meisten Ikastolas (baskischsprachige, von Eltern finanzierte Privatschulen) ins öffentliche System integriert wurden – ein Schulsystem mit verschiedenen Modellen, von denen die Eltern sich dann eines für ihr Kind aussuchen können: Das Modell A (Unterrichtssprache ist Spanisch, Baskisch ist Pflichtfach mit 3-5 Std/Woche), das Modell B (Baskisch und Spanisch sind Unterrichtssprachen, bilingualer Unterricht) und das Modell D (Baskisch ist einzige Unterrichtssprache, Spanisch wird 3-5 Std/Woche als Pflichtfach unterrichtet). Es ist besonders interessant zu beobachten, wie sich die Wahl der Eltern in den letzten Jahrzehnten geändert hat. Waren im Jahr 1983 noch 64% der Kinder im Modell A eingeschrieben, waren es im Jahr 2019 nur noch 15%. Heute ist das Modell D mit dem Baskischen als einziger Unterrichtssprache das führende Modell: 2019 waren ca. 67% der Schüler in diesem Modell eingeschrieben (und knapp 18% im Modell B; wenn man sich nur das öffentliche Schulsystem anguckt, dann sind 80% der Schüler im Model D). In den Kindergärten und Grundschulen sind es sogar 81% bzw. 76% (im öffentlichen Schulsystem: 97% bzw. 93%). In Gipuzkoa, wo sowieso die Mehrheit der Bevölkerung Baskisch spricht (50,6% sprechen fließend Baskisch, insgesamt haben über 70% Baskisch-Kenntnisse; nur 30% sprechen ausschließlich Spanisch) verwundern die Zahlen nicht: fast 81% der Schüler sind im Modell D. Aber in Bizkaia, wo der Anteil der Baskisch-Sprecher an der Bevölkerung eher niedriger ist (knapp 28% sprechen Baskisch fließend, ca. 17% verstehen es; aber 52% sprechen nur Spanisch), ist es schon interessant zu sehen, dass selbst dort 62% der Schüler im Modell D und knapp 21% im Modell B sind (17% sind im Modell A). Am interessantesten ist die Situation aber in Álava. Wie oben schon mal geschrieben, ist das Baskische hier größtenteils schon vor Jahrhunderten verschwunden. Im Jahr 1991 sprachen nur etwa 7% der Alavesen Baskisch. Heute sind knapp 29% der Alavesen zweisprachig, weitere 19% verstehen Baskisch (passiv zweisprachig) und 62% sprechen ausschließlich Spanisch. Das liegt daran, dass 51% der Kindern im Modell D eingeschrieben sind, 28% im Modell B und nur 21% im Modell A. Es ist also ein ziemlicher Anstieg an Baskisch-Sprechern und Menschen mit passiven Sprachkenntnissen zu verzeichnen, was eben vor allem der Einführung des Baskischen im Schulsystem, aber auch den Anstrengungen der baskischen Regierung in der Erwachsenenbildung, zu verdanken ist. In den Euskaltegis (Abendschulen fürs Baskisch-Lernen) erlernten tausende Migranten oder deren Nachfahren das Baskische. Dadurch, dass es nun erforderlich war, auch Baskisch zu beherrschen, um in der Verwaltung zu arbeiten, war der Anreiz dazu noch größer. Auch in der Universität des Baskenlands (Euskal Herriko Unibertsitatea / Universidad del País Vasco) kann man auf Baskisch studieren. Im Jahr 2006 überstieg die Anzahl der Abiturienten, die ihre Eignungsprüfung (Selectividad) auf Baskisch absolvieren wollten, erstmals die derjenigen, die sie auf Spanisch absolvieren wollten.

In den Medien hat es sich allerdings noch nicht wirklich durchsetzen können. Die öffentliche Mediengruppe EiTB (Euskal Irrati Telebista) ist im gesamten Baskenland (auch Navarra und Iparralde) zu empfangen, bietet aber neben den ausschließlich baskischen Sendern ETB 1/ ETB 3 (TV) und Euskal Irrati/ Euskal Gaztea (Radio) eben auch rein spanischsprachige oder zweisprachige Sender an (z.B. ETB 2 + 4, Radio Euskadi, Radio Vitoria). In privaten Sendern fehlt es komplett, da es sich, wie sie sagen, für sie nicht lohne.

Die Medienwelt Euskadis war vor dem Bürgerkrieg ziemlich breitgefächert, mit vielen baskischsprachigen oder zweisprachigen Zeitungen wie Euzkadi, El Día, Bizkaitarra, Ekin, Eguna; nach dem Bürgerkrieg war nichts davon übrig. Alles, was baskisch war, wurde verboten. Erst nach dem Ende der Diktatur, durfte wieder auf Baskisch veröffentlicht werden. Allerdings gab es dafür kein Publikum mehr. Zeitungen, die heute noch auf Baskisch veröffentlichen (wenn auch nicht ausschließlich), sind Berria, Deia und Gara und einige Lokalzeitungen, die von den Gemeinden finanziert werden, wie z.B. Busturialdeko Hitza, Goierriko Hitza oder Irutxuloko Hitza. Es gab auch noch andere Zeitungen, einige wurden aber verboten. So erging es u.a. der Zeitung Egin, die im Jahr 1998 wegen ihrer vermeintlichen Nähe zur „Izquierda Abertzale“ (patriotische, nationalistische Linke) und zur ETA (sie kritisierte die Folter von Gefangenen, Polizeigewalt und solidarisierte sich mit den Inhaftierten der ETA) vom Verfassungsrichter Garzón verboten wurde. Auch ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. Im Jahr 2009 kam dann das Urteil des Obersten Spanischen Gerichtshofs: die Schließung war rechtswidrig, es gab keine Gründe, die eine Verbindung zur ETA beweisen würden. Ähnliches passierte im Jahr 2003, als die Euskaldunon Egunkaria – die einzige komplett auf Baskisch geschriebene Zeitung – vom Verfassungsrichter Juan del Olmo geschlossen und ihr Eigentum beschlagnahmt wurde, weil auch sie in Verbindung mit der ETA stehen sollte. Die Reaktion auf die Schließung war dieses Mal aber sehr viel stärker: große Teile der baskischen Gesellschaft sahen die Schließung als Angriff der spanischen Regierung auf die baskische Kultur und auf die Meinungsfreiheit. Zehntausende demonstrierten in Donostia/ San Sebastián gegen die Schließung. Fünf der inhaftieren Journalisten sagten vor dem Richter aus, von der Guardia Civil gefoltert worden zu sein. Doch auch das Urteil des Nationalen Staatsgerichtshofs Spaniens (Audiencia Nacional; beschäftigt sich hauptsächlich mit Terrorismus-Verfolgung), das im Jahr 2010 fiel, war wieder mehr als deutlich. Im Urteil wird der Richter del Olmo stark kritisiert, weil er alles, was baskisch war, mit ETA in Verbindung gebracht hätte (es war die Zeit des „Todo es ETA“ – Alles ist ETA). Die Schließung wäre ein Eingriff in die Meinungsfreiheit gewesen, unverhältnismäßig und haltlos. Alle Angeklagten wurden freigesprochen; die Zeitung konnte aber nicht wiedereröffnet werden, weil der richterliche Verwalter die Installationen und Räume hatte verkommen lassen und kein Kapital mehr da war, um die Wiedereröffnung zu finanzieren. 2012 wurde Spanien vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen Verstoßes gegen die Anti-Folter-Konvention verurteilt, weil der zuständige Richter den Foltervorwürfen nicht nach gegangen war.

Die Zahl der Baskisch-Sprecher in Euskadi beträgt etwa 896.000 (42%), weitere 392.000 (19%) gelten als „passiv zweisprachig“, d.h. sie verstehen das Baskische, sprechen es aber nicht oder nicht gut. Ca. 833.000 (39%) sprechen nur eine andere Sprache (meistens natürlich Spanisch). Das bedeutet, dass 61% der Bevölkerung Baskisch-Kenntnisse haben. Vor 10 Jahren lag der Anteil der Baskisch-Sprecher noch bei 30% (ein Zuwachs von 12 Prozentpunkten). Wie gesagt, es ist das Schulsystem, das zu dieser Zunahme führt. 73% der unter 25-Jährigen sprechen Baskisch, vor 30 Jahren waren es nur ca. 20%. Doch über den tatsächlichen Gebrauch der Sprache sagt das erstmal wenig aus, denn ca. 37% der Sprecher sind sogenannte Euskaldun berriak, „neue Baskisch-Sprecher“ (also keine Muttersprachler); bei den unter 50-Jährigen steigt der Anteil auf fast 50%. Deshalb hat die baskische Regierung viele Umfragen durchgeführt, um zu wissen, wie sich die Sprecher verhalten. Heraus kam z.B. dass 24% der Einwohner das Baskische als Muttersprache haben (knapp 18% ausschließlich das Baskische, 6% Baskisch und Spanisch). Bei den unter 24-Jährigen steigt der Anteil auf 34% (22% ausschließlich Baskisch). Von den unter 34-jährigen Baskisch-Sprechern sind insgesamt aber etwa 51% Euskaldun Berriak, was im klaren Kontrast zur Situation im Jahr 1991 steht, wo es nur ca. 15% waren. Doch wie verhalten sich die neuen Sprecher? Geben sie das Baskische an ihre Kinder weiter? Die Umfragen haben ergeben, dass es für den alltäglichen Gebrauch extrem wichtig ist, mit welcher Sprache man aufgewachsen ist. Von denjenigen, die Baskisch als Muttersprache hatten, sprechen 80% Zuhause immer Baskisch. Interessant ist auch, dass die Eltern, wenn beide Elternteile Baskisch sprechen können, in über 83% der Fälle ausschließlich das Baskische an die Kinder weitergeben (bei den zwischen 16 und 34 jährigen sogar 90%) und dass es zu einem Wandel bei den Paaren gekommen ist, wo nur eines der Elternteile Baskisch spricht. War es ursprünglich so, dass in solchen Situation fast immer nur das Spanische zur Familiensprache wurde (82%), ist es heute so, dass ca. 88% sowohl Baskisch als auch Spanisch als Familiensprachen haben (ähnlich zu verstehen, wie bei mir Zuhause, wo mit dem Vater dann nur Deutsch und mit der Mutter nur Spanisch gesprochen wird). Diese Zahlen zeigen, dass es es gut um das Baskische in Euskadi steht. Gäbe es nur Euskaldun Berris, die zwar Baskisch sprechen können, aber es nicht an ihre Kinder weitergeben, wäre die Situation etwas kritisch. Aber es hat sich gezeigt, dass selbst in Familien, in denen ein Partner nur Spanisch spricht und der andere ein Euskaldun Berri ist (mit Spanisch als Muttersprache), in fast 50% der Fälle auch das Baskische an die Kinder weitergegeben wird.

Was allerdings besorgniserregend ist, ist die Tatsache, dass trotz der immer verbreiteteren Baskisch-Kenntnisse, der Gebrauch im Alltag weiterhin eher niedrig ist: nur 20,1% sagen, dass sie im Alltag hauptsächlich Baskisch sprechen. Aber auch hier ist ein Anstieg zu verzeichnen (1991: 15,5%; 2011: 20%). Wobei es natürlich auch hier Unterschiede zwischen ländlichen und urbanen Regionen, zwischen Gipuzkoa und Álava, etc. gibt (z.B. Gipuzkoa: 40%; Álava: 4%). Je jünger außerdem die Sprecher sind, desto mehr sprechen sie Baskisch auch im Alltag, weshalb die Hoffnung bleibt, dass sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen wird (z.B. sprechen in Gipuzkoa 32% der über 50-Jährigen im Alltag hauptsächlich Baskisch, bei den 16 – 24-Jährigen sind es aber fast 56%).

Baskisch-Kenntnisse in Euskadi
Baskisch-Kenntnisse in Euskadi

Situation in Navarra

In Navarra sieht die Situation anders aus als in Euskadi. Die Region ist sprachlich dreigeteilt: im Nordwesten befindet sich die baskischsprachige Zone (Zona Vascófona/Eremu euskalduna), im Süden die nicht-baskischsprachige Zone (Zona No Vascófona/Eremu ez-euskalduna), und dazwischen befindet sich die gemischte, spanisch- und baskischsprachige, Zone (Zona Mixta/Eremu Mistoa). In jeder dieser drei Regionen herrscht eine andere Gesetzgebung. Während das Baskische im Norden eine kooffizielle Amtssprache ist, ist in den anderen beiden Regionen nur das Spanische Amtssprache.

In der baskischsprachigen Zone leben nur etwa 9% der Bevölkerung Navarras – ca. 57.000 Menschen – aber ca. 47% aller Baskisch-Sprecher Navarras. Hier sprechen etwa 61% der Bevölkerung Baskisch, ca. 53% sind Muttersprachler. Ca. 29% haben keine Baskisch-Kenntnisse. Allerdings gibt es Regionen, wo der Anteil der Baskisch-Sprecher sehr viel höher liegt (z.B. 75% im Baztan; 81% im Malerreka; 92% in Goizueta, etc.), und andere, wo der Anteil sehr viel niedriger liegt (z.B. 33% im Aezkoa-Tal, 21% in Erroibar, etc.). Das Baskische ist hier die Hauptsprache der Verwaltung und der Behörden und ist außerdem Pflichtfach in den Schulen. So können die Schüler bzw. deren Eltern auch hier zwischen den drei Schulmodellen wählen: Model A (Spanisch als Unterrichtssprache; Baskisch Pflichtfach), Modell B (Spanisch und Baskisch als Unterrichtssprache) und Modell D (Baskisch als Unterrichtssprache; Spanisch als Pflichtfach). Fast 90% der Schulpflichtigen besuchen das Modell D, nur 7% das Modell A und 3% das Modell B. Der koofizielle Status der baskischen Sprache spiegelt sich auch in der offiziellen Ortsbezeichnungen wider, denn die offizielle ist immer die Baskische, außer es gibt eine abweichende auf Spanisch mit historischer Tradition. In diesem Fall werden beide benutzt. So kommt es z.B. zu den Namen von Orreaga/Roncesvalles, Doneztebe/Santestebe, Altsasu/Alsasua, Luzaide/Valcarlos, Auritz/Burguete, Urdazubi/Urdax, aber Etxalar (statt der span. Schreibweise Echalar), Bakaiku (statt span. Bacáicoa), Lantz (statt span. Lanz), Lekunberri (statt span. Lecumberri) oder Uharte Arakil (statt Huarte-Araquil).

In der gemischten Zone leben ca. 400.000 Menschen, und somit der Großteil der navarresischen Bevölkerung (63%). Hier leben 47% der Baskisch-Sprecher Navarras, die hier allerdings nur einen Anteil von ca. 12,4% an der Gesamtbevölkerung haben (+ 9,4% die Baskisch verstehen). Im Jahr 2017 fand eine große Erweiterung der Zone statt: 44 Gemeinden, die vorher in der nicht-baskischen Zone gewesen waren, traten der gemischten Zone bei. Das bedeutete einen Bevölkerungszuwachs der Zone von ca. 40.000 Menschen, womit jetzt 63% der Bevölkerung Navarras in dieser Zone lebt. Denn die Hauptstadt Pamplona (bask. Iruña) befindet sich auch hier. In Pamplona selbst, wo bis vor 150 Jahren der Großteil der Bevölkerung noch Baskisch sprach, sprechen heute noch etwa 12% fließend Baskisch, 9% verstehen es, können es aber nicht oder aber nicht gut sprechen. In der gemischten Zone ist das Spanische die einzige Amtssprache, allerdings ist es den Bewohnern erlaubt, sich auf Baskisch an die Behörden zu richten (diese sind aber nicht verpflichtet, auf Baskisch zu antworten). Es ist eine sehr heterogene Zone, mit Gemeinden, in denen es fast keine Baskisch-Sprecher gibt (z.B. in Uztarroze 5,8%, Belascoáin 3,6% oder Villatuerta 6,9%), und wiederum andere, in denen der Anteil weitaus höher ist (z.B. Juslapeña-Txulapain 23%, Orontze 30%, Espartza 34% oder Odieta 35%). Deshalb gibt es hier neben den oben beschriebenen Schulmodellen noch ein zusätzliches, nämlich das Modell G (alles auf Spanisch; Baskisch wird auch nicht als Fach unterrichtet). Trotzdem ist das Modell D das am häufigsten gewählte (42%), das Modell A wählten 21%. Das bedeutet, dass zwei Drittel der Schüler der gemischten Zone Baskisch lernen. 32% besuchen das Modell G (ink. 17%, die das Modell „British“ besuchen, zweisprachig Spanisch + Englisch). Diese Zahlen beziehen sich allerdings nur auf das öffentliche Schulsystem, im privaten bzw. halbstaatlichen System sieht es anders aus. Hier lernen fast 68% der Schüler im Modell G oder A. Das Modell D konzentriert sich hier auf die vier privaten Ikastolas in Pamplona/Iruña, Estella-Lizarra, Cizur Menor/Zizur Txikia und Villava/Atarrabia.

In der nicht-baskischsprachigen Zone sieht es nochmal anders aus. Hier leben etwa 28% der Bevölkerung Navarras und das Baskische ist hier großtenteils vor Jahrhunderten als Alltagssprache verschwunden. Deswegen ist hier nur das Spanische Amtssprache; das Baskische darf zwar im Schriftverkehr mit den Behörden benutzt werden, allerdings können diese dann eine Übersetzung verlangen. Die einzigen Schulmodelle, die hier angeboten werden sind das Modell A und G. Allerdings gibt es einige Ikastolas, die von der Regionalregierung subventioniert werden, um auch das Modell D anbieten zu können. So kommt es, dass selbst hier, wo nur 2,6% der Bevölkerung Baskisch sprechen können (+ 3,8%, die es verstehen), ca. 18% der Schüler (des privaten/halbprivaten Schulsystems) im Modell D lernen. Im öffentlichen Schulsystem, wo es kein Modell D gibt, wählen ca. 30% das Modell A. Der Rest wählt in den meisten Fällen das Modell G (50% im öffentlichen, 70% im privaten System). Jedoch wurde im Jahr 2015 beschlossen, das Modell D auch in dieser Zone anzubieten, wenn die Nachfrage groß genug ist. So werden ab 2017/2018 14 öffentliche Schulen auch das Modell D anbieten.

Auf ganz Navarra bezogen, sehen die Zahlen so aus: der Großteil der Schüler lernt im Model G (also nur Spanisch; ca. 61%), ca. 25% im Modell D, ca. 14% im Modell A und 0,2% im Modell B. Das bedeutet, dass fast 40% der navarresischen Schüler Baskisch lernen. Dass sich, insgesamt gesehen, noch so viele Eltern für das Modell G entscheiden hat damit zu tun, dass die UPN (eine rechte, regionalistische, aber spanisch-nationalistische Partei; ganz in der Tradition des alten Carlismus, allerdings unglaublich anti-baskisch) vor ein paar Jahren das PAI (Programa de Aprendizaje de Inglés) eingeführt hatte: damit werden mehrere Fächer, besonders im Modell G (75% der Schulen mit Modell G und A haben das PAI-Programm, nur 20% der Schulen mit Modell D), auf Englisch unterrichtet. Der Plan dahinter war, zu verhindern, dass das Modell D, dessen Nachfrage immer weiter gestiegen war, weiter wächst (man baute darauf, dass sich die Eltern eher dafür entscheiden, dass ihr Kind lieber „besser“ Englisch lernen soll statt Baskisch).

Aber in ganz Navarra ist zu beobachten, dass das Interesse für das Baskische steigt und dass immer mehr Menschen Baskisch lernen, selbst in Regionen, aus denen es schon vor Jahrhunderten verschwunden war. So sprechen in Tafalla — einer Gemeinde, die seit dem 16. Jhd. zweisprachig war und aus der das Baskische wohl im 19. Jhd. verschwand — mittlerweile fast 9% der Bevölkerung Baskisch (in den 90er waren es nur 5%; aktive Zweisprachige und passive eingeschlossen). Deshalb ist Tafalla dieses Jahr auch in die gemischte Zone gewechselt. Insgesamt haben knapp 22% der Navarresen Baskisch-Kenntnisse (ca. 14% sind Baskisch-Sprecher; 1991 waren es nur 9,5%), bei den unter 24-Jährigen steigt der Anteil auf über 34% (25% sind aktive Baskisch-Sprecher; 1991 waren nur 10% dieser Altersgruppe Baskisch-Sprecher). In den Medien Navarras findet man die Sprache allerdings kaum. In den Printmedien gibt es z.B. die Zeitschrift Ze berri? mit einer Auflage von fast 100.000 Exemplaren, was ziemlich viel ist, wenn man bedenkt, dass in ganz Navarra nur knapp 640.000 Menschen leben. Außerdem wird die baskische EiTB empfangen.

Ich finde, dass auch noch wichtig zu erwähnen ist, dass sich mittlerweile 80 Gemeinden des spanischen Baskenlands der UEMA (Udalerri Euskaldunen Mankomunitatea/ Gemeindeverband der baskischsprachigen Gemeinden) angeschlossen haben. Die Gemeinden der UEMA verpflichten sich, ein Leben ausschließlich auf Baskisch zu ermöglichen, d.h. dass die Einwohner dieser Gemeinden (über 200.000) — in denen mehr als 70% der Bevölkerung Baskisch sprechen — überall in ihrem Alltag das Baskische benutzen können. In vielen dieser Gemeinden leben auch noch die letzten monolingualen Sprecher. Bekannt wurde z.B. das 600-Seelen-Dorf Arantza in Navarra (96% Baskisch-Sprecher), weil dort eine Tierärztin, die als Vertretung eingesprungen war, sich erstmal einen improvisierten Dolmetscher suchen musste, da der Landwirt, dem sie helfen wollte, kein Wort Spanisch sprechen konnte.

Die Situation im Iparralde

Im französischen Baskenland, dem Iparralde, sieht die Situation leider nicht ansatzweise so gut aus. Frankreich führt seit der Französischen Revolution eine rigide Sprachpolitik, die das Französische in den Mittelpunkt stellt und alle Regionalsprachen in die Bedeutungslosigkeit verbannt. Seit Anfang des 20. Jhds. verliert das Baskische konstant an Sprechern. Die Gründe dafür hab ich ja weiter oben schon beschrieben. Heute sprechen es noch etwa 51.000 Menschen im Iparralde, das sind etwa 21% der dortigen Bevölkerung; 9% verstehen es, sprechen es aber nicht. Alle Zahlen, die man heute zu den Sprecherzahlen im Iparralde hat, stammen von Umfragen und Schätzungen, die von den Regionalregierungen von Euskadi und Navarra durchgeführt wurden, denn Frankreich sieht noch nicht einmal vor, die Sprecher der Regionalsprachen zu zählen. Während überall sonst im Baskenland die Zahl bilingualer Sprecher in den letzten 20 Jahren zugenommen hat, nimmt die Zahl im Iparralde ab: 1996 waren es noch 27%, heute eben 21%. Das liegt zum einen daran, dass über 40% der Einwohner nicht im Iparralde geboren sind, und zum anderen daran, dass fast 60% der Sprecher im Iparralde über 50 Jahre alt sind und die Weitergabe an die Kinder nicht gesichert ist. Denn selbst wenn beide Elternteile Baskisch sprechen, geben nur 35% ausschließlich das Baskische an ihre Kinder weiter (+ 41%, die Baskisch und Französisch weitergeben); d.h. dass in Familien, in denen beiden Elternteile baskischsprachig sind, in 76% der Fälle das Baskische weitergegeben wird (Vergleich Euskadi: 100%; Navarra: 98%). Wenn aber nur ein Elternteil Baskisch spricht, wird das Baskische nur von 44% an die Kinder weitergegeben (und immer zusammen mit dem Französischen).

Von Provinz zu Provinz ist die Situation allerdings sehr unterschiedlich. So sprechen in Lapurdi heute etwa 16% der Bevölkerung Baskisch (1996 waren es wohl ca. 25%), in der Agglomeration Bayonne-Anglet-Biarritz (kurz BAB) sprechen es nur 8,7% (fast unverändert, da traditionell eher gaskognisch-sprachig). In Nieder-Navarra und Zuberoa sind ca. 52% der Bevölkerung Baskisch-Muttersprachler (1996 waren es 64%). Allerdings leben allein in der BAB über ein Drittel der gesamten Bevölkerung von Iparralde — bzw. 48% der Bevölkerung Lapurdis — weshalb natürlich der prozentuale Anteil der Baskisch-Sprecher niedriger ausfällt als wenn man die BAB aus der Zählung raus nimmt: im Innenland Lapurdis steigt so der Anteil der Baskisch-Sprecher auf ca. 23%, plus 11%, die passiv zweisprachig sind (1996 waren es über 30%).

In Lapurdi, wo auch die BAB liegt, leben über 260.000 Menschen, das sind über 80% der Bevölkerung des französischen Baskenlands. In Nieder-Navarra leben nur etwa 33.000, und in Zuberoa 16.000 Menschen. Da diese beiden Provinzen noch sehr ländlich geprägt sind, konnte sich das Baskische hier noch am besten halten (1996 gab es dort z.B. noch fast 1.000 monolinguale Baskisch-Sprecher). Allerdings sind es auch hier die über 65-Jährigen, die am meisten Baskisch sprechen (ca. 71%), bei den 16-25-Jährigen sind es nur noch 32%. Besorgniserregend ist vor allem die Situation im Norden von Nieder-Navarra (u.a. in der Region Amiküze): während 1972 dort noch zwischen 50 – 96% der Bevölkerung Baskisch sprechen konnte, sind es heute wohl nur noch 10 – 20%).

Baskisch-Sprecher in Iparralde (2010)

Da in der Region das Baskische keinen offiziellen Status hat und auf keine Weise von den französischen Institutionen gefördert wird (obwohl man sich dazu verpflichtet hatte), fehlte es auch lange Zeit komplett im öffentlichen Schulsystem. Manche Schulen boten es als Wahlfach an, was aber bei weitem nicht ausreichte. In den letzten 15 Jahren haben sich aber einige Schulen – auf Druck von verschiedenen Elternverbänden wie Biga Bai oder Ikas-Bi – dazu entschieden, zweisprachigen Unterricht anzubieten. Mittlerweile besuchen über 8.600 Schüler die 102 bilingualen Schulen (über 50% der öffentlichen Schulen bieten schon einen bilingualen Zweig an). Der Andrang ist groß: es fehlt an gut ausgebildeten, baskischsprachigen Lehrern, sodass die große Nachfrage noch nicht gestillt werden konnte. Eben deshalb unterzeichneten die Regierungen von Euskadi und Navarra und der Präsident des Sprachbüros für die baskische Sprache von Iparralde (Euskararen Erakunde Publikoa/Office Public de la Langue Basque) im Jahr 2017 ein Abkommen, um vor allem baskischsprachige Lehrer aus Navarra und Euskadi dazu zu bewegen, in den Norden zu ziehen und dort zu unterrichten. Da jedoch von offizieller Seite keine Unterstützung für eine sprachliche Immersion (also Baskisch als einzige Unterrichtssprache) zu erwarten war und ist, wurde von Privatleuten das Netz der Ikastolas ausgebaut. Mittlerweile gibt es 31 Ikastolas, von Kindergärten, Grundschulen bis hin zu weiterführenden Schulen. Sie werden von über 4.000 Schülern besucht. So besuchen gut 50% der Grundschüler in Iparralde inzwischen Schulen, in denen das Baskische Unterrichtssprache ist (sowohl ausschließlich, wie in den Ikastolas, als auch bilingual, zusammen mit Französisch). Das spiegelt sich auch in den Zahlen wieder. Während die Baskisch-Kenntnisse in jeder Altersklasse abnehmen, steigen sie bei den 16-25 Jährigen: von 11% im Jahr 1996 auf knapp 18% im Jahr 2011. Besonders ausgeprägt ist das Phänomen in der BAB (1996: 0,6%; 2011: 8,3%) und im Rest von Lapurdi (1996: 13,6%; 2011: 24%). Das macht Hoffnung, aber die Zukunft wird zeigen, ob diese Euskaldun Berris das Baskische auch im Alltag benutzen werden, denn dafür müsste sich viel ändern. Besonders für Nicht-Muttersprachler ist es wichtig, dass sie das Baskische auch im öffentlichen Leben gebrauchen können, ansonsten hat das Erlernen der Sprache keinen Sinn. Erste Schritte sind gemacht, aber die Sprache muss für die Sprecher auch nützlich sein, damit sie überleben kann.


Zum Schluss wollte ich nochmal ein paar bekannte Leute erwähnen, die entweder Basken sind oder baskische Vorfahren haben und ein paar Videos empfehlen, für diejenigen, die sich das Baskische mal anhören wollen. In Spanien selbst gibt es viele bekannte Basken bzw. Nachfahren baskischen Einwanderer, die man in Deutschland natürlich kaum kennen wird. Dazu zählen z.B. Anne Igartiburu (Moderatorin), Iñaki Gabilondo (Journalist), José María Aznar (ehemaliger, ziemlich rechter, spanisch-nationalistischer Ministerpräsident Spaniens; sein Großvater Aznar Zubigaray war in seiner Jugend Mitglied der baskisch-nationalistischen Partei PNV, „konvertierte“ dann jedoch, trat der faschistischen Falange bei und war jahrzehntelang spanischer Diplomat im Dienste Francos), Esperanza Aguirre (Ex-Ministerpräsidentin von Madrid, Anhängerin der PP; stammt aus einer baskischstämmigen Adelsfamilie), Amaia Montero (Sängerin), Mariló Montero Abárzuza (Navarresin; Moderatorin), Emma García (Moderatorin), Iñaki López (Moderator), Karlos Arguiñano Urkiola (Fernsehkoch), Arantxa Aranguren Ilarregui (Navarresin; Schauspielerin), Alfredo Landa Areta (Navarrese; Schauspieler), Unax Ugalde (Schauspieler), Álex Ubago (Sänger), Leire Martínez (Sängerin), Amaia Romero Arbizu (Navarresin; Sängerin, vertrat Spanien 2018 beim ESC) oder Mikel Erentxun (Sänger). Auch außerhalb Spaniens bekannt sind z.B. Alejandro Amenábar (chilenischer Regisseur), Natalia Tena (eigentlich Natalia Gastiain Tena; englische Schauspielerin, bekannt aus Harry Potter und Game of Thrones), Sofía Vergara (kolumbianische Schauspielerin; ihre Nachnamen „Vergara Vergara“ sind baskisch; bekannt vor allem aus Modern Familiy), Che Guevara (baskische Vorfahren), Salvador Allende (ehemaliger Präsident Chiles), Isabel Allende (chilenische Schriftstellerin), Juanes (kolumbianischer Sänger; sein Nachname ist Aristizabal), Jon Kortajarena (Model aus Bilbao), Simón Bolívar (venezolanischer Unabhängigkeitskämpfer; Nationalheld Venezuelas, Kolumbiens, etc.), Pablo Escobar Gavíria (ehemaliger kolumbianischer Drogenbaron; sowohl Gaviria als auch Echeverri und Berrío, die beiden anderen Nachnamen seiner Eltern, sind baskisch), José Mujica (ehemaliger Präsident von Uruguay), Hector Elizondo (amerikanischer Schauspieler; bekannt aus Die Braut, die sich nicht traut, Pretty Woman, Plötzlich Prinzessin, etc.), González Iñárritu (mexikanischer Regisseur; z.B. The Revenant), Paco Rabanne (Designer, eigentlich Rabaneda Cuervo; aus Pasaia, Gipuzkoa), Balenciaga Eizaguirre (Modedesigner aus Getaria, Gipuzkoa), Xabi Alonso (Fußballspieler), Miguel Indurain (Rennradfahrer, fünfmaliger Sieger der Tour de France) oder die Königin Maxima der Niederlande (aus Argentinien, aber ihre Nachnamen Zorreguieta Cerruti sind baskischen Ursprungs).

Musik auf Baskisch

Außerdem entsteht auch sehr viel Musik auf Baskisch. Zuerst hier das Lied Bereterretxen khantoria aus dem 15. Jhd., das von Jean-Mixel Bedaxagar (aus Zuberoa) vorgetragen wird (wie man hört, hat er noch das rollende r beibehalten). Als nächsten müssen die Bertsolariak und der Bertsolaritza („Bertsolarismus“) erwähnt werden. Es handelt sich um gelebte Geschichte, manche datieren den Ursprung der Bertsolariak auf das Neolithikum zurück. Bertsolariak improvisieren ihre Verse (Bertsoak) vor Publikum; sie bekommen ein Thema oder Schlüsselwörter vorgegeben und haben wenige Sekunden Zeit, um ihr Gedicht dann vorzusingen. Dabei beginnen sie am Ende und bauen das Gedicht von dort aus auf, um es dann mit einer bestimmten Metrik und nach festgelegten Reimregeln in der richtigen Reihenfolge vorzutragen (hier ein Beispiel). Alle vier Jahre findet eine Meisterschaft in Barakaldo statt, die massenhaft von jung und alt besucht wird. Hier eine kurze Doku darüber mit englischen Untertiteln.

In den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entstand „das neue baskische Lied“ (Euskal Kantagintza Berria), in dessen Mittelpunkt die Gruppe Ez Dok Amairu stand, deren Mitglieder sich für die Wiederbelebung des Baskischen in der Kultur einsetzten. Viele der Lieder schafften es zwar nicht durch die Zensur und durfte weder im Radio noch auf Konzerten gespielt werden, aber sie verbreiteten sich dann vom Untergrund aus weiter. Aus dieser Zeit stammen einige der populärsten baskischen Lieder, wie z.B. Aita semeak (von Oskorri, aus Bilbao), Txoria txori (gesungen von Mikel Laboa, aus Donostia/San Sebastián), Xalbadorren heriotzean (gesungen von Erramun Martikorena, aus Nieder-Navarra), Eperra (hier von Niko Etxart, aus Altzürükü/ Zuberoa) oder Lau teilatu (von Itoiz). Außerdem gibt es viele Liedermacher, die ziemlich bekannt sind. Darunter sind z.B. Mikel Urdangarin (z.B. mit Abendua oder mit Badira hiru aste), Izaro (mit Aurpegien atzean, mit Libre oder mit Astelehenak) oder Olatz Zugasti (hier). In letzter Zeit haben verschieden internationale Künstler ihrem baskischen Erbe gedacht, indem sie ein Lied auf Baskisch veröffentlicht haben. So sang Juanes das Lied Aldapeko, Amaia Montero (ehemalige Sängerin der Band La Oreja de van Gogh) und Mikel Erentxun (Sänger von Duncan Dhu) machten eine wunderschöne Version von Lau teilatu, und selbst die Kelly Family, die zwar keine Basken sind, aber lange Zeit in Pamplona gelebt haben, sangen u.a. Txoria txori (hier John Kelly mit seiner navarresischen Frau Maite Itoiz). Aber es entsteht auch sehr viel Rock, Pop-Rock, Pop und Ska auf Baskisch. Neuerdings sogar Trap und Reggaeton. Bekannte Bands sind u.a. Ken Zazpi aus Bizkaia (eher Pop-Rock; z.B. Ilargia oder Itsasoa gara), Negu Gorriak aus Gipuzkoa (Rock/ Pop-Rock; z.B. Kolore Bizia), Gatibu aus Bizkaia (singen in Bizkaiera; Rock/ Pop-Rock; z.B. Aske Maitte, Euritan dantzan oder Ez naz Makurtuko), Betagarri aus Álava (Ska; z.B. Bidea gara), Berri Txarrak aus Navarra (Rock; z.B. Ikusi arte), Vendetta auch aus Navarra (eher Ska, aber mit vielen anderen Genres; z.B. Begitara begira oder Udarako gau luzeak), En Tol Sarmiento/ E.T.S aus Araba (Ska/Rock; die meistgehörteste Band der baskische Jugend; z.B. mit Ametsetan oder Aukera Berriak) oder Kortatu aus Gipuzkoa (radikaler Baskenrock/ Ska/Rock; z.B. Sarri Sarri). Kai Nakai (Iratxe Aguilera), aus Vitoria-Gasteiz, macht vor allem feministischen Reggaeton (z.B. Kolpe, Ez dakit oder 15K). Pello Reparaz, der zuvor schon der Sänger der Band Vendetta gewesen ist, die eher Ska gemacht hat, macht mit Zetak jetzt eher Electro (z.B. Itzulera, Zeinen ederra izango den oder Errepidean).

Im französischen Baskenland hat es Anne Etchegoyen (aus Nieder-Navarra) mit ihren neuen Versionen traditioneller Lieder sogar zur Goldenen Schallplatte gebracht. Ihr bekanntestes Lied ist wohl Hegoak, eine Version von Txoria txori, die sich sehr nach Ethnofolk anhört, aber mit tollen Landschaften beeindruckt. Izarrak, eine andere Band aus Nieder-Navarra, hat zwar nicht den Erfolg den Etchegoyen hat, widmet sich aber auch noch eher der traditionellen baskischen Musik (hier eine Version von Aita semeak). Die einzige Band aus Zuberoa, die ich kenne, ist Xiberoots (z.B. mit Maule Muffin oder Agur Xiberua).

Das wohl bekannteste Lied im Moment ist allerdings Aldapan gora von Huntza, einer jungen Band aus Gipuzkoa, die die traditionellen Melodien der Trikitixa (baskisches Akkordeon; die Sängerin Josune Arakistain ist baskische Meisterin im Trikitixa-Spielen) mit Ska, Rock-Pop, etc. mischt. Weitere bekannte Lieder von Huntza sind Lasai, lasai, Buruz behera und natürlich Zer izan, das zum Frauenstreik am Weltfrauentag 2018 aufgenommen wurde (über 5 Mio. Frauen nahmen am Streik teil).


So zum Schluss noch ein bekanntest baskisches Sprichwort:

«Euskara bihotzean baina erdara ezpainean»
Das Baskische im Herzen, aber die Fremdsprache (Spanisch bzw. Französisch) auf den Lippen

Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend ändert. Denn wie schon Joxean Artze einst sagte:

«Hizkuntza bat ez da galtzen, ez dakintenek ikasten ez dutelako, dakitenek hitzegiten ez dutelako baizik.»
(Eine Sprache geht nicht verloren, weil die, die sie nicht sprechen, nicht lernen, sondern weil die, die sie sprechen können, nicht sprechen.)

Und zu allerletzt noch ein Zitat von Koldo Mitxelena, der das eigentliche Mysterium des Baskischen so zusammenfasst:

«El verdadero misterio del euskera es su pervivencia, no su origen.»
(Das eigentliche Mysterium des Baskischen ist sein Überleben,  nicht sein Ursprung)

Quellen/ Iturriak:

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6 Gedanken zu “Euskera – das Baskische

  1. Pingback: La supervivencia: EUSKARA – Website-Titel

  2. Pingback: O galego – Das Galicische | Spanien für Deutsche

  3. Ausgezeichnet und sehr nützlich. Möchte gerne den Artikel behalten aber Ich weiss nicht wie es macht. Lese es gerade in die Bibliotek, also, nicht bei mir.
    Habe auch einigen Wörter von die Schilkoting Sprache aus Athabasca, Kanada. Z. B. atso = old woman, etso in Baskish. Oder Hedan = essen und edan in Baskish……well habe mehreren Wörter. Man sagts auch dass die Dogon, aus Mali, haben eine Sprache mit rund 60% der Wörter wie in Baskish…..

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    • Dankeschön!
      Von der Tschilkotin-Sprache hatte ich noch nichts gehört, aber es klingt interessant. Es ist wohl Teil der Dené-Kaukasischen Theorie, die allerdings heute von der Sprachwissenschaft größtenteils abgelehnt wird. Aber es ist trotzdem interessant, wie sehr sich manche Wörter ähneln (laut meinen Informationen bedeutet „hedan“ in Tschilkotin allerdings „er/sie/es trinkt gerade | he/she/it is drinking“, „heyan“ wäre „er/sie/es isst gerade“). Auf die Dogon bin ich nicht weiter eingegangen (habe sie in der Niger-Kongo-Theorie miteingeschlossen, obwohl bestritten ist, ob die Sprache überhaupt zur Niger-Kongo-Familie gehört), weil bei den Arbeiten dazu viele Fehler gemacht wurden und auch Wörter miteinander verglichen wurden, die indogermanischen Ursprungs sind (also Lehnwörter, wie z.B. „soro“, das auf Dogon und Baskisch „Feld“ bedeutet, aber vom Lateinischen „solum“ stammt, und dieses vom Proto-Indogermanischen „*swol-„; „Solum“ wurde im Baskischen übrigens zu zwei unterschiedlichen Wörtern: soro – ‚Feld‘ und zoru – ‚Boden/Sohle‘).

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  4. Pingback: Euskera sal al mundo – Bilbao Song 2019: un viaje a finales de marzo del año diecinueve

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