Die Westsahara – El Sáhara Occidental

Ich weiß, dass es im Moment sehr viele Krisenherde auf der Welt gibt, die um ein Vielfaches grausamer erscheinen, als der Konflikt in der Westsahara. Syrien liegt in Schutt und Asche, der IS mordet weiter in den eroberten Gebieten Syriens und im Irak, die Taliban erobern immer mehr Gebiete in Afghanistan zurück, die Türkei – unser neuer Partner – bombardiert weiterhin die Kurden, zwischen Israel und Palästina gibt es immer noch keinen Frieden und täglich ertrinken Menschen im Mittelmeer, weil sie aus ihren Heimatländern fliehen müssen. Ehrlich gesagt ist es keine besonders schöne Welt, die wir uns da geschaffen haben. Und mir ist bewusst, dass in den Köpfen der meisten Menschen hier in Deutschland und in Europa kein Platz für noch eine humanitäre Katastrophe ist. Trotzdem möchte ich darüber schreiben, weil es ein Konflikt ist, der mir sehr ans Herz geht. Es ist ein Konflikt, der gezeichnet ist von Feigheit, Unterdrückung, Gewalt und Verletzung der Menschenrechte auf der einen Seite; und von Hoffnung, Vertrauen in die Weltgemeinschaft und unendliches Leiden auf der anderen Seite. Und eben fatalerweise auch von einem globalen medialen Desinteresse, das das Leid der Menschen vor Ort einfach totschweigt.

Es geht um den Konflikt in der Westsahara; einem Land, das auf Landkarte oft nicht als solches erkennbar ist; einem Land, ganz im Nordwesten Afrikas, ganz in der Nähe von den Kanarischen Inseln (keine 130km). In manchen Landkarten erscheint es als Teil Marokkos, in anderen als leerer Landstrich. Nur in den wenigsten Karten erhält das Gebiet seinen tatsächlichen Namen: Westsahara.

Das liegt einfach daran, dass der Status nicht endgültig geklärt ist. Manche Länder (zwischen 50 und 80, besonders in Afrika und Lateinamerika; die Zahl variiert, da immer wieder Staaten die Anerkennung auf Druck der USA oder Frankreichs zurückziehen bzw. „auf Eis legen“) erkennen eine Teil der Westsahara als unabhängigen Staat an (die Demokratische Arabische Republik Sahara/ DARS); andere äußern sich nicht; andere wissen es nicht; und eins, ein Land auf dieser Welt, erkennt die Westsahara ausschließlich als Teil von Marokko an: nämlich Marokko selbst.

Die Westsahara wurde geteilt; es gibt einen marokkanisch besetzten Teil im Westen und einen schmalen Streifen in der Wüste im Osten, der vom Frente Polisario —  die saharauischen Befreiungsfront — kontrolliert wird. Auch die Bevölkerung der Westsahara, Saharauis genannt, ist geteilt. Ein Teil lebt in den besetzten Gebieten, ein anderer Teil, immerhin fast 180.000 Menschen, lebt in vier Flüchtlingslagern in der algerischen Wüste. Seit 1976. Seit nun über 40 Jahren warten sie in den Lagern in der Nähe von Tindouf, umgeben von der Hammada du Draa — dem trockensten und lebensfeindlichsten Gebiet der Sahara — darauf, in ihr Land zurück kehren zu können. Während die eine Hälfte des saharauischen Volkes in der Wüste wartet, lebt die andere Hälfte im besetzten Gebiet, wo saharauische Aktivisten von der marokkanischen Polizei gefoltert, entführt und ermordet werden. Es darf nicht für die Westsahara demonstriert werden, sie haben nicht die selben Rechte wie Marokkaner und werden sozial, wirtschaftlich und kulturell unterdrückt.

Was ist das für ein Volk, das 40 Jahre friedlich in der Wüste zu warten bereit ist? Ein Volk, das von der Hoffnung lebt, dass die Vereinten Nationen endlich ihr Versprechen wahr machen und ihnen helfen, über die Zukunft ihres Landes abzustimmen. Ein Volk, dass auf die Weltgemeinschaft vertraut, seit Jahrzehnten jedoch nur Rückschläge einstecken musste. Ein Volk, dass sich darauf verlässt, dass man sie irgendwann von diesen Qualen erlöst und das hofft, dass man es, in den Wirren unserer Zeit, nicht einfach wieder vergisst.

Hintergründe

Der Maghreb, in diesem Kontext also die Region, in der heute Marokko, Algerien, Tunesien, die Westsahara und Mauretanien liegen, ist seit jeher von nomadisch lebenden, teilweise aber auch sesshaften Berber-Stämmen geprägt. Erst waren es die Phönizier, später dann die Römer, die die Region unterwarfen. Als Teil des Römischen Reiches (Mauretania genannt) wurden die Berber christianisiert, später von den Vandalen unterworfen. Ab dem 7. Jhd. n. Chr. kamen dann Araber von der Arabischen Halbinsel in das Gebiet und islamisierten die Bevölkerung, trotz anfänglicher Gegenwehr und Aufständen mancher Berber-Stämme, relativ schnell. So waren es zum größten Teil islamisierte Berber, die im Jahr 711 n. Chr. ins Westgotenreich auf der Iberischen Halbinsel einmarschierten und die islamische Eroberung begannen. Daraufhin entstand ein großes Reich, in dem sich verschiedene arabische und berberische Dynastien abwechselten.


Die heutigen Saharauis sind daher ein ethnisch gemischtes Volk (vor allem aber arabisch-berberisch). Die verschiedenen Stämme, die in dem Gebiet der Westsahara lebten, hatten unterschiedliche Hintergründe: Manche hatte größere berberische Anteile (manche Stämme der Tekna im Norden haben sogar noch bis ins 20. Jhd. ihre Berber-Dialekte beibehalten), andere hatten größere arabische Anteile (als Nachfahren des arabischen Beduinen-Stamms der Banī Ḥassān, der nach dem 14. Jhd. in die Region kam). Außerdem gibt es viele Haratin, dunkelhäutige Mauren, die Nachfahren von freigelassenen Sklaven sind. Das hierarchische Kastensystem, das noch bis heute in Mauretanien gilt (und wo bis heute viele Schwarze illegal als Sklaven der Bidhan, der „weißen Mauren“, leben), war bei den Saharauis zwar vorhanden, aber weniger stark ausgeprägt, da es Nomaden waren. Im 20. Jhd. verschwand es dann vollständig. Die Muttersprache der Saharauis, egal welcher ethnischer Herkunft, ist das Hassaniya, ein arabischer Dialekt, der auch in Mauretanien gesprochen wird.


Als im Jahr 1492 die spanische Reconquista abgeschlossen war, begannen Spanier und Portugiesen an der Küste Nordafrikas Stützpunkte zu erbauen und Städte zu besetzen, während die arabischen Dynastien weiter regierten. Algerien, Tunesien, etc. gehörten ab dem 16. Jhd. zum Osmanischen Reich, die Gebiete westlich davon dagegen nicht. Am Ende waren es die Alaouiten (auch Alawiden genannt, da ist mir aber die Verwechslungsgefahr mit den türkischen Aleviten und den syrischen Alawiten zu groß), die im 17. Jhd. die Herrschaft im Gebiet des heutigen Marokko übernahmen und bis heute die herrschende Dynastie stellen (König Hassan II und sein Sohn, König Mohammed VI, aktueller König Marokkos). Sie stammten von der Arabischen Halbinsel und hatten Ende des 17. Jhd. die Herrschaft übernommen und fingen an, die Spanier und Portugiesen, aber auch die Franzosen und Engländer, aus den Gebieten zu vertreiben (Ceuta, Melilla und Ifni blieben allerdings spanisch). Ihr Ziel war es, einen Einheitsstaat zu errichten, was aber nicht gerade einfach war, da die Dynastie nicht die Unterstützung der Berber hatte und es immer wieder zu Aufständen und Machtkämpfen kam. In dem ganzen Wirrwarr ist es erstaunlich, dass ausgerechnet Marokko das erste Land war, das die USA im Jahr 1777 als unabhängigen Staat anerkannte. Ihr Freundschaftsvertrag von 1783 ist damit auch der längste ungebrochene Freundschaftsvertrag der USA mit einem anderen Land. Ich weiß nicht, ob es wirklich wichtig ist, aber es wirft nochmal ein ganz anderes Licht auf die Rolle der USA in dem Westsahara-Konflikt. Im folgenden Jahrhundert begann die Kolonialisierung Marokko zur Zeit des ProtektoratsAfrikas: die europäischen Mächte teilten sich den Kontinent untereinander auf als wäre es ein großer Kuchen, von dem jeder ein Stückchen abhaben wollte. Das Gebiet der Westsahara wurde 1885 Spanien zugesprochen, doch die Kolonialisierung begann erst 1934. Es kam zu Kriegen: zwischen Frankreich und Marokko, Spanien und Marokko, die Rifkriege, Kriege des marokkanischen Sultans gegen rebellierende Berberstämme etc., und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Marokko aufgeteilt. Das Rif-Gebirge, die Küste im Norden und ein Streifen im Süden, der an die spanische Kolonie Westsahara grenzte, wurden zum Protektorat „Spanisch-Marokko“ (die Westsahara war also kein Teil des Protektorats, sondern eine Kolonie). Das, was dazwischen lag, wurden zum Protektorat „Französisch-Marokko.

1956 wurde Marokko unabhängig. Nur Ceuta und Melilla blieben in spanischer Hand, denn sie gehörten schon seit dem 15. Jhd. zu Spanien. Die Westsahara blieb weiterhin eine spanische Kolonie. Wobei der Status als Kolonie 1958 von Franco aufgehoben wurde, stattdessen wurde die „Spanische Sahara“ (Sáhara Español) zu einer spanischen Provinz. Die Saharauis bekamen die spanische Staatsbürgerschaft, den spanischen Personalausweis und weitere Dokumente; Amtssprachen waren Spanisch und Arabisch, und selbst die Autos hatten ihr eigenes Kennzeichen, „SH“. Bald darauf, im Jahr 1968, verlangte die UNO erneut, die Kolonien in Afrika zu entkolonialisieren. Da in der Spanischen Sahara schon länger der Ruf nach einem unabhängigen Staat zu hören war und es langsam begann, auch bewaffneten Widerstand gegen die spanischen Besatzer zu geben, schlug die UNO einen Volksentscheid vor, bei dem die saharauische Bevölkerung über die Zukunft ihres Landes abstimmen sollte.

Sofort erhob Marokko Anspruch auf die Westsahara und forderte, dass das Land ohne Volksentscheid in den Staat Marokko integriert werden solle. Doch sie waren nicht die einzigen, die Ansprüche auf das Gebiet erhoben; auch Mauretanien meldete sich zu Wort und forderte, die Westsahara in Mauretanien einzugliedern. Die UNO, die für die Entkolonialisierung zuständig war, wies alle Ansprüche auf das Gebiet vehement zurück. Selbst der Internationale Gerichtshof entschied, dass weder Marokko noch Mauretanien das Land beanspruchen konnten, da keines der Länder jemals tatsächlich dort die Macht inne gehabt hätte. Die Westsahara war noch nie ein unabhängiger Staat, aber eben auch kein Teil Marokkos oder Mauretaniens. Es ist einfach nur ein Stück Land, das von nomadischen Berbern und Arabern bewohnt wurde, und durch das wichtige Handelsrouten führten.

Spanien befand sich zu der Zeit in einer schwierigen Lage. Die Diktatur, die Proteste im eigenen Land und in der Westsahara, ließen den Entkolonialisierungsprozess sehr langsam voran gehen. 1970 wurde von der UNO eine Resolution verabschiedet, die Spanien zwang, einen Volksentscheid durchzuführen. Doch nichts passierte. 1973 wurde dann die saharauische Befreiungsfront, Frente Polisario, gegründet, die kurz darauf anfing, einen Guerrilla-Krieg gegen die spanische Armee zu führen, um die Unabhängigkeit der Westsahara zu erlangen.  Spanien weigerte sich zwar zunächst weiterhin, aber letzten Endes wurde dann beschlossen, im Jahr 1975 ein Referendum durchzuführen, bei dem die Saharauis, unter Aufsicht der UNO, über ihre Unabhängigkeit abstimmen dürften.

Doch dazu kam es nie. Francisco Franco lag im Sterben, Marokko und Mauretanien, von den USA und Frankreich unterstützt, übten immer mehr Druck auf die spanische Regierung aus und plötzlich passierte es: König Hassan II von Marokko organisierte den Grünen Marsch, La Marcha Verde, bei dem 350.000 marokkanische Zivilisten (jedoch auch 30.000 marokkanische Soldaten) in die Westsahara eindrangen, um das Land zu besetzen. Jeder mit dem Koran in der einen Hand und der marokkanischen Flagge in der anderen. Da es sich um Zivilisten handelte, konnte die spanische Armee nichts dagegen unternehmen. Woher Gran Marruecoskamen die Menschen, die am Marsch teilnahmen? Hauptsächlich waren es Leute vom Land, die extra dafür rekrutiert wurden. König Hassan II ließ hauptsächlich in ländlichen Gebieten rekrutieren, da dort sein Rückhalt in der Bevölkerung größer war als in den Städten. Außerdem verbreitete sich dort der Nationalismus schneller, der Traum des Staates Großmarokko, das sowohl Teile Algeriens, Malis, die Westsahara als auch ganz Mauretanien umfassen sollte. Zusätzlich bekamen die Teilnehmer Tagesgeld für die Dauer des Marsches. Völkerrechtlich gesehen war es ein klarer Verstoß gegen das Gewaltverbot und ist als Intervention zu betrachten.

Unterstützt wurde der Marsch durch einige arabische Staaten, während die Sowjetunion, Algerien und andere sozialistischen Länder den Marsch deutlich verurteilten. Die USA und Frankreich waren offiziell neutral, jedoch ist allgemein bekannt, dass sowohl Frankreich als auch die USA in Marokko einen wichtigen Partner sahen und sehen. Außerdem ist der Frente Polisario sozialistisch geprägt und wurde von Algerien unterstützt, sodass es für diese Staaten — Mitten im Kalten Krieg — von Anfang an keine Option war, die Saharauis zu unterstützen. Zudem war die Westsahara für die Großmächte interessant geworden. In den 60er Jahren wurde dort von den Spaniern Phosphat gefunden: das größte Phosphatvorkommen der Welt. Es gibt einen Bericht von einem Mann, einem Saharaui, der den damaligen spanischen Kommandanten davor gewarnt hatte, die Phosphatvorkommen auszubeuten. „Tut es nicht, schüttet es einfach wieder zu“, meinte er. „Warum?“, wollte der spanische Kommandant wissen. „Es werden andere kommen, die nicht so sind wie ihr“. Und er sollte Recht behalten. Auch die Fischgründe vor der Küste waren interessant, denn nirgendwo sonst vor Afrika gab es so viel Fisch wie dort.

Vom Grünen Marsch überwältigt, mit einem sterbenden Diktator im eigenen Land und der daraus resultierenden politischen Instabilität und nicht zuletzt dem Druck von Frankreich und den USA ausgesetzt, unterschrieb Spanien ein paar Tage später ein Abkommen mit Marokko und Mauretanien, mit dem es die Westsahara an diese beiden Staaten abtrat. Dieses Abkommen gilt allgemein als nichtig und völkerrechtlich als illegal. Weder die UNO noch irgendeine andere Organisation hat den Vertrag anerkannt, sodass Spanien heute de jure immer noch die administrative Macht ist; auch die Souveränität liegt rechtlich gesehen noch bei Spanien1976 zogen sich die Spanier zurück und überließen die Saharauis ihrem Schicksal. Direkt nach dem Rückzug der Spanier rief der Frente Polisario die unabhängige Demokratische Arabische Republik Sahara aus und der Krieg begann.

Mauretanien und Marokko teilten sich das Land auf, besetzten das Land mit dem Militär und es begann der Befreiungskrieg des Frente Polisario gegen die neuen Besatzungsmächte. Während Algerien, direkter Verbündeter der Sowjetunion, den Frente Polisario bewaffnete, bewaffneten die USA und Frankreich Marokko. Zehntausende Saharauis flohen daraufhin in die Wüste. Die marokkanische Armee bombardierte die Flüchtlinge, vergiftete die Trinkwasserbrunnen und setzte auch illegale Phosphor- und Napalmbomben ein. Tausende Flüchtlinge wurden getötet. Uld Rachid, ein wichtiger Berater des marokkanischen Königs und lange Zeit Vorsitzender des „Königlichen Rats für saharauische Angelegenheiten“, gab zu, dass marokkanische Soldaten Massaker und völkermordähnliche Handlungen durchgeführt haben (z.B. saharauische Zivilisten aus Hubschraubern werfen, Zivilisten lebendig begraben, etc.). Im Jahr 1979 schaffte es der Polisario, dass sich Mauretanien aus dem Krieg zurückzog und seine Ansprüche widerrief; dies führte aber dazu, dass Marokko auch den restlichen Teil der Westsahara besetzte und nun alleine gegen den Frente Polisario kämpfte. Es war ein ungleicher Kampf, wie bei David gegen Goliath. Doch der Frente Polisario wurde nie besiegt.

Besiegt wurden sie zwar nicht, aber ins Landesinnere zurückgedrängt. Der Krieg zog sich 16 Jahre lang, bis 1991. Bedingung für den Waffenstillstand war, das ein Unabhängigkeitsreferendum durchgeführt wird, das von der UNO überwacht wird. Man geht davon aus, dass der Krieg Marokko um die eine Million Dollar täglich gekostet hat. Parallel zum Krieg erbaute Marokko einen Schutzwall, der seit dem Waffenstillstand 1991 eine Länge von 2700 km hat und die befreiten Gebiete der Westsahara von den besetzten Gebieten trennt. Er wird auch „Muro de la Vergüenza“ (Mauer der Schande) genannt, denn um zu verhindern, dass der Polisario die Mauer überquert und die saharauischen Flüchtlinge zurückkehren können, wurde das Gebiet um den Wall mit über 7 Millionen Landminen und Streubomben übersät. Alle paar Kilometer gibt es Grenzposten, fast 100.000 marokkanische Soldaten bewachen diese Mauer. In diesem Gebiet, das als das am dichtesten beminte Gebiet der Welt gilt, kommt es immer wieder zu Opfern der Minen. Tausende Saharauis haben Gliedmaßen verloren oder wurden getötet (ca. 1.300 Tote und über 3.600 Verletzte).

Heutige Situation

Heute sieht die Situation der Saharauis so aus: Ein Teil (ca. 100.000 Menschen, genau weiß man es nicht) lebt im von Marokko besetzten Gebiet. Einige Tausend Menschen leben in den befreiten Gebieten, die aber so trocken und trostlos sind, dass man dort kaum leben kann. Doch der Großteil der saharauischen Bevölkerung (etwa 180.000) lebt in den Flüchtlingslagern in der algerischen Wüste. Dabei ist die Situation der Bevölkerung je nach Gebiet unterschiedlich.

In den von Marokko besetzten Gebieten

In den besetzten Gebieten bilden die Saharauis mittlerweile die Minderheit in ihrem eigenen Land. Durch die geplante Ansiedlung marokkanische Siedler, die vor allem von den Subventionen angezogen wurde, die ihnen der marokkanische Staat zusicherte (z.B. Zuschüsse für Häuser, Steuervergünstigungen, Garantie für einen Arbeitsplatz etc.), leben nun die Saharauis unter etwa 400.000 Marokkanern. Die Marokkanisierung des Gebiets war wichtig für Marokko, denn die Forderung nach einem Unabhängigkeitsreferendum von Seiten der Vereinten Nationen gilt nach wie vor. Und je mehr Marokkaner bei diesem Referendum stimmberechtigt sind, desto besser.

Die UN entsandte 1991 eine Friedensmission in die Westsahara, die MINURSO, die die Einhaltung des Waffenstillstands überwachen und das Referendum vorbereiten sollte. Diese Friedensmission ist allerdings ein Witz. Sie ist die einzige Friedensmission der UN auf der ganzen Welt, die kein Menschenrechtsmandat hat, d.h. sie darf weder die Einhaltung der Menschenrechte überwachen, noch etwas gegen die Menschenrechtsverletzungen tun. Bei der Abstimmung darüber im UN-Sicherheitsrat verhinderte Frankreich mit seinem Veto, dass die Mission das Mandat für Menschenrechte bekam (bei jeder Verlängerung der Mission, verhindert Frankreich es erneut). Und bisher hat die Mission nichts zu Stande gebracht. Die wiederholten Manipulationen durch Marokko, die Verschiebungen des Referendums, die Schmiergelder für die Beobachter, die Verhaftung, Folter und Ermordung von saharauischen Aktivisten blieben bis heute ohne Sanktionen. Selbst die ehemaligen Leiter der Mission berichten offen von der Korruption und den Schmiergelder von Seiten der marokkanischen Regierung, aber es passiert nichts. Auch als herauskam, dass Marokko die marokkanischen Siedlern instruirte (sie erlernten das Hassaniya, den saharauischen Dialekt des Arabischen, saharauische Bräuche und ihre Kultur), um als Saharauis durchzugehen und so beim Referendum für den Verbleib in Marokko stimmen zu können, wurde nichts unternommen.

Natürlich hat sie versucht, eine Lösung zu finden, das will ich nicht abstreiten. Und es ist auch so, dass diese Lösungsvorschläge entweder von Marokko oder vom Polisario nicht angenommen wurden. Der größte Streitpunkt ist das Wahlregister. Marokko erkennt die Wahlberechtigten von 1991 nicht an, während der Polisario sich weigert, zuzulassen, dass die marokkanischen Siedler auch abstimmen können. Es geht immer hin und her. Fakt ist aber, dass man es einfach schneller hätte machen müssen. Man kann nicht 10, 20 Jahre warten, um festzustellen, wer stimmberechtigt ist. Durch die andauernde Ansiedlung von Marokkanern, schafft Marokko neue Fakten; verstößt somit aber gegen die UN-Resolution. Mir ist auch klar, dass der MINURSO in Sachen Menschenrechte einfach die Hände gebunden sind. Müsste man sich aber in Angesicht des Ausmaßes der Menschenrechtsverletzungen nicht stärker dafür einsetzen, das Mandat dafür zu bekommen? Den Saharauis ist es in den besetzten Gebieten verboten, für die Westsahara zu demonstrieren, kritische Meinungen zu äußern, öffentlich über die Unabhängigkeit zu reden oder die saharauische Flagge zu zeigen. In den Schulen und den Behörden ist zudem ihre Muttersprache, das arabische Hassaniya, verboten. Sie kommen in den Städten nicht gut klar, da sie diskriminiert werden und zuvor oft als Nomaden gelebt haben. Das ist einer der Gründe, weshalb sie die Unterschicht der Gesellschaft bilden. Jede Demonstration wird gewaltsam von der marokkanischen Polizei niedergeprügelt. Es kommt regelmäßig zu wahllosen Verhaftungen, Menschen verschwinden, Aktivisten und deren Angehörigen kommen ins Gefängnis, wo sie gefoltert und teilweise vergewaltigt werden. Hunderte, wenn nicht tausende, Saharauis sitzen als politische Gefangene in marokkanischen Gefängnissen; hunderte sind einfach verschwunden. Im Jahr 2005 kam es zur sogenannten „Zweiten Saharauischen Intifada“, wo es vermehrt zu Demonstrationen kam, nachdem eine kleine Demonstration von Angehörigen eines Häftlings, der wegen Beleidigung des Königs in ein Gefängnis in Agadir verlegt werden sollte, von der Polizei brutal niedergeschlagen wurde. Es kam zu Massenverhaftungen, Folter und jahrelangen Gefängnisstrafen. Der internationalen Presse und verschiedenen Untersuchungskommissionen der EU wurde allerdings die Einreise in die Westsahara verboten, etwas was Marokko schon öfter getan hat.

Da die sozialen Missstände anhielten, organisierten saharauische Aktivisten im Oktober 2010 das Protestcamp Gdeim Izik, in der Nähe der Hauptstadt El Aaiún. Die Gründe für das Protestcamp waren die soziale und wirtschaftliche Benachteiligung der Saharauis in den besetzten Gebieten. Während nämlich Marokko zwar die Infrastruktur für die marokkanischen Siedler enorm verbesserte, blieben Saharauis von den Verbesserungen ausgeschlossen.

Mit tausenden Jaimas/Khaimas (traditionellen Zelten) errichteten sie eine Zeltstadt, in der hauptsächlich Familien für mehr soziale Gerechtigkeit demonstrierten; insgesamt über 20.000 Menschen. Das Camp hielt einen Monat, während es von marokkanischen Sicherheitskräften umzingelt war. In der zweiten Woche wurde ein 14-jähriger Junge von den Sicherheitskräften erschossen, weil das Auto, in dem er saß, nicht am Checkpoint gehalten hatte. Am Morgen des 08. November 2010 wurde das Camp von ca. 3000 Polizisten gewaltsam geräumt. Dabei kamen Tränengas, Wasserwerfer und Schlagstöcke zum Einsatz, laut saharauischen Quellen auch Schusswaffen. Eine Gruppe Jugendlicher versuchte sich mit Steinen zu wehren, doch nach wenigen Stunden war vom Camp nichts mehr übrig. Die Polizei hatte alles niedergebrannt. Hier das Camp vor, während und nach der Räumung:

Tausende Saharauis machten sich daraufhin auf den Weg, 18 km zu Fuß durch die Wüste, nach El Aaiún. Dort hatten die Angehörigen bereits erfahren, was passiert war und wollte zum Camp, um zu helfen. Als die Polizei sie davon abhielt, fingen sie an, zu demonstrieren und errichteten Barrikaden. Die Polizei versuchte mit Gummigeschossen und Tränengas (die Demonstranten berichten allerdings, dass auch scharf geschossen wurde) die Demonstrationen aufzulösen, doch sie schafften es anfangs nicht, da immer mehr Leute dazu kamen. Auch die Teilnehmer des Camps, die mittlerweile in El Aaiún eingetroffen waren, schlossen sich den Protesten an und fingen schließlich an, sich mit Steinen und Molotov-Coctails zu wehren. In der selben Nacht wurde eine Ausgangssperre verhängt. Während dieser Nacht wurde jedes saharauische Haus durchsucht und tausende Menschen in ihren Häusern verhaftet, marokkanische Siedler und Polizisten plünderten saharauische Geschäfte und zerstörten Wohnungen. Zwei Tage später berichtete der Außenminister des Polisario, dass in El Aaiún enthauptete Körper auf der Straße lägen, Körper mit Schussverletzungen, auch Kinder. Marokko zeigte jedoch ausschließlich friedliche Bilder, die allerdings nur die von Marokkanern bewohnten Viertel zeigten, nicht die Viertel der Saharauis. Auch die Opferzahlen gehen weit auseinander. Während die marokkanische Regierung von 11 toten Polizisten und zwei toten Saharauis spricht, gehen saharauische Quellen von zwischen 40 und über 100 toten Saharauis, über 4000 Verletzten und über 2000 Inhaftierten aus. Da Marokko die ausländische Presse jedoch nicht ins Land ließ, und erst eine Woche nach den Zusammenstößen einzelnen Journalisten die Einreise genehmigte, wissen wir nicht genau, was dort passiert ist. Es gibt einzelne Handyvideos aus El Aaiún und Smara, die sind aber oft sehr kurz und zusammenhangslos. Was man jedoch sieht sind die Angriffe der Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen, die Barrikaden und verletzte Menschen. Die einzigen Aufnahmen von der Räumung des Camps und der darauffolgenden Repressionen stammen von zwei Aktivisten, einem Mexikaner und einer Katalanin, die zu der Zeit im Camp waren und in den folgenden Tagen untertauchten mussten, weil sie von der Polizei gesucht wurden. Ihnen verdankt man die Berichterstattung, die in Deutschland zwar, wie so oft, inexistent war, in Spanien jedoch überall auf den Titelblättern erschien. Viele der internationalen Beobachter sehen im Protestcamp Gdeim Izik und den darauffolgenden Protesten in El Aaiún, Smara und Dakhla den Beginn des Arabischen Frühlings, der sich daraufhin auf andere Länder ausweitete.

Hier eine kurze Doku mit englischen Untertiteln über das Camp Gdeim Izik:

Die marokkanische Polizei ist weltweit für ihre brutale Art bekannt. Nicht nur Saharauis leiden unter ihr, sondern auch Oppositionelle und eigentlich jeder, der demonstrieren geht, wie z.B. die Demonstranten, die 2011 während des Arabischen Frühlings protestierten oder die Rifkabylen (Berberstamm in Nordmarokko), die seit jeher, und besonders seit 2011, immer wieder für mehr Autonomie ihrer Region und gegen die jahrhundertelange Arabisierung ihrer Kultur demonstrieren. Doch besonders brutal geht die marokkanische Polizei mit den saharauischen Frauen um. Woran das liegt, weiß ich nicht genau. Vielleicht stört sie die Stellung der Frau in der saharauischen Gesellschaft, eine Stellung, die im islamischen Kulturkreis nahezu einzigartig ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Frauen überall mit demonstrieren und scheinbar ein einfacheres Ziel sind. Tatsache ist jedoch, dass es die Frauen sind, die am stärksten unter der polizeilichen Gewalt leiden.

Ein großer Streitpunkt – und meiner Meinung nach etwas, was sofort aufhören muss – ist, dass Marokko die Rohstoffe der Westsahara in einem kriminellen Maße ausbeutet. Wie schon gesagt, befinden sich in der Westsahara sowohl das größte Phosphatvorkommen der Welt, als auch einer der größten Fischbänke des Atlantiks. Außerdem gibt es Erdöl- und Erdgasvorkommen, Uran, Sand (jaha!) und mittlerweile auch Landwirtschaft. Es wird geschätzt, dass das Gebiet der Westsahara das rohstoffreichste im gesamten Maghreb ist. Marokko ist heute der größte Phosphat-Exporteur der Welt, unzählige Großkonzerne beziehen ihr Phosphat aus den Minen der Westsahara; die EU, Russland und Japan haben Fischereiabkommen mit Marokko abgeschlossen, die es ihnen erlauben, in den Gewässern der Westsahara zu fischen. Durch die wasserintensive Landwirtschaft sind jetzt schon hunderte natürliche Grundwasserquellen versiegt und dieses Obst und Gemüse kommt in Europa in die Supermärkte. Herkunft: Marokko (eigentlich illegal). Die Lagune von Dakhla, im Süden der Westsahara, in der es einst von Kraken nur so wimmelte, ist heute weitestgehend leer gefischt. Das Problem ist, dass es der saharauischen Bevölkerung nicht zu gute kommt. Ihr Land wird rechtswidrig ausgebeutet und ihnen bleibt eine Beteiligung am Gewinn verwehrt. Natürlich investiert Marokko in Infrastruktur. Wenn man heute die saharauischen Städte El Aaiún, Smara oder Dakhla sieht, kann man nur beeindruckt sein.

Aber was bringt es den Menschen, tolle Straßen und Moscheen zu haben, wenn sie keine Arbeit haben und ihnen der Zugang zur Bildung erschwert wird? Saharauis, die sich dem marokkanischen Regime beugen, haben ein schönes Leben. Ein Großteil dieser Kollaborateure arbeitet heute in den Behörden des Landes. Diejenigen jedoch, die sich weigern, die illegale Besetzung anzuerkennen und auf ihr legitimes Recht auf Selbstbestimmung beharren, die haben es nicht einfach. Während zum Beispiel die Saharauis vor der Okkupation noch die Mehrheit in den Phosphatminen ausmachten, stellen sie heute nicht einmal mehr 10% der Arbeiter. In den besetzten Gebieten liegt die Arbeitslosenquote generell bei ca. 25%, doch steigt sie bei den Saharauis bis auf 70%, bei saharauischen Akademikern liegt sie bei 50%.  Ein Saharaui bekommt nicht den Job, wenn sich auch ein Marokkaner beworben hat. Sie leben in ihrem Land als Bürger zweiter Klasse.

In den befreiten Gebieten

Viel weiß man nicht über das Leben der Menschen in den befreiten Gebieten. Es gibt mehrere Ortschaften, die größte ist Tifariti mit ca. 3.000 Einwohnern. Tifariti ist auch die provisorische Hauptstadt der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS), solange El Aaiún noch besetzt ist. Der Großteil der Bevölkerung lebt jedoch nicht in den Städten/Dörfern, sondern nomadisch. Mit ihren Kamelen und Ziegen ziehen sie durch die endlose Wüste, immer auf der Suche nach Trinkwasser und etwas Essbarem. Leider kommt es oft zu Minenopfern, da das Minengebiet weit in das Land hineinreicht.

In Tifariti hat auch der Frente Polisario einen Sitz, während das Hauptquartier in den Flüchtlingslagern liegt. Die Amtssprachen der DARS sind Arabisch (Hassaniya) und Spanisch, wobei Spanisch hauptsächlich in der Bildung und im Gesundheitswesen genutzt wird. Die Mehrheit der Saharauis spricht Spanisch als Zweitsprache. Grund hierfür ist zum einen die koloniale Vergangenheit, zum anderen aber auch die starke Zusammenarbeit mit Kuba und mit verschiedenen spanischen NGOs. Es gibt für die Menschen eine Schule, ein Krankenhaus und Wasser. Was jedoch Lebensmittel angeht u.ä. ist das Gebiet von internationaler Hilfe abhängig. Das Schulsystem ist für die Bewohner kostenlos, sodass man es in wenigen Jahren geschafft hat, die Alphabetisierungsrate der Saharauis von einer der niedrigsten in ganz Afrika auf über 90% zu bekommen (vor allem in den Flüchtlingslagern in Algerien). Seit kurzem gibt es sogar eine Universität in Tifariti, in der man vier Fächer studieren kann: Krankenpflege (wie in Spanien ein Studiengang und keine Ausbildung), Informatik, Lehramt und Journalismus. Unterstützt wurde der Erbau der Uni von 10 spanischen Universitäten und einigen anderen, hauptsächlich aus Afrika und Lateinamerika. Entstanden ist die Uni aus der Not heraus, dass zwar alle Saharauis außerhalb der besetzten Gebiete ihre Schule beenden, danach aber entweder nicht weiter machen können oder auf ein Stipendium angewiesen sind, um im Ausland zu studieren. Tausende Saharauis studieren in Algerien oder auf Kuba. Mit der Universität in Tifariti möchte man den Einheimischen die Chance geben, in ihrem Umfeld bleiben zu können und sich trotzdem weiterbilden zu können.

In den Flüchtlingslagern in Algerien

Die Mehrheit der Saharauis, die Zahlen schwanken je nach Quelle zwischen 100.000 und 180.000, lebt in den Flüchtlingslagern bei Tindouf, in der algerischen Wüste. Es sind diejenigen, die vor der marokkanischen Armee im Jahr 1975/76 geflohen sind und auch deren Nachfahren. Generationen von Saharauis kennen nur das; das Leben in den Flüchtlingslagern. Teilweise leben sie nun schon in der dritten und vierten Generation hier. Seit 40 Jahren warten die Menschen dort auf eine Lösung des Konflikts, hoffen darauf, dass die Welt sie endlich erhört.

Es gibt vier Flüchtlingslager bei Tindouf, die allesamt nach saharauischen Städten benannt sind: El Aaiún, Smara, Dakhla und Auserd. Diese Wilayas (Distrikte) sind wiederum in Daïras (Kreise) unterteilt, die dann nochmal in Viertel (barrios oder hays) gegliedert sind. Jede dieser Einheiten hat verschiedene Kompetenzen und sie werden allesamt von den Saharauis organisiert. Es gibt über 60 Schulen (Vorschulen, Grundschulen, weiterführende Schulen), mehrere Ausbildungszentren, etwa 30 Krankenhäuser und Kliniken und viele Kulturzentren. Wichtige öffentliche Gebäude, sind aus Lehm gebaut, während der Großteil der Bevölkerung in Zelten (jaimas) lebt. Durch die Unterstützung von ihren im Ausland lebenden Angehörigen konnten sich einige Familien allerdings auch selbst Lehmhäuser bauen. Die Mehrheit hat keinen Zugang zu Strom oder fließend Wasser. Da die Lager zudem noch mitten in der algerischen Hammada liegen, die auch „Garten des Teufels“ genannt wird, können sich die Menschen kaum selbst versorgen. Hier ist es so heiß, wie fast nirgendwo auf der Welt. Im Sommer steigen die Temperaturen schnell über 50°C und die zahlreichen Sandstürme, Überschwemmungen, wenn es mal doch regnet, und die kalten Nächte tun ihr übriges. So sind die Leute hier ausschließlich auf internationale Hilfe angewiesen. Das Welternährungsprogramm der UN, der Algerische Rote Halbmond und UNHCR helfen, bringen Lebensmittel, Trinkwasser, Baumaterialien etc., doch die Hilfe ist mit den Jahren immer weniger geworden. Vieles kommt aus Privatspenden, hauptsächlich aus Algerien und Spanien. Trotzdem leiden über 30% der Kinder an chronischer Unterernährung, 40% der Kinder und fast 50% der Frauen an Anämie (Blutarmut). Seit Jahren warnen die NGOs, das Rote Kreuz, der Rote Halbmond etc. vor den Folgen, wenn die Hilfe für die Menschen dort weiter gekürzt wird. Aber anscheinend finden sie kein Gehör. Genauso wie sie es nicht fanden, als sie vor den Folgen der katastrophalen Zustände in den libanesischen und türkischen Flüchtlingslagern warnten.

Tausende Familien sind seit Jahrzehnten getrennt. Marokko erlaubt keine Grenzüberschritte, sodass sich viele Familien seit dem Krieg nicht wiedergesehen haben. Ab und zu dürfen Saharauis aus den besetzten Gebieten in die Flüchtlingslager, es ist aber auch schon passiert, dass sie auf der Rückreise nicht wieder rein gelassen wurden. Die Flüchtlinge in den Lagern besitzen, anders als ihre Familien in den besetzten Gebieten, die saharauische Staatsbürgerschaft, die aber nur von 50 Staaten anerkannt wird. Deshalb dürfen sie nicht nach Marokko einreisen.

Junge Leute haben in den Lagern keine Perspektiven. Da es eine allgemeine Schulpflicht gibt, beendet zwar jeder seine schulische Ausbildung, kann danach aber wenig machen. Tausende junge Saharauis aus den Flüchtlingslagern studieren in Spanien, Algerien und Kuba, die ihnen Stipendien zur Verfügung stellen. Viele kehren danach zurück, um zu helfen, andere wiederum bleiben im Ausland, da sie mit ihrem Beruf Zuhause nichts anfangen können. Mit dem Geld, das sie dann im Ausland verdienen, unterstützen sie ihre Familien in der Wüste. Dank dieser Unterstützung konnten sich einige Familien kleine Existenzen aufbauen (z.B. Bäckereien, Taxi-Service zwischen den Lagern, etc.), aber zum überleben reicht das nicht (der Durchsnittlohn beträgt ca. 40€/ Monat).

Der Frente Polisario setzte schon von Beginn an auf Bildung. Zwar sind die Schulmaterialien nicht die besten, trotzdem stieg die Alphabetisierungsrate von 5% im Jahr 1991 auf über 90% im Jahr 2005. Lehrer*innen sind immer Saharauis, genauso wie in den meisten Tätigkeiten, die hier ausgeübt werden können. Lebensmittel- und Trinkwasserausgaben, Politik, die Gerichte und Gefängnisse etc., werden von den Saharauis übernommen. Der Frente Polisario ist der Meinung, dass man so der Hoffnungslosigkeit der Flüchtlinge entgegenwirken kann. Und es scheint zu klappen. Das Leben in den Flüchtlingslagern ist zwar hart und menschenunwürdig, trotzdem funktioniert das Zusammenleben erstaunlich gut. Ursprünglich war die saharauische Gesellschaft von einem Kastensystem geprägt (wie in Mauretanien), doch dieses verschwand im Laufe des 20. Jhd. Besondere Auswirkungen hatte natürlich die Politik des Polisario, um eine egalitäre Gesellschaft zu errichten.

Der Frente Polisario sollte jetzt aber nicht als eine demokratisch gewählte Partei verstanden werden. Natürlich haben sie viel für die Bevölkerung gemacht und können mit sehr viel Unterstützung rechnen. Tatsache ist aber auch, dass Mohamed Abdelaziz seit fast 40 Jahren der Generalsekretär des Frente Polisario und der Präsident der DARS ist. Innerhalb des Frente Polisario gibt es auch Kritiker, die seinen diplomatischen Kurs ablehnen und lieber wieder zu den Waffen greifen wollen. Unter den Saharauis ist jedoch eines klar: der Frente Polisario ist ganz allein ihr Problem. Marokko nutzt jede Gelegenheit, um den Frente Polisario zu delegitimieren, weil die Spitze nicht demokratisch gewählt sei. Jedoch scheint dies in Anbetracht der eigenen Machthaber (die Alaouiten regieren seit ca. 300 Jahren ohne gewählt worden zu sein) etwas scheinheilig. Die Saharauis sind sich ihrer Lage sehr wohl bewusst und werden sich darum kümmern, sobald sie ihre Unabhängigkeit erlangt haben. Sogar der Frente Polisario selbst sagt, dass sie sich auflösen werden, sobald das Ziel erreicht ist.

Ohne die Hilfe Algeriens, Kubas, aber auch vor allem spanischer Provinzen und der spanischen Zivilbevölkerung, wäre das Überleben der Menschen in den Flüchtlingslagern unmöglich. Neben den Lebensmittelspenden stiften sie Krankenhäuser, Schulen, Versorgungszentren und versuchen immer wieder, den Konflikt in die Öffentlichkeit zu tragen. Eines der medienwirksamsten Projekte ist das jährlich stattfindende Internationale Filmfestival der Sahara (FiSahara). Hier wird, mitten in der Wüste, eine riesige Leinwand aufgestellt und den Flüchtlingen Filme vorgeführt. Außerdem kommen bis zu 200 internationale Gäste, darunter wichtige spanische Schauspieler (u.a. Javier Bardem und Penelope Cruz), Regisseure (Pedro Almodóvar, Ken Loach, Willy Toledo, Icíar Bollaín) und Musiker (z.B. Manu Chao, Miriam Makeba) zum Festival, um so mehr Aufmerksamkeit für den Konflikt zu bekommen. Sie kommen aus Solidarität, es gibt kein Bling-Bling, keinen Roten Teppich, keine Cocktails. Sie wohnen bei den Saharauis in den Zelten und erfahren, wie sie leben. Beschrieben wird das FiSahara von ihnen als „das magischste Filmfestival der Welt, am unwirtlichsten Ort unseres Planeten“.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch das Projekt „Vacaciones en paz“ (Ferien in Frieden) erwähnen. Es ermöglich jährlich hunderten saharauischen Kindern die Sommermonate in einer spanischen Gastfamilie zu verbringen. Finanziert wird es hauptsächlich von den Rathäusern und Provinzen in Spanien, doch für die Unterhaltskosten kommen die Gastfamilien auf. Zum einen können die Kinder so den hohen Temperaturen im Sommer entfliehen und haben zum anderen die Chance, in Spanien ärztlich behandelt zu werden, sich richtig zu ernähren, um die Vitamin- und Mineralstoffreserven wieder aufzufüllen, dem tristen Alltag in der Wüste zu entkommen, die spanische Sprache zu verbessern, etc. So sollen auch familiäre Bindungen entstehen, die über Jahre eine Beziehung garantieren können. Viele Gastfamilien besuchen die Flüchtlingslager, schicken Lebensmittel, Medikamente, etc. zu „ihren“ Kindern in den Lagern und werden sich so der Situation der Menschen dort bewusst. Die Solidarität der spanischen Bevölkerung ist immer stärker geworden, selbst in der Krise. Dies steht im krassen Gegensatz zur offiziellen Haltung Spaniens gegenüber der Westsahara und Marokko.

Die Rolle der Frau in den Flüchtlingslagern ist hier besonders stark hervorzuheben. Es gibt wenige Gesellschaften in der muslimischen Welt, in der die Frau eine ähnlich starke Rolle inne hat wie in der saharauischen. Die Frauen waren schon vor der Kolonialzeit um einiges emanzipierter als in den Nachbarländern. Doch während der Kolonialzeit und der Zeit als spanische Provinz wurde diese Rolle ausgebaut und kam ab dem Krieg zwischen dem Frente Polisario und Marokko besonders zum Tragen. Die Frauen waren zu der Zeit alleine in den Flüchtlingslagern, weil die meisten Männer an der Front kämpften. So lag das Vorankommen in ihren Händen. Sie errichteten die Camps, kümmerten sich um die Kinder, errichteten die Zelte und organisierten den Alltag. Heute sind sie überall präsent. Sie besetzen wichtige politische Positionen, haben unzählige Vereine gegründet, mit denen sie die Rechte der Frauen und die Rolle der Frau in der saharauischen Gesellschaft stärken möchten; sind bei den Demonstrationen die lautesten und, um es kurz zu fassen, der Grundpfeiler der Flüchtlingslager und des Widerstands. Ohne sie gäbe es die Saharauis wohl nicht mehr so, wie es sie heute gibt. Sie geben dem Exil eine Würde; lassen es nicht zu, dass sie zu einem weiteren Flüchtlingslager werden, wo die Menschen nur noch darauf warten können, dass ausländische Hilfe ihnen etwas zu Essen bringt. Ihr Ziel ist es, die Unabhängigkeit für die Westsahara zu erreichen und danach kommt, so sagen sie, der Rest. Denn natürlich ist auch die Situation der Frau vor Ort verbesserungswürdig. In vielen Familien ist die Heirat z.B. immer noch das höchste Ziel und es gibt viele Diskussionen über das Tragen der Melhfa (dem traditionellen, 4 Meter lange, Gewand der saharauischen Frauen): einige sehen ihn als religiöses Symbol, andere als Teil der saharauischen Identität (tatsächlich trugen Saharauis, wie alle Nomadenvölker, schon lange vor der Islamisierung Kopftücher, etc., um sich vor dem Sand zu schützen, etc.). Besonders in den besetzten Gebieten ist das Tragen der Melhfa ein Akt des Widerstands geworden, denn damit wird jede Trägerin als Saharaui identifiziert (was eben zu Diskriminierung, Anfeindungen oder sogar Gewalt führen kann). In den Flüchtlingslagern gibt es Stimmen, die mittlerweile das Tragen der Melhfa in Frage stellen: denn während viele, auch und vor allem Männer, die Melhfa als Kulturgut der Saharauis verteidigen und denken, dass die Frauen sie tragen sollten, um ihre saharauische Identität nach draußen zu tragen, haben die meisten saharauischen Männer aufgehört, das traditionelle männliche Gewand, den Dakrâa, zu tragen. Zurecht fragen sich jetzt einige, warum von den Frauen das Tragen des Kleidungsstücks verlangt wird, um die saharauische Identität am Leben zu erhalten, aber von den Männern nicht…Aber wie gesagt, man ist sich der Probleme vor Ort sehr wohl bewusst und arbeitet daran.

Für viele sind die saharauischen Frauen zum Symbol für das Streben nach Freiheit geworden. Würde mich jemand fragen, wie ich mir Freiheit oder das Streben nach ihr, vorstelle, wäre es dieses Bild: Eine saharauische Frau steht vor dem marokkanischen Schutzwall, hinter dem das marokkanische Miltär stationiert ist, streckt die saharauische Flagge in die Höhe und macht dabei das Peace-Zeichen. Es ist nur ein Bild und doch vermittelt es so vieles. Die Winzigkeit im Vergleich zur Landschaft und der Okkupationsmacht, die Verbundenheit mit ihrem Land, ihre friedliche Art und die Würde. Die Würde dieses Volkes, das nun schon vier Jahrzehnte darauf wartet, in ihre Heimat zurückkehren zu können und immer noch an eine friedliche Lösung glaubt.

Mujer Saharaui

Leider scheint es so zu sein, dass es den älteren, einflussreichen Saharauis in den Flüchtlingslagern, immer schwerer fällt, die Jugend vom friedlichen Weg zu überzeugen. Das saharauische Exil und die Forderung der Durchsetzung der UN-Resolution, um ihre Freiheit zu erreichen, war immer pazifistisch. Das bedeutet zwar nicht, dass man die Armee abgeschafft hat; noch gibt es weiterhin die Wehrpflicht für den Ernstfall. Doch das Vertrauen der Menschen in die Weltgemeinschaft war immer immens. Allerdings scheint in den letzten Jahren die Stimmung etwas zu kippen. Die jungen Leute haben keine Perspektiven, sie wachsen mit dem Wunsch auf, ihr Land kennen zu lernen, von dem man ihnen so viel Schönes erzählt hat. Und sie sehen einfach, dass sich nichts tut. Die Welt schaut weg, es scheint niemanden zu interessieren. Daher wird der Ruf, zu den Waffen zurückzukehren immer lauter. Noch schaffen es die Alten, die Jugend zu beruhigen. Aber wie lange soll das noch gut gehen? Wie lange möchte die Welt das Seil noch anspannen? Wenn man ein Seil überspannt, dann reißt es irgendwann. Sollte es irgendwann reißen, dann hoffe ich nur, dass man sich bei der UN und in der EU darüber bewusst ist, dass es ihre Schuld war. Man kann den Jugendlichen, deren Eltern und Großeltern schon im Flüchtlingslager geboren wurden, nicht vorwerfen, mit allen Mitteln versuchen zu wollen, dass die Weltgemeinschaft sie nicht vergisst.

Eine weitere Bedrohung stellt der radikale Islamismus dar, der im Norden von Mali wütet und ab und zu auch nach Südalgerien überschwappt. Vor ein paar Jahren drang eine dieser islamistischen Gruppen in die Flüchtlingslager ein und entführte drei NGO-Mitarbeiter. Diese Gruppen finden in den menschenleeren Gegenden der Sahara relativ sichere Rückzugsorte und könnten versuchen, sich den Frust der saharauischen Jugend zu Eigen zu machen. Noch ist dies nicht passiert und der islamistische Fundamentalismus war und ist in der saharauischen Gesellschaft kein Thema. Aber man sollte vielleicht nicht ewig darauf vertrauen, dass die Saharauis ohne Mittel das schaffen, wo wir selbst in Westeuropa versagen.

Kann es eine Lösung geben?

Es muss eine geben. Einfach wird sie aber auf gar keinen Fall. Spanien ist, nach internationalem Recht, weiterhin die administrative Macht der Westsahara und hat auch die Souveränität der Westsahara nicht an Marokko abgetreten. Daher liegt es eigentlich allein an Spanien, den Konflikt zu beenden. Bisher haben sich alle Regierungen davor gedrückt: zu wichtig war eine freundschaftliche Beziehung zu Marokko. Denn mal ganz von den Fischereiabkommen und anderen wirtschaftlichen Verträgen abgesehen, sitzt Marokko oft am längeren Hebel. Solange Spanien sich mit dem Thema Westsahara zurückhält, hält sich Marokko auch mit seinen Forderungen zurück, Ceuta und Melilla zu beanspruchen. Solange alles gut läuft, hält Marokko die tausenden afrikanischen Flüchtlinge, die in Marokko darauf warten, irgendwie die Grenze nach Spanien zu überqueren, davon ab, dies zu tun. Kritisiert Spanien etwas an Marokko, öffnet es die Tore und tausende Menschen riskieren ihr Leben, indem sie versuchen, die bis zu sechs Meter hohen Grenzzäune von Ceuta und Melilla zu überqueren. Dabei kommt es immer wieder zu schweren Verletzungen (wegen der scharfen Klingen des Stacheldrahts) und zu Todesopfern. Ich denke, ich wage mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass uns das selbe Verhalten mit der Türkei bevorsteht.

Außerdem hat Spanien nicht mehr die Macht, etwas an der Situation zu ändern. Allerdings kann nur Spanien den Konflikt auf den Tisch legen und muss darauf beharren, dass die mächtigeren Staaten, vor allem Frankreich und USA, helfen, eine Lösung zu finden. Das wird schwierig, denn beide Länder sehen in Marokko einen starken Partner in der Region. Aber vielleicht wird sich auch das ändern, denn die islamistischen Parteien haben in Marokko stark an Rückhalt in der Bevölkerung gewonnen. Zwar geht eigentlich alle Macht vom König aus, der sowohl die Richter als auch den Präsidenten und Minister ernennt, das Parlament auflösen kann, wann immer er will, etc., dennoch wurde der Kandidat der islamistischen PJD zum Ministerpräsidenten ernannt. Umgeben von Staaten, in denen der Radikalismus stark zunimmt (Algerien, Mali, Libyen etc.) wäre ein neuer, gemäßigter Partner in der Region, nämlich die unabhängige Westsahara, kein Nachteil, sondern ein Vorteil. Je länger die Konfliktlösung dauert, oder anders gesagt, je länger man darauf wartet, dass der Konflikt von selbst verschwindet, desto wahrscheinlicher ist es, dass es wieder zum Krieg kommt. Das kann in niemandes Interesse sein. Mal ganz davon abgesehen, dass es die verdammte Pflicht der Weltgemeinschaft ist, den Konflikt zu lösen, denn die Saharauis haben das Recht zugesprochen bekommen (von der UN und dem Internationalen Gerichtshof), über ihre Zukunft selbst entscheiden zu dürfen.

Spanien könnte den Saharauis auch einfach wieder die spanische Staatsbürgerschaft geben, die ihnen, rechtlich gesehen, nie hätte weggenommen werden dürfen. Schließlich kann einem Spanier, und das waren die Saharauis ja, als die Westsahara eine Provinz Spaniens war, die Staatsangehörigkeit nie weggenommen werden, es sei denn er verzichtet auf sie. Auf diese Weise würde der Druck wachsen, schließlich wären es dann europäische Staatsbürger und die EU könnte nicht weiterhin so tun, als gäbe es sie nicht. Für Saharauis ist es allerdings fast unmöglich, die spanische Staatsbürgerschaft zu beantragen, da sie aus einem Land kommen, das Spanien nicht anerkennt. Wie einfach wäre es doch, dies zu ändern. Aber dann könnte Spanien nicht mehr weggucken, wenn hunderttausende Landsleute unter unmenschlichen Bedingungen leben.

Die Passivität gegenüber diesem Volk, das auf uns vertraut, ist einfach eine Schande. Eine Schande für Spanien; eine Schande für die EU, die die wirtschaftlichen Interessen über die Menschenrechte stellt; eine Schande für die UNO, die unfähig ist, ihre eigenen Beschlüsse durchzusetzen; und eine Schande für die ganze Welt, die ein Volk einfach im Stich lässt und weg guckt. Mir ist bewusst, dass es viele solcher Konflikte gibt. Hier handelt es sich aber um die letzte Kolonie Afrikas. Ein Volk, ein Land, das das Recht hat, frei zu sein und nicht von irgendwelchen ausländischen Mächten ausgebeutet, gefoltert und getötet zu werden, nur weil es nicht groß genug ist. Natürlich vergesse ich dabei nicht den Nahost-Konflikt, der ähnlich (aber eben nur ähnlich) gelagert ist; auch die Palästinenser warten auf ihren eigenen Staat, der ihnen von der UN zugesprochen wurde. Es gibt aber eine Sache, die beide Konflikte unterscheidet. Während es die Palästinenser immer wieder mit Gewalt versuchen, setzen die Saharauis auf eine friedliche Lösung. Trotz all dem Unrecht, das ihnen wiederfährt, denken sie, dass der Frieden die beste Lösung ist. Wenn man es nach den europäischen Moralvorstellungen beurteilt, die natürlich mehr als scheinheilig sind, und einem friedlichen Kampf immer dem gewaltsamen den Vorzug gibt: Ist das nicht ein Volk, das unserer Unterstützung würdig ist? Ein Volk, das all unsere „westlichen“ Werte für bare Münze nimmt, 40 Jahre in der Wüste zu warten bereit ist, weil es darauf vertraut, dass wir ihnen helfen? Darf man so ein Volk nochmal enttäuschen? Nein, darf man nicht. Und wenn man es schon nicht aus Solidarität und Überzeugung tut, dann wenigsten aus dem egoistischen Impuls heraus, nicht mit der Gewissheit leben zu müssen, dass jeder Tropfen saharauischen Bluts, das im nächsten Krieg vergossen werden wird, an unseren Händen klebt.

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