Hier möchte ich eine kleine Einführung in die Aussprache der katalanische Sprache geben. Es geht nicht darum, die Sprache wirklich zu lernen, sondern eher darum, ein gewisses Grundwissen zu vermitteln, um z.B. zu wissen, wie Straßennamen oder Sehenswürdigkeiten ausgesprochen werden, oder um die Angestellten im Restaurant oder im Supermarkt zu begrüßen, sich gegebenenfalls vorzustellen und zu verabschieden.
Prinzipiell muss man sagen, dass die Aussprache des Katalanischen nur wenige Überraschungen birgt. Im Gegensatz zum Französischen oder Englischen werden Wörter eigentlich meistens so ausgesprochen, wie sie geschrieben werden. Dabei ist natürlich die Aussprache der einzelnen Buchstaben im Katalanischen zu beachten. Oft wurden im Unterricht Wörter falsch ausgesprochen – mit einer deutschen Aussprache – mit der Ausrede, dass man es ja so ausspricht, wie man es schreibt. Ein „j“ aber wie im Deutschen auszusprechen ist damit natürlich nicht gemeint.
Wer bereits Spanisch spricht, ist klar im Vorteil. Auch Leute, die Portugiesisch, Französisch oder Italienisch sprechen, müssen sich nicht mehr allzu doll anstrengen. Da das Katalanische innerhalb der westromanischen Sprachen eine Art Brücke zwischen den iberoromanischen Sprachen (z.B. Spanisch oder Portugiesisch) und den galloromanischen Sprachen (z.B. Französisch und Frankoprovenzalisch, aber auch galloitalische Sprache, wie das Piemontesische oder Lombardische) bildet, weist es sowohl Gemeinsamkeiten in der Aussprache als auch im Wortschatz mit beiden Untergruppen auf.
Die nachfolgende Tabelle ist linguistisch nicht unbedingt korrekt, da ich mich darauf konzentrieren wollte, die Aussprache einem deutschsprachigen Laien zu verdeutlichen, der normalerweise kein Interesse an Phonetik und Phonologie hat. Zwar werde ich mich des Phonetischen Alphabets bedienen, da es so einfacher ist, die Aussprache mancher Buchstaben zu verdeutlichen, aber ich hoffe es wird nicht zu verwirrend. Viele der Laute gibt es halt nicht im Deutschen, daher muss die Lautschrift herhalten. Hier möchte ich jedoch jedem, der an Sprachen interessiert ist, nahe legen, sich mit der Lautschrift vertraut zu machen, denn sie vereinfacht das Erlernen der Aussprache ungemein. Die jetzt erklärte Aussprache bezieht sich nur auf das Standardkatalanische Kataloniens in seiner zentralkatalanischen Varietät (also einem östlichen Dialekt). Das Zentralkatalanische hat die meisten Sprecher (ca. 4,7 Mio.), nicht nur in Katalonien — wo das Verhältnis bei ca. 10 : 1 liegt (ca. 440.000 Sprecher des Nordwest–Katalanischen) — sondern auch global gesehen (den ca. 4,7 Mio. Sprechern des Zentralkatalanischen stehen ca. 2,5 Mio. Sprecher des Valencianischen, ca. 900.000 Sprecher des Balearischen und wenige Zehntausend Sprecher des Nordkatalanischen gegenüber). Die Aussprache in Valencia, West- und Südkatalonien und teilweise auf den Balearen kann vom zentralkatalanischen Standard Kataloniens abweichen, was jedoch nicht heißt, dass man diese Aussprache dort nicht anwenden kann. Jeder wird einen verstehen. Für diejenigen, die speziell die westkatalanische (Nordwest-Katalanisch + Valencianisch) oder balearische Aussprache lernen möchten, werde ich bald einen gesonderten Beitrag verfassen.
Ein paar Anmerkungen zur Lautschrift:
- Das „umgekehrte e“ [ə] heißt Schwa und ist ein sehr wichtiger Vokal im Katalanischen. Im Deutschen existiert der Laut auch, man findet ihn überall, wo das <e> unbetont ist. Zum Beispiel das letzte <e> bei „bitte“ oder „Kanne“. In Lautschrift geschrieben sehen beide Wörter so aus: [ˈbɪtə] und [ˈkanə].
- Das <b, v> im Katalanischen kennt zwei Laute, genauso wie im Spanischen oder Süd-Okzitanischen. Am Wortanfang bzw. nach einer Pause, nach <m, n, ny> oder <b, p, g, k, d, t> [b] und zwischen zwei Vokalen und nach anderen Konsonanten [β]. Der zweite Laut ist sehr weich, man versucht [b] zu sagen, ohne dass sich die Lippen berühren.
- Im Katalanischen wird ein <d>, das zwischen zwei Vokalen oder nach <Vokal + r / l / s> steht, viel weicher ausgesprochen als im Deutschen. Der Laut entspricht dem des <th> im englischen Wort „the“. In der Lautschrift erscheint er als [ð]. „The“ wäre also [ðə].
- Im Katalanischen gibt es den Laut [ʒ]. Er entspricht dem zweiten <g> in „Garage“. In Lautschrift sieht das Wort so aus: [gaˈʀa:ʒə].
- Das <l> im Katalanischen ähnelt dem dunklen <l> im Englischen in „well“ oder dem <l> im Kölschen. Dieses dunkle L erscheint in der Lautschrift als [ɫ]. [wεɫ]
- Der Laut [ʎ] entsteht, wenn man l und j gleichzeitig artikuliert. Dazu bewegt man die Zunge an den Gaumen, als würde man ein dunkles L sagen wollen, und sagt /i/. Hier kann man sich den Laut anhören. Sollte dies nicht gelingen, kann man es auch vorübergehend wie ein deutsches <j> aussprechen (diese Aussprache ist dem spanischen Einfluss der letzten Jahrzehnte geschuldet und sollte nur benutzt werden, wenn man das [ʎ] wirklich nicht hinbekommt). [ʎ] findet man auch im Portugiesischen (geschrieben als <lh>), im Spanischen (<ll> geschrieben, aber heute meist [ʝ] ausgesprochen), im Okzitanischen (<lh> geschrieben) und im Italienischen (<gl> geschrieben). Die richtige Aussprache, besonders am Wortende, ist wichtig, da sie bedeutungsunterscheidend sein kann, z.B. col [ˈkɔɫ] (Kohl) ≠ coll [ˈkɔʎ] (Hals) ≠ coi [ˈkoj] (verdammt!); fil [ˈfiɫ] (Faden) ≠ fill [ˈfiʎ] (Sohn); al [ˈəɫ] (zum) ≠ all [ˈaʎ] (Knoblauch) ≠ ai [ˈaj] (ach, oh, autsch), etc.
- Der Laut [ɲ] kommt auch in anderen romanischen Sprachen vor. Im Französischem und Italienischem als <gn> (z.B. Champagner, Gnocchi), im Spanischen als <ñ> (z.B. España) und im Portugiesischen und Okzitanischen als <nh> (z.B. caminho oder Avinhon). Er entsteht, wenn man n und j gleichzeitig artikuliert. Als kleine Hilfe: Nicht mit dem n in „an“, sondern mit dem in „lang“ versuchen. Es wird weiter hinten, am hinteren Gaumen, gebildet. Besonders schwierig ist für viele die Aussprache am Wortende. Vor allem spanischsprachige Menschen tun sich schwer, ein [ɲ] am Wortende richtig auszusprechen. Entweder sie sagen /n/ oder /ni/, aber richtig ist nur /ɲ/, z.B.: any [ˈaɲ] (Jahr) oder seny [ˈsɛɲ] (Verstand).
- Das [z] beschreibt den Laut des <s> in „leise“ [ˈlaɪzə]
- [ʤ] klingt wie das <dsch> in „Dschungel“ [ˈd͡ʒʊŋl̩].
- Das Apostroph steht immer vor der betonten Silbe (eigentlich ist es kein richtiges Apostroph, sondern ein kleiner Strich, hier ist er aber leider kaum sichtbar: [ˈ]). So weiß man immer, wo die Betonung liegt. Beispiel: Katalonien [kataˈloːniən]; Berenguer [bəɾəŋˈge]
- Ein langer Vokal oder Konsonant wird mit einer Art nachstehendem Doppelpunkt markiert: Katalonien [kataˈloːniən]; connectar [kunːəkˈta]
Ein paar Einzelheiten haben ich ausgelassen, da es hier ja auch nicht darum gehen soll, die Aussprache perfekt hinzubekommen. Die Unterscheidung zwischen einem normalen und einem weichen /b/, /d/ oder /g/ ist nicht wirklich relevant für das Verständnis und verändert auch nicht die Bedeutung eines Wortes. Daran erkennt man jedoch, ob jemand wirklich die Sprache beherrscht oder nicht, denn die Unterscheidung der Konsonanten kommt mit dem Sprachgefühl. Sie unterstützt den „Redefluss“, ein weiches [β) oder [ð] kann man nämlich viel einfacher aussprechen, als ein [b] oder [d].
Jetzt möchte ich nochmal ein paar Digraphen, also Buchstabenkombinationen, vorstellen, die einen eigenen Laut haben. Ein paar habe ich schon oben beschrieben (ny, ll, rr, gu, qu, ss, tll, tm, ix).
Wer sich genauer mit der Aussprache und den einzelnen Lauten beschäftigen möchte, dem kann ich diesen Ausspracheführer (von der Uni Barcelona und der Uni Pompeu Fabra) und diese Website der Uni Barcelona empfehlen. Dort kann man sich die Laute sowohl einzeln, als auch im Kontext anhören, sich Grafiken angucken, die genau beschreiben, wo der Laut gebildet wird, etc.
So, jetzt ist alles wichtige zur Aussprache gesagt. Und keine Sorge, es soll gar nicht perfekt sein. Selbst wenn man etwas falsch ausspricht, werden sich die Leute freuen, dass man es immerhin versucht hat, und sie wissen es zu schätzen. Nun noch ein paar Regeln zur Betonung. Ich weiß, das mögen die wenigsten, aber immerhin gibt es im Katalanisch Regeln dazu. Jemand der Deutsch lernt, der kann nur verrückt werden, weil es einfach überhaupt keinen Sinn macht, wo ein Wort betont wird. Leider ist die Betonung im Katalanischen ziemlich wichtig, um zu wissen, ob z. B. ein o nun als [o] oder [u] ausgesprochen werden soll. Wobei sich selbst diese Wichtigkeit in Grenzen hält, da es ja auch Dialekte gibt, die ohne diese Unterscheidung in betonte und unbetonte Vokale auskommen. Nun denn, es gibt drei Regeln:
- Wörter, die auf Konsonanten enden, werden meistens auf der letzten Silbe betont (z.B. calçot)
- Wörter, die auf Vokal enden, werden meistens auf der vorletzten Silbe betont (z.B. Palma)
- Weicht die Betonung von diesen Regeln ab, wird es mit einem Akzent markiert ;)
Markiert man es nicht mit einem Akzent, kann es zu einer Bedeutungsveränderung kommen. Z.B. fàbrica (Fabrik), fabrica (er/sie stellt her), fabricà (er/sie stellte her). So kommt es zu den folgenden Akzentregeln:
- Wörter, die auf Vokal, Vokal + s, -en oder -in enden, jedoch auf der letzten Silbe betont werden, tragen einen Akzent (z.B. català, procés (Prozess), Berlín).
- Wörter, die auf Konsonanten enden (aber nicht auf Vokal + s, -en oder -in), jedoch auf der vorletzten Silbe betont werden, tragen einen Akzent (z.B. exàmens (Prüfungen), ABER examen (Prüfung, da es zwar auf der vorletzten Silbe betont wird, aber auf -en endet), cànon, públic (öffentlich).
- Wörter, die auf der vorvorletzten Silbe betont werden, tragen immer einen Akzent; z.B. màquina (Maschine), església (Kirche) oder història (Geschichte).
Der Akzent zeigt immer, wo das Wort betont wird, und ändert bei e und o die Aussprache, je nachdem ob sie nun offen (è, ò) oder geschlossen (é, ó) ausgesprochen werden. Hat man das System erstmal verstanden, so wird es auch einfacher, zu wissen, wo man einen Schwa benutzt oder nicht. Es gibt pro Wort nur eine betonte Silbe, d.h. im Umkehrschluss, dass der Rest unbetont ist. Ein unbetontes a oder e wird zum Schwa-Laut, ein unbetontes o wird zum u. Bei Worten wie Palma, wo das erste a betont wird, wird das letzte a zum Schwa. Bei Barcelona wird alles zum Schwa, außer das o, weil dort die Betonung liegt [bərsəˈlonə].
Bei jedem neuen Wort, werde ich die betonte Silbe unterstreichen, damit es so einfacher ist, die Aussprache zu lernen. Ich hoffe, das macht es etwas einfacher!
So, und nun ein paar Vokabeln, damit man das Gelernt auch ein bisschen anwenden kann!
Hier ein paar Städte, Dörfer, Stadtteile und wichtige Landschaften in Katalonien:
Compte als catanyolismes (recents) :
*hola / adiu R / salut (ei / (u-h)ep / eu / ou R / iu R) | caram! / carai! / carall! / carat! / caratso(s) ! / catso! / fava! R / fa! R / fatxos! R / rellamp! R / llampsis! / renoi! / manoi! / redéu! / vits! R / jo et floc-flic! | toca! / hala! (per a incitar a obrar, a accelerar l’acció)
*bona tarda / bon dia L’ús no interferit general en català del sistema de salutacions és de dir ‘bon dia’ tot lo dia (bona nit / bon vespre L’ús no interferit general en català del sistema de salutacions és de dir ‘bon vespre’ al vespre i ‘bona nit’ a la nit quan nos acomiadem)
*què tal (…) ? / com va (…) ? / com prova (…) ? / com te portes? – com us porteu? / què fas-feu? / què és de (…) ? / què hi ha de bo? / què dieu-conteu de bo? | pop. com va la bota? R / com va l’orgue?
*fins a l’altra! / fins un altre dia / al cop que ve! / a reveure! / a nos veure! / a més veure!
*fins (a) una altra! / fins un altre dia / al cop que ve! / a reveure! / a nos veure! / a més veure!
*fins ara! / a-fins més tard! / d’aquí a després ! / a tot arreu! R
fins demà! / d’aquí a demà ! / a demà! R
*fins després! / fins aviat! / a tot arreu! R / fins la tornada! (Ja ens direm coses! / Ja em diràs coses! Bal. = ja ens telefonarem o comunicarem d’una manera, quan serà el moment)
*fins la pròxima! / fins un altre dia / al cop que ve! / a reveure! / a nos veure!
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„llegèixic“ devia existir, però no pas en el català septentrional estricte, sinó que en el septentrional de transició https://spanienfuerdeutsche.files.wordpress.com/2017/01/catala-conjugacio.png
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Sí, tens raó. Quan tingui una mica de temps, revisaré les taules i en corregiré les imprecisions.
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