Asturleonesisch bezeichnet eine der fünf Sprachen, die im Norden der Iberischen Halbinsel aus dem Vulgärlatein entstanden sind und noch heute gesprochen werden (im Gegensatz zum Mozarabischen und Navarresischen, die heute ausgestorben sind). Zu ihnen gehören neben dem Kastilischen (Spanisch) auch das Galicisch-Portugiesische, das Aragonesische, das Katalanische und eben das Asturleonesische. Die Bezeichnung „Asturleonesisch“ stammt allerdings aus der Romanistik und wird von den Sprechern selbst kaum verwendet, um ihre Sprache zu benennen, da die Bezeichnung „Asturleonesisch“ viel mehr eine Gruppe von Varietäten beschreibt (mit zwei unterschiedlichen Ortographien), und nicht wirklich ein standardisierte Einzelsprache. Bis ins 19. Jhd. war vielen Sprechern noch nicht einmal bewusst, dass sie eine andere Sprache sprechen. Oft war es für sie einfach schlechtes Spanisch. Und in León oder Zamora findet man noch heute Leonesisch-Sprecher, die ihre Sprache „Castellano“ oder „Chapurriáu“ (Radebrechen, Kauderwelsch) nennen. Das hatte natürlich zur Folge, dass es lange Zeit kein gesamtheitliches Sprachbewusstsein gab. Viel gebräuchlicher sind daher heute verschiedene Glottonyme wie Asturianu/Bable in Asturien, Llionés in León und Zamora (hier jedoch regional noch weiter „aufgespalten“ in Cabreirés, Sanabrés/ Pachuocu, Patsuezu, Cepedanu, Charru, Palra, Bañés, Maragatu oder Sayagués) oder Mirandés in Miranda do Douro (Portugal). Heutzutage sind sich aber immer mehr Sprecher der Tatsache bewusst, dass z.B. Asturisch und Leonesisch keine unterschiedlichen Sprachen darstellen, sondern einfach verschiedene Bezeichnungen für ein und dieselbe Sprache sind. Auch sind Asturisch oder Leonesisch an sich keine wirklichen Dialekte, da sich die Isoglossen (Grenzen zwischen zwei Ausprägungen eines sprachlichen Merkmals) von Norden nach Süden durch das gesamte Sprachgebiet ziehen und keine Rücksicht auf politische Grenzen nehmen. Daher spricht man vielmehr von östlichen, zentralen und westlichen Dialekten. So sprechen die Menschen im äußersten Nordosten Leóns so wie die im Osten Asturiens und die Menschen im Nordwesten von León so wie die im Südwesten Asturiens. Genaueres dazu kommt aber später.
Wie alle iberoromanischen Sprachen, ist auch das Asturleonesische wohl ab dem 8. Jhd. n. Chr. entstanden. Zu der Zeit war das klassische Latein zwar noch Schriftsprache, aber die Bevölkerung sprach ein anderes, lebendiges und sich entwickelndes Latein: Das Vulgärlatein, bzw. Sprechlatein. Das Wort „vulgär“ ist in diesem Fall etwas irreführend, da damit nicht eine niedere Sprachform (Sprache der unteren Bevölkerungsschichten) gemeint ist, sondern die Sprache, die das Volk sprach; also jeder, sowohl arme Bettler, Bauern und Handwerker als auch Gelehrte und Geistliche (vulgaris = dem Volke zugehörig). Schon zu Zeiten Caesars sprachen die Leute nicht das klassische Latein, sondern Volkslatein. Da es sich aber eben um eine gesprochene Sprache handelte, ist sie kaum überliefert. Erst im 9. und 10. Jhd. tauchen immer mehr Randnotizen in Vulgärlatein auf, das ab diesem Zeitpunkt auch schon als Romanisch oder Proto-Romanisch bezeichnet werden kann, da es sich stark von den klassischen Schriften und anderen Notizen in Vulgärlatein unterscheidet. Die älteste schriftliche Überlieferung dieser Sprache auf asturleonesischem Gebiet (zu dem Zeitpunkt Königreich von León) stammt aus dem Jahr 974 n. Chr.: die Nodicia de Kesos (Käsebotschaft). Ab dem 11. Jhd. wird Leonesisch die Hofsprache des Königreichs León und alle wichtigen Dokumente, selbst Gesetzestexte wie die „Fueros“ (regionale Sonderrechte) von Avilés (1085/1155 n. Chr.), Oviedo (1145), Salamanca (13. Jhd.) oder Zamora (1289) wurden in dieser Sprache verfasst. Erste asturleonesische Wörter in der Literatur findet man z.B. im Manuskript „Libro de Alexandre“ (Anfang des 13. Jhd.), das eigentlich auf Kastilisch geschrieben wurde, in dem sich allerdings viele leonesische Wörter finden lassen (z. B. yes, ye, yera, forçia, conseijo, bono, nueche, escuses, marçio, setembrio, gelada, llinnage, meyor, orguyosos, bataya, dulda, enno/na, conno/conna, segurançia, dixioron, tien, lluogo, pued; The leonese features in the Madrid Manuscript of the Libro de Alexandre, Sarah Gilbert Bishop, 1977). Andere Dokumente aus dem 13. Jhd. stammen vor allem aus Klöstern, z.B. aus dem Kloster Santa María de la Vega in Oviedo („Ye rogamos a Don Pedro Obispo de Ouiedo, a Don Alfonso Abbat de Sant Vicinti que posiessent-hy sos séellos. Yo Domingo Yuannes alcalde (del Re) pongo-hy el mio“; 1258). Es wird sogar angenommen, dass das Asturleonesische zu dieser Zeit auf dem Weg zu einer einheitlichen Schriftnorm war (Rafael Lapesa Melgar).
Bis zum 14. Jhd. hatte sich das Asturleonesische zur wichtigsten Verkehrssprache entlang der Via de la Plata (einem gepflasterten Weg aus der Römerzeit) entwickelt, die sich mit einer Länge von knapp 500km zwischen Mérida (Extremadura) und Astorga (León) erstreckt. So wurde die Sprache in den heutigen Regionen Asturien, León, Zamora, Salamanca, Extremadura (und im nördlichen Huelva, Andalusien) und auch in einigen Regionen im Nordwesten des heutigen Portugals gesprochen. Zu diesen Regionen Portugals gehörten zum einen die „Tierra de Miranda“ und weite Teile des Distrikts Bragança (Trás-Os-Montes), zum anderen aber auch Teile der „Terra de Riba-Côa“ im Distrikt Guarda (Beira Alta) wie z.B. Figueira de Castelo Rodrigo, Almeida und Sabugal. Dies ist damit zu erklären, dass diese Regionen ursprünglich nicht zur galicischsprachigen Grafschaft Portucale gehörten. Erst als sich diese Grafschaft im Jahr 1143 vom Königreich León unabhängig machte und zum Königreich Portugal wurde, wurden die Gebiete ins neue portugiesische Königreich integriert. Die Tierra de Miranda kam direkt mit der Unabhängigkeit unter portugiesische Herrschaft; die Terra de Riba-Côa ging dagegen erst durch den Friedensvertrag von Alcañices im Jahr 1297 an Portugal.
Nach diesem sprachlichen und kulturellen Höhepunkt im 12. und 13. Jhd. begann im 14. Jhd. mit der Expansion des Kastilischen auch der Rückgang der anderen Sprachen. Besonders betroffen waren das Asturleonesische und das Aragonesische, die immer weiter in die Randgebiete im Westen und Osten gedrängt wurden (sie grenzten direkt an das kastilische Sprachgebiet und dienten als „Pufferzone“ zum Katalanischen und Galicischen). Bereits im Jahr 1230 hatten sich die Königreiche León und Kastilien vereint, doch obwohl beide Königreiche einem einzigen König unterstellt waren, bewahrten sie zunächst ihre politische Eigenständigkeit, hatten eigene Gesetze, Hofsprachen, Grenzen, etc. Daher hatte diese Vereinigung am Anfang keine Auswirkung auf das Asturleonesische. Doch ab dem 14., und besonders im 15. Jhd., ersetzte das Kastilische das Asturleonesische (und Galicische) als Schrift- und Prestigesprache, da die kastilischen Könige das Kastilische zur einzigen Sprache des Hofes erhoben hatten. Die gebildeten Leute in den Städten fingen an, nur noch Kastilisch zu sprechen; Literatur und sonstige Kunst entstand eigentlich ausschließlich auf Kastilisch. Dies führte dazu, dass das Asturleonesische nur noch in ländlichen Gebieten gesprochen wurde. Es sollte bis zum 17. Jhd. dauern, bis die Sprache im Jahr 1639 mit dem Werk „Pleitu ente Uvieo y Mérida poles cenices de Santa Olaya“ von Antonio de Marirreguera (eigentlich Antonio González Reguera) ihren Weg zurück in die Literatur fand (aber eher vereinzelt). Ab dem Zeitpunkt entstanden viele Gedichte, Geschichten und Erzählungen auf Asturleonesisch. Wichtige Schriftsteller zwischen dem 17. und 20. Jhd. waren Bernaldo de Quirós (17. Jhd.), Xosefa Xovellanos (18. Jhd.), Xosé Coveda y Nava (19. Jhd.), Xuan María Acebal (19. Jhd.) und Prin de Pría (19. Jhd.). Doch auch diese konnten den Rückgang des Asturleonesischen nicht aufhalten – zu groß war das soziale Stigma, „schlechtes Spanisch“ oder eine „Bauernsprache“ zu sprechen – sodass die Sprache bis zum 20. Jhd. bis in die westlichsten und nördlichsten Ecken der Region zurückgedrängt wurde.

Es ist schon paradox, dass Salamanca heute oft als der Ort in Spanien gilt, wo das beste Spanisch gesprochen wird. Aber naja, warum sollte das paradoxer sein als die Tatsache, dass man allgemein annimmt, dass in Hannover das beste Hochdeutsch gesprochen wird. So hat man in beiden Städten im Mittelalter andere Sprachen gesprochen. Genauso wie in Hannover, wo mit dem Hochdeutschen eine Fremdsprache übernommen wurde, die die Bevölkerung nicht wirklich sprechen konnte (sie sprach eigentlich ostfälisches Niederdeutsch) und eben deshalb eine besonders saubere Aussprache entwickelte, übernahmen die Einwohner Salamancas das Kastilische. Nur geschah das schon um einiges früher als in Hannover (dort erst im 19. Jhd.). In Salamanca dagegen wurde schon im Jahr 1492 von Antonio de Nebrija die erste Grammatik der Spanischen Sprache veröffentlicht. Geholfen bei der schnellen Kastilisierung der Provinz, hat der große Einfluss der wichtigsten Universität des Königreichs: der im Jahr 1218 gegründeten Universität von Salamanca. Dieser Einfluss ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass zwischen den leonesischen Dialekten im Norden (León, Zamora) und denen im Süden (Extremadura) eine spanischsprachige Region entstand (fast die gesamte Provinz Salamanca), die dazu führte, dass sich die jeweiligen Dialekte unterschiedlich entwickelten. Nachdem nämlich die Reconquista im Jahr 1492 abgeschlossen war, wurden die Dialekte im Süden (Extremadura) sehr stark vom Spanischen beeinflusst. Daher werden die Dialekte in Extremadura heute in zwei Kategorien eingeteilt: Die südlichen und zentralen Dialekte (Bahu Estremeñu und Meyu Estremeñu) gelten als spanische Dialekte mit leonesischem Einfluss (besonders im Wortschatz); die nördlichen Dialekte (Altu Estremeñu) dagegen gelten als Übergangsdialekte (Leonesisch–Spanisch), da zwar besonders die Phonetik vom Spanischen beeinflusst wurde, das asturleonesische Substrat aber noch sehr offensichtlich ist.
Kurzer Exkurs: Generell kann man viele Parallelen zwischen dem Niederdeutschen (Nedderdüütsch) Norddeutschlands – traditionell Plattdüütsch genannt – und dem Asturleonesischen feststellen. Auch das Niederdeutsche war im Mittelalter eine sehr wichtige Sprache, wenn nicht sogar die wichtigste Sprache Nordeuropas. Als Lingua Franca der Hanse, war es Amtssprache, Handelssprache, Rechtssprache und Literatursprache in Norddeutschland und wurde von den Niederlanden, über Dänemark und der Küste Schwedens bis hin zu den baltischen Staaten gesprochen, geschrieben oder zumindest verstanden. Doch mit dem Beginn des Untergangs der Hanse im 16. Jhd., begann auch der Rückgang des Niederdeutschen. Im deutschsprachigen Raum hatte sich noch keine einheitliche Schriftsprache durchgesetzt, es konkurrierten die Maximilianische (oder Süddeutsche Reichssprache), die Prager und die Sächsische/Meißner Kanzleisprache; also auf hochdeutschen Mundarten basierende Orthographien. In Norddeutschland hatte sich dagegen eine auf der Lübecker Ausgleichssprache basierende mittelniederdeutsche Schreibweise durchgesetzt, jedoch ohne gänzlich standardisiert gewesen zu sein. Die Veröffentlichung der Luther-Bibel im Jahr 1545 sollte den endgültigen Niedergang der mittelniederdeutschen Schreibung bedeuten. Luthers Schriftsprache war eine Mischung ostmitteldeutscher und ostoberdeutscher Dialekte (basierend auf der Meißner Kanzleisprache) und verbreitete sich dank der Reformation im Norden und auch in Mitteldeutschland ziemlich schnell. Zunächst allerdings nur als reine Schriftsprache, niemand sprach so, wie geschrieben wurde. Mitte des 17. Jhd. entstand das Neuhochdeutsche, was die Schriftsprache weiter veränderte; zu der Zeit war die mittelniederdeutsche Schriftsprache bereits verschwunden. Im Jahr 1750 setzte sich diese neuhochdeutsche Schriftsprache auch in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich durch, wo bis zu dem Zeitpunkt nach der Oberdeutschen Schreibweise geschrieben wurde. Die Norddeutschen, deren Muttersprache relativ wenig mit der Schriftsprache zu tun hatte, erlernten das Hochdeutsche als Fremdsprache. Ein paar Beispiele für die unterschiedliche Entwicklung bzw. für den konservativen Charakter des Niederdeutschen (Niederdeutsch/Englisch/Hochdeutsch): Water/water/Wasser, eten/eat/essen, Pann/pan/Pfanne, Solt/salt/Salz, Melk/milk/Milch, Week/week/Woche, Book/book/Buch, maken/make/machen, sitten/sit/sitzen, tellen/tell/zählen, to/to/zu, slapen/sleep/schlafen, Peper/pepper/Pfeffer, leev/lieb, etc. Zuerst übernahmen es die Kanzleien, später der Adel und die gebildete Bürgerschicht. Anfang des 19. Jhds. hatten die gebildeten Kreise in den Städten bereits das Hochdeutsche als Umgangssprache übernommen. Es galt als schick, Hoch zu sprechen; das Niederdeutsche wurde als Sprache der einfachen Leute (die ja die große Mehrheit der Bevölkerung ausmachten) und Bauern verachtet. Eine minderwertige Sprache, die klar im Gegensatz zur edlen höfischen Kultur Süddeutschlands stand. Es entstand sogar eine Bewegung, die gegen das Niederdeutsche wetterte. Als man im 19. Jhd. z.B. das Niederdeutsche als Unterrichtssprache in den Schulen einführen wollte (zuvor gab es keine Schulpflicht), regte sich Widerstand bei manchen Intellektuellen, die der Meinung waren, dass das Niederdeutsche nicht dafür geeignet sei: Für die Bildung kam nur das Hochdeutsche infrage, obwohl das Niederdeutsche die Muttersprache von über 90% der Bevölkerung war. Die Industrialisierung, Urbanisierung, Massenmedien und der Zuzug von Menschen aus dem hochdeutschen Sprachgebiet taten ihr übriges (z.B. nach 1945 mehrere Millionen Vertriebene aus Schlesien, Pommern, Ostpreußen, etc.; 1 Mio. ließen sich in Schleswig-Holstein, über 1,8 Mio. in Niedersachsen nieder; in Schleswig-Holstein kamen auf 4 Einwohner 3 Flüchtlinge, was vor allem in ländlichen Regionen zu Konflikten führte). Heute überlebt das Niederdeutsche als wirkliche Alltagssprache nur noch in wenigen ländlichen Gebieten (vor allem Ostfriesland, Nordniedersachsen, Teilen Mecklenburgs und Schleswig-Holsteins). Ja, ab dem 19. Jhd. entstand zwar wieder Literatur auf Niederdeutsch, aber immer als Mundartliteratur, die dem Hochdeutschen untergeordnet war. Man hatte keinen Bezug mehr zur ursprünglichen Schreibung, weshalb man sich der hochdeutschen bediente.
Genauso war es mit dem Asturleonesischen. Allerdings war dort der gesellschaftliche Druck größer, als in Norddeutschland. Mit der Industrialisierung wurden Asturien und der Norden Leóns zu Bergbauregionen, was viele Menschen aus Zentral- und Südspanien anzog. Die Cuenques Mineres (Bergbaugemeinden im südlichen Zentralasturien; z.B. Mieres, Llangréu, Ayer) verdoppelten oder verdreifachten ihre Bevölkerung zwischen 1910 und 1960 (z.B. Mieres: 1910, 27.000 Einwohner; 1960, 71.000; Llangréu: 1910, 25.000 Einwohner; 1960, 66.000). Auch in den leonesischen Bergbaugebieten sind ähnliche Bevölkerungszuwächse zu verzeichnen (z.B. Fabero: 1930, 1.500 Einwohner; 1960, 8.300; Viḷḷablinu: 1930: 6.700 Einwohner; 1960, 15.500). Verbunden mit einer extremen Landflucht, mehreren Auswanderungswellen nach Südamerika (z.B. zwischen 1860 und 1900 fast 100.000 Asturier, über 17% der damaligen Bevölkerung; zwischen 1901 und 1930 waren es weitere 200.000) und in die Großstädte Spaniens (1910 lag die Auswanderungsquote in León z.B. bei über 20%) und den Verboten und Stigmatisierungen während der faschistischen Diktaturen des 20. Jhds., führte dies zu einem Rückgang von Muttersprachlern (vor allem einsprachigen Muttersprachlern).
Besonders negative Folgen hatte die Landflucht im 20 Jhd. in Asturien und León. Bis zum Anfang des 20. Jhds. lebte der Großteil der Menschen aufm Land: Gijón/Xixón (Asturien) z.B. hatte im Jahr 1900 nur knapp 45.000 Einwohner (7% der Einwohner Asturiens). Heute sind es über 270.000 (25% der Einwohner Asturiens). Mittlerweile leben fast 50% der Einwohner Asturiens in Gijón/Xixón und Oviedo/Uviéu, 1900 waren es nur 14%. León-Stadt hatte 1900 knapp 15.000 Einwohner, heute über 125.000. In Asturien und León leben in den jeweils vier größten Städten knapp 55% der Bevölkerung, in Niedersachsen dagegen leben nur knapp 13% der Bevölkerung in den vier größten Städten des Landes (wobei es natürlich in Niedersachsen noch viel mehr Kleinstädte gibt als in Asturien oder León). Klar haben auch die spanischsprachigen Regionen an Bevölkerung verloren, allerdings ist es in diesem Kontext besonders kritisch, dass die leonesischsprachigen Gemeinden in den letzten 80 Jahren zwischen 70 und 80% ihrer Bevölkerung verloren haben: So ist z.B. die Gemeinde La Cabreira etwas größer als Hamburg, hat aber nur noch 3.500 Einwohner (4 Einwohner/km²), die Gemeinde La Cepeda in etwa genauso groß wie Hamburg, hat aber nur 14.000 Einwohner (20 Einw./km²). Die Gemeinde Oumaña (León), die 1950 noch fast 10.000 Einwohner hatte, hat heute nur noch 2.300 Einwohner (77% Rückgang; 4 Einwohner/km²); Somiedu (Asturien) verlor über 80% der Bevölkerung (1940: 5.600 Einwohner; heute: 1.100).
Auch in Portugal ging das Asturleonesische stark zurück. Portugiesisch war die Amts- und Literatursprache des Königreichs Portugal und Mundarten oder andere Sprachen wurden marginalisiert. In der Terra de Riba-Côa verschwand das Asturleonische wohl bereits im 15./ 16. Jhd., während es sich in der Terra de Miranda – hier Mirandesisch (Mirandés) genannt – allerdings bis heute halten konnte (wenn auch nur in einem kleinen Teil des Gebiets, in dem es ursprünglich gesprochen wurde). Die Sprachwissenschaftler Portugals kannten für Portugal keine Dialekte, geschweige denn andere Sprachen. Lange war man der Überzeugung, dass ein Bauer aus dem Norden einen aus dem Süden ohne Probleme verstehen würde, und dass es deshalb keine unterschiedlichen Dialekte gäbe. Diesem Denken liegen die traditionellen Modelle Italiens und Frankreichs zugrunde, die keine Regionalsprachen kennen, sondern einfach Dialekte. In diesem Falle Dialekte, die untereinander nicht verständlich sind und man deshalb für die Kommunikation auf die Standardsprache zurückgreifen muss (dabei war es egal, ob es tatsächlich Dialekte der Amtssprache waren oder ob sie anderen Sprachfamilien zugehörten, alles war nur „Dialekt“). Nun sind die Dialekte Portugals aber untereinander sehr viel verständlicher, was dazu führte, dass die Mundarten nicht Dialekte (dialecto), sondern „falares“ (sprachliche Varietäten) genannt wurden. Erst mit der Veröffentlichung von „O dialecto mirandez“ im Jahr 1882 von Leite de Vasconcelos erschien das Mirandesische auf der Bildfläche. Zwar wurde auch hier die Sprache nur als „Ko-Dialekt“ bezeichnet, aber es bildete die Grundlage für sein nächstes Werk, das sehr viel umfangreicher ausfiel und in dem er schrieb, dass man das Mirandesische nicht dem Portugiesischen zuordnen könne (Estudos de Filologia Mirandesa, 1900). Jedoch sollte es noch bis 1999 dauern, bis das Mirandesische auch offiziell als Amtssprache in Miranda do Douro (Miranda de l Douro auf Mirandesisch) und als Regionalsprache Portugals anerkannt wurde.
Zum heutigen Sprachgebiet zählen Asturien (mit Ausnahme der Grenzregion im Westen, wo Galicisch gesprochen wird), der Norden und Westen von León (mit Ausnahme der westlichen Grenzregion, wo Galicisch gesprochen wird), der äußerste Nordwesten von Zamora (mit Ausnahme von As Portelas, wo Galicisch gesprochen wird) und das portugiesische Miranda de l Douro. Die Dialekte in Kantabrien (cántabru, montañés oder pasiegu genannt) und im Norden der Extremadura (alto-estremeñu oder castúu genannt) gelten als Übergangsdialekte zum Spanischen, weshalb sie nicht direkt zu den asturleonesischen Dialekten gezählt werden. Dies liegt vor allem daran, dass diese Gebiete schon sehr früh ins Königreich Kastilien eingegliedert wurden und daher dem kastilischen Einfluss viel länger ausgesetzt waren (in Teilen Kantabriens wurde aber schon von Anfang an Kastilisch gesprochen, denn die Region zwischen Burgos, Araba/Álava, La Rioja und Süd-Kantabrien gilt als Wiege der spanischen Sprache).
Genaue Sprecherzahlen sind nicht bekannt. In Asturien geht man meist von etwa 100.000 Muttersprachlern und 450.000 Zweitsprachlern aus (etwa 45% der Einwohner Asturiens, auch wenn aktuellere Umfragen höhere Sprecherzahlen andeuten), d.h. hier ist die Sprache noch am lebendigsten. In León und Zamora geht man von noch etwa 25.000 Muttersprachlern und 25.000 Zweitsprachlern aus, während es in Miranda de l Douro wohl nur noch etwa 5.000 – 10.000 Sprecher gibt. Für Kantabrien und die Extremadura geht man von wenigen tausend Sprechern aus: Ca. 20.000 in Extremadura/El Rebollar (Salamanca) und etwa 5.000 in Kantabrien. Generell muss man sagen, dass die Sprache aus den größeren Städten wie León, Zamora und Astorga völlig verschwunden ist und nur noch in den abgelegenen Regionen – besonders in den Bergen – als lebendige Alltagssprache erhalten geblieben ist (Ausnahmen: Oviedo/Uviéu und Xixón/Gijón in Asturien, wo ca. 40% angeben, Asturisch sprechen zu können). Dies liegt zum einen an der Omnipräsenz des Spanischen (besonders seit dem 20. Jhd., mit der Einführung der Schulpflicht und der Medien) und der Tatsache, dass sich viele Sprecher als minderwertig betrachteten, weil sie nur „schlechtes Spanisch“ sprechen konnten. Zum anderen liegt es aber auch am fehlenden institutionellen Rückhalt und der bereits erwähnten Landflucht. Asturien stellt hier eine klare Ausnahme dar: 34% der Asturier geben an, in ihrer Kindheit ausschließlich Asturisch, 20% Asturisch und Spanisch, und 42% ausschließlich Spanisch gesprochen zu haben. Während im Jahr 1983 nur 12% der Asturier das Asturische lesen und schreiben konnten, waren es im Jahr 2017 schon über 38%. Insgesamt 62% können es sprechen (44% gut oder sehr gut). Was allerdings fehlt, ist die Sprache auch im Alltag anzuwenden; in den meisten öffentlichen Situationen wird Spanisch bevorzugt, während das Asturische oft auf die Kommunikation innerhalb des engsten Familienkreises beschränkt ist (alle Ergebnisse: III Encuesta Sociollingüística d’Asturies; 2017; Equipo Euskobarómetro, Francisco J. Llera Ramo). Interessant ist außerdem, dass 18% der Asturier angaben, nur „mittelmäßiges“ Spanisch zu sprechen; 3% sagen sogar, ziemlich schlecht Spanisch zu sprechen (die Skala war: perbien – abondo bien – regular – abondo mal – permal / sehr gut – ziemlich gut – mittelmäßig – ziemlich schlecht – sehr schlecht). In den Städten kommt ein zusätzliches Phänomen hinzu, das man in Hamburg und anderen Städten Norddeutschlands noch bis in die Nachkriegszeit hinein kannte: eine Mischsprache. Die niederdeutsch/ hochdeutsche Mischsprache nennt man Missingsch, die asturisch/spanische Amestáu. Während z.B. in Gijón nur 7,7% der Befragten angaben, dass sie Zuhause nur Asturisch sprechen (11,5% zudem sowohl Spanisch als auch Asturisch), gaben immerhin fast 30% an, Zuhause Amestáu zu sprechen (“El Asturiano en Gijón; Primera Encuesta Sociolingüística Municipal”; 2004; Equipo Euskobarómetro UPV, F. J. Llera Ramo und Pablo San Martín Antuña).
Asturleonesisch ist als „schützenswerte und zu fördernde“ Sprache in den Autonomiestatuten (ähnlich deutscher Länderverfassungen) der jeweiligen Regionen anerkannt, jedoch wurde ihr kein offizieller Status zugesprochen, was dazu führt, dass sich die Regionalregierungen nicht wirklich für den Erhalt der Sprache einsetzen. In Asturien gibt es zwar ein paar Gesetze, die unter dem Namen „Llei del Bable“ zusammengefasst werden, die dazu beitragen sollen, das Asturische zu fördern. Fast alles, was im Bereich des Spracherhalts getan wurde, beruht aber auf privaten Initiativen. Die einzigen Ausnahmen sind die Einführung des Asturischen als Wahlfach in den Schulen und die Wiedereinführung der traditionellen Ortsbezeichnungen in Asturien, die vom asturischen Bildungs- bzw. Kulturministerium beschlossen wurden. Heute haben fast alle Ortschaften Asturiens entweder einen offiziellen asturischen Namen (z.B. L’Arbeyal, Les Arriondes, Rozaes, Ḥuentes, Ḷḷuarca) oder asturisch-spanische Doppelnamen (z.B. Xixón/Gijón, Llangréu/Langreo oder Viḷḷaño/Villandio). In León haben private Vereine in verschiedenen Gemeinden zweisprachige Ortsschilder eingeführt (Losadilla/ Llousadiella, Truchas/ Trueitas, Castrohinojo/ Castrufenoyu oder Baillo/ Vayellu), die allerdings nicht von der Regionalregierung von Kastilien und León anerkannt werden und keinen offiziellen Charakter haben. In Miranda de l Douro findet man auch zweisprachige Schilder (da es ja offizielle Regionalsprache ist), wie z.B. Duas Igrejas/ Dues Eigreijas, Vila Chã/ Bila Chana oder Picote/ Picuote (die 300 Einwohner von Picuote sind monolinguale Mirandesisch-Sprecher, was in Portugal viel Aufsehen erregt hat). Auch aufgrund einer privaten Initiative (vom Verein El Teixu) wurden in den Gemeinden von León und Zamora, wo das Leonesische noch am lebendigsten ist, an Geschäfte, Restaurants etc., kostenlose Hinweisschilder auf Leonesisch verteilt, um die Sprache im Alltag sichtbarer zu machen. Erstaunlicherweise kam das so gut an, dass der Verein mit der Produktion nicht nachkam.
Es wird auch versucht, die Sprache in das Schulsystem einzuführen, da es aber außer in Asturien keine Unterstützung von seiten der Regierungen gibt, läuft es sehr schleppend. In Asturien bieten mittlerweile alle Vor- und Grundschulen Asturisch als Wahlfach an (1,5 Std/Woche) und auch die weiterführenden Schulen sind verpflichtet, es als Wahlpflichtfach anzubieten, was jedoch nicht heißt, dass es auch gemacht wird. Zwar belegten während der letzten Jahre immer zwischen 50 und 65% der Grundschüler Asturisch, in der Sekundarstufe waren es aber nur noch 20%. Das liegt einerseits daran, dass es oft nur unzureichende Angebote gibt, und andererseits daran, dass die Kurse nicht stattfinden, wenn die Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht wird. Außerdem – und das ist meiner Meinung nach das größte Problem – müssen sich die Schüler in der Sekundarstufe zwischen Französisch, Deutsch oder Asturisch entscheiden, was eine große Benachteiligung des Asturischen darstellt. Trotz all dieser Probleme sieht es in Asturien allerdings sehr viel besser aus als in León oder Zamora, wo das Leonesische nirgendwo auf dem Stundenplan steht. In manchen Orten wird es zwar als außerschulische Aktivität angeboten, aber das reicht bei weitem nicht aus, um die Sprache vorm Aussterben zu bewahren. Größeren Andrang verzeichnen hingegen die Leonesisch-Kurse für Erwachsene in den Provinzhauptstädten wie León, Astorga oder Zamora, obwohl dort niemand mehr die Sprache im Alltag spricht.
Neben der schrumpfenden Sprecherzahl und dem fehlenden Rückhalt von Seiten der Politik, sieht sich die Sprache einem weiteren Problem ausgesetzt. Da der Normalisierungsprozess im Mittelalter unterbrochen wurde, gibt es heute keine einheitliche normierte und grenzüberschreitende Standardsprache. In Asturien hat die ALLA (Academia de la Llingua Asturiana, die offizielle Sprachakademie für die Asturische Sprache) zwar im Jahr 1981 für die Sprache eine bindende Ortographie (mit theoretisch vier Schreibnormen) und eine allgemein gültige Grammatik für die Standardsprache (1998) eingeführt, aber viele Sprecher außerhalb Asturiens kennen sie entweder nicht, oder erkennen sie nicht an. Denn: Grundlage für diese Werke war der zentralasturische Dialekt. Er hat heute die meisten Sprecher, und auch der Großteil der Literatur des 18., 19. und frühen 20. Jhds. ist in diesem literarischen Dialekt (bable) erschienen. Die neue Rechtschreibung soll jedoch flexibel sein, um auch die Dialektsprecher mit einzubeziehen. Deswegen hat man vier Schriftnormen zugelassen: eine für die westlichen Dialekte, eine für die zentralen, eine für die östlichen und eben die Standardsprache. Das kann man zumindest überall lesen, aber ich habe kein offizielles Dokument der ALLA gefunden, in dem auch auf die andere Dialekte eingegangen wird (also heißt es im Moment wohl eher, dass westliche oder östliche Eigenheiten in der Schrift nicht per se als falsch gelten). Generell gilt jede der Normen als richtig: Während im Standard z.B. der Plural femininer Substantive mit –es gebildet wird (wie im Zentralasturischen), darf man in einem west- oder ostasturischen Text auch –as schreiben (las casas statt les cases – ‘die Häuser’). Zudem ist auch die Schreibweise der alten Diphthonge im Westasturischen erlaubt (z.B. cousa statt cosa – ‘Sache’, oder faléi statt falé – ‘ich sprach’). Allerdings genießt die Standardsprache am meisten Ansehen und soll sowohl in der Verwaltung als auch in den Medien, überregionalen Kontexten und in der Oberstufe bevorzugt verwendet werden. Wichtig ist auch, dass Sonderbuchstaben eingeführt wurden, um die dialektalen Varianten mancher Konsonanten auch schriftlich darzustellen. So wird z.B. das ll– am Wortanfang in Zentral- und Ostasturien als [λ] realisiert (Deutsch: „lj“; durch den Einfluss des eigentlich südspanischen Yeísmo heute auch oft einfach [ʝ] ausgesprochen), während es im Westen eine besondere Aussprache hat: die „che vaqueira“ (keine Entsprechung im Deutschen, zur Aussprache komme ich später). Deshalb ist es erlaubt, das ll– auch als ḷḷ oder l.l zu schreiben (z.B. ḷḷuna/l.luna statt lluna). Und die andere große Ausnahme ist die Darstellung des lateinischen f– am Wortanfang, das fast überall wie „f“ ausgesprochen wird, außer im Osten Asturiens. Hier wird es gehaucht, wie das deutsche „h“. Diese Aussprache darf mit ḥ oder h. wiedergegeben werden (z.B. ḥuturu/h.uturu statt futuru). Beide Ausnahmen kommen geschrieben aber nur in Dialektliteratur und offiziellen Ortsschildern vor. Ansonsten orientiert sich die Rechtschreibung sehr stark an der spanischen. Die Diskussion über die Standardsprache und die Normierung der Dialekte ist indes noch nicht abgeschlossen; immer wieder fordern westasturische Autoren, dass die ALLA auch normierende Werke für das Westasturische veröffentlicht. Vielleicht klärt sich das, sobald die Sprache endlich einen offiziellen Status erlangt.
Neben dieser asturischen gibt es wiederum auch eine mirandesische Ortographie, die 1999 von der Universität von Lisboa herausgegeben wurde. Seit dem Jahr 2000 kümmert sich das Anstituto de la Lhéngua Mirandesa um den Schutz, Verbreitung und Normierung des Mirandesischen. Diese Rechtschreibung orientiert sich sehr stark an der portugiesischen Ortographie (z.B. <lh> statt <ll>, <nh> statt <ñ>, <ge, gi, j> statt <x>, etc.). Die Dialekte in León und Zamora blieben lange Zeit außen vor, vor allem weil sich die Sprecher weder mit der einen noch mit der anderen Rechtschreibung identifizieren konnten/wollten. Heute wird im Allgemeinen eine an die leonesischen bzw. westasturischen Besonderheiten adaptierte Norm verwendet, die sich aber klar nach der ALLA richtet. Es gab zwar verschiedene Versuche, eine allgemein gültige Rechtschreibung für alle Dialekte zu erarbeiten, aber die waren leider zum größten Teil ziemlich absurd. Das Mirandesische müsste wohl aus diesem Projekt ausgeschlossen werden; aus verschiedenen Gründen. Zum einen ist die soziolinguistische Situation in Miranda etwas kompliziert, und zum anderen fällt es den Menschen dort leichter, sich mit der, am Portugiesischen orientierten, Ortographie zu identifizieren, etwas, was für die Menschen im spanischen Teil des Sprachgebiets nicht gilt. Außerdem hat das Mirandesische viele Laute beibehalten, die in den restlichen Dialekten verloren gegangen sind, und die mit der mirandesichen Rechtschreibung viel einfacher darzustellen sind. Versucht man nämlich, alle Varietäten mit einzubeziehen, entstehen Sachen wie der Vorschlag „Propuôsta ortográfica de l’asturlheonés unifhicáu“, wo der Autor vorschlägt „fhuônti“ (da es ja regional „fuonte/fonte/fonti/fuenti/h.uenti“ realisiert wird), „anhu“ (entweder als „añu“ oder „anu“ realisiert) und „fheithu“ (kann wie „feitu/fechu/h.echu“ realisiert werden) zu schreiben. Ich weiß, dass sich Carlos Quiles Casas bei der Ausarbeitung dieses Vorschlags richtig ins Zeug gelegt hat und höchstwahrscheinlich unglaublich viel Zeit investiert hat, um diesen Vorschlag für eine allgemein gültige Orthographie aller asturleonesischen Dialekte vorzulegen. Und ich muss zugeben, dass sie wirklich in sich schlüssig ist und alle möglichen dialektalen Variationen miteinbezieht. Aber dieser Vorschlag entbehrt leider jeglicher sprachgeschichtlicher Grundlage. Es wurde noch nie so geschrieben…und es sieht ehrlich gesagt unglaublich komisch aus.
Unterschiede zwischen der Rechtschreibung der ALLA und des Mirandesischen:
Allgemeine Eigenschaften des Asturleonesischen
Auch wenn die Sprache in mehrere Dialekte „zerfallen“ ist, gibt es einige Eigenschaften, die alle Varietäten gemein haben. Die wichtigste ist wohl, dass das lateinische L– am Wortanfang immer palatalisiert wird, also zu [λ] wird (deutsch: „lj“). Damit unterscheidet sich das Asturleonesische sowohl vom Spanischen als auch vom benachbarten Galicisch-Portugiesischen: lat. lingua > ast. llingua (span. lengua/ gl. língua – Sprache), lat. lactem > as. lleche/lleite (span. leche/ gl. leite – Milch), lat. lūna > lluna (span. luna/ gl. lua – Mond). Generell wird sehr viel palatalisiert. So werden die lateinischen –c’l–, –li– , –s’l–, –r’l–, –t’l– zu [ʝ] (<y> geschrieben) oder im Südwesten zu [tʃ] (<ch> geschrieben) und pl–, cl–, und fl– im Anlaut zu [λ] (<ll> geschrieben) oder [tʃ] (im Südwesten). Beispiele dafür sind: lat. oculum > güeyu/ güechu (Auge), lat. mulierem > muyer/ mucher (Frau), vetulum > vieyu/ viechu (alt), pestulare > pesllar (schließen), insula > islla (Insel), pirula > perlla (Perle), plorare > llorar/ chorar (weinen), clavem > llave/ chave (Schlüssel), flammam > llama/ chama (Flamme). Außerdem wird das lateinische -nn- meistens zu [ɲ] (<ñ>) palatisiert: lat. capanna > cabaña (Hütte). Zudem bleiben, anders als im Spanischen, aber wie im Galicisch-Portugiesischen, das lateinische f– im Anlaut und das –mb– erhalten: lat. fabulare > falar (span. hablar; sprechen); lat. filium > fiyu/ fíu (span. hijo; Sohn), lat. lumbus > llombu (span. lomo; Lendenstück, meist vom Schwein), lat. lambere > llamber (span. lamer; lecken). Hierbei ist natürlich zu beachten, dass die östlichen Dialekte das f– nicht als [f] sondern als gehauchtes [h] beibehalten haben. Da das Spanische die Aspiration vom „h“ größtenteils verloren hat und es heute stumm ist, gilt dieses gehauchte „h“ in den östlichen Dialekten des Asturleonesischen sozusagen als Zwischenstufe: [f] > [ɸ] > [h] > [∅]. Weitere wichtige Eigenheiten des Asturleonesischen sind:
- Der ersten Laut bei lateinischem –p’t–, –b’t–, –v’t–, –p’d–, –v’d–, –d’c–, –v’c– und –t’m– wurde zu /l/: dubitare > duldar (span. dudar/ pt. duvidar/ kat. dubtar; ‘zweifeln’), septimana > selmana (span./ pt. semana/ kat. setmana; ‘Woche’), recapitare > recaldar (span. recaudar/ pt. arrecadar/ kat. recaptar; ‘sammeln’), iudicare – xulgar (span. juzgar/ pt. julgar/ kat. jutjar; ‘richten, beurteilen’), gypsum > yelsu (span. yeso/ pt. gesso/ kat. guix/ges/algeps; ‘Gips’), etc.
- oft Wegfall von –e nach <r, s, l, n, z>: quier (er will), tien (er hat), vien (er kommt), el cruz (die Kreuzung), clas (Klasse), diz (er sagt), cuez (es köchelt), cues (er näht), conduz (er fährt), héliz (Helix)
- Dafür aber Beibehaltung des –e bei Wörtern, die im Lateinischen auf –etis/–itis endeten: rede (span. red; Netz), sede (span. sed; Durst), parede (span. pared; Wand), güéspede (span. huésped; Gast)
- Beibehaltung des lat. –n’r–, das in anderen Sprachen zu <rn> wurde: lat. teneru > tienru (span. tierno; zart), lat. generu > xenru (span. yerno; Schwiegersohn), veneris > vienres (span. viernes; Freitag)
- vielen ländlichen Dialekten ist gemein, dass ein –e an Wörter angehängt wird, die auf <r, l, n> enden (bei –n kann das /n/ auch verschwinden). Zudem hört man oft bei Infinitiven ein –e am Ende. Allerdings gelten diese Formen meist nicht als normativ und sollten nicht geschrieben werde. Es gibt aber auch Ausnahmen, die in den Standard aufgenommen wurden und die ich hier zusätzlich markiere (standardsprachlich in fett): trébole (Klee), árbole (Baum), ámbare (Bernstein), fácile (Standard: fácil; leicht), cárcele (Gefängnis), zúcare (Standard: azucre; Zucker), virxen/ vírxene/virxe (Jungfrau), quexume/ quexúmene (Wehklage), dentame/ dentámene (Gebiss), falare (Std. falar; sprechen), comere (Std. comer; essen), etc.
Außerdem kommt es im Asturleonesischen vermehrt zur Diphthongierung vom lateinischen kurzen „ĕ“ und „ŏ“ zu „ie“ und „ue“. Zwar hat das Spanische auch diese Diphthonge, aber im Asturleonesischen kommen sie öfter vor, auch an Stellen, wo das Spanische sie nicht hat: lat. fĕrrum > ast. fierru (span. hierro, Eisen), lat. pŏrtam > puerta (Tür), lat. fŏlia > fueya (span. hoja, Blatt), lat. ŏculum > güeyu (span. ojo, Auge), lat. hŏdie > güe/ güei (span. hoy, heute), lat. castĕllum > castiellu (span. castillo, Burg), lat. pressa > priesa (span. prisa, Eile), lat. vespa > aviespa (span. avispa, Wespe). Das Vokalsystem des Asturleonesischen ist relativ instabil, und so kann es dialektal (vor allem in Westasturien) zu anderen Diphthongen kommen: puerta/ puarta/ puorta, fueya/ fuoya oder bien/ bian und tierra/ tiarra. Zudem entfallen oft das intervokalische –d– und –g–: cansáu (span. cansado; müde), fueu (span. fuego; Feuer), mieu (span. miedo; Angst). Was die protoromanischen Sibilanten (Zischlaute) angeht, wurden die in fast allen asturleonischen Varietäten sehr stark vereinfacht. Die ursprünglich sechs Sibilanten (die auch in allen anderen iberoromanischen Varietäten bis ins 14. Jhd. vorhanden waren) [ʦ] (dt.: „z“), [ʣ], [s̺] („spanisches“ s), [z̺], [ʃ] (dt.: „sch“) und [ʒ] (dt.: „Garage“) wurden zu [s̺] (<s> geschrieben), [θ] (wie in Englisch „thing“; <ce, ci, z> geschrieben) und [ʃ] (<x> geschrieben; dt. „sch“).
Die einzigen Ausnahmen bilden das Mirandesische und einige lokale Varietäten in Extremadura, die die mittelalterliche Unterscheidung in verschiedener Weise beibehalten haben. Im Mirandesischen wurden die Sibilanten zu [s̺], [z̺], [s], [z], [ʃ] und [ʒ]. Diese Laute sind im Mirandesischen phonemisch, d.h. bedeutungsunterscheidend. Es wird z.B. unterschieden zwischen cesta [ˈses̺ta] (Korb) und sesta [ˈs̺es̺ta] (sechste), queixo [ˈkejʃu] (ich mecker) und queisu [ˈkeiz̺u] (Käse), cruja [ˈkɾuʒa] (Schleiereule) und cruza [ˈkɾuza] (er überquert) und cozer [koˈzeɾ] (kochen) und coser [koˈz̺eɾ] (nähen). In Extremadura haben manche Dialekte (besonders in Serradilla, Garrovillas und Sierra de Gata) eine sehr eigentümliche Art beibehalten, um zwischen stimmhaften und stimmlosen Frikativen zu unterscheiden. Hier wurden die ursprünglichen Sibilanten zu [s̺], [ð], [θ] und [h]. Während das [h] wahrscheinlich auf den Einfluss südspanischer Dialekte zurückzuführen ist und auch in Worten vorkommt, wo das lateinische f– gehaucht ausgesprochen wird (wie in den östlichen Dialekten des Asturleonesischen), weiß man nicht genau, woher das Phänomen kommt, die stimmhaften alveolaren Frikative (dargestellt als -s- und -z-) als stimmhaften dentalen Frikativ [ð] zu realisieren (wie in Englisch „the“). So unterscheidet man hier zwischen casa [ˈkaða] (Haus) und caça [ˈkaθa] (Jagd). Außerdem wurde die ursprüngliche Stimmhaftigkeit/ Stimmlosigkeit beibehalten, wie z.B. in izil [iˈðil] (ast.: dicir, sagen), ḥazel [haˈðel] (ast.: facer, machen), passal [paˈs̺al] (ast.: pasar, passieren) und ḥuerça [hwerˈθa] (ast.: fuercia, Kraft).
Dass das Asturleonesische etwas „weicher“ klingt als das Spanische, liegt u.a. an der Tatsache, dass neben den mittelalterlichen Sibilanten [ʃ] und [ʒ], auch das lateinische iu–, ge– und gi– zu [ʃ] wurden (dt. „sch“), während sie im Spanischen zu [x] wurden („ch“ in Bach). Man kann sagen, dass eigentlich überall da, wo im Spanischen heute <j>, <ge> oder <gi> (also [x]) steht, im Asturleoneischen <x> [ʃ] oder <y> [ʝ̞] steht: span.: trabajo [tɾaˈβaxo] > ast.: trabayu [tɾaˈβaʝ̞u] (Arbeit), span.: jineta [xiˈneta] > xineta [ʃiˈneta] (Ginsterkatze), span.: viejo [ˈbjexo] > vieyu [ˈbjeʝ̞u] (alt), span.: girar [xiˈɾaɾ] > xirar [ʃiˈɾaɾ] (abbiegen), span.: justo [ˈxusto] > xustu [ˈʃustu] (gerecht).
Eine weitere, sehr wichtige, Eigenschaft des Asturleonesischen ist, dass fast alle Varietäten dazu tendieren, die unbetonten Vokale am Wortende zu schließen (manchmal auch im Wort selbst). So wird –e oft zu –i und –o zu –u: lleche/ lleite > llechi/ lleiti (Milch), baxo > baxu (unter), costiella > custiella (Rippe). Besonders stark ist dies bei den Übergangsdialekten in Kantabrien und Extremadura. Dort werden alle unbetonten Vokale am Wortende geschlossen. Allerdings wird das Phänomen bis auf wenige Ausnahmen (z.B. esti, firir, aquelli) nicht in der Schrift wiedergegeben und ist auch nicht Teil des Standards.
Weniger verbreitet dagegen ist die Metaphonie (Veränderung des betonten Vokals durch einen nachfolgenden geschlossen Vokal, manchmal auch Vokalharmonie genannt), die man vor allem im südlichen Zentralasturien (Mieres, Carreño, Ayer, Ḷḷena und Gozón) antrifft. Hier bewirkt das Schließen des Endvokals, dass auch der betonte Vokal in der vorherigen Silbe geschlossen wird. Dabei wird dann a > e/o, e > i und o > u: gatu > guetu/ gotu (Katze), lleche > llichi (Milch), el corderu > il curdiru (das Lamm), perru > pirru (Hund), gochu > guchu (Schwein), platu > pletu/plotu (Teller). Außerdem kann es dann regional zu einer „2. Metaphonie“ kommen, z.B. escolanciu > esculenciu > esculinciu (Blindschleiche) oder prau > preu > príu (Weide). Auch die Diphthonge bleiben nicht verschont: puerto > puirtu (Hafen), guapu > güepu/guopu (hübsch), castiellu > castiillu (Burg). Allerdings wird auch die Metaphonie nicht schriftlich wiedergegeben (zumindest nicht im Standard).
Ein wichtiger Unterschied zum modernen Spanisch — aber eine Gemeinsamkeit mit dem Galicisch-Portugiesischen — ist außerdem, dass die klitischen Pronomen fast immer ans konjugierte Verb dran gehängt werden, während es im Spanischen nur beim Infinitiv und Gerundium möglich ist (span.: hacerlo, “es machen”, haciéndolo, “es machend”). Zum besseren Verständnis, hier ein Vergleich:
- Spanisch: Compro el libro a Joaquín (rot: Akkusativobjekt; blau: Dativobjekt; Ich kaufe Joaquín das Buch) / Lo compro a Joaquín (Ich kaufe es Joaquín) / Le compro el libro (Ich kaufe ihm das Buch) / Se lo compro (Ich kaufe es ihm).
- Asturleonesischen: Merco‘l llibru a Xuacu (Ich kaufe Xuacu das Buch) / Mércolu a Xuacu (Ich kaufe es Xuacu) / Mérco-y el llibru (Ich kaufe ihm das Buch) / Mérco-ylu (Ich kaufe es ihm).
Das „–y“ entspricht dem spanischen „le“ (3. Pers. Sgl., indirektes Objekt, „ihm/ihr“), der Plural ist -yos (ihnen). Um es in der Schrift von „y“ (und) zu unterscheiden wird es mit einem Bindestrich geschrieben. Regional, besonders im Südwesten Asturiens und im Nordwesten Leóns, kann es auch zu –ḷḷy werden (dialektaler Plural: –ys/ –ḷḷys)
Bei Verneinung, nach Fragepronomen und in Nebensätzen wandert das Pronomen vor das Verb: Nun-y diera nada (Er hatte ihr nichts gegeben), Nun lo viera (Er hatte es nicht gesehen), Elli diz que la vio ayeri (Er sagt, dass er sie gestern gesehen hat), ¿Cuándo lo dixo? (Wann hat er es gesagt?), Fíxo-y la comida (Er hat ihm das Essen gemacht) aber Diz que-y fixo la comida (Er sagt, dass er ihm das Essen gemacht hat), Cuando te lo dean, dínoslo (Wenn sie es dir geben, sag es uns). Weitere Beispiele: Ya‘l perru, ¿mercóu–ylu? (Und den Hund, hat er ihn ihm gekauft?) / Non, nun-ylu mercóu aínda (Nein, er hat ihn ihm noch nicht gekauft) / Viéronme na viesca (Sie sahen mich im Wald) / Ye-yos fácil (Es ist ihnen einfach= es ist einfach für sie).
Die Varietäten des Asturleonesischen
Im oberen Abschnitt habe ich ja schon – wenn auch ungewollt – viel über einige dialektale Unterschiede erzählt. Obwohl dieser Beitrag hiermit noch länger wird, möchte ich trotzdem noch auf die Unterschiede, die von Region zu Region doch recht offensichtlich sein können, eingehen.
Wie ich am Anfang schon mal gesagt habe, teilt man das Asturleonesische meistens grob in drei Dialektblöcke ein: Einen westlichen, einen zentralen und einen östlichen Block. Dabei unterscheiden sich die westlichen und zentralen Dialekte am meisten voneinander. Der Standard basiert zwar auf den zentralen Dialekten (da mehr Sprecher und längere schriftliche Tradition), die größte geografische Ausdehnung haben aber die Dialekte im westlichen Block.
Zu den westlichen Dialekten gehören das Asturianu Occidental (West-Asturisch) — das in vier Unterdialekte eingeteilt wird (A, B, C und D; siehe Bild) — und außerdem fast alle Dialekte in León (Bercianu, Cabreirés, Cepedanu, Alistanu und Maragatu), das Senabrés (oder Pachuocu) in Zamora und das Mirandesische. Gemeinsam ist allen, dass sie die ursprünglichen Diphtonge „ei“ und „ou“ beibehalten haben: faléi (ich sprach), falóu (er sprach), carpinteiru (Tischler), tesouru (Schatz). Außerdem gibt es mehr Variation, was die Diphthongierung des kurzen lateinischen „ŏ“ betrifft. So wird lat. portam zu puerta, puorta oder puarta (Tür), lat. portum zu puertu, puortu oder puartu (Hafen). Dabei tritt /uo/ hauptsächlich im Senabrés (Zamora), Miranda de l Douro und noch vereinzelt in Asturien (Tinéu, Pravia, Grau, etc.; also vor allem in den Gebieten A und C) auf; /ua/ (und /ia/ für /ie/) dagegen fast ausschließlich im Dialekt von Cudillero/Cuideiru (Pixuatu genannt). Am häufigsten ist mittlerweile der Diphthong /ue/. Weitere Eigenschaften sind:
- Die “Che Vaqueira”: Dieser Laut wird so genannt, weil er typisch war für die Vaqueiros; nomadisch lebende Kuhhirten, die die Sommer auf den Brañas (Bergweiden/Almen) in den Gebirgen West-Asturiens verbrachten. Der Laut kommt im Westen und Süden Asturiens und im Nordwesten Leóns vor (es ist daher kein rein westasturisches Phänomen; Regionen B, C, D). Allerdings bezeichnet der Begriff nicht einen einzelnen Laut, sondern vier verschiedene Realisierungen des Ll– oder –ll–. Dargestellt werden diese abweichenden Laute, wenn gewünscht, aber immer mit Ḷḷ / ḷḷ oder L.l / l.l:
- [t͡s̺] in Somiedu, Degaña, Cangas del Narcea in Asturien und Palacios del Sil, Ḷḷaciana und Babia in León (der Dialekt wird patsuezu oder paḷḷuezu genannt). Der Laut liegt zwischen [t͡ʃ] (dt.: „tsch“) und [t͡s] (dt.: „z“), die Zungenspitze muss den vorderen Gaumen berühren: ḷḷume [ˈt͡s̺ume] (Licht), ḷḷana [ˈt͡s̺ana] (Wolle) oder aḷḷegre [aˈt͡s̺eɣ̞ɾe] (fröhlich)
- [ʈ͡ʂ] in Quirós, Ayer und andere (südliches Zentralasturien): Die Aussprache ist ähnlich wie die davor, aber retroflex, d.h. die Zungenspitze knickt dabei etwas nach hinten. Zum Anhören des Lautes einfach hier klicken: ḷḷobu [ˈʈ͡ʂoβu] / [ˈʈ͡ʂow] (Wolf), vaḷḷe [ˈbaʈ͡ʂe] (Tal)
- [ɖ͡ʐ] im südlichen Teil von Ayer und La Bordinga (bei Cuideiru). Der Laut ähnelt stark dem vorherigen, ist aber stimmhaft/ klingt „weicher“. Er entspricht dem Laut vom Polnischen „cz“ und ähnelt entfernt dem „dsch“ in Dschungel. Hier anhören.
- [ɖ] in Astierna und Il Bau (Ibias) und Trabáu (Degaña). Der Dialekt, der in diesen Orten gesprochen wird, heißt Tixileiru und ist heute fast ausgestorben. Die Menschen in diesen Dörfern waren traditionell Tixileiros oder Cunqueiros (traditionelle Handwerker, die Geschirr aus Holz herstellten), die durch Spanien zogen, um ihr Handwerk zu verkaufen, und mit der Zeit einen eigenen Jargon entwickelten. Mittlerweile ist der letzte aktive Tixileiru gestorben und die letzten Bewohner der Dörfer sind auch schon meistens sehr alt, sodass dieser Dialekt wohl sehr bald verschwinden wird. Der Laut ähnelt dem „typischen“ indischen “d”, mit leicht zurück gebogener Zunge: ḷḷuvia [ˈɖußja] (Regen)
- Das lateinische -nn- bleibt meistens [n] und wird nicht zu [ɲ] palatalisiert (außer in A, im Cabreirés und Senabrés): cabana (statt cabaña, Hütte), pena (statt peña, Gipfel), anu (statt añu, Jahr)
- Besonders in Teilen des Gebiets A in Asturien und in León (Cabreirés, Senabrés und Bercianu) wird das n- am Wortanfang palatalisiert: ñueche/ñueite/ñuoite (Nacht), ñosoutros/ ñós (wir), ñarigón (langnasig)
- Die lateinischen –k’t– und –lj– werden entweder zu [ʝ̞] (Ḷḷuarca, Tinéu, Cuideiru; Cabreirés), oder aber zu [t͡ʃ] (Cangas del Narcea, Somiedu, Degaña, Ḷḷaciana, Babia, Quirós, Teberga, Altu Sil): lat. vectlus > vieyu/ viechu (alt), mulier > muyer/ mucher (Frau)
- Die lateinischen –lt– und –kt– werden meistens zu -it-, außer im Norden (A), wo sie zu -ch- werden, und Quirós (B), wo sie zu -ts- werden: lat. multus > muitu / mueitu / muchu / mutsu (viel), lat. noctem > nueite / nueche / nuetse (Nacht), lat. lactem > ḷḷeite / lleiche / ḷḷeitse (Milch)
- Alle Dialekte bilden den Plural von femininen Wörter auf –as und Verbalendungen auf –as/ –an (außer in San Ciprián, Zamora, wo man –es und –en benutzt), im Gegensatz zum Zentralasturischen, wo man die Formen auf –es/–en benutzt: la casa – las casas (die Häuser), tu falas (du sprichst), eḷḷas falan (sie sprechen)
Es gibt außerdem eine Region im Norden Asturiens, wo weder [λ], [ʝ̞] noch die „che vaqueira“ benutzt wird. Zwischen Valdés, Tinéu und Villayón werden diese Laute als [ɟ͡ʝ] bzw. [kʲ] realisiert (hier), was in Dialektliteratur mit –yy– dargestellt werden darf: muyyer [muˈɟ͡ʝeɾ], yyave [ˈɟ͡ʝaße] (Schlüssel), trabayyu [tɾaˈßaɟ͡ʝu] (Arbeit).
Das Mirandesische nimmt hier wieder eine Sonderrolle ein, da es stark vom Portugiesischen beeinflusst wurde. Am ähnlichsten sind sich noch das Mirandesische und das Senabrés. Sie verbindet u.a., dass das kurze lateinische „ŏ“ zu /uo/ wird, dass das [ʝ̞] aus dem Asturischen immer –ll– [λ] ist, dass das lateinische –nn– palatalisiert wird, die Bildung der 3. Person Plural (Präteritum) auf -orun und dass das –n– beim unbestimmten Artikel una (eine) weg fällt: fuonte (Brunnen), puode (er kann), abella / abeilha (ast.: abeya, Biene), collere / colher (ast.: coyer, nehmen), cantorun / cantórun (sie sangen) und úa / ua, algúa / algua (irgendeine).
Die Dialekte Cepedanu, Alistanu und Maragatu in León gelten oft als „richtiges“ Leonesisch, wurden aber schon so weit zurückgedrängt, dass sie heute fast ausgestorben sind. In den jeweiligen Regionen (La Cepeda, Aliste und Maragateiría) gibt es zwar noch Sprecher, die machen aber weniger als 5% der der ansässigen Bevölkerung aus. Allerdings leben viele leonesische Wörter weiter, indem sie einfach ins dortige Spanisch übernommen wurden. Das ist im übrigen sehr typisch für León, Zamora und Salamanca: Dort, wo das Leonesische als Alltagssprache verschwunden ist, lebt es im lokalen Spanisch in Form von Worten und Redewendungen weiter, ohne dass den Sprechern bewusst ist, dass man diese als Auswärtiger nicht versteht: z.B. asgaya/ a esgaya/ a embute (span. bastante, mucho; genug, sehr viel), antrueju (antruexu; span. carnaval; Karneval), amolarse (span. fastidiarse; sich abfinden), atollar (beerdigen, im Schlamm stecken bleiben), emburriar (span. empujar; schubsen), pega (span. urraca; Elster), prestar (span. gustar; mögen, gefallen), buraco (span. agujero; Loch), cadril (span. cadera; Hüfte), gocho (gochu; span. cerdo; Schwein) oder gorja (gorxa; span. garganta; Rachen).
Charakteristisch für die westlichen Dialekte sind zudem die Possessivpronomen, die sich durch die Diphthongierung und verschiedenen Formen für männliche/weiblich von den Standardvarianten unterscheiden: Statt el/la mio (mein/e), el/la to (dein/e) und el/la so (sein/e, ihr/e) benutzt man el mieu/miou (mein) und la mia (meine), el tou/ la tua (dein/deine) und el sou/ la sua (sein/ihr, seine/ihre).
- Standard: El mio hermanu (mein Bruder) / la mio hermana (meine Schwester) / el to fíu (dein Sohn) / la to fía (deine Tochter)
- West-Asturisch: El mieu/miou hermanu / la mia hermana / el tou fiyu/fichu / la tua fiya/ficha
Außerdem weisen die westlichen Dialekte gewisse Unterschiede in der Konjugation regelmäßiger Verben auf, besonders im Präteritum (Pretéritu Indefiníu): statt den standardsprachlichen Endungen -é/ -í (1. Pers. Sg.), -ó/ -ió (3. Pers. Sg.) und -aron/ -ieron (3. Pers. Pl.) benutzt man meist -éi/ -í, -óu/ -éu/ -íu und -anon/ -ienon. Beispiele (falar, beber, fundir): you faléi / bebí / fundí (statt yo falé/ bebí/ fundí; ich sprach/trank/schmolz), él falóu/ bebéu, bebíu/ fundíu (statt elli faló/ bebió/ fundió; er sprach/trank/schmolz) und ellos falanon/ bebienon/ fundienon (statt ellos falaron/ bebieron/ fundieron; sie sprachen/tranken/schmolzen). In León und Zamora kann zusätzlich für die 3. Pers. Pl. im Präteritum noch –oren, –onun / –ioren, –ionun benutzt werden: ellos faloren/ falonun, ellos bebioren/ bebionun und ellos fundioren/ fundionun (sie sprachen/tranken/schmolzen). Auch bei unregelmäßigen Verben gibt es Unterschiede zur Standardsprache. Als Beispiel hier nur die Formen für Präsens Indikativ des Verbs „ser“ (sein): Statt yo soi/so (ich bin), tu yes (du bist), elli ye (er ist), nós somos (wir sind), vós sois (ihr seid), ellos son (sie sind) sagt man oft you soi/sou, tu sos/yas, él yía/ya/ía, nós somos, vós sodes/sois, ellos son.
Zu den zentralen Dialekten habe ich schon vieles gesagt, besonders, um die Unterschiede in den westlichen Dialekten deutlich zu machen. Wie ich schon öfter gesagt habe, sind die zentralen Dialekte – besonders der nördliche – die Basis für die schriftliche Standardsprache. Aber es gibt auch hier Unterscheide zum Standard. Allgemein kann man sagen, dass diese Dialekte folgendes gemein haben:
- Alle haben das lateinische f– im Wortanlaut beibehalten: lat. fames > «fame» (Hunger), lat. ficus > «figu» (Feige)
- Generell gibt es nur eine mögliche Diphthongierung vom kurzen lateinischen ŏ > ue: lat. fortis > «fuerte» (stark), lat. loco > «llueu» (dann, später). Eine Ausnahme stellen Wörter dar, in denen nach ŏ ein nasaler Konsonant folgt. In dem Fall wird meistens nicht diphthongiert: lat. pŏntis > «ponte» (Brücke), lat. fŏntis > «fonte» (Quelle, Brunnen). Aber in einigen Regionen (Ayer, Mieres) wird auch dort zu „ue“ diphthongiert. Dort wird es dann zudem oft zu „ui“, da es in diesen Regionen Metaphonie gibt (siehe oben): puinti statt «ponte»(Erzählung), puirtu statt «puertu» (Hafen, Pass).
- Verstärkte Schließung der unbetonten Vokale: «contar» > cuntar (erzählen), «dormir» > durmir (schlafen), «los güeyos» > lus güeyus (die Augen)
- Verstärkter Wegfall von /b/ und /d/ zwischen Vokalen: «boda» > boa (Hochzeit), «vegada» > vegáa (Mal), «llobu» > llou/ ḷḷúu (Wolf), «llamaben» > llamaen (sie riefen an; Imperfeutu)
- Die Diphthonge „ei“ und „ou“ werden zu „e“ und „o“ monophthongiert: lat. caldarium > caldairum > caldeiru > «calderu» (Topf), lat. causa > cousa > «cosa» (Sache).
- Der Plural für feminine Substantive wird mit -e gebildet, genauso wie manche Endungen bei Verben, die auf –ar enden: la cosa > les coses (die Sachen), tu cantes (du singst), elles falen (sie sprechen). Einzige Ausnahmen sind die Regionen im äußersten Süden (Süde von Ayer, Ḷḷena, Mieres und Los Argüeyos in León), die diese Formen mit –a bilden: las cosas, tu cantas, ellas falan.
- Alle zentralen Dialekte und der Standard weisen eine Besonderheit auf, die in den westlichen Dialekten nicht vorkommt: Sie haben eine spezifische Endung für Adjektive, die ein Neutrum oder Kollektivum (unzählbar) beschreiben. Dieses Phänomen heißt Neutru de Materia und äußert sich dadurch, dass die Adjektive auf –o enden. Normalerweise nehmen Adjektive die Endung des Substantivs an: el mozu ricu (der reiche Junge), la moza rica (das reiche Mädchen), el vasu fríu (das kalte Glas). Aber: la xente rico (die reichen Leute), el lleche frío (die kalte Milch) und la ropa sucio (die schmutzige Wäsche). Teilweise kommt die Endung auch bei Substantiven vor, um zwischen spezifischen und unzählbaren Nomen zu unterscheiden: So unterscheidet man zwischen el pelo (das Haar, Gesamtheit der Haare) und el pelu (das Haar, ein einzelnes Haar); el fierro (Eisen, das Metall an sich) und un fierru (ein bestimmtes Stück Eisen).
Generell muss man sagen, dass es natürlich auch in den zentralen Dialekten einige regionale Unterschiede gibt. Allerdings halten die sich — im Vergleich zu den westlichen — in Grenzen und erschweren selten die gegenseitige Verständlichkeit. Charakteristisch für die meisten Dialekte im Zentrum ist die Metaphonie, die je nach Region unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Bei manchen Varietäten beschränkt sie sich auf das Schließen des betonten Vokals, bei anderen kommt es zu einer 2. Schließung (z.B. prau wurde zu preu, und dann zu príu). Außerdem kommt die Che vaqueira in Ayer, Riosa, Mieres, Ḷḷena und Los Argüeyos (León) in ihrer Variante als [ʈ͡ʂ] vor. In Ayer — wie in Quirós — wird zudem das lateinische –kt– und –lt– auch nicht zu <ch> ([t͡ʃ]) wie in den anderen zentralen Dialekten, sondern zu <ts> ([ʦ]): lat. multus > munchu / mutsu (viel), lat. iactare > echar, char/ tsar (werfen, eingießen, etc.), lat. lactem > lleche / ḷḷitsi (Milch) oder sogar lat. cacclus > cachu / quetsu (Stück). Die Regionen, die an der Grenze zu den östlichen Dialekten liegen, weisen schon gewisse Merkmale dieser auf. So wird in Ponga, Casu und Piloña das n- am Wortanfang fast immer zu ñ– palatalisiert: nariz > ñariz (Nase), nueche > ñueche (Nacht), nube > ñube (Wolke), nosotros > ñosotros (wir), etc. In der Konjugation unterscheiden sich die zentralen Dialekte kaum vom Standard. Nur im Süden kommt es öfter zu Abweichungen im Präteritum: statt volvió/ morrió gibt es volvú/ morrú (er kam zurück/er starb; in Ayer und Ḷḷena); statt falaron/ punxeron gibt es faloren/ punxoren (sie sprachen/ sie legten).
Die östlichen Dialekte weisen eine stärkere Kastilisierung auf. Diese wird stärker je weiter man sich nach Osten begibt. Auch hier kommt es oft zum Schließen der Vokale am Wortende, wobei es aber nur selten zur Metaphonie kommt. Hier wird a > e und regional e > i: tierra > tierre > tierri (Land), lleña > lleñe > lleñi (Brennholz). Abgesehen vom Osten Asturiens, wird auch im äußersten Nordosten Leóns in den Tälern von Sayambre und Valdeón (Riaño) ein östlicher Dialekt gesprochen. Jedoch leben in beiden Tälern zusammen nicht einmal mehr 1.000 Menschen, weshalb diese Region oft vergessen wird, wenn über die östlichen Dialekte des Asturleonesischen gesprochen wird. Nichtsdestotrotz gehört die Mundart hier diesen Dialekten an. Weitere Eigenschaften, die alle Dialekte im Osten gemeinsam haben, sind:
- Das lateinische f– am Wortanfang wird gehaucht/aspiriert. Statt einem [f] hört man also ein [h] (deutsches „h“). Dieses kann weiter im Osten entweder zum spanischen „j“ werden ([x] wie „ch“ in Bach) oder ganz verstummen. Dargestellt wird der Laut durch <ḥ> oder <h.> : fasta > ḥasta [ˈhasta] (bis), fariña > ḥariñe [haˈɾiɲe] (Mehl), fonte > ḥuenti [ˈhwenti] (Quelle, Brunnen).
- Im letzten Beispiel sieht man die nächste Eigenschaft: Das kurze lateinische ŏ wird auch vor –n– diphthongiert. Entweder zu /ue/ oder zu /uo/ (letzteres besonders in Cabrales und Umgebung): ponte > puente/ puonte (Brücke), puerta > puerte/ puorta (Tür).
- Es kommt vermehrt zur Palatalisierung des n- am Wortanfang (mehr als in anderen Regionen): nuevu > ñuevu (neu), non > ñon (nein), neñu > ñeñu (Kind), nuesu > ñuesu (unser).
- feminin Plural und Verb-Endungen größtenteils auf –as und –an (außer westlich von Cangues d’Onís, dort –es/–en): las casas (die Häuser), tu mercas (du kaufst), ellas mercan (sie kaufen)
- Wörter, die von den lateinischen iu–, gi– und ge– abstammen und im restlichen Sprachgebiet mit x– beginnen, verlieren dieses: lat. gelus > xelu > elu (span. hielo; Eis), lat. iunctus > xuntar > untar (span. juntar; vereinen).
- Auch wird das Verb „ser“ (sein) im Gegensatz zum restlichen Sprachgebiet in seiner Konjugation nicht diphthongiert: tu yes > tu es (du bist), elli ye > elli e (er ist), ellos yeren > ellus erin (sie waren)
- Die östlichen Dialekte kennen auch das Neutru de Materia (für unzählbare Substantive), allerdings wird es hier mit -u gebildet statt mit –o: la ḥariñe blancu (weißes Mehl), la xenti mozu (die jungen Leute)
Wichtig ist vielleicht auch zu erwähnen, dass manche Varietäten (um Ribeseya und Cangues d’Onís herum) eine Unterscheidung zwischen direkten und indirekten Objektpronomen in der 1. und 2. Person Singular beibehalten haben, was ziemlich einzigartig auf der gesamten Iberischen Halbinsel — und generell für romanische Sprachen — ist. So kennt man für das direkte Objekt me/ te (mich/ dich) und für das indirekte Objekt mi/ ti (mir/ dir), während alle anderen romanischen Sprachen auf der Iberischen Halbinsel eigentlich nur me/ te für beide Fälle kennen (außer Galicisch, das noch zwischen te/ che – dich/dir – unterscheidet): Llevástime a casa (Du hast mich nach Hause gebracht) / Traxístimi’l llibru (Du hast mir das Buch gebracht).
Außerdem benutzt man in den östlichen Dialekten etwas veränderte Possessivpronomen. Während man in den zentralen Dialekten (und im Standard) z.B. el/la mio (mein/e), el/la to (dein/e) und el/la so (sein/e, ihr/e) benutzt, benutzt man im Osten el/la mi, el/la tu und el/la su: El mi ḥiyu statt El mio fíu (mein Sohn), La tu ḥiye statt La to fía (deine Tochter), la su tierre statt la so tierra (sein Land).
Hier ein paar Beispiele für die Variation innerhalb der verschiedenen Dialekte:
Es gibt zwei Varietäten des Asturleonesischen, die als Übergangsdialekte (dialectos de transición) zwischen dem Asturleonesischen und dem Spanischen gelten. Vor einigen Jahrhunderten waren es wohl Varietäten des zentralen bzw. östlichen Dialektblocks, allerdings werden sie heute meistens nicht mehr direkt dazu gezählt, obwohl die UNESCO in ihrem „Weltatlas der bedrohten Sprachen“ sowohl das Kantabrische als auch das Extremadurische als Dialekte der Asturleonesischen Sprache führt (beide als besonders stark gefährdet). Beide Varietäten wurden sehr stark kastilisiert, d.h. sie wurden stark vom Spanischen beeinflusst. So spricht man sowohl in Kantabrien als auch in Extremadura heute eigentlich nur noch Spanisch, zwar mehr oder weniger stark vom asturleonesischen Substrat geprägt, aber Spanisch. Allerdings gibt es ein paar abgelegene Regionen, in denen sich bis heute Muttersprachler dieser Übergangsdialekte halten konnten, die weniger stark vom Spanischen geprägt sind.
Das Kantabrische (heute cántabru, traditionell eher montañés genannt) hat in zwei voneinander getrennten Regionen Kantabriens überlebt: Zum einen in den Tälern von Liébana, Cabuérniga und Nasa im Westen, und zum anderen in den Tälern entlang des Flusses Pas (Valles del Pas) im östlichen Landesinneren, wo man den örtlichen Dialekt auch Pasiegu nennt. Beide Dialekte haben einiges gemeinsam:
- Beide Dialekte bevorzugen — wie alle asturleonischen Dialekte — die finiten Zeitformen der Verben (ohne Gebrauch von Hilfsverben). So wird auch in Kontexten, in denen im Spanischen das Pretérito Perfecto (Perfekt) benutzt werden müsste, das Pretérito Indefinido (Präteritum) benutzt: Hui ḥuí mercar (ast.: Güei fui mercar; span.: Hoy he ido a comprar; Heute ging ich einkaufen/ bin ich einkaufen gegangen).
- Auch hier wird das lateinische l– am Wortanfang palatalisiert (allerdings nicht immer): llar (Herd), lloreda (Lorbeer), llechi (Milch).
- Wie die östlichen Dialekte Asturiens, aspirieren auch die Dialekte in Kantabrien meistens das <f> am Wortanfang: figu > ḥigu [ˈhiɣ̞u] (Feige), facer > ḥacer [haˈθeɾ] (machen). Eine Besonderheit im Pasiegu ist, dass dieses [h] entweder zum spanischen <j> [x] wird oder verstummt: facer > jacer [xaˈθeɾ] > hacer [aˈθeɾ] (machen). Es wird selbst dann aspiriert, wenn im Spanischen ein „f“ steht: fueu > ḥueu / ḥuigu (span. fuego, Feuer), futuru > ḥuturu (span. futuro, Futur)
- Auch ein intervokalischen -s- wird oft zu [h] aspiriert: vosotros > voḥotros [boˈhotɾos] (ihr)
- Beide Dialekte haben den asturleonesischen Laut für <x> verloren. Statt [ʃ] („sch“) sagt man [h]: xente > ḥenti [ˈhenti] (Leute)
- Palatalisierung des n– am Wortanfang zu [ɲ]: ñevi (Schnee), ñial (Nest).
- Oft taucht ein anti-hiatisches –y– auf: traer > trayer (bringen), idea > ideye (Idee), frío > friyu (kalt).
Die Dialekte im Westen Kantabriens und das Pasiegu weisen allerdings auch ein paar unterschiedliche Eigenschaften auf. Während sich im Westen zum Beispiel das Schließen der Endvokale (o>u, e>i) nur auf bestimmte Wörter beschränkt, werden im Pasiegu alle Endvokale geschlossen (auch in Pluralen). Im Pasiegu tritt zudem Metaphonie auf: perru > pirru (Hund), nuestru > muistru (unser), los perros > lus pirrus (die Hunde), calderu > caldiru (Topf), corderu > curdiru (Lamm). Außerdem schließt sich dort ein –a am Wortende oft zu <e>, das allerdings wie ein Schwa [ə] ausgesprochen wird (wie in “bitte”): día > diye [ˈdijə] (Tag), casa > case [ˈkasə] (Haus).
Besonders hervorstechen tut die Art und Weise, wie beide Dialekte das Neutru de Materia ausdrücken. Die westlichen Dialekte haben es fast vollständig verloren, nur bei femininen unzählbaren Substantiven erkennt man es noch, da das Adjektiv (oder Quantifizierer, Pronomen etc.) auf –u endet (fällt daher mit maskulinen Endungen zusammen und sticht nur bei femininen Wörtern hervor): la ropa vieju (die alte Kleidung), la ḥenti guapu (die hübschen Leute). Vergleich für maskuline unzählbare Substantive: Der Ausdruck „ḥierru caru“ sagt nichts über die Zählbarkeit aus, während „fierru caru“ im Asturischen ein bestimmtes Stück teures Eisen bezeichnet, und „fierro caro“ eine unzählbare Menge an teurem Eisen (Material an sich). Im Pasiegu hat es sich anders entwickelt: Ob ein Wort zählbar oder unzählbar ist, wird hier oft durch die Metaphonie deutlich gemacht: el pilu (ein einzelnes Haar; zählbar) und el pelu (das Haar; unzählbar), lumu (ein Stück Schweinelende) und lomu (Fleisch der Schweinelenden), ḥuigu (ein bestimmtes Feuer, Brand) und ḥuegu (Feuer an sich). Einzigartig ist auch, dass die Quantifizierer für unzählbare Substantive eine feminine Endung bekommen: poca pelu (wenig Haar), mucha ḥuegu (viel Feuer). Leider ist auch dieses Phänomen dabei, zu verschwinden. Aber noch ist es möglich, Menschen in den Tälern rund um den Pas so sprechen zu hören.
In den letzten Jahren sind ein paar Vereine gegründet worden, um die Sprache zu erhalten. So bietet der Verein Alcuentru Kantabrisch-Kurse in Santander und Torrelavega an. Da in diesen Städten allerdings seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten, kein Kantabrisch mehr gesprochen wird, laufen die Kurse eher schleppend. Zudem sind viele Stadtmenschen der Meinung, dass man sich das Kantabrische aus politischen Gründen ausgedacht hat. Vielleicht wäre es daher sinnvoller, die Kurse in den Regionen anzubieten, in denen die Sprache auch gesprochen wird, damit es zumindest die Leute dort nicht aufgeben. Auf der Seite vom Proyeutu Depriendi des Vereins L’Argayu kann man bei Interesse auch einen kleinen kostenlosen Online-Kurs machen (eine Art standardisiertes Kantabrisch).

Neben dem Extremadurischen und Spanischen, wird in Cáceres auch Portugiesisch und A Fala gesprochen.
Komischerweise sind sich das Kantabrische und das Extremadurische trotz der großen Entfernung (immerhin etwa 450km) sehr ähnlich, was dazu führt, dass beide Übergangsdialekte den östlichen Varietäten zugeordnet werden. Extremadurisch (Estremeñu/ Altoestremeñu) bezieht sich nur auf die Dialekte im Nordwesten der Provinz Cáceres (Caçris) und im äußersten Südwesten von Salamanca (El Rebollar), da diese die meisten asturleonesischen Eigenschaften beibehalten haben und deshalb als Übergangsdialekt einzuordnen sind. Die restlichen Mundarten in Extremadura gelten seit dem 17. Jhd. als spanische/kastilische Dialekte mit Resten leonesischen Substrats. Einige Eigenschaften, die das Altoestremeñu mit anderen asturleonesischen Varietäten und besonders mit dem Kantabrischen gemein hat, sind:
- Die Endvokale –o und –e werden zu –u und –i geschlossen: libru (Buch), grandi (groß).
- Das lateinische f– am Wortanfang wird aspiriert (<h> geschrieben): fierru > hierru (Eisen), fumu > humu (Rauch), facer > hazel (machen)
- Vermehrte Diphthongierung bei Wörtern, die im Spanischen nicht diphthongiert werden: cogüelmu (ast.: cogüelmu, span.: colmo – Überfüllung), priessa (ast. priesa, span. prisa – Eile), alcuentral (ast.: alcontrar, aber yo alcuentro; span. encontrar – finden).
- Palatalisierung des n- am Wortanfang: ñubi (Wolke), ñuca (Nacken), ñíu (Nest), ñunca (nie)
- Erhalt des lateinischen -e (aber e > i) am Wortende bei Wörtern wie: rede > redi (span.: red, Netz), sede > sedi (span.: sed, Durst), tose > tossi (span.: tos, Husten).
- Wie im Kantabrischen, verschwinden das [ʃ] und teilweise das [ʝ̞] und werden zu [h] (je nach Wortherkunft <j, ge, gi> geschrieben): xineru > jeneru (span.: enero, Januar), xelu > gelu (span.: hielo, Eis), xenru > gienru/giernu (span.: yerno, Schwiegersohn), muyer > mugel/muger (span. mujer; Frau), güeyu > oju (span. ojo; Auge).
- Kontraktion von en + bestimmter Artikel wie im Kantabrischen: nel, ena, enus, enas (im/in der/in den): Ena casa ai dos gatus (Im Haus gibt es zwei Katzen).
- In El Rebollar (Salamanca) Plural femininer Substantive auf –es (wie in Zentralasturien), ansonsten –as: la casa > les cases/ las casas
- Imperative im Plural auf –éi, –ái und –í: coméi (ast. coméi, span. comed; esst!), sentáivus (ast. sentáivos, span. sentaos; setzt euch!), abrí (ast. abríi, span. abrid; macht auf!)
- Possessiva mit Artikel: el mi libru (el mi/el mio llibru; mein Buch), la tu casa (la tu/to casa; mein Haus), las nuestras vizinas (las ñuestras vicinas/les nueses vecines; unsere Nachbarinnen)
- Es gibt noch einige mehr, aber ich kann hier nicht alle aufzählen, denn teilweise sind sie nur sehr regional erhalten geblieben oder beziehen sich auf Eigenschaften, die ich in den anderen Dialekten schon mehrmals beschrieben habe (z.B. Präteritum-Konjugation, Erhalt von –mb–, etc.)
Da das Altoestremeñu aber jahrhundertelang von den anderen asturleonesichen Varietäten isoliert war, hat es sich auch von diesen weg entwickelt. So findet man heute viele Eigenschaften in diesen Dialekten, die entweder nur dort vorkommen oder auch in südspanischen Dialekten vorhanden sind:
- Das -r am Wortende wird oft zu -l: dicir > izil/ dizil (sagen), ser > sel (sein), llugar > lugal (Ort); typisch für Dialekte in Andalusien, Murcia und Teilen Kastiliens
- Das <s> am Wort- und Silbenende wird aspiriert, regional auch das intervokalische –s– (heheo genannt): dos > [ˈdoʰ] (zwei), mesmu > [ˈmeʰmu] (gleich/selber), peseta > [peˈheta] (Pesete), manchmal sogar sí > [hi] (ja). Typisch für südspanische Varietäten.
- Regionale Beibehaltung der weiter oben beschriebenen stimmlosen/stimmhaften Frikative als Ergebnis der Vereinfachung der mittelalterlichen Sibilanten: casa [ˈkaza] (Haus), caça [ˈkaθa] (Jagd), cosa [ˈkoza] (Sache), cossa [ˈkosa] (3. Pers. Sgl., Presente de Subjuntivo von cossel = nähen), hazel [haðel] (facer; machen), cozina [koˈðina] (Küche). Es gibt für das Extremadurische keine allgemeine Rechtschreibung, in der von mir gewählten (hier; von Ismael Carmona García und der OSCEC) steht <z> für [ð], <s> für [z] (dt. <s> in „Sonne“), <ce, ci, ça, ço, çu> für [θ] und <s–, –ss–> für [s]. In einigen Dörfern gibt es eine Art „Ceceo“, sodass casa oder cosa auch [ˈkaða] / [ˈkoða] ausgesprochen werden können. Mehrheitlich werden sie allerdings nicht mehr stimmhaft (also [z]/ [ð]) ausgesprochen, sondern stimmlos ([s]/ [θ]), wie im Spanischen.
- Metathese (Wechsel) von –rl– zu –lr–: parla > palra (Sprache, Mundart), burla > bulra (Spott). Außerdem wird manchmal <l> zu <r>: platu > pratu (Teller), plaza > praça (Platz)
Das Altoestremeñu ist zwar von verschiedenen internationalen Institutionen wie der UNESCO oder dem Europarat (Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen) als Regionalsprache anerkannt (und als stark bedroht eingestuft), was die Regierung Spaniens (und speziell die Regionalregierung Extremaduras) verpflichtet, sich für ihren Erhalt einzusetzen (vor allem weil die Charta von Spanien unterschrieben und ratifiziert wurde), allerdings ist das bis heute nicht passiert. Es gibt nur eine größere Organisation, die OSCEC (Órganu de siguimientu y cordinación del estremeñu y la su cultura), die sich für die Sprache einsetzt. Dort, wo die Sprache noch am lebendigsten ist (z.B. in Serradilla, Garrovillas, Las Hurdes), wird noch am meisten für den Erhalt getan. So wird in Robleda (El Rebollar, Salamanca) zweisprachig beschildert und in Serradilla wird jedes Jahr der „Día del habla“ (Tag der Sprache) gefeiert. Hier kann man ein bisschen Serraillanu hören, den Dialekt von Serradilla. In manchen Dörfern Extremaduras kann man zudem zweisprachige Infotafeln finden.
So, ich hoffe, ich konnte einen guten Einblick in die Asturleonesische Sprache und ihre Besonderheiten geben. Ich weiß nicht genau warum, aber mir ist es wichtig, dass sie nicht verschwindet. Und je länger ich mich jetzt mit ihr beschäftigt habe, umso mehr mag ich sie. Ich glaube, dass die Sprache an sich viel zu lange falsch „verstanden“ wurde. Erst galt sie jahrhundertelang als „schlechtes Spanisch“, Dialekt der „dummen Bauern“ und als etwas, wofür man sich schämen musste: von den Sprechern nicht wertgeschätzt, von Auswärtigen belächelt, sogar missbilligt. Noch heute kann man als Auswärtiger in einem leonesisch-sprachigen Dorf in den Bergen von León sein (und bis vor ein paar paar Jahrzehnten in Asturien) ohne auch nur ein Wort Leonesisch zu hören. Sobald nämlich die Sprecher jemanden sehen, der von Außerhalb kommt, wechseln sie sofort ins Spanische. Das war u.a. für die Sprachwissenschaftler der ALLA in Asturien ein großes Problem bei der Erforschung der Dialekte des Asturischen vor Ort, weil die Leute oft nicht mit ihnen auf Asturisch sprechen wollten. Heutzutage scheint sich die Situation aber zumindest in Asturien etwas normalisiert zu haben.
Und diejenigen, die die Sprache eh nicht sprechen, verteufeln jeglichen Normalisierungsprozess als Geldverschwendung und Spinnerei, schließlich gäbe es diese Sprache ja überhaupt nicht. Besonders stark ist dieses Denkmuster übrigens immer noch in Kantabrien, León und Zamora verankert (besonders in den Städten). Zwar steigt die Zahl derer, die aus unterschiedlichen Gründen die Sprache erlernen wollen, viel bringen wird es allerdings nicht (Asturien ausgenommen). Die meisten „neofalantes“ („Neu-Sprecher“, die, die traditionell ansässige Sprache neu erlernt haben) leben oft in den großen Städten, wo sie die Sprache kaum anwenden können, von speziellen Treffen, Tagungen, Vorlesungen etc. mal abgesehen. Tatsächlich werden sie in der jeweiligen Gesellschaft oft als Freaks angesehen, was der Normalisierung der Sprache nicht nützt. Und die, die die Sprache in León oder Zamora noch sprechen, müssen entweder wegziehen oder sind schon alt. Solange für die Sprache kein Umfeld geschaffen wird, in dem es normal ist, sie zu sprechen, wird sich an der Situation nichts ändern. Natürlich sind Eltern verärgert, wenn ihre Kinder anstatt einer zweiten Fremdsprache eine Sprache lernen sollen, die „eh niemand spricht“. Man kann eine kleine Sprache nicht mit zwei großen Sprachen (Französisch/ Deutsch) konkurrieren lassen. Würde man allerdings eine richtige Sprachpolitik anwenden, die klar macht, dass es nie ein Nachteil sein kann, eine zusätzliche Sprache zu lernen und entsprechende Maßnahmen trifft, die das Beherrschen des Asturleonesischen erstrebenswert machen, könnte sich vieles ändern. Oft wird am Modell der „Freiwilligkeit“ im Schulunterricht festgehalten, aber meiner Meinung nach brauch man für 1,5 Std. die Woche keine Freiwilligkeit, das sollte Pflicht sein. Worüber man in Zukunft nachdenken könnte, wäre ein Schulsystem wie im Baskenland oder in Navarra. Dann könnten die Eltern zwischen einem Modell A (Unterrichtssprache Spanisch, außer der Asturisch-Unterricht), einem Modell B (zweisprachiger Unterricht Asturisch/Spanisch) oder dem Modell C (Unterrichtssprache Asturisch, außer der Spanisch-Unterricht) wählen. So könnte jeder das wählen, was für ihn gut ist. Aber dafür müssten natürlich viele Lehrer weitergebildet werden, Geld investiert werden etc.
Ein Status als zweite Amtssprache wäre dafür eine Möglichkeit – wenn nicht sogar die einzige – die übrigens von der asturischen Gesellschaft schon seit dem Ende der Diktatur verlangt wird und besonders seit 2017 wieder extrem in die Öffentlichkeit gerückt ist. 53% sind teilweise oder völlig dafür, dass Asturisch eine offizielle Amtssprache wird, nur 18% sind total dagegen. Bei den unter 29-Jährigen ist es sogar noch deutlicher: über 86% sind dafür, dass Asturisch als offizielle Amtssprache anerkannt wird. Mehrere Gemeinden, darunter Gijón/Xixón, Oviedo/Uviéu, Mieres, Ḷḷena, Avilés, Villaviciosa und Bimenes, haben mittlerweile Anträge verabschiedet, die die Regionalregierung dazu aufrufen, die Sprache zur kooffiziellen Amtssprache zu machen (sie repräsentieren 65% der gesamten Bevölkerung Asturiens). Wer weiß, vielleicht können wir bald die 6. kooffizielle Amtssprache Spaniens begrüßen.
In León und Zamora sieht es leider nicht sehr rosig aus. Die Orte, wo noch Leonesisch gesprochen wird, sterben aus. Die jungen Leute ziehen in die Städte, weil es in den Dörfern für sie keine Zukunft gibt. Zurück bleiben die Alten. Um das Abwandern der Bevölkerung zu verhindern, müsste die Regionalregierung dort investieren. Für sowas fehlt aber wie immer das Geld. Natürlich ist die Haltung von Madrid (in diesem Kontext natürlich die Zentralregierung, aber auch große Teile der monolingualen Bevölkerung Spaniens) auch nicht gerade förderlich: Seit jeher wird in Madrid die Mehrsprachigkeit in Spanien als Gefahr für die nationale Einheit angesehen, anstatt darin einen Vorteil zu sehen. Fälle wie Katalonien oder das Baskenland scheinen ihnen recht zu geben. Dabei werden aber andere zweisprachige Regionen übersehen, wo z.B. die Unabhängigkeitsbewegungen kaum Rückhalt in der Bevölkerung haben (Balearen, Valencia, Galicien, Navarra und eben Asturien, León..). Zwar gibt es in León auch gewisse Autonomiebestrebungen, aber keine Unabhängigkeitsbewegung: Viele Leonesen und Zamoraner wollen nicht mit Kastilien zusammen regiert werden, sondern wollen, dass León, Zamora und Salamanca eine eigene Autonome Gemeinschaft bilden. Diese Region, basierend auf dem mittelalterlichen Königreich León, existierte bereits von 1833 bis 1983 und hieß Región de León. Doch 1983 wurden die Región de León und Alt-Kastilien zusammengelegt und es entstand die Autonome Gemeinschaft Kastilien und León (Castilla y León), mit Regierungssitz in Kastilien (Valladolid). Zwischen 30-40% der Bevölkerung Salamancas, Zamoras und Leóns würden laut Umfragen eine eigene leonesische Autonome Gemeinschaft befürworten, bei den Wahlen bekommen aber die Parteien, die dies fordern, selten mehr als 10%. Besonders stark sind die Autonomiebestrebungen mittlerweile in der Provinz León: über 60% der Leonesen befürworten eine eigene Autonome Gemeinschaft (mit oder ohne Zamora und Salamanca; ca. 18% befürworten sogar die Vereinigung von León und Asturien). Bisher haben 22 leonesische Gemeinden (repräsentieren 35% der Einwohner Leóns) für die Bildung einer eigenen Autonomen Gemeinschaft gestimmt (darunter auch die Hauptstadt, León, Ende 2019 mit einer Mehrheit von 52% im Stadtparlament).
Naja, aber allen Widrigkeiten zum Trotz hat sich die Sprache zumindest einen kleinen Bereich in den Gesellschaften des Sprachgebiets zurückerobert. Vielleicht ist dieser Bereich auch gar nicht so klein: Es ist die Musik. Die traditionelle Musik Asturiens, Kantabriens, Leóns und Mirandas ist fest mit der Asturleonesischen Sprache verbunden. Seit Jahrzehnten gibt es einen richtigen Folk-Boom im Norden Spaniens. Und Folk…ja, Folk entsteht hier fast nur auf Asturleonesisch. Dabei hat jede Region ihre eigenen Vertreter, die zudem in ihrer regionalen Varietät singen. In Kantabrien ist Luétiga die bekannteste Band (mit Adiós Cantabria und Nel el vieju), neben der Band Gatu Malu. Asturien hat am meisten Folk-Bands hervorgebracht, u.a. Llan de Cubel, Corquiéu (hier Zentralasturisch), Tejedor (in diesem Lied mit „che vaqueira“), Felpeyu, N’Arba, Brenga Astur (mit „che vaqueira“), das politische und gesellschaftskritische Songwriter-Duo Nuberu, oder die Band Brandal (aus Cangas del Narcea, singen in Paḷḷuezu). Aber aus Asturien kommt nicht nur Folk auf Asturisch, sondern auch andere Genres: Spanta la xente (Ska, Folk-Rock), Dixebra (Folk-Rock, Rock), Oi! N’Ast (Punkrock), Skama la Rede (Ska), Soncai system (Reggae), oder Pop von Silvia Quesada (hier eine Ranchera)…Außerdem sind die Tonada (oder Canción Asturiana), ein traditioneller asturischer Gesang, der manchmal an den „Cante jondo“ im Flamenco erinnert, und die Vaqueiraes immer auf Asturisch (z.B. Pincheme con una espina oder Sou vaqueira). Aus León kommen zum einen die Tsacianiegas (aus Ḷḷaciana, Tsaciana in der traditionellen Schreibweise), die traditionelle Musik aus dem Nordwesten Leóns spielen, Pandetrave (auch Folk) und Tarna. Aus Zamora kenne ich jetzt persönlich keine Gruppe, die auf Leonesisch singt. Aber aus Miranda de l Douro kommen z.B. Galandum Galundaina, die mit ihrem mirandesischen Folk in ganz Portugal eine gewisse Popularität erreicht haben, besonders, weil die RTP (öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehanstalt Portugals) bei der Verbreitung ihrer Musik half.
Zum Abschluss hier das Gedicht „Queixúmene de l’Esva“ von Fernán Coronas (eigentlich hieß er „Padre“ Galo Antonio Fernández) aus dem Jahr 1928. Darin beschreibt er aus der Sicht des Flusses Esva, wie sehr sich das Land verändert hat, dass fast nichts mehr übrig ist von dem, was einst war etc. Es geht um das Verschwinden der asturischen Sprache und um ein Gefühl, für das nur Asturier, Kantabrier, Leonesen, Galicier und Portugiesen ein Wort kennen: Señardá. Portugiesen und Galicier nennen es Saudade und Morriña, Kantabrier Murria. Und doch beschreiben all diese Worte dasselbe Gefühl: Das Gefühl, etwas Geliebtes verloren zu haben (sei es eine Person, die Heimat), von dem man aber weiß, dass man es niemals zurückbekommen wird. Es ist eine Mischung aus Weltschmerz, Heimweh, Traurigkeit, Sehnsucht und Schmerz, ein Schmerz, der einem das Herz zerreißen kann. Übersetzt heißt der Titel „Klagen des Esva“ und die Band Llan de Cubel hat daraus ihr wohl bekanntestes Lied (hier) gemacht:
Rigu Esva, rigu Esva, l'augua túa nun yía pouca pero tu cuasi nun cantas ya la voz tráisla bien rouca. -------------- Anque you nun sou de llonxe rendíu ya afanando vengo que fai yá sieglos que corro ya encima gran pena tengo. -------------- Duelme'l ver que la tierrina se fai cada vez más mala yá de las mías mocedades nun-y queda güei nin la fala. -------------- Días los días d'entoncies! Homes los homes d'antanu! Falaxe'l que ellos falaban todu dafeitu asturianu! --------------- Güei que crucio estrañu suelu mueiro de melancolías ¿Áu tán los mieus asturianos? ¿Áu tán las Asturias mías? -------------- L'augüina mía chorosa ensin gracia pa cantare vei triste ya amargurida cumu'l corazón del mare. -------------- Asina respondéu l'Esva con un queixúmene fondu Ya you quedéime chorando ya inda nun choréi abondo.
Übersetzung: Fluss Esba, Fluss Esba / du führst noch viel Wasser / aber du singst fast nicht mehr / und deine Stimme ist heiser. / Obwohl ich nicht von weit her komme / bin ich erschöpft und gehetzt / denn ich fließe schon seit Jahrhunderten / und mit mir trage ich viel Schmerz. / Es schmerzt zu sehen, wie es dem Land / immer schlechter geht, / von meiner Jugend / bleibt heute nicht einmal mehr die Sprache. / Tage, die Tage von damals / Männer, die Männer von einst / die Sprache, die sie sprachen / war voll und ganz asturisch. / Heute, wo ich fremden Boden durchquere / sterbe ich vor Schwermut / Wo sind meine Asturier? / Wo ist mein Asturien? / Mein weinerliches Wässerchen / ohne Lust zu singen / fließt traurig und verbittert / wie das Herz des Meeres. / So antwortete mir der Esba / mit einem tiefen Seufzer / und ich blieb dort und weinte / und noch habe ich nicht genug geweint.
In diesem Sinne: Anquanto la lhéngua fur cantada nun muorre / Mentres la llingua sía cantada nun muerre (Solange die Sprache gesungen wird, stirbt sie nicht)!!
Tipp: Hier drei Dokus des kastilisch-leonesischen Regionalsenders CyLTV über die leonesische Sprache: (1) Geschichte und Allgemeines, (2) die Sprache in Zamora/Salamanca und (3) die Erforschung der Toponomastik und die Sprache in León.
1.)
2.)
3.)
Hier noch ein paar Videos, um sich die Sprache anzuhören:
Ost-Asturisch (Llanes):
Pixuatu (westasturischer Dialekt von Cuideiru)
West-Asturisch (Degaña)
Quirosán (Quirós, West-Asturisch [Region B], mit Che Vaqueira)
Zentral-Asturisch (Valle’l Nalón)
Cabreirés (La Cabreira, León)
Zentral-Asturisch (Viodo)
Fuentes / Quellen:
Allgemein:
- https://www.ethnologue.com/language/ast
- http://www.proel.org/index.php?pagina=lenguas/bable
- http://asturies.com/espaciuytiempu
- Datos sociolingüísticos: http://asturies.com/espaciuytiempu/sociollinguistica
- http://www.furmientu.org/ (Zamora)
- http://www.diariodeleon.es/noticias/afondo/viaje-donde-si-habla-leones-i_508388.html
- http://faceira.org (León)
- Patsuezu: http://www.diariodeleon.es/noticias/afondo/tierra-tseite-tsinu-tsana_515687.html
El asturiano-leonés: aspectos lingüísticos, sociolingüísticos y legislación
Las variedades lingüísticas del noroeste peninsular: convergencias y divergencias
Diego Catalán y la dialectoloxía asturllionesa
El Habla de Senabria (Xavier Frías Conde)
El morfema de „neutro de materia“ en asturiano
Situación actual de las hablas de origen asturleonés en Cantabria
Dialectos leoneses (Ramón Menéndez Pidal)
https://www.ethnologue.com/language/ext
Habla de Aceúchi (Cáceres)
L Mirandés: Ua lhéngua minoritaria en Pertual
Proyeutu Caveda y Nava (Lliteratura asturiana anterior a 1950, dixitalizada)
Normes Ortográfiques (ALLA)
Gramática de la Llingua Asturiana (ALLA)